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Graz99ers: Die Tiefe als Schlüssel zum Erfolg?

Sportlich soll es heuer besser werden. Wie weit es nach vorne gehen kann, hängt aber auch von Verletzungen ab. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller analysiert:

Graz99ers: Die Tiefe als Schlüssel zum Erfolg? Foto: © GEPA

Es geht wieder los in der win2day ICE Hockey League

Die Graz99ers wollen in dieser Saison besser abschneiden als im Vorjahr. dort wurde es Rang fünf im Grunddurchgang und ein spektakuläres Viertelfinal-Aus gegen Linz.

Doch was ist für die Steirer heuer möglich? LAOLA1-Scout Bernd Freimüller gibt einen Einblick:

Sommeraktivitäten

Einem fünften Platz nach dem Grunddurchgang folgte eine epische Viertelfinal-Serie gegen Linz, wo wie in Woody Allens „Match Point“ Netzroller über das Wohl und Wehe der beiden Teams entschieden. Nach sieben Partien mit vielen Overtimes war dann endgültig Schluss für die 99ers in der ersten Saison unter Präsident und Geldgeber Herbert Jerich.

Dieser gab gleich die Richtung für die nächste Saison vor, nämlich Top-2. Sportmanager Philipp Pinter nahm einige Rochaden vor, vor allem auf der Position des Goalies, wo der glücklose Jonas Gunnarsson das zweite Jahr seines Vertrags nicht erfüllen durfte.

Insgesamt kamen fünf neue Legionäre (im Gegensatz zum Vorsommer keiner ligaintern), mit Paul Stapelfeldt und Nico Feldner auch noch zwei Österreicher.

Ausrufezeichen des Kaders

Ausrufezeichen des Kaders

Wie im Vorjahr natürlich die Tiefe des Kaders, der Kader gibt mehr als 20 ligaerfahrene Österreicher oder Legionäre her. Am Papier stehen neben drei Scorer-Linien noch körperlich robuste Einheimische parat, sowohl für das PP als auch das PK verfügt Coach Harry Lange über unzählige Alternativen. Nur absolute Spitzenteams wie Bozen oder Salzburg können auf eine ähnliche Breite zurückgreifen.

Vor allem die Center-Achse ist tief besetzt: Chris Collins – wird wieder einer der Top-Skater der Liga sein – kehrte aus Augsburg in die ICE zurück, der AHL-Veteran Josh Currie wechselte ebenfalls aus der DEL. Dazu kommen der körperlich starke Netfront-Player Marcus Vela und der unverwüstliche Michi Schiechl, Lukas Haudum kann bei Bedarf natürlich auch jederzeit in die Mitte rücken.

Mit Anders Koch kam ein dänischer Teamspieler nach Graz, der erst letzte Saison in Finnland das Eishockey über sein Ingenieur-Studium stellte. Er kombiniert gute Defensivarbeit mit ausgezeichneten Beinen, ob er wirklich im PP Akzente setzen kann, wird die Saison zeigen. Mit ihm und Stapelfeldt, dessen Reichweite vor allem im PK eine Waffe ist, wird die Defensive der Grazer noch einmal größer und im Falle Kochs mobiler.

Die Defensive war schon letzte Saison nie ein Problem, es würde auch aufgrund der Zwei-Weg-Fähigkeiten der meisten Forwards nicht überraschen, wenn die 99ers heuer bezüglich der Gegentore zur Ligaspitze gehören würden.

Fragezeichen des Kaders

Lukas Haudum, Kevin Roy und auch Currie (große Scorerausbrüche von ihm würden überraschen) – alles irrsinnig begabte Forwards, im Zweifelsfall aber eher Pass-first-Players. Über das Lineup hinweg findet sich genug Offensive, aber schon in der Vorsaison gingen Spiele verloren, weil das dritte Tor einfach nicht gelingen wollte.

Es wird interessant zu sehen, wie Collins hier zum Difference Maker wird, sein Speed ist beim Herausarbeiten von Chancen eine Waffe, beim Verwerten dagegen nicht immer. Der aus der AHL geholte Nick Swaney erwies sich in der Vorbereitung als immens aggressiv und puckhungrig, sollte sich punktemäßig ebenfalls einbringen können. Beide gemeinsam sollten die Torausbeute jedenfalls erhöhen.

Von der blauen Linie wird Frank Hora wieder eine Schusswaffe sein, aber kann Nick Bailen hier vor allem im PP noch Akzente setzen? Ihn rettete nur ein fortlaufender Vertrag vor einem Abschied im Sommer, die Formkurve seiner letzten zwei Jahre ging steil nach unten. Ab und zu blitzt aber der Spieler durch, der über Jahre einer der dominantesten PP-Defender in Europa war.

Das eine Tor fehlte öfters (vor allem in der Linz-Serie), allerdings auch der eine entscheidende Save. Immer wieder rutschte Jonas Gunnarsson der eine oder andere Puck durch. Nach längere Suche wurde Maxime Legace sein Nachfolger, er fing die letzten zwei Jahre für Färjestad in Schweden.

Wie Gunnarsson wird er keinem Geschosshagel gegenüberstehen, er, der Größe mit guter Beweglichkeit (ab und zu vielleicht zu viel) kombiniert, braucht nur solide zu agieren.  Wie Swaney hatte aber auch er in den letzten beiden Spielzeiten mit Verletzungen zu kämpfen.

Man kann es auch als Stärke sehen, das aber etwas Finetuning im Spieltags-Lineup bedarf: Graz geht in die Saison mit zehn Legionären und elf "Domestic Players", da Kilian Zündel und Tim Harnisch heuer aus der U24-Regelung fielen. Einer dieser 21 Cracks muss also bei Vollbestand zuschauen, Winger Lenz Moosbrugger ist der einzige U24-Spieler im engeren Kader. Auch Bozen war und ist mit einer solchen Personalsituation vertraut und geht gut damit um.

Hier könnte nachgerüstet werden

Der Kader präsentiert sich eben (über)voll, alle Legionärsplätze sind belegt. Bei Verletzungen oder mangelnden Leistungen würde ein Ausländerwechsel nicht überraschen.

Vor den Playoffs könnte auch der eine oder andere Spieler zu Absicherung (siehe Ramon Schnetzer im Vorjahr) kommen.

Ausblick

Sportlich sollten die 99ers heuer weiter nach oben klettern – ob es die Top-2-werden bzw. ein längerer Playoff-Run folgt, hängt von Verletzungen (steht Korbinian Holzer heuer in der Postseason zur Verfügung?) und der Torausbeute in engen Spielen ab.

Ein steter Platz nahe der Tabellenspitze ist zu erwarten, so die innere Anspannung in der Organisation – so groß wie in keinem anderen Team der Liga – nicht auf die Spieler abfärbt...

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