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EBEL: Chance auf Österreicher-Topf lebt

Förderung der Österreicher nur zweitrangiges Thema? Nicht für EBEL-Manager Feichtinger:

EBEL: Chance auf Österreicher-Topf lebt

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Die EBEL ist mittendrin in der heißen Final-Serie 2017/18.

Der EC RB Salzburg ist österreichischer Meister, der HC Bozen steht überraschend im EBEL-Endspiel und die Südtiroler gewannen zudem den Auftakt der "Best-of-7"-Serie in der Mozartstadt.

Um hierzulande dem Schaulaufen der ausländischen Spieler nicht nur in der Quantität, sondern vor allem in der Qualität - sprich Eiszeit - zukünftig etwas Einhalt zu gebieten, arbeitet die Liga gerade mit Hochdruck an Innovationen am Statistik-Sektor.

"Wir sind mitten im Bewertungs-Prozess mit dem Ziel, eine noch umfangreichere Gesamt-Statistik, die auch Time on Ice beinhaltet, zu evaluieren und diese so schnell wie möglich einzuführen", bringt Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger die in der Vergangenheit bereits gescheiterte Implementierung der TOI-Statistik wieder ins Spiel.

Welch enormen Mehrwert solch ein Daten-Tool hat, könnten neben den Fans schon bald vor allem die (jungen) österreichischen Cracks am eigenen Leib erfahren.

Mit der Kopplung ihrer Eiszeit an einen Österreicher-Topf, dessen finanzielles Volumen anteilsmäßig an die Vereine ausgeschüttet werden könnte, würde sich die Chance der vor allem jüngeren heimischen Spieler auf Einsatz-Zeiten wohl um einiges erhöhen.

Doch das Thema Statistik mit "Time on Ice" ist nicht das einzige Projekt, an dem die Liga momentan arbeitet, wie Christian Feichtinger im LAOLA1-Interview erläutert. Der Liga-Manager nimmt außerdem Stellung zu den aktuellen "Brandherden" der EBEL, rekapituliert die Verlagerung von "ServusTV" auf die Online-Dienste und erklärt, warum das All-Star-Game trotz erfolgreicher Premiere einen kleinen Schönheitsfehler hatte.

LAOLA1: Wie bilanzieren sie die bisherige Spielzeit vor den entscheidenden Finalpartien?

Feichtinger: Extrem spannend, extrem eng, super Zuschauer-Resonanz – eine tolle Saison.

LAOLA1: Ein Diskussionspunkt war wie eigentlich immern die Bedeutungslosigkeit der ersten Phase des Grunddurchgangs. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?

Feichtinger: Die Ausgeglichenheit in der Liga ist eines der wichtigsten Dinge, dass eine Liga so lange wie möglich spannend bleibt. Man kann diesen Modus kritisieren, den von Ihnen angesprochenen Punkt kann ich nicht wegdiskutieren. Auf der anderen Seite bleibt aber auch für Mannschaften, die eine schlechte Saison hatten, das Playoff-Rennen bis Ende Februar, Anfang März offen, während jenes für solche Teams in anderen Ligen teilweise schon Mitte Jänner beendet ist. Es gibt auch in unserer Liga Stimmen, die diesen Modus hinterfragen, aber die Mehrheit unserer Klubs hat sich für die Beibehaltung der Zwischenrunde ausgesprochen.


VIDEO: EBEL-Überraschungsfinale in NHL18

(Das Interview wird unter dem Video fortgesetzt)


LAOLA1: Wäre ein anderer Modus mit 12 Teams überhaupt möglich?

Feichtinger: Es gibt Szenarien, die beispielsweise Pre-Playoffs umfassen, wie das in der DEL der Fall ist. In denen würden der Siebt- bis Zehntplatzierte spielen und die letzten beiden Teams sicher wegfallen. Das würde aber dazu führen, dass sechs Mannschaften eine zehntägige Liga-Pause hätten, weil die Pre-Playoffs mindestens drei Spieltage benötigen. Wir haben grundsätzlich mit dieser Zwischenrunde über die Jahre mehr positive als negative Erfahrungen gemacht, wobei wir natürlich wissen, dass das Problem-Potenzial in dieser Meisterschaftsphase am größten ist.

LAOLA1: Diese Diskussionen könnten sich in Luft auflösen, sollte die Liga weiter expandieren? Besteht die Möglichkeit einer zeitnahen Aufstockung?

Feichtinger: Es gibt aus mehreren Ländern Anfragen unterschiedlicher Qualität und mit unterschiedlichen Zeitenfenstern, aber die Meisterschaft für die kommende Saison ist für die jetzigen zwölf Mannschaften vorgesehen. Alle EBEL-Teams haben sich innerhalb der gesetzten Fristen mit Vorlage sämtlicher Unterlagen und Bankgarantien eingeschrieben.

LAOLA1: Die EBEL als Produkt scheint angesichts der geschilderten Tatsachen auf einem guten Weg zu sein. Gilt das für das österreichische Eishockey allgemein bzw. welche Rolle misst die Liga dieser allgemeinen Entwicklung überhaupt bei?

