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Die sechs Brennpunkte der NHL-Saison

Worauf 2017/18 zu achten ist: LAOLA1-Scout Bernd Freimüller weiß es.

Die sechs Brennpunkte der NHL-Saison

Die NHL geht in ihre 100. Saison!

In der Nacht auf Donnerstag startet die Jagd auf die Hartgummischeibe auch in der besten Eishockey-Liga der Welt in Nordamerika. Bereits im Vorfeld gab es viel Diskussions-Potential - etwa aufgrund der fehlenden Olympia-Pause und den Neuankömmlingen der Vegas Golden Knights. Thomas Vanek findet in Vancouver ein neues Arbeitsumfeld vor.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat sechs Brennpunkte gefunden, auf die in der Jubiläums-Saison besonders geachtet werden kann.

Strafen-Orgien oder längst fällige Aufräumarbeiten durch die Referees?

Die Preseason-Spiele in den letzten Wochen arteten in wahre Strafen-Orgien aus. Der Grund dafür: Stockschläge werden ab sofort unnachgiebig bestraft – eine Konsequenz aus einigen Verletzungen der Vorsaison. Noch krasser allerdings: Bei Faceoffs wird zum ersten Mal seit Jahren auf die genaue Stellung der Center geachtet – überschreitet er die Markierungen, wird er ausgewechselt, wenn das auch seinem Ersatz passiert, gibt es eine Strafe. Wie immer bei solch kleinlichen Strafvollzügen stellt sich die Frage: Wer gibt zuerst nach? Stellen die Cracks ihr Spiel um oder lassen es die Refs nach einiger Zeit wieder schleifen?

Wie schlägt sich der Neuling?

Auch wenn man in Las Vegas derzeit natürlich andere Sorgen hat: Aber wie werden sich die Golden Knights in ihrer ersten Saison präsentieren? Nach dem Expansion Draft stand General Manager George McPhee mit einer Überzahl an Defendern da, eine Lage, die sich bis heute nicht sonderlich geändert hat. Dagegen dürfte es (bis auf James Neal) an Angreifern mit Abschluss-Qualitäten fehlen, vor allem auf der Center-Position ist man dünn besetzt. Es dürfte eher in Richtung Lottery Pick als Playoffs gehen, was für ein Expansion Team im ersten Jahr auch kein Problem darstellen sollte.

Keine Unterbrechung für die Olympischen Spiele

Seit 1998 werteten NHL-Profis das Eishockey-Turnier bei Olympia auf, für 2018 gilt das nicht: Die Klubbosse verzichteten auf eine Teilnahme in Pyeongchang. Zwar grummeln immer noch einige Cracks, aber sogar Russlands Superstar Alex Ovechkin dürfte sich damit abgefunden haben, dass er im Februar in Washington bleibt.

Die Regeln sehen jetzt so aus: Bei Olympia dürfen nur Spieler teilnehmen, die nicht unter einem NHL-Vertrag stehen. Allerdings dürfte es doch Ausnahmen geben: AHL-Spieler (unter NHL-Verträgen) dürfen nicht anreisen, nach Europa geschickte NHL-Akteure dagegen offenbar schon. So darf sich Libor Sulak, der letzte Saison noch in Znojmo agierte, Chancen auf die Spiele in Südkorea ausrechnen, nachdem ihn die Red Wings zu den Pelicans aus Lahti ausliehen. Die Teams aus den USA bzw. Kanada dürften sich vor allem aus älteren Legionären der europäischen Topligen (KHL bzw. Schweden) zusammensetzen.

Kings, Blackhawks und Red Wings – schon "over the hill"?

Jahrelang die NHL dominierend, aber jetzt vor einer schweren Zukunft: Haben diese Teams den rechtzeitigen Umbau verpasst? Die Los Angeles Kings gewannen zwar zwei Stanley Cups als körperlich starkes Team, in der letzten Saison wirkten sie aber langsam und als "Plodding Skaters" dem heutigen schnellen Spiel hinterherfahrend. Die Chicago Blackhawks verabschiedeten sich in den letzten beiden Spielzeiten jeweils in der ersten Playoff-Runde, und das bei anhaltenden Cap-Problemen. Trotz Stürmer-Stars wie Patrick Kane und Jonathan Toews scheint das Team vor allem in der Defensive so dünn wie seit langem nicht mehr besetzt zu sein.

