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Wie sich die Caps für eine Zukunft ohne Hans Schmid rüsten

Bei den Vienna Capitals wird an vielen Themen gearbeitet. Ein Interview mit der Geschäftsführung über den Präsidenten, die STEFFL Arena und die sportliche Lage.

Wie sich die Caps für eine Zukunft ohne Hans Schmid rüsten Foto: © Vienna Capitals

In Wien-Kagran wurde die Länderspiel-Pause mit großer Sehnsucht erwartet.

Die Vienna Capitals haben einen äußerst schwierigen Start in die Saison der win2day ICE Hockey League hinter sich, trennten sich nach kurzer Zeit wieder von Trainer Marc Habscheid, hatten mit etlichen Verletzungen zu kämpfen und liegen nach 18 Spielen nur auf dem vorletzten Rang.

Der November Break wurde genutzt, um die sportliche Situation nochmals eingehend zu analysieren und an deren Ende das bisherige Interims-Duo Christian Dolezal und Fabian Scholz in Kombination mit Torhüter-Trainer Bernhard Starkbaum für die restliche Spielzeit zu bestätigen.

Neben dem Sportlichen sind viele weitere Themen allgegenwärtig, an denen im Hintergrund laufend gearbeitet wird.

Im ausführlichen LAOLA1-Interview sprechen mit Lukas Garhofer (Chief Operating Officer) und Patrick Wondra (Chief Marketing Officer) die Geschäftsführer der Vienna Capitals über den Rückzug von Hans Schmid, die Zukunft ohne den Präsidenten, die STEFFL Arena, Vertragsmythen, Mäzen in Wien und die sportliche Lage.

LAOLA1: Unabhängig von der aktuellen sportlichen Situation, zu der wir später noch kommen, gibt es viele Gerüchte und Themen um die spusu Vienna Capitals. Beispielsweise der angekündigte Rückzug von Hans Schmid als Präsident und die gravierenden Infrastrukturprobleme in der STEFFL Arena. Klingt nach viel Arbeit und einer großen Belastung. Wie geht es der Organisation der spusu Vienna Capitals aktuell? Was sind die wichtigsten Themen?

Lukas Garhofer: Insgesamt ist die Zeit seit der letzten Saison durchgehend sehr belastend, eigentlich schon seit Covid 2020 eingeschlagen hat. Danach ist es neben dem Tagesgeschäft mehr oder weniger nahtlos genauso intensiv weitergegangen, da mehrere wesentliche Aufgabenstellungen gleichzeitig zu meistern sind. Da ist die angesprochene Halleninfrastruktur mit ständigen Ausfällen und Problemen, beginnend im letzten Jahr. Heizungsausfälle, Lüftungsausfälle mit wochenlang nicht lieferbaren Ersatzteilen, quasi ein großes Problem nach dem anderen. Wesentlich war und ist aber die Kühlanlage für die Eisflächen, wo wir im letzten Jahr wochenlange Ausfälle hatten und im Sommer trotz anders lautender Gutachten informiert wurden, dass das kurzfristig nichts mehr wird und die Anlage außer Betrieb gehen muss. Da bist du im ersten Moment geschockt und es folgen noch mehr schlaflose Nächte. Durch viel Arbeit, viele Telefonate und vor allem dank der Unterstützung vieler helfender Unternehmen und dem Einsatz von Michael Janata, dem Infrastrukturleiter der MA51, konnte dann in Rekordzeit die Lösung mit der mobilen Anlage erreicht werden. Sonst würde es heuer nicht nur keine Eiszeiten in Kagran geben, sondern auch keine Heimspiele der Caps. Andererseits ist ein wesentlicher Punkt auch neben den Infrastrukturthemen, die Caps als Organisation insgesamt für die Zukunft aufzustellen. Und ein Überleben und erfolgreiche nächste Jahre ohne einen Präsidenten Hans Schmid, der im Grunde alles aufgebaut und in schwierigen Zeiten auch viel finanziert hat, zu ermöglichen. Das ist nicht leicht, wir sind auf einem guten Weg und ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.

