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Philipp Lukas: "Wir wollen so weit wie möglich gehen"

Der Linzer Coach über Red Bull Salzburg, mögliche Erfolgsfaktoren und seine Reise, an dessen Ende die Black Wings eines Tages wieder ganz oben stehen sollen.

Philipp Lukas: Foto: © GEPA

EC Red Bull Salzburg gegen Black Wings Linz - mit diesem Viertelfinal-Kracher hatten die wenigsten gerechnet.

Der Meister der letzten beiden Jahre entschied sich am Donnerstag mit seinem Playoff-Pick für die Stahlstädter und bescherte der win2day ICE Hockey League eine best-of-seven-Serie mit dem Potenzial, über die volle Länge zu gehen. Alle Viertelfinal-Duelle im Überblick >>>

Einen eindeutigen Favoriten gibt es bei diesem Aufeinandertreffen nicht, dafür sind die Begegnungen in dieser Saison zu eng verlaufen. Die "Eisbullen" gewannen im Grunddurchgang zwar drei von vier Begegnungen gegen die Linzer, holten aber nur einen dieser Siege innerhalb von 60 Minuten. Die letzte Partie in Linz ging zudem an die Black Wings.

Aber: Alle drei bisherigen Playoff-Serien zwischen Salzburg und Linz - 2010, 2014 und 2018 - konnten die Red Bulls für sich entscheiden. Jeweils mit dabei war Philipp Lukas, der bei den Black Wings seine zweite Saison als Head Coach bestreitet und letztes Jahr gegen den HC Bozen ein bitteres Viertelfinal-Aus in Spiel 7 erlebte.

LAOLA1 hat den Linzer Cheftrainer vor dem ersten Spiel am Sonntag (17:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) zum Interview gebeten, um mit ihm über die Playoffs sowie seine Vertragsverlängerung bis 2027 zu sprechen.

LAOLA1: Waren Sie überrascht, dass der EC Red Bull Salzburg die Black Wings Linz pickt?

Philipp Lukas: Ich kann gar nicht beschreiben, ob ich überrascht war oder nicht. Ich habe mich im Vorfeld überhaupt nicht darauf fixiert, wer uns pickt. Ich war für alles offen, da ich wusste, dass wir auf diesen Prozess keinen Einfluss haben. Dass die Wahrscheinlichkeit besteht, war mir auch bewusst. Sobald wir wussten, dass Salzburg uns gepickt hat - so witzig sich das auch anhören mag - stellt man im Mindset auch gleich die Weichen und sagt: "Okay, Salzburg - in einer best-of-seven-Serie." Das wird eine schwierige Aufgabe, eine bessere Herausforderung kann man sich gar nicht wünschen.

"Wir müssen selbstbewusst an die Sache herangehen und nichts unversucht lassen, dass wir diesen Run beenden."

Philipp Lukas

LAOLA1: War das auch Ihr erster Gedanke, als Sie den Namen Ihrer Organisation gehört haben: Ja, es ist der Meister der letzten zwei Jahre, aber es ist eine geile Herausforderung?

Lukas: Ja, natürlich. Red Bull Salzburg ist nicht erst seit gestern das Powerhouse in unserer Liga, ist seit zwei Jahren der Titelverteidiger. Sie stehen sehr stabil, sehr fertig da. Nichtsdestotrotz müssen wir selbstbewusst an die Sache herangehen, nichts unversucht lassen, dass wir diesen Run beenden. Wir werden alles daran setzen, sie in die Knie zu zwingen. Wir pflegen daher die Herangehensweise an dieses Duell so, dass es eine tolle Herausforderung für uns als Organisation, als Kollektiv ist. Dass das mit harter Arbeit auf allen Ebenen verbunden ist, muss uns klar sein.

LAOLA1: Dritter gegen Fünfter des Grunddurchgangs - kann man jemandem die Favoriten- oder Außenseiterrolle zuschieben?

