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Dornbirn: Die Testspiele werden abgehen

Bernd Freimüller über veränderte Bulldogs, die sich finden müssen:

Dornbirn: Die Testspiele werden abgehen Foto: © GEPA

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Die Eishockey-Saison naht in großen Schritten! Mit dem Start der ICE Hockey League am 25. September (im LIVE-Ticker) startet die heimische Liga in eine neue Ära, nachdem die Corona-Krise den Abschluss der letzten EBEL-Saison und damit die Kür eines Meisters verhinderte.

Auch die Vereine der Scheibenjagd präsentieren sich durch die widrigen Umstände zum Teil mit einem neuen Gesicht.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller nimmt in seiner traditionellen Saison-Vorschau wieder alle Teams unter die Lupe. Die Dornbirn Bulldogs drehten nach zwei Katastrophen-Saisonen den Kader wieder einmal um, sind sogar etwas tiefer aufgestellt. Das größte Problem wird die mangelnde Spielpraxis sein. Ein Einblick:

Das sollte klappen

Oskar Östlund war in Krefeld nach seiner Nachverpflichtung ein solider Goalie. Die neue Vereinsführung kaufte ihn jedoch aus dem gerade abgeschlossenen neuen Zweijahres-Vertrag wieder heraus. Eher ein Beispiel für die fragwürdigen Vorgänge dort als eine angebrachte Panik gegenüber Östlund. Er sollte in Dornbirn zumindest länger gesund bleiben als sein dauerverletzter Vorgänger Rasmus Rinne und in besserer körperlicher Verfassung sein als dessen Nachfolger Juha Järvenpää. Gemeinsam mit Thomas Höneckl sollte das ein brauchbares, aber keineswegs überragendes Torhüter-Duo ergeben…

William Rapuzzi ließ sich auch in der katastrophalen Vorsaison in Dornbirn nicht gehen. Ich hätte eher einen reinen Scorer erwartet, er gab aber auch im eigenen Drittel sein Bestes, blockte sogar Schüsse. Er sollte nach seiner Verletzung wieder ein sicherer Wert sein. Das gleiche gilt auch für Matt MacKenzie, ein Wunschspieler von Coach Kai Suikkanen. Sein schon früh festgezurrtes Engagement drohte über den Sommer noch zu scheitern, bevor alles glattging. Erwarte in ihm den Defensiv-Leader mit viel Eiszeit in allen Situationen.

Daniel Woger – kann er gesund bleiben? – verstärkt das Österreicher-Kontingent um Emil Romig, Stefan Häussle, Kevin Macierzynski, Ramon Schnetzer sowie die in der Hierachie tiefer gesetzten Sam Antonitsch, Philipp Pöschmann, Jannik Fröwis und Simeon Schwinger. Allesamt keine Cracks, um die sich die Ligakonkurrenz balgt (sogar Romig konnte es sich über den Sommer nicht verbessern), aber doch mehr Tiefe als in den EBEL-Anfangsjahren der Bulldogs. Sieben Defender und vierzehn Angreifer, mehr Österreicher als früher und das Ausschöpfen des Legionärskontingents (wie immer in Dornbirn) ergeben einen ungewohnt breit aufgestellten Kader…

Das könnte klappen

Defender Yanni Kaldis und Center Devin Brosseau wurden als NHL-Prospects der Edmonton Oilers angekündigt. Das sind sie nicht, sondern Cracks des Farmteams Bakersfield auf AHL-Verträgen. Ob sie je NHL-Verträge unterschreiben, kann zur Stunde keiner sagen. Ist aber ohnehin nur Beckmesserei – viel wichtiger: Können sie den Bulldogs helfen oder nicht? Schwer zu sagen, College-Guys sind meist mit größeren Eisflächen vertraute Cracks, die gut eislaufen, eine gewisse Grundintelligenz mitbringen und mit 24 bzw. 25 Jahren keine Jungspunde mehr sind (außer sie wären Österreicher). College-Coaches sind meist sehr auskunftsfreudig, wenn man sie über ihre Cracks befragt, ich habe mir das aber erspart, denn sie können die ICE natürlich überhaupt nicht einschätzen. Allerdings müssen die beiden ohne ein einziges Profispiel in ihrer Vita in Dornbirn wohl gleich wichtige Rollen einnehmen. Können sie mehr als eine Fallstudie für College-Cracks in unserer Liga sein?

