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30 Jahre Paris-Titel! Muster: "Wie schmusen mit Freundin"

Der French-Open-Sieger von 1995 blickt auf den größten Erfolg seiner Karriere zurück.

30 Jahre Paris-Titel! Muster: Foto: © GEPA

Kinder, wie die Zeit vergeht!

Unglaubliche 30 Jahre liegt der legendäre Triumph von Thomas Muster bei den French Open in Roland Garros zurück.

Der 11. Juni 1995 war ein historisches Datum aus rot-weißer Sicht: Es war der erste Grand-Slam-Titel eines Österreichers in der Sportgeschichte.

"Die Uhr bleibt für niemanden stehen"

"Besser wir reden so darüber, als wir würden sagen: 'Er würde heute 90 Jahre alt werden.' Das wäre bedenklicher", witzelte der heute 57-jährige Steirer, als er von LAOLA1 auf das nun schon drei Jahrzehnte zurückliegende historische Werk angesprochen wird.

"Es ist lange her und die Uhr bleibt für niemanden stehen", so Muster, der sich allerdings augenscheinlich zumindest in den vergangenen Monaten einer kleinen Jungbrunnenkur unterzogen hat. 

Zeitreise: Thomas Musters Triumph bei den French Open 1995

Am 15. Jänner beschloss er, sein Körpergewicht zu reduzieren – vier Monate später bringt der für seine Konsequenz bekannte Ex-Weltranglisten-Erste bereits 19 Kilogramm weniger auf die Waage.

Paris-Vergleich mit erster Freundin

"Das ist ganz leicht. Man muss nur zuerst ganz schlecht ausschauen, dann schaut man schnell wieder besser aus", grinst der Leibnitzer, der danach wieder in Erinnerungen an seinen legendären Final-Triumph über Michael Chang versinkt.

"Es ist einfach unglaublich lange her. Die Erinnerung daran ist, wie wenn man als Junger ein Konzert besucht und man sich darüber gefreut hat, dass man in der ersten Reihe mit der Freundin bei einem Fendrich-Konzert schmust", zieht Muster einen bildhaften und für die meisten Menschen nachvollziehbaren Vergleich.

"Natürlich erinnere ich mich da immer noch gerne zurück. Die Siegerehrung werde ich nie vergessen und auch die Heimkehr nach Österreich. Das ist natürlich wunderschön, wenn du ein Ziel hast, dass du ewig verfolgst und dann gelingt es dir endlich. Das ist schon sehr cool", so Muster, der schon in den Jahren davor immer wieder als Mitfavorit nach Paris reiste.

Lange Reise bis zum langersehnten Titel

Erst im vor allem für damalige Verhältnisse bereits schon reifen Alter von 27 Jahren durfte Muster endlich den langersehnten French-Open-Pokal in die Höhe stemmen.

"Ich war natürlich nicht Außenseiter, aber Favoriten sind schon oft gestorben. Wie oft war ich davor Mitfavorit?", denkt Muster vor allem an das Jahr 1990 zurück.

Damals scheiterte er im Halbfinale überraschend an Außenseiter Andres Gomez aus Ecuador, der sich in Folge auch im Endspiel gegen-Superstar Andre Agassi durchsetzte. "Da dachte man auch, dass es eine gute Auslosung gewesen wäre."

Zäher Start in die French Open 1995

"Auch 1995 hat es zäh begonnen", erinnert sich Muster an sein Auftaktmatch gegen den französischen Qualifikanten Gerard Solves zurück. Mit 3:6 verlor Muster damals den ersten Satz, ehe er sich schlussendlich doch noch in vier Sätzen durchsetzen konnte. "Da spielst du in der ersten Runde gegen einen Qualifikanten und dann verlierst du den ersten Satz..."

In Folge kam Muster aber immer besser in Schwung. Dem französischen Lokalmatador Cedric Pioline überließ er nur fünf Games, danach gewann er mit Carlos Costa gegen einen seiner Lieblingsgegner. Im Achtelfinale schoss er den früheren Paris-Sieger Andrey Medvedev mit 6:3, 6:3, 6:0 vom Platz.

Aufholjagd im Viertelfinale gegen Albert Costa

Richtig spannend wurde es hingegen im Viertelfinale, wo er den Spanier Albert Costa, später Paris-Sieger 2002, erst nach einem 1:2-Satz-Rückstand in die Knie zwang. Danach war der Muster-Express aber nicht mehr zu stoppen. Sowohl Yevgeny Kafelnikov als auch Chang blieben ohne Satzgewinn gegen die steirische Kampfmaschine.

Wie schwierig es sein kann, sich als Favorit durchzusetzen, zeigten die nächsten beiden Jahre. "1996 war ich auch Favorit und habe dann gegen einen großartig spielenden Michael Stich verloren. Ich hab in zwei Sätzen 4:1 geführt und trotzdem verloren", hadert Muster jetzt noch ein bisschen mit dieser Partie.

Nicht viel besser lief es ein Jahr später. Damals stand ihm in Runde drei ein unbekannter Brasilianer namens Gustavo Kuerten gegenüber. Der blonde Lockenkopf entzauberte den Steirer in fünf Sätzen. "Da haben mich auch alle gefragt, wie man gegen den verlieren kann. Dann hat er drei Mal das Turnier gewonnen."

Muster sieht Paris-Feld offen wie nie

Ob es heuer auch einen Überraschungssieger in Roland Garros geben wird? Zumindest ist nach dem Rücktritt von Superstar Rafael Nadal der große Titelfavorit der vergangenen zwei Jahrzehnte nicht mehr dabei.

"Es gibt keinen Favoriten für Paris. Es ist so offen wie schon lange nicht. Schauen wir mal, wie Sinner die lange Pause verkraftet hat", so Muster, der sich gerade aufgrund der offenen Ausgangsposition auf das Grand-Slam-Turnier freut.

"Es ist gut für die Spannung. Deshalb ist das Tennis ja nicht schlechter."

Muster selbst wird heuer übrigens am Finaltag mit dabei sein. "Ich habe es einem Freund zum 40. Geburtstag geschenkt, dadurch muss ich jetzt auch hinfahren", grinst der Steirer schelmisch. 

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