ÖTV-Enttäuschung nach verpasstem Davis-Cup-Wunder
Trotz Außenseiter-Status gehen Österreichs Tennis-Asse nach dem Aus hart mit sich ins Gericht.
Österreich muss seinen Traum vom zweiten Davis-Cup-Halbfinaleinzug nach 1990 begraben.
Das Team von ÖTV-Kapitän Jürgen Melzer unterlag am Mittwoch beim Finalturnier in Bologna dem Gastgeber und Titelverteidiger Italien mit 0:2.
Jurij Rodionov vergab bei seiner 3:6, 6:7(4)-Niederlage drei Satzbälle, Filip Misolic blieb danach gegen den Weltranglisten-22. Flavio Cobolli beim 1:6, 3:6 chancenlos.
Misolic: "Ich habe das Gefühl, dass ich alle enttäuscht habe“
Sichtlich angeschlagen zeigte sich Misolic nach seinem klar verlorenen Match.
"Ich habe das Gefühl, dass ich alle enttäuscht habe, es tut mir leid“, sagte der 24-jährige Steirer, der heuer bereits im Bukarest-Viertelfinale auf Cobolli traf und dort den Italiener lange Zeit voll fordern konnte. 6:7, 4:6 hieß es damals - doch diesmal war Misolic vom Sieg deutlich weiter entfernt als damals.
Cobolli sei seit ihrem Duell in Bukarest "unglaublich stark“ geworden. "Er steht nicht umsonst auf 22 und hat zwei Titel gewonnen.“
Melzer: "Um die erste Partie war es extrem schade“
Kapitän Melzer haderte vor allem mit der verpassten Chance im Auftaktmatch: "Wir waren nicht so weit weg. Jurij hat im ersten Satz zwei Punkte schlecht gespielt, im zweiten Satz ein Game. Das Match hätten wir gebraucht.“
Misolic sei gegen den italienischen Topspieler "schon weit weg“ gewesen.
Rodionov: "Trotzdem eine gute Vorstellung von mir“
Rodionov hatte Berrettini am Rande eines Satzverlusts gebracht und zeigte sich trotz der bitteren Wende nicht nur enttäuscht, sondern auch stolz:
"Ich habe mich gut gefühlt und einen guten Eindruck gemacht. Im zweiten Satz war ich ein bisserl wütend, aber es war trotzdem eine gute Vorstellung von mir.“
Über seine drei vergebenen Satzbälle sagte er: "Die Nerven waren ein bisschen blank, und Matteo hat das Tiebreak sehr gut gespielt.“
Auch das Davis-Cup-Feeling beeindruckte ihn: "Großartige, echte Atmosphäre.“ Selbst die 20-minütige Unterbrechung wegen eines grellen Notlichts habe ihn nicht aus dem Konzept gebracht.
Der Präsident spendet Trost
ÖTV-Präsident Martin Ohneberg betonte die Bedeutung des erreichten Viertelfinales und blickte trotz Enttäuschung positiv nach vorne:
"Letztendlich haben wir leider 0:2 gegen Italien verloren. Das ist sehr schade. Gerade in der ersten Partie war alles drin, da war die Hoffnung auf einen Punkt da. Wir haben gewusst, dass die zweite Partie schwieriger wird. Wir haben gehofft, ins Doppel zu kommen – das ist uns leider nicht gelungen.“
Gleichzeitig hob er die Leistung der Mannschaft hervor: "Es war eine tolle Erfahrung. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir ins Viertelfinale gekommen sind. Das ist etwas Besonderes. Es war ein tolles Event, das leider vorzeitig für uns zu Ende gegangen ist.“
Auslosung für 2026 noch diese Woche
Zum Abschluss richtete er den Blick schon nach vorne: "Jetzt werden wir auf die Auslosung warten und nächstes Jahr wieder angreifen. Vielleicht gelingt uns die Qualifikation für das Viertelfinale ja noch einmal. Wir werden unsere positiven Konsequenzen daraus ziehen und weiter hart arbeiten.“
Die Auslosung findet übrigens nun doch etwas früher als erwartet statt. Sie wird noch am Sonntag in Bologna kurz vor dem großen Endspiel um den Titel vorgenommen (circa 13 Uhr).