LAOLA1: Dann haben Sie sicherlich auch zu Fragen rund um die STEFFL Arena viel zu erzählen. Wer ist tatsächlich der Eigentümer? Und wieso werden Verluste geschrieben, gibt es hier keine städtische Abdeckung der Fehlbeträge wie bei anderen öffentlichen Sportanlagen?

Garhofer: Eigentümer ist die Stadt Wien. Der Verein spusu Vienna Capitals hat den Betrieb der Arena mit einer eigenen Tochtergesellschaft (Eissport Errichtungs- Betriebs- und Management GmbH, Anm.) allerdings seit dem Umbau vor 13 Jahren übernommen, weil das Teil des Deals war, um bessere Voraussetzungen für Eishockey bzw. Eissport allgemein in Wien zu schaffen. Der Grund lag darin, dass ein privater Pächter, der den Auftrag hat, zusätzliche Einnahmen durch Sponsoring, externe Veranstaltungen, Ausbau des Publikumseislaufens oder von Eislaufkursen usw. zu lukrieren, die es allesamt zuvor nicht gab, einfach große Vorteile mitbringt. Der Betrieb kann so insgesamt kosteneffizienter vor Ort geführt werden, als das zentral durch die Stadt in einer riesigen Gesamtorganisation der Fall wäre. So ist es auch gelungen, den Verlust, der jährlich durch den operativen Betrieb der Arena bis 2009 gemacht wurde, um ca. 55 Prozent zu reduzieren. Diese Zahl ist noch nicht mal inflationsbereinigt, sondern orientiert sich am Niveau von 2009. Die Stadt beteiligt sich auch am Betrieb, bspw. durch die Übernahme von Energiekosten, allerdings reicht das bei allen Bemühungen nicht aus, um keine Verluste zu machen. So eine Anlage rein aus Einnahmen kostendeckend zu betreiben, ist in Österreich faktisch unmöglich, ähnlich wie es bei einem Hallenbad oder auch sonstigen öffentlichen Freizeiteinrichtungen meistens nicht möglich ist.

Aktuell ein Dauer-Thema: Die STEFFL Arena
Foto: © GEPA

LAOLA1: Aber das kann dann doch keine Dauerlösung sein. Wer trägt die Verluste, wie könnte man den Betrieb ausfinanzieren und inwieweit hilft die Stadt Wien bei Investitionen in die Hallen?

Garhofer: Das ist richtig, deshalb sind wir im Hinblick auf die Zukunft seit vergangenem Jahr auch in intensiven Gesprächen mit der Stadt, insbesondere der MA51 und Stadtrat Peter Hacker. Hier muss man aber zwei Dinge unterscheiden, einerseits die technische Komponente, Stichwort Sanierungen und andererseits die wirtschaftliche Komponente, Stichwort Finanzierung des Betriebs. Was Letzteres angeht, werden wir wohl erst im Frühling so weit sein, um zu wissen, wie der Betrieb künftig geführt werden wird. Würde man es ohne Zuschuss kostendeckend betreiben wollen, würden Eiszeiten geschätzt 400 bis 450 Euro pro Stunde kosten müssen, Schul- oder Kindergarteneislaufen oder Eislaufen für Menschen mit Behinderung, im Moment alles quasi kostenlos oder zu minimalen Preisen, würde es gar nicht geben. Eiszeiten für Nachwuchsmannschaften, Publikumseislaufen für die Bevölkerung oder Eislaufkurse wären ebenfalls praktisch unbezahlbar. Das ist absolut nicht in unserem Interesse und sicherlich schon gar nicht im Interesse der Stadt Wien. Wie der Betrieb künftig laufen wird, hängt auch entscheidend davon ab, wie die gesamte technische Struktur der Anlage aussehen wird, hier insbesondere von der Eistechnik. Diese befindet sich gerade in der Planung. Viele andere Dinge bzw. Sanierungsmaßnahmen der Bestandsanlage sind aber bereits beschlossen und werden von der MA51, also der Stadt Wien, mit unserer Unterstützung vor Ort umgesetzt. Die aufgelaufenen Verluste der vergangenen 13 Jahre, die de facto entstanden sind, weil die Betreiberfirma öffentliche Aufgaben wahrgenommen hat, wurden von Hans Schmid finanziert. Man wird sehen, wie das weitergeht.