Lukas: Ich betrachte es gar nicht so. Wir wissen, dass jetzt die Zeit im Jahr ist, wo alles möglich ist. Wir haben sehr hart gearbeitet, dass wir in die Position kommen, in der Postseason um den Titel mitspielen zu können. Dass mit dem Titelverteidiger eine große Herausforderung vor uns steht, ist uns bewusst. Für uns ist das Wichtigste, dass wir uns darauf konzentrieren, was wir beeinflussen können. Und das ist unser erster Shift am Sonntag, sonst nichts. Wir müssen so gut wie möglich präsent bleiben, auch wenn es natürlich emotionale Hochs und Tiefs, Frustration geben wird. Ich weiß das selbst aus meinen Jahren als Spieler. In solchen Situationen gilt es, zum eigentlichen Task zurückzukehren, der ist kein einfacher. Das Allerwichtigste ist, dass wir individuell einen Weg finden, unser bestes Spiel zu machen, aber in dieser Zeit auch auf kollektiver Ebene unser maximales Potenzial abzurufen. Das wird es benötigen.

LAOLA1: Sie waren als Spieler bei allen drei Playoff-Serien der Black Wings Linz gegen Red Bull Salzburg (2010, 2014 und 2018 alle verloren, Anm.) dabei.

Lukas war bei allen drei Playoff-Serien gegen Salzburg als Spieler dabei
Foto: © GEPA

Lukas: Die Spielphilosophie von Red Bull Salzburg hat sich nicht sonderlich verändert, wir werden auf dem ganzen Eis mit sehr viel Druck konfrontiert sein. Das ist eine Mannschaft, die ihren Gegnern nicht sonderlich viel Raum und Zeit gibt, läuferisch sehr gut ist. Der Schlüssel unseres Spiels ist, wie gut wir diese Drucksituationen überkommen und wie sehr wir sie in die Defensive zwingen können.

LAOLA1: Sind die bisherigen vier Saisonduelle mit Playoff-Start überhaupt noch von Relevanz?

Lukas: Wenn man am Sonntag nach dem Spiel da steht, wird keiner mehr über die vier Partien davor reden. Natürlich nehmen wir die Spiele trotzdem für die Analyse her, um uns darauf vorzubereiten, was uns bevorsteht und um uns in Erinnerung zu rufen, was unser Gameplan sein muss. In diese Richtung laufen unsere Vorbereitungen, dass wir unsere Mannschaft darauf einstellen, wie wir gewisse Situationen gegen Salzburg meistern können, der Rest wird in unserer physischen und mentalen Vorbereitung liegen.

LAOLA1: Wie sind Sie gemeinsam mit ihrem Trainerteam diese Trainingswoche mit dem Wissen angegangen, dass der Playoff-Gegner erst am Donnerstag feststehen wird?

Lukas: Wir hatten es nicht ganz so einfach, haben bei ein paar Spielern mit der Gesundheit gekämpft. Die Priorität war, die Mannschaft so gesund wie möglich zu bekommen. Wir hätten die Mannschaft physisch gerne etwas mehr stressen wollen, das war uns nicht immer möglich. Die zwei Tage vor Sonntag sind definitiv für die Vorbereitung auf Salzburg da.

LAOLA1: Wenn wir über mögliche Erfolgsfaktoren sprechen, welche könnten dies sein?

Lukas: Disziplin und Special Teams werden beides wichtige Faktoren in dieser Serie sein, aber am Freitag vor dem ersten Playoff-Spiel über einen möglichen Erfolg zu sprechen, ist schwierig. Mir ist sehr wichtig, dass wir immer präsent bleiben und uns darauf fokussieren, was jetzt im Moment ist. Das ist unser erster Wechsel am Sonntag, nicht einmal unser erstes Drittel. Wir müssen es Schritt für Schritt angehen, einen Fuß vor dem anderen. Dann schauen wir, wie weit wir gehen - und wir wollen so weit wie möglich gehen. Wir brauchen jetzt nicht darüber nachdenken, was am Dienstag nach dem Sonntag los ist oder was in ein, zwei Wochen passiert. Es geht alles sehr schnell, auch das weiß ich aus eigener Erfahrung. Es ist sehr wichtig, dass wir emotional, physisch und mental sofort in die Serie finden, mit der nötigen Intensität und Disziplin an die Sache gehen, dann haben wir eine Möglichkeit, erfolgreich sein zu können.

