news

User Endzone: Da werden sich die meisten die Augen reiben

Episode #20: Das Kryptonit. Die Packers sind 55 Minuten lang das bessere Team. Warum der OC der beste Lions-"Player" war. Lamar beendet seinen Fluch.

User Endzone: Da werden sich die meisten die Augen reiben Foto: © getty

Da sind wir wieder - natürlich auch in den Playoffs!

Auch nach den Divisional Playoffs gibt es viel zu besprechen. Gut also, dass es in dieser Saison die "User Endzone" gibt - das NFL-Format von EUCH für EUCH.

Diesmal geben vier User ihre Expertisen, Meinungen und Ansichten zu den jeweiligen Duellen zum besten.

Der Rückblick auf ein spannendes Playoff-Wochenende:

BALTIMORE RAVENS (1) vs. HOUSTON TEXANS (4) 34:10

by Dominik1010

Die Ravens untermauerten ihre Favoritenrolle in der AFC und feierten einen ungefährdeten Sieg in der Divisional Round gegen eines der größten Überraschungsteams in dieser Saison. Angeführt von einem überragenden Lamar Jackson (2 Running Touchdowns, 2 Passing Touchdowns,) starteten die Ravens mit einem Field Goal in die Partie, doch diese Führung währte nicht lange und die Texans antworteten ebenfalls mit einem Field Goal.

Dann folgte das erste Lamar Jackson Highlight und ihm gelang ein 3-Yards Passing Touchdown auf Nelson Agholor, neuer Spielstand 10:3. Was folgte war eines der wenigen Big-Plays der Texans. Punt-Returner Stevens Sims trug einen Punt in die gegnerische Endzone und konnte damit die Führung der Ravens abermals egalisieren. Danach ging es in die Halbzeitpause. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Houston Defense, insbesondere der Pass Rush war effektiv (3 Sacks gegen Lamar Jackson), das Spiel noch offen gestalten können.

Doch ab Beginn der 2. Halbzeit änderte sich dies schlagartig. Den Ravens gelang im 3. Quarter der einzige Score. Lamar Jackson trug nach einem 15-Yards Lauf den Ball selber in die Endzone. Neuer Spielstand 17:10. Die Texans konnte diese Führung jedoch nicht egalisieren, ganz im Gegenteil. Die Ravens setzten vermehrt auf ihr starkes Running Game und machten durch lange Drives die Texans Defense müde.

Es folgten noch ein 15-Yards Touchdown Pass auf Tight-End Isaiah Likely sowie nochmals ein Running-Touchdown von Lamar Jackson zum zwischenzeitlichen 31:10. Die Texans Offensive fand drauf keine Antwort mehr. Ein Field Goal von Kicker Justin Tucker besiegelte schlussendlich den Endstand zum 34:10 für die Mannschaft von John Harbaugh.

Player of the Game: QB Lamar Jackson, 252 Total Yards, 2 Passing TDs, 2 Running TDs

Der Spieler des Spiels war natürlich schnell gefunden. Quarterback Lamar Jackson konnte endlich seinen "Divisonal Round Playoff" Fluch brechen und ihm gelang sein erster Einzug in ein AFC Championship Game. Zeitgleich konnte er damit seinen persönliche Playoff-Statistik auf 2-3 aufbessern. Der designierte MVP in dieser Saison erzielte insgesamt 100 Yards am Boden sowie 152 Passing Yards. Insbesondere auf seinen Scramble Fähigkeiten fanden die Texans keine Antwort.

Worst of the Game: Houston Texans Running Game

Es war mit Sicherheit nicht das beste Spiel des Texans Rookie Quarterbacks C.J. Stroud (19/33, 175 Passing Yards) in seiner jungen Karriere, doch in diesem Spiel bekam er auch keinerlei Unterstützung durch das Running Game. Insgesamt erzielten die Texans lediglich 38 Yards mit 14 Versuchen, dies ergibt einen Wert von 2,7 Yards per Play.

Best Play of the Game:

Der Passing Touchdown von Lamar Jackson auf seinen Tight-End Isaiah Likely im 4.Quarter war sprichwörtlich die Vorentscheidung in diesem Spiel. Bei 2nd and 1 nimmt Jackson den Snap auf und läuft nach rechts. Die Defense konzentriert sich auf den Run und was folgt ist ein Lob-Pass auf Likely der das 1vs1 gegen Texans Cornerback Derek Stingley Jr. gewinnt.