Nikita Jevpalovs ist ein interessanter Fall – im Juniorenbereich ein Scorer, in der AHL musste er dann die defensive Seite des Spiels lernen und das tat er auch. Ich kenne ihn aus der lettischen Nationalmannschaft, wo er die vierte Linie centerte und das solide und mit guter Physis. Kann er seine Stärken zwischen Junioren und AHL auf das ICE-Eis bringen, könnte er ein guter Zwei-Weg-Mann mit Scoring-Potenzial sein.

Cooper Marody – im Gegensatz zu Kaldis und Brosseau wirklich mit einem NHL-Vertrag ausgestattet - hat gute Hände, weniger gute Beine. Der erst 23-jährige Center ließ einer tollen Debütsaison in Bakersfield wegen Verletzungen eine schwächere folgen. Identifiziert er sich mit seinem Gastspiel in Vorarlberg, könnte er neben Rapuzzi und Jevpalovs für offensive Glanzlichter sorgen.

Das Problempotenzial

Suikkanen macht bei seiner Vertragsverlängerung klar: "Schluss mit dem Unfug, dass das Team erst im Juli oder August zusammengestellt wird!". Dem Manne konnte geholfen werden, jetzt wurde es September und Oktober, bis das Team erstmals gemeinsam auf dem Eis steht. Business as usual also in Dornbirn, selbst gegenüber einer mit ähnlich dürftigen Mitteln wie Innsbruck ausgestatteten Truppe geht man mit einem Riesennachteil in die Saison. Testspiele mit Gastspielern waren die Folge, auch zum Saisonauftakt droht ein verkürztes Lineup, mit Cracks die nach monatelanger Spielpause einen Kaltstart hinlegen müssen. Wie in den Vorsaisonen könnte man schon bald gewaltig ins Hintertreffen gelangen und wertvolle Bonuspunkte verspielen…

Ohne den verletzten Jesper Kokkila (hat gutes PP-Potenzial) droht zu Saisonbeginn wenig Offensive von der blauen Linie. MacKenzie wird rund um die Uhr drankommen, aber mit Langzeitkraft Oliver Magnan (mit zu viel Eiszeit immer schwächer) und Neuverpflichtung Henrik Nilsson stehen nur reine Defensivverteidiger auf der Platte. Den Versuch mit Ramon Schnetzer wird Suikkanen wohl nicht mehr wiederholen. Hier muss Kaldis – immerhin Kapitän und Punktemacher in einem guten Programm wie Cornell - wirklich der Joker sein…

Auch an vorderster Front hat sich nur Rapuzzi als Scorer in unserer Liga etabliert, bei den Neuzugängen Brosseau, Jevpalovs und Marody besteht Hoffnung, wenn auch keine Garantie. Der U24-Legionär Anton Straka wird wohl eher in die Kategorie "braver Arbeiter" fallen.

Wo könnte nachgerüstet werden?

Erst einmal alle ins Land kommen lassen, bevor über Änderungen nachgedacht wird.

Der Ausblick

Meine Meinung zum Bulldogs-Kader würde sicher positiver ausfallen, würden sie unter den gleichen Bedingungen wie die Konkurrenz starten. Aber nicht nur Teams wie Bratislava, der KAC oder Salzburg haben einen riesigen Trainingsvorsprung auf die Dornbirner. Es geht wohl vor allem um so viele Punkte für die Hoffnungsrunde wie nur möglich…

Spielplan ICE Hockey League 2020/21 >>>

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