LAOLA1: Aber was stimmt Sie zuversichtlich, dass die Black Wings Linz diese Playoff-Serie gewinnen werden?

Lukas: Wir sind gegen Ende des Grunddurchgangs wieder zu unserem Spiel gekommen, haben Leute zurückbekommen, die wir aufgrund von Verletzungen verloren hatten. Die Mannschaft hat im Verlauf des Grunddurchgangs sehr viel Charakter bewiesen, wir haben schon sehr viel erreicht, worauf wir Stolz sein können. Ich bin guter Dinge, dass die Mannschaft weiterhin Charakter zeigen wird, wir einen gewissen Plan haben, an den wir uns halten und somit ein schwieriger Gegner sein werden.

LAOLA1: Am Donnerstag wurde bekannt, dass Sie ihren Vertrag in Linz bis 2027 verlängert haben. Warum haben Sie sich entschieden, für drei weitere Jahre zu unterschreiben?

Lukas: Weil die Arbeit in Linz eine großartige Aufgabe ist, auf die ich sehr stolz bin. Ich bin auch sehr happy, dass ich in dieser Position bin, bei einem Verein, für den ich mich als Spieler jahrelang hingegeben habe. Zu den drei Jahren: Es gibt uns wieder eine Möglichkeit, für eine längere Zeit zu planen und weitere Schritte in unserer Entwicklung zu machen.

"Das Ziel der Reise soll natürlich sein, dass wir eines Tages wieder ganz oben stehen können."

LAOLA1: Wo wollen Sie selbst, aber auch die Organisation nach diesen drei Jahren stehen?

Lukas: Eine gute Frage, die für mich schwer zu beantworten ist, weil sehr viele Faktoren mitspielen. Wir wollen uns als Mannschaft auf sportlicher Ebene weiterentwickeln, natürlich aber auch als Organisation. Wir haben, was die Organisationsstruktur angeht, viel Arbeit vor uns. Auf der einen Seite vom Eis weg, auf der anderen Seite natürlich in Sachen Konkurrenzfähigkeit. Wir haben in meinem zweiten Jahr einen Schritt vorwärts gemacht, die Top 6 und damit den direkten Playoff-Einzug erreicht. Das war eines unserer Saisonziele. Jetzt gilt es für uns, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Wir wollen weiter in dieselbe Richtung gehen, uns weiter verbessern, um eine Top-Adresse in Österreich sein zu können. Wir sind in den Top 6 hinter KAC und Red Bull Salzburg die drittbeste österreichische Mannschaft gewesen. Das ist etwas, das sich mit dem Kader, den wir haben und mit dem Budget, mit dem wir fungieren, sehen lassen kann. Wie es nach diesen drei Jahren dann aussieht, ist für mich schwer zu sagen. Aber wir wollen für österreichische Spieler, für Nationalteam-Cracks weiterhin eine attraktive Adresse sein, auch weiterhin versuchen, Spieler für das Nationalteam zu entwickeln. Das heißt, diejenigen, die noch keine Nationalteam-Spieler sind, zu Kandidaten zu machen. Das sind Sachen, die nicht immer am Tabellenplatz messbar sind, aber in meiner persönlichen bzw. der sportlichen Entwicklung sehr weit oben stehen.

LAOLA1: Und die Meister-Trophäe wieder nach Linz zu holen, wäre die Kirsche auf der Torte. Ein absolutes Muss scheint sie aber nicht zu sein.

Lukas: Was heißt ein Muss? Das ist, was wir im Augenblick auch verfolgen. Auch hier weiß ich, wie viel es benötigt, um am Ende ganz oben stehen zu können. Es ist keine einfache Aufgabe, auch hier spielen so viele Faktoren mit. Wir können jetzt nicht darüber besprechen, ob wir in drei Jahren die Möglichkeit haben, besser als im Augenblick dazustehen. Wir können uns nur auf unsere tägliche Arbeit fokussieren, als Verein unsere Philosophie weiterhin verfolgen, unseren Weg gehen und schauen, dass wir uns stetig verbessern. Das Ziel der Reise soll natürlich sein, dass wir eines Tages wieder ganz oben stehen können.


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