Worst Play of the Game:

Man weiß natürlich nicht, ob sich die 2. Halbzeit anders entwickelt hätte, wären die Texans mit einer 13:10 Führung in die Umkleidekabine gegangen. Nichtsdestotrotz war es umso bitterer für Texans Kicker Ka'imi Fairbairn, dass seine Serie von 22 erfolgreichen Field Goals (Innerhalb von 50 Yards) genau in den Playoffs reißen musste.

Ausblick:

Der Weg nach Las Vegas führt weiter durch das M & T Bank Stadium, nächster Gast sind die Kansas City Chiefs. Trotz des Heimvorteils und der mehr als überzeugenden Leistungen in dieser Saison glaube ich, dass es im AFC Championship zu einer ausgeglichenen Partie kommen wird. Für mich sind Chiefs und Ravens nahezu auf Augenhöhe.

Zum Schluss noch ein paar Worte an die Texans Anhänger. Natürlich schmerzt das Aus in den Playoffs, aber seien wir mal ehrlich. Hätten wir vor der Saison prophezeit, dass die Texans bis in das Divisonal Round Playoff kommen würden, viele hätte ungläubige Blicke aufgesetzt. So wie es scheint, hat GM Nick Caserio alles richtig gemacht. Die Picks von C.J. Stroud und Will Anderson Jr. haben sich als goldrichtig erwiesen. Dies in Kombination mit einem der vielversprechendsten jungen Head Coaches in Person von DeMeco Ryans lässt mich positiv in die Texans Zukunft blicken.

SAN FRANCISCO 49ERS (1) vs. GREEN BAY PACKERS (7) 24:21

by "sportfan_1990"

Am Samstag Abend fand im Dauerregen von Santa Clara das Divisional Round Spiel zwischen den San Francisco 49ers und den Green Bay Packers statt. Nach der letztwöchigen Überraschung gegen die Cowboys waren die Packers lange Zeit gut unterwegs, um auch die Nummer 1 der NFC zu eliminieren. Vor dem Match war klar, dass die Packers nur ein High Score Game gewinnen können.

So kam es nicht, denn nach drei Vierteln hielt Green Bay die favorisierenden Niners bei nur 14 Punkten. Aber zahlreiche Fehler in der Offensive bzw. Defensive kosteten den Packers eine größere Führung und somit eine eventuelle Vorentscheidung. San Francisco spielte ein Spiel, in welchem über weite Strecken die Defensive erst in der Red Zone Zugriff bekam und die Offensive lange Zeit stotterte. Aber am Ende glückte nun trotzdem ein Sieg, da die Offensive mit dem Rücken zur Wand einen starken Drive hinlegte und die Defense zum richtigen Zeitpunkt Turnover forcierte.

Star of the Game: Dre Greenlaw, Linebacker San Francisco 49ers

Greenlaw ist ein stiller Held der seit Jahren starken 49ers-Defense. Als Fünftrunden Pick im Jahr 2019 spielt er nun schon seine fünfte Saison im Dress der 49ers. Er ist seit Beginn seiner Karriere der Nebenmann von Fred Warner und sie bilden nun seit Jahren eines der besten Linebacker-Duos der NFL. Berühmt wurde Greenlaw mit seinem Touchdown-Saving-Tackle am letzten Spieltag der Saison 2019, als er wenige Sekunden vor Schluss den Tight End der Seahawks Zentimeter vor dem Touchdown-Feld stoppte und somit den Niners den Division-Titel sicherte - siehe hier:

Am Samstag konnte er die einzigen beiden Interceptions im Spiel fangen. Zunächst konnte er gegen Ende des dritten Viertels einen abgefälschten Ball abfangen und so die 49ers in eine gute Ausgangsposition für das später verwandelte Field Goal bringen. Außerdem konnte er 45 Sekunden vor dem Ende das Spiel mit seiner zweiten Interception beenden. Love warf den Ball quer über das Feld. Greenlaw verließ daraufhin seine Zone und konnte den Pass abfangen.

Worst of the Game: Die vergebenen Chancen von den Green Bay Packers

Als Außenseiter muss man Möglichkeiten am Schopfe packen. Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Packers über rund 55 Minuten das bessere Football-Team waren. Aber man ließ den großen Giganten am Leben und dieser erwachte in der Schlussphase.

Im ersten Drive sowie auch in der Mitte des zweiten Viertels waren die Packers schon in der Red Zone der Niners und beide Drives endeten nur mit einem Field Goal. Zusätzlich spielte man am Anfang des zweiten Viertels einen vierten Versuch aus – an der 14 Yard Line der Niners – dieser misslang. Somit erreichte man bei drei Red Zone Drives nur sechs Punkte.

