news

Warum der Heimvorteil vielleicht gar keiner ist

In 16 Playoff-Partien ging das Heimteam nur fünf Mal als Sieger vom Eis. LAOLA1 sucht nach Erklärungen:

Warum der Heimvorteil vielleicht gar keiner ist Foto: © GEPA

Die win2day ICE Hockey League erlebt spannende Playoff-Serien.

Während Titelverteidiger Salzburg scheinbar spielerisch in Richtung Karl-Nedved-Trophäe stolziert und nach einem Sweep gegen Fehervar AV19 auf seinen Halbfinal-Gegner wartet, geht es in den weiteren Viertelfinali eng her.

Der KAC machte erst am Dienstag mit einem Heimsieg - dem ersten in der Serie - über den VSV einen großen Schritt, erstmals seit 2021 wieder ins Semifinale einzuziehen. Am Freitag (19:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) haben die "Rotjacken" in Villach bereits Matchpucks.

In Linz holte sich der HC Bozen mit einem deutlichen 5:1-Erfolg das Heimrecht wieder zurück, der Grunddurchgangssieger hat in der Serie allerdings mehr als erwartet zu kämpfen. Die Black Wings kauften den "Foxes" bereits mehrfach die Schneid ab, nach vier Duellen steht es 2:2.

So lautet auch der Serienstand zwischen dem HC Innsbruck und den Vienna Capitals, hier hatten die Heimfans bislang überhaupt noch keinen Grund zum Jubeln. Alle vier Begegnungen entschied das Gästeteam für sich, am Dienstag verhinderte der HCI mit einem 2:1-Sieg nach Overtime die ersten Matchpucks für die Wiener.

Nur fünf Heimsiege aus 16 Spielen

Nicht nur in dieser Serie ist auffällig, dass der jeweilige Hausherr den vermeintlichen Vorteil eines Heimspiels noch nicht wie gewünscht nutzen konnte. In der Bilanz stehen erst fünf Heimsiege, dem stehen elf Erfolge der Auswärtsmannschaften gegenüber.

Nur die "Eisbullen" blieben zuhause bisher makellos, waren in Spiel 3 jedoch ebenfalls am Rande einer Niederlage, ehe man in Overtime gewann. Linz und Bozen teilen sich jeweils einen Heimsieg, der KAC verbuchte seinen ersten eben am Dienstag.

Dafür griffen die "Rotjacken" tief in die Trickkiste. Die Spieler wurden früher als ursprünglich geplant in die Heidi-Horten-Arena beordert, um ein Auswärtsspiel zu simulieren. Eine Stunde lang kurvte der Teambus quer durch Kärnten, Erinnerungen an die Finalserie 2005 kamen hoch.

Zwischen den Vienna Capitals und dem KAC ging es damals in ein alles entscheidendes siebentes Duell, zuvor haben die Spiele jeweils die Auswärtsteams gewonnen. Die Wiener traten daraufhin zuhause nicht nur in ihren Gäste-Trikots auf, Head Coach Jim Boni tourte mit seinen Cracks im Vorfeld sogar vier Stunden lang durch die Gegend - mit Erfolg.

Am Ende stand ein 6:2-Heimsieg und der erste von zwei Meistertiteln zu Buche.

Trend erkennbar

Dass es den Teams zuhause derart schwer fällt, war nach dem Grunddurchgang so nicht unbedingt zu erwarten.

Der HCB beispielsweise kassierte in 24 Heimspielen nur drei Niederlagen. Der VSV deren sechs, Innsbruck acht. Klagenfurt, die Caps und Linz schwächelten dagegen immer wieder, mussten jeweils Niederlagen im zweistelligen Bereich (KAC zehn, Wien und Linz elf) hinnehmen. Trotzdem war die Bilanz am Ende leicht positiv.

Doch schon letztes Jahr war ein solcher Trend erkennbar. Im vergleichbaren Zeitraum, also nach insgesamt 16 gespielten Viertelfinal-Partien, gab es ebenso gerade einmal sechs Heimsiege. Jeweils zwei gingen auf das Konto von Salzburg und Fehervar, die Znojmo und Pustertal sweepten.