Für die Detroit Red Wings ging in der letzten Saison die Serie von 25 Playoff-Teilnahmen zu Ende. Viel dramatischer: General Manager Jimmy Holland versucht weiter einen Umbau bei laufendem Betrieb und könnte bei Nichtgelingen seine letzte Saison in Detroit erleben. Vor allem die Defensive verfügt über kaum spielerischen Esprit.

Die junge Garde – Oilers, Maple Leafs und Jets?

Nach einem Jahrzehnt zum Vergessen zeigten die Edmonton Oilers in der letzten Saison endlich wieder auf. Hauptverantwortlich dafür: Das dynamische Duo Leon Draisaitl und Superstar Connor McDavid sowie Adam Larsson – endlich ein Einser-Defender in Edmonton. Kann das Team seinen Aufwärtstrend fortsetzen oder gibt es hinter McDavid und Draisaitl zu wenig offensive Tiefe?

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Auch die Toronto Maple Leafs zeigten sich letzte Saison von Jahren der Misswirtschaft erholt. Was McDavid für die Oilers, ist Auston Matthews für das Team von Mike Babcock, dazu kommen noch weitere Youngsters mit Superskills wie William Nylander oder Mitch Marner. Babcocks Teams agieren immer sehr diszipliniert und teamorientiert, das muss bei einer eher durchschnittlichen Defensive auch heuer der Fall sein.

Die Winnipeg Jets wollen in dieser Saison den Oilers und Maple Leafs in die Playoffs folgen, müssen das eigentlich auch. Nach Jahren des Vertröstens legen die Fans und Medien ihre unkritische Haltung nämlich zusehends ab. Zu groß ist das Offensiv-Potential des Teams, fünf der Top-6-Angreifer (Patrik Laine, Blake Wheeler, Nikolaj Ehlers, Mark Scheifele, Bryan Little) sind NHL-Klassecracks. Schon etwas besseres Goaltending durch Neuzugang Steve Mason und weniger Verletzungen (Ex-KAC-Crack Tyler Myers ist wiederhergestellt) sollten für eine erfolgreiche Saison reichen.

Was erwartet die Österreicher?

Nach langem Warten fand Thomas Vanek mit den Vancouver Canucks einen neuen Arbeitgeber. Große Dinge erwartet von Vancouver niemand, einzig der neue Coach Travis Green (einer von sieben neuen Bandenchefs heuer) gibt Anlass zum Optimismus. Der mittlerweile 33-jährige Österreicher könnte mit Youngster Brock Boeser um Eiszeit ringen – beides Rechtsschützen mit Abschluss-Potential. Vanek und Boeser standen im Sommer noch gemeinsam in einem Camp in Minneapolis auf dem Eis. Sollten die Playoff-Chancen der Canucks nicht mehr existent sein, wird Vanek zur Trading Deadline wohl weitergereicht werden, zuvor könnte er sich noch ab und zu am ungewohnten linken Flügel wiederfinden. Green tat sich schon mit einem Scherz über das Tempo-Defizit einer möglichen Toplinie mit den Sedins und Vanek hervor: "Ich habe die drei aufs Eis gerufen, sie waren aber zu langsam und haben ihren Einsatz dadurch verpasst."

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Im zweiten und letzten Jahr seines Vertrags mit den New York Rangers geht es auch für Michael Grabner - der Villacher feiert bei der Auftakt-Partie gegen Colorado im Madison Square Garden von New York seinen 30. Geburtstag - um seine persönliche Zukunft, ein Raketenstart wie in der Vorsaison würde ihm dabei natürlich helfen. Die Rangers gelten wieder als sicherer Playoff-Kandidat, kommen aber nur so weit, wie sie Goalie Henrik Lundqvist – mittlerweile 35 – tragen kann. Defender Kevin Shattenkirk soll das Offensiv-Potential an der blauen Linie erhöhen.

Im Gegensatz zu Vanek und Grabner hat Michael Raffl noch zwei Vertragsjahre vor sich, trotzdem würde eine bessere Saison als die letzte guttun. Der Villacher dürfte aber wieder voll fit sein und sich so dem Kampf um einen Platz im Kader der Philadelphia Flyers stellen. Oskar Lindblom und Nummer-2-Pick Nolan Patrick stehen ebenso neu im Stürmer-Lineup wie Jori Lehterä, ein aus St. Louis gekommener Center mit gutem Pass-Spiel, aber relativ schweren Beinen. Raffl könnte sich an der Seite stets rotierender Nebenspieler wiederfinden, zu Beginn aber auch ab und der dreizehnte Forward sein.

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