LAOLA1: Welche Sanierungsmaßnahmen sind konkret geplant und wie gut ist die Gesprächsbasis mit dem Eigentümer, also der Stadt?

Garhofer: Ich muss sagen, dass wir uns hier nach für beide Seiten vielen schwierigen Jahren auf einer sehr guten Gesprächsbasis mit der MA51 befinden. Alle handelnden Personen, welche ich kennenlernen durfte und welche in die laufenden Besprechungen eingebunden sind, sind engagiert und lösungsorientiert. Es wird im Sportbereich in der Stadt insgesamt gerade viel saniert bzw. zumindest werden meines Wissens viele Sanierungen und Investitionen geplant, es gibt dafür von Stadtrat Hacker ein entsprechendes Budget. Dies gilt eben nun auch für die STEFFL Arena, wo die Infrastruktur von den Eisanlagen selbst über die Kabinen bis zur Beleuchtung auf ein modernes Niveau gebracht werden muss. Man darf nicht vergessen, dass die Anlagen zum überwiegenden Teil 30 Jahre alt sind, seit Anfang der 90er-Jahre im Dauerbetrieb waren und seitdem kaum Sanierungen stattgefunden haben. Manche Schritte wurden bereits umgesetzt, beispielsweise eine neue belastungsreduzierende Bande in Halle 1. In Halle 2 wird in Kürze begonnen, die neue LED-Beleuchtungsanlage einzubauen. Für manche Schritte wird es wohl noch ein bis zwei Jahre dauern. Insbesondere für die neue Kühltechnik, die alle drei Hallen versorgen soll und gleichzeitig den neuesten Umwelt- und Energiestandards genügen muss. Es wird noch Zeit vergehen und noch viel Arbeit auch von unserer Seite notwendig sein, aber es passiert etwas.

LAOLA1: Kommen wir zur provisorischen mobilen Kühlanlage, welche aktuell für Eis in zwei von drei Hallen sorgt. Wird diese halten, oder sind weitere Störungen zu erwarten?

"Jede einzelne Verpflichtung für die heurige Saison war wohl nicht glücklich, was teilweise nicht vorherzusehen war."

Capitals-CMO Patrick Wondra

Garhofer: Prinzipiell müsste die Anlage halten, ich wage es aber nicht, das zu sagen oder gar zu garantieren. Im Sommer, nach vielen Gesprächen mit der ausführenden Firma und unterschiedlichsten Experten hätte ich gesagt, dass da nie im Leben etwas schief gehen kann. Das wird so lange halten, wie wir es eben brauchen. Das Leck und der dadurch verursachte Abbruch des Heimspiels gegen den EC Red Bull Salzburg hat uns leider etwas anderes gelehrt. Die schlichte Analyse von Pius Frey, einem der Top-Experten für Eistechnik aus der Schweiz, war: "Wenn man Pech auf dieser Welt haben kann, dann habt ihr es – und zwar immer". Solche mobilen Anlagen mit verlegten Schläuchen sind weltweit vielfach und ständig im Einsatz und so etwas passiert so gut wie nie. Die Mitarbeiter geben alles, um den Betrieb am Laufen zu halten und rational betrachtet dürfte eigentlich nichts passieren und die Anlage sollte bzw. müsste so lange halten, bis es wieder eine lokale, fixe Anlage vor Ort gibt.

LAOLA1: Sprechen wir über Sportliches. Wie fällt die bisherige Bilanz zu den Legionären in der laufenden Saison aus? Gab es Fehlgriffe?

