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Skurrile Pressekonferenz der Djokovic-Familie

Familie Djokovic meldet sich zu Wort - und sorgt für erhobene Augenbrauen:

Skurrile Pressekonferenz der Djokovic-Familie Foto: © getty

Mit einer recht skurrilen Pressekonferenz ging ein turbulenter Montag in der Causa rund um Novak Djokovic zu Ende.

Die gesamte Familie des Tennis-Superstars fand sich nach der Entscheidung von Richter Anthony Kelly, dem Serben sein Visum für seinen Aufenthalt in Australien zurückzugeben, bei einer im Video-Stream übertragenen Pressekonferenz in Belgrad ein.

Dabei überschlugen sich die Familien-Mitglieder in Lobes-Hymnen für Novak, den urteilenden Richter und das australische Justizsystem. Ausgeschmückt wurden die Danksagungen mit religiösen, nationalistischen und freidenkerischen Untertönen. 

"Wir müssen Nole viel Liebe senden, damit er nach dieser schwierigen Situation am Ende als Sieger feststeht. Wir bedanken uns beim australischen Justizsystem und Richter Kerry. Er hat neutral entschieden und auch auf Details geachtet", meinte beispielsweise Bruder Djordje Djokovic, der sich bemerkenswerterweise auch bei den Anhängern in Melbourne bedankte. Die australische Polizeit musste kurz nach dem Urteilsspruch Tränengas einsetzen, weil die Djokovic-Fans ein wegfahrendes Auto attackierten.

"Ich danke Gott, dass es Gott gibt"

Mutter Dijana Djokovic wurde in ihrer Ansprache noch emotionaler: "Wir feiern den Sieg von unserem Novak. Er hat immer schon für Gerechtigkeit gekämpft und nichts falsch gemacht. Er ist dort hingeflogen, um das Turnier zu gewinnen. Die Situation ist nun extrem schwierig. Er muss mit einer großen Bandbreite an Emotionen klarkommen: Trauer, Angst, Enttäuschung. Manchmal hatte er nicht einmal mehr sein Handy bei sich. Wir hatten deshalb lange Zeit selbst keine Ahnung, was in Australien passiert."

"Ich will mich bei jedem bedanken, der ihn in Melbourne in diesem sogenannten Hotel unterstützt hat. Das ist der größte Sieg in seiner Karriere, größer als jeder Grand-Slam-Titel. Ich danke Gott, dass es Gott gibt", lauteten ihre Schlussworte.

Djokovic-Vater: "Sieg für die ganze freie Welt"

Auch der bislang eher selten zu hörende Onkel Goran durfte seinen Dank ausdrücken: "Ich möchte mich bei unserem Präsidenten und unserem Premier-Minister bedanken. Sie haben sich stark dafür eingesetzt, dass sie die australischen Behörden überreden, Novak besser zu behandeln."

Am stimmkräftigsten erwies sich wie gewohnt Vater Srdan: "In den letzten Tagen war es für jeden frei denkenden Menschen sehr schwierig. Novak ist mental aber extrem stark. Sie haben ihm alle Rechte weggenommen, die man als menschliches Lebewesen normalerweise hat. Sie haben ihm keine Möglichkeit zur Verteidigung gegeben und ihm sein Handy weggenommen. Zum Glück hat er es wieder bekommen und seine Anwälte kontaktiert. Diese haben einen fantastischen Sieg für Novak, seine Familie und die ganze freie Welt eingefahren", setzt der Djokovic-Papa seinen Sprössling mit einem Freiheitskämpfer gleich.

"Er wollte nur nach Australien fliegen, um dort Tennis zu spielen und dieses Recht wurde ihm genommen. Die Gerechtigkeit und das Gesetz haben gesiegt. Der Richter hat festgestellt, dass Novak keine Schuld hat. Der Richter war fantastisch, er hat nur die Faktenlage respektiert. Er hat die einzig mögliche Entscheidung getroffen."

Erneut bekräftigte der Vater zudem, dass er seinen Sohn als Opfer einer Verschwörung sehe: "Er ist immer gut mit allen, er versucht überall zu helfen. Er kommt aus einem kleinen, armen Land. Und ein paar mächtigen Leuten hat es offenbar nicht gepasst, dass ein so kleiner, armer Junge einmal so gut wird."

