Eine aufregende Turnierwoche liegt hinter Sinja Kraus.
Mit einem 3:6, 6:2, 6:2-Finalerfolg sicherte sich die 23-jährige Wienerin am Sonntag den Sieg bei den "ALPSTAR Ladies Open Vienna 2025" im Wiener Tennisclub La Ville.
"Ich glaube, ich bin auf einem sehr guten Weg", zeigte sich Kraus dementsprechend selbstbewusst im Gespräch mit LAOLA1. Für die Lokalmatadorin war es ihr bereits 13. ITF-Titel sowie der dritte Triumph bei einem W75-Turnier.
"Bis Jahresende schaffe ich es hoffentlich in die Top 100"
Heuer konnte sie bereits in Amstetten und im ungarischen Szekesfehervar erstmals Turniersiege in dieser Kategorie einfahren.
"Das ist sicher einer meiner größten Erfolge. Ich bin sehr stolz, dass ich hier den Titel holen konnte", strahlte die ÖTV-Hoffnung, die damit ihrem großen Ziel Top 100 wieder etwas näher rückt. Am Montag verbesserte sie ihr Career High immerhin um eine Position auf 128.
"Bis Jahresende schaffe ich es hoffentlich noch in die Top 100", so Kraus. Damit verbunden wäre ein sicherer Platz im Hauptfeld bei den Australian Open.
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"Ich will endlich einmal bei den Grand-Slam-Turnieren reinkommen. Mit der Quali klappt’s ja leider nicht so bei mir", nimmt die Wienerin ihre bislang etwas durchwachsene Qualifikations-Bilanz bei den Majors mit Humor. Auf ihre Premiere im Hauptbewerb eines Grand-Slam-Turniers wartet sie nämlich noch.
Neuer Trainer aus Deutschland
Um dieses Ziel zu erreichen, hat Kraus in diesen Tagen auch Veränderungen an ihrem Trainer-Team vorgenommen, da ihr bisheriger Betreuer von der ProBase im deutschen Ludwigshafen nicht mehr auf Reisen gehen konnte.
"Deshalb war ich heuer viel alleine unterwegs, dadurch war es kein leichtes Jahr für mich. Schließlich bin ich fast das ganze Jahr auf Reisen", erklärte sie die Beweggründe für ihre Trennung.
Sie habe dadurch "lange Zeit einige Fragezeichen im Gepäck" gehabt. "Ich musste viele Reisen alleine unternehmen – das ist nicht immer einfach. Jetzt fühle ich mich aber sehr wohl und bin mir sicher, dass es weiter bergauf geht."
Denn mit dem Deutschen Oke Staats hat Kraus ab Oktober einen neuen Trainer an ihrer Seite. Der 32-Jährige war selbst nicht auf der ATP-Tour aktiv, arbeitet aber schon seit vielen Jahren in Deutschland als Tennis-Trainer – vor allem in der Jugend.
"Er wurde mir über Bekannte empfohlen und wir haben dann eine Turnier- und eine Trainingswoche ausprobiert. Das hat gut funktioniert", ist Kraus zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit schon bald Früchte tragen wird.
Arbeit am Aufschlag hat oberste Priorität
Wo sie ihr Potenzial sehe? "Das ist schwer zu sagen, die Konkurrenz schläft ja auch nicht. Ich glaube aber schon, dass ich mit meinem Spiel auch die Großen ärgern kann. Es gibt aber auch noch ein paar Baustellen, an denen ich arbeiten muss, wie zum Bespiel dem Aufschlag."
So aktiv und aggressiv Kraus im Spiel ist, so angreifbar ist oft noch das Service der Österreicherin. Eine schnelle Besserung dürfe man sich aber nicht erwarten. Der Aufschlag gilt nicht umsonst als der komplexeste Schlag im Tennis. Dafür benötigt es Zeit. Zeit, die ein Spieler auf der Tour nicht hat.

"Das werden wir deshalb in der Off-Season angehen. Es gibt da einige Sachen, die wir ausprobieren müssen, was mir liegt und was mir nicht liegt. Das kann man aber nicht zwischen zwei Turnieren machen. Das braucht Tage und Wochen und Monate, bis es im Kopf gefestigt ist", so Kraus, die aber davon überzeugt ist, dass sich die Umstellung langfristig auszahlen wird.
Rot-weiß-roter Aufschwung soll auch Sinja weiter pushen
Positiv sieht die Wienerin auch den aktuellen Aufschwung im rot-weiß-roten Frauen-Tennis. Ex-Top-100-Spielern Julia Grabher kämpfte sich in den vergangenen Monaten nach ihrer schweren Handgelenksverletzung wieder nach vorne. Die erst 17-jährige Lienzerin Lilli Tagger sorgte mit ihrem Junioren-French-Open-Sieg in Roland Garros für Furore. Und nun zeigte in Wien auch noch die gerade einmal 15 Jahre junge Tirolerin Anna Pircher mit ihrem Halbfinal-Einzug, dass auch mit ihr zumindest mittelfristig zu rechnen sein wird.
"Grundsätzlich schaue ich nur auf mich selbst, es ist aber gut, dass wir jetzt so viele österreichische Spielerinnen haben – dadurch pushen wir uns gegenseitig nach oben. Es ist eine noch größere Motivation. Das hat man jetzt auch in Wien gesehen", meint Kraus, die sich im Halbfinale gegen Shooting-Star Lilli Tagger durchsetzte. Bereits im Finale von Amstetten hielt die 23-Jährige ihre sechs Jahre jüngere Kontrahentin noch auf Abstand.
Gemeinsame WhatsApp-Gruppe gebe es zwar noch keine ("nur für den Billie-Jean-King-Cup"), "aber wir verstehen uns recht gut miteinander. Mit Julia habe ich auf vielen Turnieren Kontakt und wir spielen öfters ja auch im Doppel gemeinsam. Da ist eigentlich immer eine gute Stimmung."
Ab in den Süden
Für Kraus geht es in der kommenden Woche nach Ljublijana, wo sie ein WTA-125-Turnier bestreiten wird. "Danach geht es nach Tolentino in Italien zu einem weiteren 125er und dann noch ein 100er in Lissabon.
Danach weiß ich noch nicht, wie es weitergeht. Das muss ich mir noch überlegen", verrät Kraus ihre kommenden Aufgaben.