Patrick Wondra: Das wäre eher eine Frage für Franz Kalla, wobei auch er wahrscheinlich sagen würde, dass es noch viel zu früh sei, hier ein Fazit ziehen zu können. Jede einzelne Verpflichtung für die heurige Saison war wohl nicht glücklich, was teilweise nicht vorherzusehen war. Oskar Drugge zum Beispiel. Er hat letztes Jahr in Dänemark eine super Saison gespielt, war All-Star in der Liga und wurde von allen Seiten, die man vor einer Verpflichtung zum Spieler befragt, empfohlen. Aus irgendeinem Grund konnte er aber bei uns nicht die Konstanz und Leistung erbringen, die zu erwarten gewesen wäre. Das passiert und da muss man reagieren.

LAOLA1: Für den am Unterkörper verletzten Torhüter Stefan Steen wurde der 28-jährige Schwede Adam Ohre bis zumindest Ende Dezember nachverpflichtet. Warum hat man sich dazu entschieden, eine Übergangslösung zu holen und nicht mit dem Duo Sebastian Wraneschitz/Lorenz Widhalm in die kommenden Wochen zu gehen?

Wondra: Noch vor wenigen Tagen waren sowohl Steen als auch Wraneschitz nicht vom Ärzteteam freigegeben und es war nicht mit Sicherheit klar, ob zumindest einer der beiden für die Spiele nach der Nationalteampause einsetzbar sein wird. Das Risiko hier also gleich wieder für zwei bis drei Spiele ohne einen der beiden Tormänner dazustehen, war viel zu hoch. Im besten Fall, wenn die Verläufe gut sind und nicht neue Verletzungen dazu kommen, haben wir jetzt aber in den nächsten Wochen drei fitte Goalies, die sich um Einsätze duellieren und zumindest auf dieser Position eine gewisse Sicherheit.

LAOLA1: Wird es neben Defender Evan Wardley noch zu weiteren Nachverpflichtungen kommen?

Garhofer: Es gibt selbstverständlich Listen möglicher verfügbarer Spieler für alle Positionen, welche laufend aktualisiert werden. Ob tatsächlich weitere Spieler verpflichtet werden, hängt im Wesentlichen davon ab, wo am meisten Bedarf besteht und wie die Mannschaft jetzt nach der Nationalteampause trainiert und insgesamt performed, nachdem endlich ein Großteil der verletzten Spieler wieder trainieren und ins Line-Up zurückkehren konnte. Verpflichtungen hängen aber natürlich auch von den aktuellen finanziellen Möglichkeiten ab.

LAOLA1: Welchen Handlungsspielraum hätten die spusu Vienna Capitals bei den finanziellen Möglichkeiten?

Garhofer: Keinen sonderlich großen. Den einen oder anderen Transfer wird man immer tätigen können und wenn man sich auf einer Position konkret verändern will oder muss, hängt es natürlich auch davon ab, ob und wie schnell man den in Frage kommenden Spieler bei einem anderen Team unterbringt, um Kosten zu sparen bzw. einen Tausch vornehmen zu können.

LAOLA1: Bei den Caps gibt es seit Jahren Mythen zu Spielerverträgen. Was davon stimmt? Gibt es tatsächlich immer nur Einjahresverträge?

Garhofer: Dieser Mythos ist falsch. Gerade bei den Österreichern gab und gibt es durchwegs Mehrjahresverträge, teilweise bis zu drei Jahren, aktuell bspw. mit Leon Wallner oder Dominique Heinrich. Wir kommunizieren die Vertragslaufzeiten nicht immer, weil es oftmals Ausstiegsklauseln für bessere Ligen oder ähnliches gibt. Bei den Legionären ist es meistens aus zwei Gründen eher schwierig. Legionäre, die zu uns kommen, wissen, dass sie gute Chancen haben, sich in die Auslage zu spielen und bei guten Leistungen Chancen auf einen guten Vertrag in Schweden, Finnland oder Deutschland haben. Die Liste an Spielern aus den letzten Jahren, denen das von Wien aus gelungen ist, ist lang. Deshalb wollen manche von sich aus keine längerfristigen Verträge unterzeichnen. Zweitens ist es aber auch so, dass man mit den finanziellen Mitteln, die man zur Verfügung hat, sehr behutsam umgehen muss. Bindet man also zu viele gutverdienende Legionäre längerfristig und diese erbringen ihre Leistung dann nicht, ist es schwer, noch Änderungen oder Anpassungen vorzunehmen und man verliert im schlimmsten Fall eine ganze Saison oder mehr. Das heißt aber nicht, dass wir zukünftig alles so belassen werden wie bisher. Wir versuchen uns in jedem Bereich weiterzuentwickeln, natürlich auch im sportlichen. Was zum Beispiel für die kommende Saison definitiv abgestellt wird, ist, dass uns ein und derselbe Spieler um 40 Prozent teurer angeboten wird, als einem Ligakonkurrenten. So heuer geschehen und der betreffende Spieler spielt dort jetzt wie zu erwarten war äußerst erfolgreich. Ohne dass er selbst davon wusste und für das gleiche Geld lieber bei uns spielen würde. Jeder Agent, der zukünftig so etwas bei uns versucht, wird bei uns definitiv keinen Spieler mehr unterbringen, das wird ganz klar kommuniziert werden.

