news

So geht Felix Gall die Tour de France an

Der Osttiroler hat zuletzt bei der Schweiz-Rundfahrt viel Selbstvertrauen getankt. Die Zielsetzung bei der Tour de France sei nicht in Stein gemeißelt.

So geht Felix Gall die Tour de France an Foto: © GEPA

Mit der Tour de Suisse hat sich Felix Gall in jene Form gebracht, die er ab 5. Juli ausspielen will. Der 27-jährige Osttiroler wurde Gesamtvierter und zeigte auch beim starken Auftritt im Bergzeitfahren, dass er den nötigen Biss für den großen Saisonhöhepunkt hat.

Seine dritte Tour de France steht an, sie beginnt erstmals nach drei Auslandsstarts wieder in Frankreich, exakt in Lille. Aktuell erholt sich Gall zu Hause, ehe er einmal mehr die "Große Schleife" in Angriff nimmt.

Der Trip in die Schweiz war ganz bewusst gewählt, weil ihm die Strecke, ähnlich wie jene der Tour of the Alps, liegt. "Es war ganz wichtig, dass ich Selbstvertrauen tanke. Wir haben davor ein sehr gutes Höhentrainingslager absolviert und ich bin dann direkt zur Tour de Suisse angereist mit sehr guter Form", gab Österreichs Radstar am Freitag bei einem Online-Medientermin Auskunft.

Für ihn war wichtig zu sehen, dass seine aktuelle Form ausreicht, um mit den Besten mitfahren zu können. "Auch dass ich offensiv war, das habe ich mir so vorgenommen. Es hat nicht ganz für einen Tageserfolg gereicht, aber ich war vorne dabei. Es war mit Sicherheit das beste Rennen in dieser Saison bisher." Der Auftritt in der Schweiz sei für ihn, aber auch das ganze Team Decathlon um ihn herum, sehr wichtig gewesen.

Verwendet diese Woche Höhengenerator

Ähnlich wie 2023 hat es in Les Arcs wieder ein Höhentrainingslager gegeben, dass Gall nun sozusagen künstlich zu verlängern versucht. "Ich verwende diese Woche noch einen Höhengenerator, um die Höhenluft zu simulieren", verriet der Kapitän, der vor zwei Jahren mit dem Sieg auf der Königsetappe und Gesamtrang acht für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Mit dieser Maßnahme könne er den Reiz vom Höhentrainingslager verlängern. "Damit sich der Körper in der dritten Woche noch erinnert an die Höhenluft."

Aktuell sei er etwas "faul" für seine Begriffe, für Otto Normalverbraucher wäre das aber Hochleistungssport. Nach seiner Rückkehr Sonntagnacht hat er am Dienstag ein lockeres zweistündiges Rennen gemacht. "Am Mittwoch bin ich vier Stunden auf den (Groß-)Glockner gefahren, gestern ein paar Intervalle, wieder vier Stunden, heute Ruhetag, morgen folgt eine längere Einheit fünf, sechs Stunden."

Er wolle keinen großen Reiz setzen. "Damit ich mich erhole und frisch bin und ich gleichzeitig auch die Form erhalte."

Keine Attacke in Woche eins

Und die wird er auch brauchen für die 112. Ausgabe der Tour mit u.a. sechs Bergetappen mit fünf Bergankünften bis zum Ziel am 27. Juli wieder auf der Pariser Prachtstraße Champs Élysées.

Über seine Taktik gab er schon etwas Auskunft. "Grundsätzlich muss man sicher ein gewisses Risiko nehmen, wenn man etwas gewinnen will, aber bei der Tour wird es dann eher wohl darum gehen, die erste Woche gut zu überstehen und hintenraus eher offensiv zu fahren. In der ersten Woche werde ich höchstwahrscheinlich nicht attackieren."

So richtig interessant wird es für den Bergspezialisten erst ab Tag zehn, in Woche zwei gibt es ein geballtes Hochgebirgsprogramm.

"Ich finde es etwas angenehmer, wenn schon am Anfang eine Hochgebirgsetappe ist oder auf jeden Fall schwerere, dass es selektiver ist und im Fahrerfeld schon eine gewisse Ordnung herrscht. Wenn es so konzentriert ist wie heuer, dann ist es noch einmal schwieriger", erklärt Gall und fügt hinzu. "Es ist das eine, eine 5.000-Höhenmeter-Etappe zu fahren. Das andere ist, das zweimal hintereinander zu machen. Das macht es dann noch einmal schwerer."

Team fährt vorerst auf Gesamtwertung

Ob er den Fokus eher auf die Gesamtwertung oder auf einen Etappensieg legt? "Sieg ist natürlich Sieg. Wir werden mit dem Ziel Gesamtwertung in die Tour starten, aber das ist dann auch nicht der einzige Messwert, woran die Tour dann gemessen wird. Wir müssen uns anschauen, wo ich nach der ersten Woche oder nach zehn Tagen stehe."

Danach kann man entscheiden, ob das Fahren auf die Gesamtwertung noch Sinn mache. "Oder man konzentriert sich ein bisserl mehr auf den Tageserfolg oder vielleicht auch aufs Bergtrikot", sagte Gall.

Die Favoritenrolle ist auch für Gall klar. "Nach der Dauphiné-Rundfahrt ist es relativ einfach, oder? Es ist (Tadej) Pogacar. Er hat eindrucksvoll bewiesen, dass er der absolute Favorit ist. (Jonas) Vingegaard ist der Einzige, der ihn irgendwie angreifen kann."

Wenn alles absolut perfekt für ihn laufen würde, meint Gall auf Nachfrage, dann wäre sein achter Gesamtrang von 2023 zu toppen. "Theoretisch ist mehr möglich als der Achte. Wenn wirklich alles perfekt und nach Plan verläuft. Die Top Ten bei der Tour ist trotzdem sehr gut. Vor allem, wenn es wie 23 in Verbindung mit einem Etappensieg (passieren würde), dann würde ich das auf jeden Fall so nehmen."

Kommentare