Der VSV und die Capitals durften zuhause jeweils einmal einen Erfolg bejubeln, der KAC und Ljubljana gingen in den ersten beiden Heimspielen leer aus - beide sollten letztendlich auch im Viertelfinale ausscheiden. Am Ende der Viertelfinal-Serien wurden neun Heimsiege aus 22 Spielen gefeiert.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Alle Highlights der win2day ICE Hockey League:

Mehr Fans, mehr Druck?

Die eigenen Fans sollten eigentlich Auftrieb geben, nochmal die letzten Prozent aus den Spielern herauskitzeln und somit den Unterschied ausmachen. Stattdessen wirken die Mannschaften teilweise sogar etwas gehemmt, manch einer ist von den Kulissen in den heimischen Hallen vielleicht beeindruckt.

In Wien pilgerten im Schnitt 4.700 Fans zu den beiden Playoff-Heimspielen, im Grunddurchgang waren es pro Spiel rund 800 Zuschauer weniger. Der KAC durfte durchschnittlich 4.400 Zuschauer begrüßen, der VSV 3.667 - aufgrund des Kärntner Derbys gleichen die ausverkauften Hallen derzeit einem Hexenkessel. Auch Linz (3.493 Zuschauer), Bozen (3.405) und Innsbruck (3.100) verzeichneten hohe Zahlen. In Salzburg hält sich das Interesse dagegen noch in Grenzen (2.564), trotzdem wird auch hier ein Plus zur Regular Season verbucht.

Die Unterstützung ist also ungebrochen, sogar weit größer als im Grunddurchgang. Freilich deshalb, weil es nun endlich "um etwas geht". Doch nicht jeder kann offenbar mit diesem Druck umgehen, als Auswärtsteam lässt es sich ohnehin befreiter aufspielen. Immerhin hat man mehr zu gewinnen als zu verlieren - gegensätzlich zum Heimteam, das liefern muss.

In diesem Aspekt interessant: Letzte Saison fiel die Entscheidung nur in zwei von sieben Serien zuhause, 2019 war dies noch in sechs von sieben der Fall.

Top 4 waren früh im Playoff - ein Nachteil?

Doch speziell die Top-4-Teams, also jene, die sich von Haus aus das Heimrecht für die Viertelfinali gesichert haben, stehen unter Zugzwang. Daher kommt es auch nicht von ungefähr, dass genau sie sich - bis auf Salzburg - schwer tun, den Ansprüchen gerecht zu werden.

Vielleicht hängt dieses Phänomen aber auch mit den jeweiligen Ausgangspositionen zusammen. Denn Bozen, Salzburg, Innsbruck und Villach standen relativ früh sicher in den Playoffs, die Konzentration in den letzten Wochen des Grunddurchgangs aufrecht zu erhalten, dann auch in die Postseason mitzunehmen, fällt einem dann schon einmal schwer. Dem amtierenden Meister ist das hervorragend gelungen, der Rest dürfte dies womöglich etwas unterschätzt haben.

Ihre Kontrahenten kämpften nämlich lange um ein sicheres Playoff-Ticket, die Black Wings gingen gar den Weg über die Pre-Playoffs und blieben damit voll im Saft. Dadurch konnte man bereits playoff-ähnliche Situationen simulieren, war dem Druck ausgesetzt - und das macht sich bisher bezahlt.

Letzten Endes ist es trotzdem kaum auszumachen, worin die Gründe für die bisherigen Heimschwächen tatsächlich liegen. Es liegt daher an den Trainerteams und ihren Mannschaft, diese auszumerzen, eventuell sogar mit dem einen oder anderen Trick Abhilfe zu schaffen. Sonst wird der Heimvorteil tatsächlich noch zum Nachteil.

Alle Spiele der win2day ICE Hockey League im LIVE-Ticker >>>

Kommentare