LAOLA1: Wann werden Gespräche mit Spielern für gewöhnlich aufgenommen?

Wondra: Das ist komplett unterschiedlich, teilweise schon während der Saison, oftmals aber erst nach dem letzten Saisonspiel, damit der Fokus auf die Playoffs gerichtet bleibt.

"Eishockey in Wien auf Top-Niveau ohne Mäzen zu finanzieren, ist leider ungleich schwerer als sonst wo in Österreich."

Capitals-COO Lukas Garhofer

LAOLA1: Wer ist im Verein für das Scouting zuständig?

Wondra: Im Wesentlichen Franz Kalla als Leiter der sportlichen Agenden und der jeweilige Head Coach. Es werden vor jeder Entscheidung aber viele weitere Personen einbezogen, insbesondere auch Christian Dolezal als, zumindest bisher, langjähriger Assistant Coach, der vor allem die österreichischen Spieler so gut wie aller Vereine sehr gut kennt.

LAOLA1: Sprechen wir noch über den Nachwuchs und die Auflösung des AlpsHL-Teams in der Nachbetrachtung. War es eine Kostenfrage? Und wie läuft die Kooperation mit den Zeller Eisbären?

Garhofer: Eishockey in Wien auf Top-Niveau ohne Mäzen zu finanzieren, ist leider ungleich schwerer als sonst wo in Österreich. Das gilt sowohl für das Profiteam mit allem, was dazu gehört, als auch für den Nachwuchs. Der Rückzug des Farmteams aus der Alps Hockey League war tatsächlich eine Kostenfrage. Wenn man ein solches Team betreiben will, kostet das, ohne den Anspruch oben mitzuspielen, sondern so wie in unserem Fall, um junge Spieler bestmöglich an die win2day ICE Hockey League heranzuführen, mindestens eine halbe Million Euro pro Jahr. Im Gegenzug gibt es kaum Möglichkeiten, Einnahmen zu erzielen, wenn man am selben Standort ein Profiteam hat wie wir. Dafür haben wir eine Kooperation mit den Zeller Eisbären, diese läuft wirklich super. Im Grunde ist das genau das, was wir brauchen, nämlich einen Verein, der in dieser Liga ganz oben mitspielt und somit auf hohem Niveau dafür sorgt, dass sich unsere hoffnungsvollsten Youngsters gegen Erwachsene, teilweise Profispieler, weiterentwickeln können und viel Eiszeit bekommen. Patrick Schwarz und sein Team in Zell am See haben einen traditionsreichen Eishockeystandort wiederbelebt und leisten großartige Arbeit!

LAOLA1: Um hier etwas tiefer zu gehen, wieso ist es in Wien so schwierig, Profieishockey ohne Mäzen zu finanzieren?