Zusätzlich hatte auch die Defense zwei Möglichkeiten auf leichte Interceptions bzw. einen möglichen Pick Six. Darnell Savage konnte einen Pass von Purdy, der direkt zu ihn geflogen ist, nicht festhalten. (5:35min im 1. Viertel). Keisean Nixon ließ den Ball nach einem Pass von Purdy durch seine Hände gleiten. (3:54min im 3.Viertel). Außerdem folgte im vierten Viertel noch das verschossene Field Goal von Carlson (siehe Worst Play of the Game)

Insgesamt waren hier genügend Chancen, um sich eine höhere Führung herauszuspielen. Allesamt wurden nicht genutzt und am Ende wurde man dafür bestraft.

Best Play of the Game: 39 Yard TD-Run von McCaffrey

Es gab viele Big Plays in diesem Spiel. Auf Seiten der Packers war es der Kick off Return von Nixon oder auch ein toller Run von Aaron Jones über 53 Yards. Auf Seiten der Niners waren es der erste lange TD Catch von Kittle oder ein toller Pass von Purdy zu Jennings bei einem dritten Versuch. Ich habe mich aber für den Touchdown-Lauf von McCaffrey entschieden, weil dieser zeigt, wie stark das Outside Zone Run Game der Niners sein kann. Aber seht selbst.

Nach dem Pitch von Purdy zu McCaffrey öffnet sich ein toller freier Weg zwischen dem Center, der schon am zweiten Level blockte und dem rechten Guard. Erst fünf Yards nach der Line of Scrimmage berührte der erste Packers Spieler McCaffrey. Es war der aufrückende Safety und somit der einzige Spieler, den McCaffrey im 1 vs 1 aussteigen lassen muss.

Mit einem Juke Move nach links konnte er den Safety abschütteln und der Weg in die Endzone war frei. Ein perfekt designter Spielzug von Shanahan, den die Offensive der 49ers ideal umsetzte.

Worst Play of the Game: Verschossenes 41 Yard Field Goal von Carlson

Das Spiel hatte eine Besonderheit. Beide Teams hatten Kicker, die in ihrer Rookie-Saison sind. Auf Seiten der Niners ist es Jake Moody, der eines von zwei Field Goals verwandelte. Auf Seiten der Packers ist es Anders Carlson, der zwei von drei verwandelte. Somit hatte Carlson die höhere Percentage, aber er traf den entscheidenden aus 41 Yards nicht. Das ist das Schicksal der Kicker.

Der Kick ging knapp links daneben. Bei den Witterungen ist ein 41 Yard Field Goal nichts Selbstverständliches und wie schon oben geschrieben ist nicht er alleine an der Niederlage schuld. Eines müssen die Packers-Fans sich nämlich vor Auge halten. Durch das verschossene Field Goal hätte man nämlich nicht gewonnen. Es wäre nach dem letzten Touchdown der 49ers nur Unentschieden gestanden.

Aber hätti wari dätti interessiert keinen. Kicker-Schicksale gibt es in jeden Playoffs. In diesem Jahr hat es nun u.a. die Green Bay Packers erwischt. Für Anders Carlson hoffe ich, dass er auch in der nächsten Saison eine Chance erhält und seinen kleinen Fehler nochmals ausbügeln kann.

Ausblick:

Nun geht es im NFC Championship Game zu Hause gegen die Detroit Lions. Die 49ers werden als klarer Favorit in das Spiel gehen, aber sie dürfen sich in dieser Saison keine so schwachen drei Viertel wie am Samstag mehr leisten. Bei einem Sieg würde man auf jeden Fall aus Sicht der 49ers eine Revanche-Super-Bowl erleben. Entweder würden die Niners auf die Baltimore Ravens treffen – gegen sie verlor man vor elf Jahren im Endspiel. Oder man spielt gegen die Kansas City Chiefs – gegen sie verlor man vor vier Jahren beim letzten Super-Bowl-Auftritt der 49ers.

DETROIT LIONS (3) vs. TAMPA BAY BUCCANEERS (4) 31:23

by "Neo"

Aufgrund der Once-in-a-Lifetime-Ereignisse rund um die Detroit Lions lassen mich die User-Endzone-Kollegen heute dankenswerterweise wieder schreiben, denn: Die Lions haben mit den Sieg über die Bucs in der 2023 Saison schon mehr Playoffs-Siege geschafft als im Zeitraum von 1958 bis 2022 (ein Playoff-Sieg insgesamt!) zusammengerechnet.