Feichtinger: Es gibt eine sehr enge Partnerschaft und Zusammenarbeit mit dem ÖEHV, dem Eishockeyverband, weil die EBEL grundsätzlich ein in Österreich geborenes Produkt ist und der Großteil der Mannschaften aus Österreich stammt. Da wir eine internationale Liga sind, sind wir aber dazu angehalten, die Interessen all unserer Klubs gleichbedeutend zu vertreten. Wir hören sehr genau hin, um die Bedürfnisse des österreichischen Eishockeys bestmöglich zu unterstützen und darum kann man nicht behaupten, dass dies ein zweitrangiges Thema für uns wäre. Wir stehen für langfristige Entwicklungen. Dies sieht man auch in den Bemühungen im Nachwuchsbereich mit unseren zwei Nachwuchsligen, die von der Liga mit großem Aufwand organisiert werden. Die EBEL ist auch verantwortlich für die Organisation der Alps Hockey League, die grundsätzlich dieses fehlende Glied zwischen Nachwuchs- und Profi-Hockey sein soll. Auch in Abstimmung mit dem ÖEHV, wo diese Ausbildungslizenz vor zwei Jahren definiert worden ist. Wir haben über 60 Spieler, die im Zwei- bzw. teilweise sogar Drei-Wege-System – also U20, AlpsHL und EBEL – spielen.

Ziel ist es, vor allem hinsichtlich der TOI-Erfassung, dass wir ein System bekommen, das entweder außer Landes gemacht wird oder mittels Chip-Tracking ohnehin automatisch die Daten ermittelt. Denn die manuelle Erfassung bietet einfach ein gewisses Manipulations-potenzial und das wollen wir garantiert nicht haben.

Christian Feichtinger über die TOI-Erfassung

LAOLA1: Die Bedürfnisse des österreichischen Eishockeys werden mit der vielseits kritisierten Punkteregel bestmöglich unterstützt?

Feichtinger: Wir müssen uns einfach gewahr sein, dass es aufgrund dessen - wie unsere Liga zusammengesetzt ist - die unterschiedlichsten Rahmenbedingungen gibt, beispielsweise vom rechtlichen Standpunkt. Aber auch vom Angebot verfügbarer Spieler, weil zum Beispiel in Tschechien wesentlich mehr Spieler in unserer Qualitätsstufe vorhanden sind, als das in Österreich der Fall ist. Znojmo oder auch Bozen - als einziges Top-Team aus Italien in der EBEL - können aus einem viel größeren Talentepool schöpfen. Es geht darum, die gesetzlichen Rahmenbedingungen bestmöglich einzuhalten. Wir wissen nach acht oder neun Jahren mit der Punkteregel, dass wir das können. Es geht uns darum, eine Regelung zu haben, die die Meisterschaft so ausgeglichen und attraktiv wie möglich hält – das haben wir damit garantiert geschafft. Da braucht man sich nur die aktuelle Meisterschaft ansehen. Aber es gibt diese Diskussion um die Punkteregelung, keine Frage. Wir befinden uns zum jetzigen Zeitpunkt auch in sehr positiven Gesprächen mit dem ÖEHV, wo es natürlich auch um die zukünftige Entwicklung der Anzahl der Transferkarten-Spieler geht. Da wird in beiderseitigem Verständnis auf sehr positive Art und Weise miteinander diskutiert.

LAOLA1: Zu einer Entschärfung dieser Diskussion könnte die Time-on-Ice-Statistik mit einem daran gekoppelten Österreicher-Topf führen.

Feichtinger: Wir haben in den letzten Wochen alle möglichen Anbieter und Unternehmen, die solche TOI- und erweiterte Statistik-Systeme anbieten, zu Gesprächen eingeladen. Es liegen der Liga von Tracking-Systemen mit Chips über optische Erfassungs-Systeme bis hin zu manuellen TOI-Systemen, wie beispielsweise in der CHL, sehr interessante Lösungsansätze vor. Wir sind gerade mitten im Bewertungsprozess mit dem Ziel, eine noch umfangreichere Gesamtstatistik, die auch Time on Ice beinhaltet, zu evaluieren und diese so schnell wie möglich einzuführen. Ich sage bewusst nicht mit der nächsten Saison und bin vorsichtig mit Prognosen, weil wir bei unserem ersten Versuch der Einführung einer TOI-Statistik progressiv vorgegangen sind, dann aber gemerkt haben, dass die Technik zwar funktioniert, aber einfach nicht die notwendige Manpower und die Fachkräfte dafür vorhanden sind. Da waren wir zu optimistisch.

LAOLA1: Aber diese "Fachkräfte" fehlen nicht nur für die TOI-Erfassung, sondern bei einigen Teams schon jetzt bei der grundlegendsten Statistik-Erfassung.

