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Das jähe Ende für Matthias Trattnig

Spiel sieben war das bittere Ende der großen Karriere von Matthias Trattnig.

Das jähe Ende für Matthias Trattnig Foto: © GEPA

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Mit dem 1:3 bei den Vienna Capitals in Spiel sieben des EBEL-Halbfinales ging eine Saison für Red Bull Salzburg voller Höhen und Tiefen zu Ende.

Der mäßige Saisonstart, der historische CHL-Erfolgslauf, die schwierige Selbstfindungsphase mit dem Aus von Head Coach Greg Poss – und doch hatten die "Bullen" unter dessen Nachfolger Andreas Brucker die Hände am EBEL-Finale. Rund 20 Minuten fehlten letztlich, um der Saison den nächsten Schubs in die richtige Richtung zu gehen.

Stattdessen geht es Mitte April in den Urlaub, respektive zum ÖEHV-Nationalteam, stellt Salzburg doch einen bedeutenden Anteil an der Mannschaft, die in einem Monat den erneuten WM-Klassenerhalt in Bratislava stellen soll.

Einer wird nach seiner Auszeit aber nicht zurückkehren – ins ÖEHV-Team sowieso seit Jahren, diesmal auch nicht mehr in die Mozartstadt.

Mit der Niederlage in Wien ging die lange Eishockey-Karriere von Matthias Trattnig bitter zu Ende.

Salzburg? "Bester Klub in Europa"

Schon länger stand fest, dass für den bulligen Verteidiger nach dieser Saison Sense mit Eishockey sein wird. Mit ein bisschen Timing hätte dieser Schlusspunkt mit einem Meistertitel genau auf Trattnigs 40. Geburtstag fallen können – am 22. April steht das vierte Finalspiel am Programm.

Nun ist der Zeitpunkt für die neue Karriere etwas mehr als eine Woche vorher gekommen, ohne Pokal in den Händen.

Mit sechs österreichischen Titeln in 14 Jahren bei Red Bull Salzburg wird sich einer der erfolgreichsten Defender Österreichs im Rückblick über mangelnde Dekoration aber nicht beschweren können.

"Ich bin dankbar für 14 Jahre in Salzburg und dafür, dass ich so lange bei einem Klub habe spielen dürfen. Für mich ist das der beste Klub in Österreich und sogar in Europa", sparte Trattnig noch am Eis bei "ServusTV" nicht mit Emotionen gegenüber dem Verein.

Hoch dekoriert

Seit 2005 stand der gebürtige Grazer durchgehend im Salzburger Trikot am Eis. Die Bilanz? 768 Spiele, dazu stattliche 198 Tore, 348 Assists und die erwähnten sechs EBEL-Titel. Dazu seit 2014 der jährliche Ausflug ins europäische Geschäft, dessen Höhepunkt mit dem Halbfinal-Auftritt erst Anfang dieses Jahres erreicht wurde.

Nach dem Profi-Einstieg mit gerade einmal 16 Jahren in Graz verschlug es Trattnig in die weite Welt: Mit der University of Maine wurde er NCAA-Champion, statt in die NHL ging es aber weiter nach Schweden zu Djurgardens und nach einem DEL-Jahr mit den Kassel Huskies schon Mitte des letzten Jahrzehnts zu seiner dauerhaften Wirkungsstätte bei RBS.

Dazu 14 Auftritte mit Österreich bei diversen Weltmeisterschaften, die Olympischen Spiele 2002 und 2014 als absolute Highlights der internationalen Karriere ganz oben in der Aufzählung.

Jede Menge denkwürdiger Momente, auf die Trattnig zukünftig im Hotelier-Geschäft zurückblicken kann.

Neue Ziele vor Augen

"Ich muss mal alles sacken lassen und Abstand zum Eishockey gewinnen. Ich habe alles ziemlich gut geplant, mit dem Familienbetrieb. Irgendwann wird man sowieso wieder hungrig, etwas Neues anzufangen, und das dauert bei mir nicht allzu lange", war sich Trattnig nach dem Ende seiner Karriere auf Wiener Eis sicher.

Diesen Abstand zu finden, wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, wie sich Trattnig auch gegenüber LAOLA1 sicher war: "Du bist voll im Playoff-Modus und die Enttäuschung ist riesig, wenn es dann frühzeitig vorbei ist. Alles andere ist bei mir noch nicht richtig angekommen."

Normalerweise sei er in solchen Situationen immer "sehr angefressen", diesmal sei das nicht der Fall. Die Capitals seien, so der Salzburger Kapitän, in Spiel sieben einfach die bessere Mannschaft gewesen.

"Es war eine sehr durchwachsene Saison, aber wir haben am Ende noch viel herausgeholt."

Vorerst werde sich Trattnig "vom Eishockey verabschieden", aber das sei bestimmt kein endgültiger Abschied – in welcher Form die Rückkehr auch stattfinden wird: "Ich liebe Eishockey über alles. Ich habe es nicht nur gespielt, weil es mein Beruf, sondern weil es mein Leben ist. Aber ewig kann man sowieso nicht spielen."

Ungewissheiten beim Team

Nach drei Jahren mit dem "C" auf Trattnigs Brust werden sich seine Kollegen, die weitermachen, bis zum September eine neue Leitfigur suchen müssen.

"Ich muss mal alles sacken lassen und Abstand zum Eishockey gewinnen. Ich habe alles ziemlich gut geplant, mit dem Familienbetrieb. Irgendwann wird man sowieso wieder hungrig, etwas Neues anzufangen, und das dauert bei mir nicht allzu lange."

Trattnig über die Zukunft

"Er war ein unglaublicher Spieler und in der Kabine so wichtig. Wir werden ihn vermissen, jeder, der mit ihm spielte, weiß, was wir an ihm hatten. Ich hoffe, er bleibt dem Eishockey treu, denn oft findet man so einen nicht", hatte etwa Raphael Herburger große Abschiedsworte für seinen scheidenden Kapitän übrig.

Wie es in Sachen Coach weitergeht, ist indes völlig offen. Andreas Brucker, der Ende Februar von Greg Poss übernahm, holte noch viel aus der verunsicherten Mannschaft heraus. Nur den entscheidenden Input in Halbfinal-Spiel sieben konnte der Linzer nicht mehr geben.

"Wäre der Wechsel früher passiert, hätten wir vielleicht mehr herausholen können. Er hat einen tollen Job gemacht", war etwa Michael Schiechl voll des Lobes für Brucker, der eigentlich gerne weitermachen würde.

Für Thomas Raffl, als Assistant einer der naheliegenden Kandidaten, auf die Kapitäns-Nachfolge, ist bei "Sky" jedenfalls eines klar: "Es war eine harte Saison. Wir hatten viele Hochs und Tiefs. Im Endeffekt haben wir im Semifinale verloren, das heißt, es gibt nichts, woran man sich erinnern muss."

Außer an die Karriere eines großen Mitspielers, dem man das Versprechen in die Eishockey-Pension mitgeben will, es ab September wieder besser zu machen.

 

Vor dem CHL-Halbfinale gab es bei LAOLA1 schon das große Abschieds-Interview:

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