Ich erspare euch diesmal eine Auflistung, was 1957 gerade angesagt war. Ich denke, die Leidensweg-Dimension dieser Franchise habt ihr ohnehin schon nach meinem Bericht aus der Vorwoche begriffen. Aber zum Genießen möchte ich euch die Kabinenansprache von Campbell, die mittlerweile eh schon legendär sind, nach den zweiten Playoff-Win in einer Saison der Lions seit Menschengedenken nicht vorenthalten:

Player of the game: OC Ben Johnson

Die Offense der Lions schnurrte diesmal von Beginn weg nicht so geölt wie ein werksneuer Ford aus der Motor-City. Insbesondere RB David Montgomery und das Laufspiel waren in der ersten Halbzeit von den Bucs komplett abgemeldet worden.

Dass man dann in der Halbzeit den Schalter umlegen konnte, lag nicht zuletzt an OC Ben Johnson. Seine Adjustments sowie das Erhöhen des Workloads von Rookie RB Jamyr Gibbs waren genau die richtigen Entscheidungen. Die Arbeit von OC Ben Johnson – ohne Elite-Spielermaterial – kann man daher nicht oft genug würdigen.

Nicht umsonst wird er mittlerweile bei vielen anderen Teams als potenzieller HC-Kandidat gehandelt. Ich hoffe natürlich, dass die Lions den Typen halten können, aber das wird wohl schwierig.

Stellvertretend für die Eier, die HC Campbell und OC Johnson an den Tag legten, möchte ich euch den Spielzug der Lions zum 4th-Down-Touchdown in einer kritischen Phase des Spiels zum 17:10 zeigen: Obwohl durch die Mitte zuvor im Laufspiel gefühlt gar nichts ging, callten die Lions hier ein Laufspiel mit RB C. Reynolds durch die Mitte:

Worst of the game: Mir fällt nichts ein

Ich darf diese Kategorie diese Woche auslassen. Es war auch für die neutralen Zuschauer ein spannendes Playoff-Spiel in elektrisierender Atmosphäre. Nuancen haben den Unterschied zu Gunsten der Lions ausgemacht, die Bucs und insbesondere QB Baker Mayfield haben sich sehr gut präsentiert und dem möchte ich an dieser Stelle Tribut zollen.

Best Play of the game: Interception Derrick Barnes zum Spielende

Wie habe ich letzte Woche schon geschrieben: Ganz ohne Drama geht es bei den Lions nicht. Und diesmal gab es Spannung bis kurz vor Schluss, da die Bucs auch nach einer 2-Score-Führung der Lions 6 Minuten vor Spielende nicht aufgeben wollten. Denn sie setzten ihrerseits mit einem schnellen, 1:45 min TD-Drive nochmal alles in die Waagschale und bekamen nach einem erzwungenen Punt zur 2-Minute-Warning den Ball für einen potenziellen letzten Drive zum Ausgleich.

Dieser wurde aber von Derrick Barnes mit dem Play of the Game & seiner ersten Interception in der NFL überhaupt zunichte gemacht. Habt ihr schon mal eine kollektive Stadion-Explosion gesehen? Hier die Atmosphäre im Stadion nach der Interception zum Nachschauen:

Worst play of the Game:

Auch hier tue ich mich schwer was zu finden, aber ich würde hier die misslungene 2-Point-Conversion der Bucs anführen, bei 23:31 aus der Sicht der Bucs. Erstens war das Play nicht sonderlich kreativ und zweitens würde ich an dieser Stelle wohl eher das FG kicken, auch wenn es mathematisch gesehen wohl die richtige Entscheidung war, um noch regulär zu gewinnen.

Für mich war der Versuch auch ein wenig ein „Momentum“-Killer, da nach dem schnellen TD der Bucs irgendwie das Gefühl aufkeimte: Da geht noch was. Mit dem misslungenen Versuch nahm man sich dieses Momentum ein wenig.

Mit den User-Endzone-Kollegen hab ich via WhatsApp schon über diese Entscheidung diskutiert: Wie seht ihr es? War es der richtige Call aus eurer Sicht?

Ausblick:

Tampa Bay Buccaneers:

Der SB Win der Bucs mit Brady ist noch nicht so lange her, daher wird man diese knappe Divisional-Niederlage verschmerzen können. Vielmehr sollte bald die Freude über eine gute Saison einkehren, denn neben den Packers kam für mich die Überraschungsmannschaft der Saison aus Tampa Bay: Vor allem des Schlussspurt war aller Ehren wert, denn wer hätte den Bucs zu Saisonbeginn wirklich noch zugetraut, dass sie es in die Playoffs schaffen?

Diese Saison sollte allen Beteiligten Mut machen. Ich bin gespannt, was sich in der Offseason tun wird, denn es stehen einige Entscheidungen an: Beispielsweise ob man mit QB Mayfield weiterarbeiten möchte. In den letzten Spielen hat dieser nämlich durchaus Eigenwerbung betrieben.