Wondra: Einerseits gibt es Kostengründe, die einen Unterschied ausmachen. Beispielsweise, dass Wohnungen für Spieler und somit auch die damit zusammenhängenden Kosten für Sachbezüge für Spieler und Trainer hier um einiges teurer sind als an den meisten anderen Standorten. Oder die Mietkosten für die Arena, die an anderen Orten eher einen symbolischen Betrag darstellen. Das Hauptproblem liegt aber eher einnahmenseitig, das Thema sind da im Wesentlichen die lokalen Voraussetzungen, die geboten werden bzw. das Engagement der Stadt und des Bundeslands. Bei anderen Teams in der Liga kommt wohl bis zu einem Drittel des Gesamtbudgets aus Förderungen, bspw. für den Nachwuchs, teilweise aber sogar Spitzensportförderungen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro pro Jahr und hauptsächlich natürlich aus Sponsoring von städtischen Unternehmen oder Landesunternehmen, denen es wichtig ist, dass es Spitzeneishockey und einen guten Eishockey-Nachwuchs in ihrer Community gibt. Wir haben und hatten das bisher halt leider nicht, wohl dem Umstand geschuldet, dass sich Hans Schmid darum gekümmert hat, dass sich Wien zu einer guten Adresse für Eishockey entwickelt. Jetzt hat sich das aber geändert bzw. wird sich noch ändern. Der Wettbewerbsnachteil besteht weiterhin, noch dazu haben wir in Wien andere Einzigartigkeiten. Wien ist für mich aber trotzdem die großartigste Stadt der Welt, es wird hier vieles sehr richtig gemacht. Deshalb bin ich auch überzeugt davon, dass die vielen Gespräche, die wir in letzter Zeit mit Unternehmen der Stadt und den Stadträten selbst führen, sicherlich dazu führen werden, dass der Wettbewerbsnachteil der Caps zumindest reduziert wird, eine vernünftige Zukunft gesichert ist und die Caps die Stadt Wien in Österreich und Europa würdig repräsentieren.

LAOLA1: Dieser Umstand ist in der Szene ja schon länger bekannt, wie soll es jetzt gelingen, eine Wende herbeizuführen?

Wondra: Wenn es um das Thema Sponsoring und Unterstützung jeglicher Art geht, wissen wir als Caps, was wir zu bieten haben, das ist aus öffentlicher Sicht meines Erachtens wirklich gut. Wenn man den Maßstab an den letzten 1-2 Jahren vor Covid ansetzt, weil wir als Hallensportart leider immer noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen haben, hatten wir in absoluten Zahlen mehr Zuschauer als die Austria und waren der Sportverein mit den drittmeisten Zuschauern in ganz Österreich. Und dann kommt der wichtigste Punkt aus meiner Sicht: Unsere Heimspiele sind ein Familienevent. Es gibt keine Gewaltprobleme, keine Skandale, gar nichts. Es gibt Spiele mit hunderten Auswärtsfans, die aber nicht weggesperrt werden, wie anderswo, sondern in den Pausen mit den Caps-Fans Bier trinken und sich austauschen. Das ist im Fußball mit ähnlich vielen Zuschauern fast undenkbar. Da sind wir schon stolz darauf – und stolz auf unsere Fans. Außerdem vertreten wir unsere Stadt nicht nur in Österreich, sondern aufgrund der Internationalität der Liga quasi in halb Mitteleuropa. Und wichtig, es geht ja nicht nur um den Profibetrieb und die dahinterstehende, große Community in und rund um Wien, auch mehrere hundert Kinder im Nachwuchs und das österreichische Eishockey insgesamt hätten sich das verdient.

Präsident Hans Schmid bei der Verabschiedung von Rafael Rotter
Foto: © GEPA

LAOLA1: Es ist anzunehmen, dass davon auch das Engagement eines neuen Präsidenten abhängt, richtig? Wird sich Hans Schmid dann vollkommen zurückziehen?

Garhofer: Ganz genau. Im Grunde haben wir bereits ein gutes Team zusammen, welchem die Caps am Herzen liegen und ich führe im Prinzip wöchentlich Gespräche dazu. Es müssen aber die Rahmenbedingungen noch geschaffen werden, die es ermöglichen, den Verein zu übernehmen. Zu Hans Schmid: Ja, er möchte und wird sich zurückziehen, allein die Arbeitsbelastung durch die Führung seiner Unternehmen ist sehr hoch, ich kenne niemanden, der das sonst mit über 80 Jahren noch in dieser Form schaffen würde. Der Schritt ist mehr als verständlich. Er wird dem Verein aber trotzdem als Sponsor, Freund, Berater und sicherlich auch mit einer Funktion im Verein erhalten bleiben, welche kein oftmals tägliches Engagement und das Kommen zu nahezu 30 Heimspielen in einer Saison erfordert.