Feichtinger: Momentan erfassen lizenzierte Zeitnehmer und Off-Ice-Spieloffizielle die Statistik. Da ist die Qualität in den verschiedenen Hallen einfach unterschiedlich, das ist völlig richtig. Mit dieser Aufgabe sind nicht nur wir in der EBEL gerade befasst, sondern auch unsere europäischen Kollegen, mit denen wir uns in dieser Sache immer wieder abstimmen, weil viele mit den gleichen Problemen kämpfen. Je mehr "Eishockey-minded" ein Land ist, desto leichter ist es einfach, sechs bis acht Statistiker zu finden, die diese dann auch richtig eingeben können. Denn die Definition von einem gewonnenen Faceoff oder einem Schuss auf das Tor ist vielleicht noch klar, aber dann geht es natürlich noch darum, die ganzen Feinheiten herauszuarbeiten. Die große Aufgabe heißt da zurzeit, ein System festzumachen, wo nach bestmöglich gleichen Parametern all das gemacht wird.

LAOLA1: Um mögliche Manipulationen vor allem mit Blick auf den Österreicher-Topf auszuschließen?

Feichtinger: Ziel ist es, vor allem hinsichtlich der TOI-Erfassung, dass wir ein System bekommen, das entweder außer Landes gemacht wird oder mittels Chip-Tracking ohnehin automatisch die Daten ermittelt. Denn die manuelle Erfassung bietet einfach ein gewisses Manipulationspotenzial und das wollen wir garantiert nicht haben. Die Kopplung mit unseren TV-Partnern bzw. die Darstellung auf den mobilen Endgeräten ist ein weiterer wichtiger Punkt.

LAOLA1: Stichwort TV-Partner: Hat sich die Verlegung von "ServusTV" auf die Online-Dienste bislang wirklich als jene bei der Auftakt-Pressekonferenz proklamierte Chance dargestellt oder schadet die TV-Abstinenz der Liga-Popularität?

Feichtinger: Die Frage ist, wie man Popularität misst. Wenn ich mir die Besucherzahlen in den Hallen ansehe, dann sind wir gut unterwegs. Wenn ich mir die ersten Zwischenauswertungen unserer Medienanalyse ansehe, dann sind wir grundsätzlich in der elektronischen Berichterstattung sehr gut unterwegs. Unser elektronisches Publikum ist jünger geworden, durch die Übertragungen auf "Facebook" und "Youtube" haben wir eine neue Zielgruppe aufgemacht. Wir wissen aber auch, dass sich die über 50-Jährigen schwer mit dem Wechsel in die IT-Welt tun. Der Wegfall war natürlich eine Veränderung und grundsätzlich nicht das, was wir uns gewünscht hätten. Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass sich unser medialer Wert mit dem derzeitigen Mix wieder positiv entwickelt haben wird.

LAOLA1: Also hinsichtlich des Werbewerts macht sich der Liga-Manager keinen Kopf?

Feichtinger: Der nationale Werbewert bezogen auf Österreich lässt ein sehr positives Endergebnis erhoffen, auch aufgrund der Reichweite und Erschließung neuer Zielgruppen mit der elektronischen Berichterstattung.

Erfolgreiche Premiere für den All-Star-Cup
Foto: © GEPA

LAOLA1: Definitiv einen positiven Effekt für die Liga könnte das am 17. Februar erstmals ausgetragene, vier Ligen umfassende All-Star-Game haben. Welche Bilanz ziehen Sie nach diesem Event?

Feichtinger: Ein absolut positives. Es war eine super Stimmung vor Ort, die Spiele waren spannend, viel spannender als bei normalen All-Star-Games, weil die Teams wirklich um den Sieg gefightet haben. Unsere Jungs haben sich mit dem 5:3 gegen die tschechische Auswahl super hineingespielt, das 2:6 gegen das slowakische Team war deutlicher als der eigentliche Spielverlauf und gegen die DEL-All-Stars (6:8) waren die Beine dann schon etwas schwer.

LAOLA1: Ein derartiger „Fight“ so kurz vor den Playoffs wurde von einigen Teams wohl erwartet und es wurde mit einer fragwürdigen Nominierungspolitik – bspw. von den Vienna Capitals – reagiert. Das kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein?

Feichtinger: Wir sind es gewohnt, dass wir den Vereinen nur Regeln als Vorgabe geben, die sie schon vor Beginn der Meisterschaft kennen konnten. Der All-Star-Cup ist hingegen erst „auf die Welt gekommen“, Schritt für Schritt gewachsen von einer Idee zu einem Produkt. Dass wir damit nicht glücklich sind, ist klar, weil viele andere Teams sehr fair ausgewählt haben. Man muss aber natürlich dazu sagen, dass alle Nationalteamspieler wegfallen sind. Das geht selbstverständlich vor. Wir diskutieren in Abstimmung aller vier Ligen auch, ob wir es vielleicht schaffen, das Ganze auf ein richtiges All-Star-Wochenende zu legen, an dem kein konkurrierender Bewerb im Weg ist und das dann auch etwas von den Playoffs weg ist. Denn das war das Argument vor allem in Wien.

LAOLA1: Also hat der Event Zukunft?

Feichtinger: Grundsätzlich ja, allerdings müssen wir wie gesagt schauen, wo das Ganze im Terminplan hineinpasst. Außerdem wird auch über die Teilnahme weiterer Ligen diskutiert, weil viele mit dem Format „All-Star-Game“ kämpfen.

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