Detroit Lions:

Championship-Game here we come, auf nach San Francisco – als klarer Außenseiter. Die Saison ist jetzt schon die erfolgreichste Lions-Saison für immer und übertrifft all meine kühnsten Erwartungen. Diese Mannschaft ist geil und kommt über das Kollektiv, die 49ers sind aber ein extrem harter Brocken (© Hans Huber), insbesondere mit dem Heimvorteil. Ich vertrete nach wie vor die Meinung, dass die Lions von der Qualität her nicht zu den Top 4 der NFL zählen, insbesondere mit den Baustellen in der Verteidigung. Die Ravens, 49ers und Chiefs sind aus meiner Sicht doch andere Kaliber.

Aber: In einem Spiel ist alles möglich und das Spiel beginnt bei 0:0. Vielleicht können HC Campbell und sein Coaching-Staff nochmal zaubern. Ich gehe ohne Erwartungen in das Spiel und bedanke mich für die geilste Zeit/Saison, die ich als Lions-Fan je erleben durfte. Ich fühle derzeit nichts mehr als Dankbarkeit, egal was nächste Woche passiert. Daher verabschiede ich mich dieses Jahr schon mal in die Offseason, es war mir eine Riesenfreude, die Lions und diesen Run auf LAOLA1.at begleiten zu dürfen.

Sollte das Unmögliche eintreten, und die Lions in die Super Bowl einziehen, dann werdet ihr von mir an dieser Stelle vielleicht nochmal lesen.

Zum Abschluss noch wie Michigan-Native Aidan Hutchinson die Atmosphäre nach dem Bucs-Spiel im Stadion wahrgenommen hat und welche meine Gefühlslage gut darstellt:

BUFFALO BILLS (2) vs. KANSAS CITY CHIEFS (3) 24:27

by "MatB"

Selbe Runde, selbes Stadion, ein Jahr später ein anderer Gegner, Ausgang wie gehabt. Unsere treuen Leser wissen, für welches „Loser“-Team mein Herz schlägt. Ein Team, das in den 90ern vier Mal hintereinander in der Super Bowl stand, nur um jedes Mal zu verlieren. Daher wisst ihr auch, wie schwer es mir fällt, die kommenden Zeilen über „meine“ Bills zu schreiben.

Neo und die Lions-Fans können mitfühlen, wie es Fans geht, die über viele Jahre weit weg von den Playoffs sind/waren. Was er nicht mitfühlen konnte, ist, wie schwer es war, Jahr für Jahr gegen Bill Belichick und Tom Brady zu spielen und meist zu verlieren. Wie froh waren die Bills, dass mit Josh Allen ein QB gefunden wurde, mit dem sich so etwas wie Erfolg einstellte.

Doch da waren schon die neuen „Albträume“ da. In Form von Andy Reid und Pat Mahomes. Ich las heute in einem österreichischen Medium, die Kansas City Chiefs sind das Nemesis der Buffalo Bills. Ich würde es nicht so sehen, ich dachte eigentlich vor dem Spiel und auch währenddessen immer an Superman und sein Kryptonit. Und genau das sind Andy Reid und Pat Mahomes.

Genau in dieser Reihenfolge, denn die Chiefs alleine sind nicht das Problem, sondern angeführt von Pat Mahomes und Andy Reid haben sie mir und meinem größeren Sohn eine schlaflose Nacht gebracht. Wohlgemerkt eher mir und mein Sohn hat es vermutlich geahnt, und dann den Rest erledigt. Ab der Halbzeit musste ich meinen elterlichen Pflichten nachkommen, an Schlaf war nicht mehr zu denken. So habe ich, ohne es irgendwo gelesen zu haben, am Montag unter Tags die 2. Hälfte nachgeschaut – es war genauso spannend wie in der Nacht. Ja, ich habe keine der 30 Nachrichten in unserer LAOLA1-Nachrichten Gruppe dazu gelesen – alle erst als ich den Ausgang gekannt habe.

Darunter waren Meinungen, wie die Chiefs haben es den Bills serviert zu gewinnen, ich sehe es etwas anders. Ja ich sehe, das Kryptonit hat wieder zugeschlagen. In den letzten 3 Saisonen hat man das jeweilige Season-Game gegen die Chiefs gewonnen, egal ob in Kansas oder Buffalo, nur um in 2 von 3 Saisonen in den Playoffs gegen sie zu scheitern. Die Vorzeichen heuer waren für viele pro Bills. Doch es gibt auch eine „alte/neue“ Regel: Wette in den Playoffs nie gegen die Chiefs mit Mahomes und Reid. Bei 16 Playoff-Spielen steht ihre Bilanz bei 13-3, 2 Super-Bowl-Ringe bei 3 Teilnahmen seit der Saison 2018.