Bizarres Statement von TV-Sternchen

Nicht vorenthalten wollen wir euch auch das Statement von Saska Veselinov, der Freundin von Djordje Djokovic. Die TV-Moderatorin postete auf ihrem Instagram-Account: "Gott vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wisst ihr, wie sehr uns Novaks Fall auf dem ganzen Planeten Erde betrifft? Das ist keine Frage von Sport, Glauben oder Nationalität, das ist eine Frage von Geld, da geht es um die Frage unserer Zukunft, unser Recht auf Freiheit und unser Recht auf Wahl-Freiheit. Wisst ihr, wie sie uns eingeschüchtert und uns in den letzten Jahren zurückgehalten haben, damit wir nicht mehr freie Entscheidungen treffen können? Wie sie uns mit Gewalt unsere Rechte verwehrt haben, wie wir über unsere Leben entscheiden können?"

"Der Mann, der der gesamten Welt geholfen hat, als sie Hilfe so dringend nötig hatte... Ist das der richtige Weg einen Mann, einen Menschenfreund, einen Diplomaten seines Landes, den besten Tennis-Spieler der Welt zu behandeln? Ich glaube an Gott und Gerechtigkeit, diese Seite wird am Ende immer gewinnen", bedankte sich auch Veselinov für die übersinnliche Unterstützung.

Djokovic plant weiter mit Antritt bei Australian Open

Djokovic selbst meldete sich nicht wie ursprünglich angekündigt im Video-Stream, sondern nur über seinen Twitter-Account zu Wort: "Ich bin erfreut und dankbar, dass der Richter meine Visa-Streichung aufgehoben hat. Trotz allem, was passiert ist, möchte ich hierbleiben und versuchen, bei den Australian Open anzutreten."

Dazu postete Djokovic ein Foto von sich und seinem Team aus der Rod Laver Arena. Kurz nach der Urteils-Verkündung legte der Serbe nämlich bereits vor Ort eine erste Trainings-Session ein, um sich für das erste Grand-Slam-Turnier in Schwung bringen zu können.

Ob er wirklich spielen kann, liegt in der Hand von Einwanderungs-Minister Alex Hawke, der dem Serben das Visum noch entziehen könnte. Dementsprechend gibt sich die Djokovic-Familie auch noch etwas beunruhigt. "Ich mache mir Sorgen, aber ich will nicht darüber nachdenken. Ich hoffe nur, dass er frei bleibt und spielen kann", sagte Mutter Dijana auf Nachfrage eines Journalisten.

Auf weitere Fragen gab sich die Familie noch bedeckter. Angesprochen auf den positiven PCR-Test von Djokovic im Dezember und dessen kurz danach abgewickelter öffentlicher Auftritte äußerte sich Djordje Djokovic im Wortlaut folgendermaßen:

Reporter: "Ist es wahr, dass er am 16. Dezember positiv getestet worden ist?"

Djordje Djokovic: "Ja, das steht in allen Dokumenten"

Reporter: "War er also am 17. Dezember bei einem öffentlichen Auftritt, obwohl er infiziert war?"

Djordje Djokovic: "Die Pressekonferenz ist vertagt"

Heimatlied zum Ausklang der Pressekonferenz

Am Ende der Pressekonferenz wurden dann noch einmal nationalistische Gefühle angeregt. Die gesamte Familie sang Arm in Arm ein serbisches Heimatlied, das übersetzt "Ein Lied, ein Team" heißt. Die Eltern trugen das Lied bereits im vergangenen Jahr in der Spielerbox der French Open vor. Sängernin Tijan Rajkovic erzählte in serbischen Medien, dass sie nach einem Gespräch mit Srdjan Djokovic zum Liedtext inspiriert wurde.

Er sagte damals, dass sich die Serben als Volk vereinigen müssten, um am Ende nicht unterzugehen. Erst danach wurde die Melodie komponiert. Das Lied wurde schließlich erstmals bei den serbischen Tennis-Open im Juni 2021 aufgeführt. Es beinhaltet Sätze wie "Ich komme aus Serbien und werde es niemals verlassen."