Der Showdown beim prestigeträchtigsten Tennisturnier ist ganz nach dem Geschmack der Fans.
Ein Wimbledon-Semifinale zwischen Superstar Novak Djokovic, der somit noch im Rennen um seinen 25. Rekord-Major-Titel ist, und dem Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner verspricht am Freitag viel Spannung.
Sofern beide körperlich voll fit sind, zuletzt waren beide angeschlagen. Im zweiten Halbfinale ist der zweifache Titelverteidiger Carlos Alcaraz gegen Taylor Fritz klarer Favorit.
Wimbledon als größte Chance auf "25er"
Gut möglich, dass es zum dritten Mal en suite zum Wimbledon-Endspiel zwischen Djokovic und Alcaraz kommt.
Der 38-jährige Serbe muss jedenfalls einen nicht nur für sein Alter gewaltigen Kraftakt hinlegen, möchte er nicht nur den historischen "25er" feiern, sondern auch mit Wimbledon-Rekordsieger Roger Federer mit Titel Nummer 8 gleichziehen.
Für Sinner spricht allerdings auch einiges: Der 23-jährige Italiener hat Djokovic vor wenigen Wochen auf dem Weg zum geschichtsträchtigen, längsten French-Open-Finale (5:29 Stunden) in Paris in drei Sätzen bezwungen. Zudem führt er im Head-to-Head mit 5:4 und hat die vier jüngsten Begegnungen mit dem "Djoker" für sich entschieden.
Djokovic wächst normalerweise mit dem Druck über sich hinaus und den macht er sich wohl selbst am meisten: Denn die Chance, den ersehnten Rekord mit 38 zu schaffen, ist eindeutig in Wimbledon am größten. Dazu muss er möglicherweise der Reihe nach die Nummern 1 und 2 der Welt schlagen.
Djokovic und Sinner gehandicapt?
Doch Schritt für Schritt: Zunächst musste einmal abgeklärt werden, ob sein unglücklicher Ausrutscher beim Matchball gegen Flavio Cobolli nicht späte Auswirkungen hat. Es hatte ihm bei einem Richtungswechsel die Beine auseinandergerissen und er war fast im Spagat sichtbar schmerzhaft auf die Knie gefallen. Er werde die wirkliche Wirkung erst am Donnerstag spüren, prophezeite der "Djoker".
"Ich hoffe, dass in den nächsten 24, 48 Stunden das Ausmaß dessen, was passiert ist, nicht zu schlimm ist und ich schmerzfrei auf der Höhe meines Könnens spielen kann." Er werde nun mit seinem Physiotherapeuten arbeiten "und hoffentlich wird in zwei Tagen wieder alles gut sein".
Aber auch Sinner ist nicht ganz ohne körperliche Sorgen. Der Südtiroler hatte sich gleich im ersten Game des Achtelfinales gegen Grigor Dimitrow ebenfalls nach einem Ausrutscher am Ellbogen angeschlagen und spielte im Viertelfinale mit einer langen Ellbogenstütze. Ein MRT gab vorerst Entwarnung.
Djokovic in Wimbledon mit "mentalem Extraschub"
Sinner ist trotz der zuletzt positiven Bilanz gegen Djokovic gewarnt.
"Ich habe noch nie gegen ihn in Wimbledon gewonnen, deshalb wird es eine sehr, sehr schwierige Herausforderung", sagte er in Erinnerung an die beiden Niederlagen 2022 und 2023. Während Sinner um sein erstes Finale überhaupt im Tennis-"Mekka" kämpft, läuft Djokovic die Zeit davon.
Schon in Paris konnte er nicht sagen, ob er überhaupt noch einmal als Aktiver zurückkehrt. Und auch wenn er am liebsten noch bis zu den nächsten Olympischen Spielen 2028 weitermachen würde, auch sein Körper hat seine Grenzen. "Wimbledon ist meine beste Chance dafür aufgrund der Ergebnisse, die ich hier hatte, wie ich mich fühle, wie ich spiele", sagte Djokovic.
"Ich bekomme hier diesen mentalen Extraschub und die Motivation, um mein bestes Tennis auf dem höchsten Niveau zu zeigen."
Alcaraz gegen Fritz im Schatten des Krachers
Das Duell Alcaraz-Fritz steht in der Aufmerksamkeit klar im Schatten: Der Spanier ist gegen den US-Amerikaner natürlich Favorit, auch wenn Fritz mit dem vorjährigen US-Open-Finale in neue Major-Gefilde vorgestoßen ist.
Alcaraz führt in direkten Duellen mit Fritz 2:0, und hat auch noch keinen Satz verloren. Fritz kam allerdings mit breitem Rücken an die Church Road, hatte er doch mit zwei Rasentiteln im Vorfeld eine tolle Vorbereitung.
"Ich glaube wirklich, dass ich ein viel besserer Spieler bin als vor ein, zwei Jahren", stellt der 27-jährige Fritz fest. Doch Alcaraz scheint programmiert auf seinen bereits sechsten Grand-Slam-Titel bzw. den Wimbledon-Hattrick.
Gegen Cameron Norrie im Viertelfinale gab er sich überhaupt keine Blöße. Sich mit dem Vorjahr zu vergleichen, sei schwierig, so der Weltranglisten-Zweite. "Was ich aber sagen kann, ist, dass mein Selbstvertrauen wirklich sehr groß ist. Ich fühle mich großartig."