Für mich war das Spiel nicht klar, ich sah das Spiel auch eher pro Chiefs, auch wenn das Spiel in Buffalo stattfinden sollte. Ihr fragt euch jetzt Warum?

Ganz klar, die Bills lebten die letzten Spiele von Allen und seiner Performance. Die Chiefs dagegen von Mahomes und zum großen Teil auch von ihrer Defense. Dazu kommt die bereits angesprochene Statistik, die Chiefs legen in den Playoffs immer noch eine Schippe drauf, ich hoffte, das können die Bills heuer auch, aber leider war es nicht so.

Und einen großen Pluspunkt sah ich noch bei den Chiefs und da werden sich die meisten von euch die Augen reiben, das Receiving Corp. Ja genau. Ich würde sofort das Receiving Corp eintauschen. Ja genau, das so gescholtene Receiving Corp. Sie haben Travis Kelce, einen Rashee Rice oder auch Marquez Valdes-Scantling hatte Big Plays. Bei den Bills waren die letzten Spiele schon Fehlanzeige.

Stefon Diggs ist ein Schatten seiner selbst und konnte die letzten Spiele sein Gehalt eigentlich nicht mehr rechtfertigen und Allen helfen. Ein Kincaid ist (noch) kein Kelce und Gabe Davis ist verletzt, jetzt wäre seine Chance gewesen, auch auf einen neuen Vertrag.

Dazu die Defense, die es immer ihre Schwierigkeiten gegen mobile QB hat/hatte.

Genauso sollte es auch kommen, es gab einen verdienten Sieger, der weniger Fehler machte. Ja diese Zeilen schmerzen, aber es ist leider die bittere Wahrheit. Die Chiefs haben weniger Fehler gemacht und ihre Chancen besser genützt und dadurch eng aber verdient gewonnen.

Was mir im Spiel aufgefallen ist, für die Chiefs Offense sah es, vor allem die ersten 3 Viertel, spielerisch aus übers Feld zu kommen. FG, FG, TD, TD, TD so lauteten die Ergebnisse ihrer Angriffe, unterbrochen nur von einem Kneedown zur Halbzeit. Wäre da nicht das unglückliche Fumble der Chiefs kurz vor der Endzone gewesen, wäre noch ein TD auf der Chiefs-Seite dazu gekommen. Mitte des 4. Quarters war es der 1. Stopp der Bills gegen die Chiefs ohne Punkte für diese.

Auch meine Befürchtung zum Receiving Corp der Bills bestätigte sich, vor allem als Khalil Shakir sich auch noch verletzte. Die Bills hatten weit mehr Rushing Yards als Passing Yards. Was noch auffiel, die Chiefs hatten in fast jedem Spielzug mindestens einen Safety tief, um damit den Bills ihre Big Plays zu nehmen. Was auch die Passingstats von Josh Allen bestätigte, er hatte 26 komplette Pässe für nur 186 Passing Yards und einen Touchdown. Die Bills machten sehr viel über ihr Runninggame und auf dieses konnten sie sich nicht mehr so verlassen, als es drauf ankam.
Auf Chiefs Seite war das Tandem Mahomes – Kelce fast nicht zu stoppen. Dazu noch Valdez-Scantling, der 2 Big Plays hatte, als es drauf ankam.

Auch die Chiefs machten Fehler, z.B. der Fumble kurz vor der Endzone im 4. Quarter, doch die Defense war viel griffiger als jene der Bills. Eine alles in allem sehr gute Mannschaftsleistung, wo fast kein Spieler herausragte, daher war für mich das Kryptonit der Chiefs der Star of the Game.


Star of the Game: Patrick Mahomes, 17/23, 215 Yards, 2 Touchdowns, Passer Rating 131,6

Diese Stats sagen ja eigentlich schon fast alles. Doch einer der wichtigsten Stats scheint hier nicht auf. Patrick Mahomes musste keinen einzigen Sack einstecken. Was auch auf der anderen Seite so war. Doch was mich noch mehr beeindruckt hat, war, wie Mahomes scheinbar fast jeden Spielzug der Defense schon vorher sah und erahnte und dementsprechend auch umstelle.

Somit sah es immer sehr leicht aus, wie er sein Team übers Spielfeld führte. Nur selten konnte die Defense der Bills Druck auf Mahomes erzeugen. Wenn einmal ein Verteidiger an ihm dran war, schaffte er noch, den Ball wegzubringen, ohne Raumverlust oder einen Turnover zu erzielen. Seine ersten Drives habe ich ja schon geschrieben. In einer solchen Beständigkeit und Form wird es für jeden Gegner schwer.