LAOLA1: Wenn man die Caps aus aktueller Sicht als Ganzes mit dem zuvor erwähnten Ziel, dass der Verein auf eigenen Beinen steht, betrachtet, wo ist man dann gut unterwegs und wo sehen Sie noch Arbeit?

Wondra: Richtig gut sind wir meines Erachtens mittlerweile in den Hospitality-Bereichen, hier sind wir im Logenbereich seit letzter Saison erstmals überhaupt durchgehend ausverkauft, es gibt sogar eine Warteliste und die Zufriedenheit bei unseren Partnern ist sehr hoch. Gleiches gilt für unsere Sponsoren, auch hier sind wir so breit aufgestellt wie nie zuvor. Insgesamt ist halt zu beobachten, dass die Summen einzelner Partner im Vergleich zu früher zurückgehen, also dass es die ganz großen Vereinbarungen kaum mehr gibt und sich das Volumen und die Werbemöglichkeiten auf mehrere Partner aufteilen. Das schafft Breite und Risikostreuung, macht aber natürlich auch wesentlich mehr Arbeit in der Abwicklung und Betreuung. Vor Covid waren wir nach jahrelangem konstantem Anstieg schon bei über 5.000 Besuchern im Schnitt angekommen, da wollen wir nach knapp 4.200 in der letzten Saison, die erste nach den Covid-Einschränkungen, auch mindestens wieder hin und zukünftig auch darüber hinaus. Ich bin mir sicher, dass das machbar ist, mit moderner und vor allem funktionierender Infrastruktur, gutem Service für die Fans und natürlich einer erfolgreichen Mannschaft.

LAOLA1: Und was erwarten Sie aus sportlicher Sicht noch von der laufenden Saison?

Garhofer: Den Grunddurchgang werden wir wohl nicht mehr gewinnen, soweit kann man sich schon aus dem Fenster lehnen. Aber das Schöne an einer Playoff-Sportart wie Eishockey ist ja auch, dass das nicht zwingend notwendig ist, um weit zu kommen oder sogar Meister zu werden. Nehmen wir als Beispiel Bozen her. Das Team hat 2018 eine nicht gerade beeindruckende Saison gespielt, sich am letzten Spieltag noch für das Playoff qualifiziert und dann durch eine wahnsinnig starke Mannschaftsleistung den KAC, uns und am Ende Salzburg besiegt und ist Meister geworden. Ist das leicht nachzumachen? Nein, natürlich nicht. Aber wer weiß, wenn der Kader jetzt langsam wieder vollständig ist, die Unterstützung und der Support durch die Fans in der Halle da ist, die sicherlich schon das eine oder andere Spiel für uns entschieden haben und vielleicht ein bisschen Glück auch noch dazu kommt, ist sicherlich noch einiges möglich. Fakt ist, dass es mit dem Ausfall von teilweise einem Drittel der Mannschaft für mehrere Spiele und zuletzt sogar mit dem Ausfall von beiden Goalies für mehrere Spiele einfach sehr schwer ist, irgendwie in einen Rhythmus zu kommen und knappe Spiele für sich zu entscheiden. Es geht ja nicht nur uns so, wenn man sich bspw. Pustertal mit dem wahnsinnig guten Saisonstart ansieht. Zuletzt sind da mehrere Spieler gleichzeitig ausgefallen und schon wurden einige Spiele in Serie verloren. Das ist nicht der einzige Grund und soll absolut keine Ausrede sein, aber die Saison ist definitiv nicht verloren und mich stimmt positiv, dass unser Coaching-Team und die Mannschaft wirklich hart arbeiten und alles geben, um in den nächsten Wochen die Trendwende zu schaffen.


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