Der eigentliche Star des Spieles möchte ich euch nicht vorenthalten, Jason Kelce (Bruder von TE Travis Kelce), seine Performance konnte so rasch keiner erreichen ;-)

Worst of the Game: Defense der Bills – Special Teams der Bills

Des einen Freud des anderen Leids. Ich hatte es schon geahnt, und es ist auch leider so eingetreten. Es war ein munterer offensiver Schlagabtausch der beiden Mannschaften. Wobei bei der Defense der Bills nie die Überzeugung da war, die Chiefs stoppen zu können. Einige Strafen kamen dann zusätzlich. Zugegeben, es waren auch Strafen dabei, die für viele keine waren, aber Flagge ist nun mal Flagge und Strafe daher nun mal Strafe. Die Bills hatte nie eine Antwort auf die Veränderungen, die Mahomes an der Line auf Scrimmage gab. Er war auf fast alles der Bills vorbereitet, dazu kamen dann noch einige Misstackles, als man die Chiefs stoppen hätte können.

Hier ein Beispiel dafür, wie Mahomes die Bills Defense alt aussehen ließ:

Es braucht eben eine Mannschaftsleistung und eine alte Footballer-Weisheit sagt, dass dazu alle 3 Mannschaftsteile gehören. Offense, Defense, Special Teams. Mit 2 kann man eventuell noch ein Spiel gewinnen, mit einer wird’s dann schon verdammt schwer bis unmöglich.

So war es auch bei den Bills, neben der Defense ließen auch die Special Teams aus. Jener Mannschaftsteil, der in den letzten Spielen und der damit verbunden Siegesserie einen so großen Anteil dazu hatte. Kicker Tyler Bass hatte in diesen letzten 5 Spielen der Regular Season keinen einzigen verschossenen Versuch, weder vom Extrapunkt noch von Field Goals. Nur um im letzten Spiel gegen die Steelers zwei Field Goals zu verschießen und in dem Spiel das Field Goal kurz vor Schluss, was den Ausgleich gebracht hätte.

Auch Punter Sam Martin, bis dahin für mich einer der Besten in der NFL, konnte seine Leistung nicht abrufen. Ja, er war angeschlagen, da frage ich mich warum vertraut man einem angeschlagenen Spieler in so einem wichtigen Spiel? Er hatte in den letzten 5 Spielen von 17 Punts, 11 inside der 20 Yard Linie gebracht und dazu ging einer in die Endzone als Touchback. Dabei waren Punts von 53, 58 oder auch 61 Yards. Damit hatte der Gegner immer ein extrem langes Feld vor sich und die Defense größere Chancen sie zu stoppen. In dem Spiel hatte er 2 Punts und keiner davon ging innerhalb der 20 Yard Linie, die Chiefs hatten immer eine sehr gute Ausgangsposition.

Best Play of the Game: 1st Play of 2nd Half – Patrick Mahomes to Marquez Valdes-Scantling for 30 Yards

Ich möchte die beiden Plays (Best und Worst) gerne miteinander Vergleich, damit man sieht, dass es die Chiefs mehr wollten. Für mich war es schwer, hier einen besten Spielzug oder bestes Play im Spiel zu finden. Daher habe ich mich für den ersten Spielzug in der 2. Hälfte entschieden. Die Chiefs hatten den Ball und lagen ja 13:17 zurück. Was machen Mahomes und Reid im 1. Spielzug nach der Pause? Richtig, ein Big Play. Pass von Mahomes auf Valdes-Scantling für 30 Yards. Valdes Scantling war eng gedeckt, konnte das Ei jedoch hinein ziehen.

Worst Play of the Game: Drop von Stefon Diggs anstatt Big Play

Ein Play, wie es die Lage im Moment um Stefon Diggs nicht besser zeigen könnte. Valdes Scantling hat ja bekanntlich beim Best Play of the Game den Catch gemacht.

Ganz im Gegenteil dazu Stefon Diggs, denn sonst würde er vermutlich eine Rubrik weiter oben stehen. Nachdem die Bills durch das vorher angesprochene Fumble den Ball zurückbekommen haben. Starteten die Mannen rund um Josh Allen von der eigenen 20 Yards Linie. Die Chiefs konnten das ganze Spiel über die Big Plays der Bills verhindern, indem sie diese gar nicht zu ließen. Außer bei diesem Play.

Die Bills lagen 24:27 zurück. Allen geht ein paar Schritte zurück und lässt von der eigenen 11 Yard Linie eine Bombe los. Genau in den Lauf von Stefon Diggs an die Gegnerische 28 Yard Linie. 61 Yards weit. Doch Diggs weiß nichts damit anzufangen und lässt das Ei durch seine Hände gleiten.

Klar war ein DB an ihm dran, aber eigentlich nicht nahe genug, dazu stolperte dieser. Ich wage zu sagen, dass der Stefon Diggs der letzten Jahre diesen Catch gemacht hätte und vermutlich auch den Touchdown. Dann wäre das Spiel vermutlich in eine andere Richtung gegangen. So ist es eben, wie es ist, und Stefon Diggs wie schon angesprochen ein Schatten seiner selbst. Ich bin echt gespannt, wie lange man ihn in Buffalo noch sehen wird?

Ausblick:

Beginnen wir dieses Mal beim Sieger und ich sage, Wette nie gegen Andy Reid und Pat Mahomes und schon gar nicht in den Playoffs. Es wird ein interessantes Spiel werden. Es kommt drauf an, ob und wie die Chiefs Defense es schaffen wird, das Laufspiel der Ravens zu stoppen. Genau das, worin sie gegen die Bills die meiste Mühe hatte. Was auch am Gameplan gelegen sein mochte. Stichwort Big Plays Verhinderung.

Andy Reid ist ein alter „Fuchs“ und er wird sich schon seinen Gameplan zurechtlegen. Doch aufgepasst auf der Gegenseite ist mit John Harbaugh auch ein alter Veteran am Werk. Es wird eine spannende und interessante Geschichte werden, Ausgang offen - es wird auf die Tagesverfassung ankommen und Taylor Swift - äh nein – natürlich Travis Kelce könnte den Unterschied ausmachen.

In der Offseason wird es wichtig sein, dass die O-Line noch besser als jetzt funktioniert und es endlich wieder ein vernünftiges Receiving Corp geben wird. Kelce ist nicht mehr der Jüngste, doch mit Rashee Rice dürfte der Anfang gemacht sein. Die Defense hat ja die Chiefs durch die Saison getragen und wenn das Coaching Staff zusammen bleibt, sehe ich hier wenig Sorge.

Bei den Bills schaut es für mich dagegen schon etwas anders aus. Hier könnte, nein es sollte zu einem kleinen Übergang kommen. Wichtig wird sein, einmal die „Altlasten“ weg zu bekommen. Das wird aus meiner Sicht schwierig genug. An der Spitze des Salary Caps stehen Josh Allen, „na no na ned“, aber dahinter dann gleich Stefon Diggs und Von Miller – 2 Spieler mit jeweils einem Cap über 20 Mio Dollar. Beide konnten dieses Salary heuer auf keinen Fall rechtfertigen, aus meiner Sicht sollte versucht werden, beide Spieler weg zu bekommen und dabei so viel wie möglich an Salary einzusparen bzw. nicht in den Büchern zu haben.

Auch im Fanlager der Bills wird das ähnlich gesehen, es gibt nach dem Spiel schon die ersten Gerüchte dazu. Aber diese waren ja vor dem Spiel bereits vorhanden. Zumal sich Diggs in Buffalo nicht mehr zu 100 % wohlfühle.

Dafür sollten Spieler wie A.J. Epenesa (DE), Taylor Rapp (S), oder auch Micah Hyde (S) gehalten werden können. Wobei mir hier Rapp weit lieber wäre wie der bereits in die Jahre gekommene Hyde. Auch Gabe Davis ist ein Free Agent und hat aus meiner Sicht keinen neuen Vertrag verdient. Ihr seht schon, auf der Skill Position WR sehe ich - zu Recht? - den größten Handlungsbedarf.

Am besten einen gestanden WR und einen Rookie – dazu dann noch Knox und Kincaid im 2. Jahr, könnte das schon was haben neben Shakir. Einen Marquise Brown oder Tee Higgins könnte ich mir hier gut vorstellen/wünschen. Oder ein Michael Pittman jr. - günstigere Varianten wären für mich hier Darnell Mooney oder auch ein Chase Claypool.

Man darf gespannt sein, was die Offseason der Bills bringen mag. Vor allem auch was das Coaching Staff angeht und der „neue“ Gameplan für die nächste Saison. Was mir schon gefallen hat, war der OC Joe Brady die letzten Spiele, er ist ja bisher „nur“ interimsmäßiger OC. Doch der Gameplan gegen Kansas City war nicht der schlechteste, es wurde das genommen, was ihnen die Chiefs angeboten hatten, ohne mit viel Risiko auf die Big Plays zu gehen. Man wird sehen, dieses Duelle wird es die nächsten Jahre noch öfters geben, schaffen es die Bills endlich mal, die Chiefs auch in den Playoffs zu schlagen.

Kommentare