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Horner: "Auf den Sieg kann er nicht stolz sein"

Dicke Luft zwischen Red Bull und Mercedes. Folgt noch ein Nachspiel?

Horner: Foto: © getty

Der Crash von Lewis Hamilton und Max Verstappen in der ersten Runde des Grand Prix von Großbritannien in Silverstone könnte den WM-Fight zwischen Mercedes und Red Bull Racing auf eine neue Ebene hieven.

Der Zwischenfall geht definitiv als Knackpunkt in das Formel-1-Jahr 2021 ein. Auch deswegen, weil Hamilton trotz der verhängten Zehn-Sekunden-Strafe zum Sieg fuhr, was die Frage offen lässt, ob die Sanktion nicht zu mild ausfiel.

So viele Diskussionen bei Fans und Beobachtern geführt werden: Die Standpunkte der beteiligten Teams werden unvereinbar sein. Das ist nach den Einschätzungen der Verantwortlichen nach dem Rennen gewiss.

"Es ist keine Strafe, wenn er das Rennen gewinnt"

Nachdem Helmut Marko schon während des Grand Prix gar eine Rennsperre für Hamilton forderte (HIER nachlesen>>>), kündigte Christian Horner im Anschluss an, die Sache nicht ruhen zu lassen. Red Bull werde das Reglement durchforsten, welche Optionen des Einspruchs offen stehen.

"Du erwartest von einem siebenfachen Weltmeister nicht, dass er so reingrätscht. Die Strafe ist zu wenig. Es ist keine Strafe, wenn man das Rennen gewinnt! Für mich war das fast ein Verzweiflungsmanöver, ein gefährliches. Er hat seine Chance gestern verpasst und auch den Start nicht so hinbekommen", grummelte der Red-Bull-Teamchef ins Mikrofon des "ORF".

"Für mich ist das ein Sieg, auf den er nicht stolz sein kann."

Bei "Sky" legte Horner sogar noch etwas nach. Er sei "enttäuscht", dass ein Fahrer seines Kalibers solche Manöver vollzieht. "Das ist eine der schnellsten Kurven der WM. Er hat mehr als genug Erfahrung, um zu wissen, dass das hier nicht akzeptabel ist. Es ist gefährlich, es hat verzweifelt ausgesehen, und er hat einen Mitstreiter ins Krankenhaus gebracht. Ich hoffe, Lewis ist stolz auf sich."

Das Wichtigste sei, dass es Verstappen - auf den beim Crash das 51-fache seines eigenen Körpergewichts einwirkte, der zehnfache Wert eines Raketenstarts - scheinbar unverletzt davongekommen ist. Der Niederländer klagte noch im Krankenhaus über Schwindelgefühle, dürfte aber okay sein.

Gegner rausschießen? "Das sind andere, die das tun"

Bei Mercedes sah die Einschätzung der Situation naturgemäß diametral anders aus. Für Toto Wolff war die Situation im "ORF" nur ein Rennunfall.

"Wir sehen zwei Fahrer, die um jeden Zentimeter kämpfen. Ein Unfall sieht immer hässlich aus, das gehört zum Rennfahren dazu, das ist hart - aber mehr kann man dazu nicht sagen", blieb der Mercedes-Teamchef unbeeindruckt.

Der Wiener übermittelte sogar unmittelbar nach dem Zwischenfall Skizzen per Mail an FIA-Renndirektor Michael Masi, den das aber unbeeindruckt ließ.

"It takes two to tango. Wenn man zu zweit da reinfährt, bleibt einer über", sah Wolff auch die Chance bei Verstappen, weniger hart zu Werke zu gehen und den Crash so zu verhindern.

Der Mercedes-Boss sah eine Strafe eigentlich nicht als gerechtfertigt an. In seinen Augen hätten die Stewards die zehn Sekunden aufgrund einer geteilten Schuld verhängt, wobei Verstappens Strafe in dem Ausfall bestand. Auch die anstehenden Versuche Red Bulls, härtere Sanktionen zu erwirken, sah er gelassen.

"Die Strafe ist ausgesprochen. Für eine härtere Strafe muss man den gleichen Stewards neue Beweise vorlegen."

Auch sonst stellte sich Wolff vor seinen siebenfachen Weltmeister. "Lewis hat nie Wut im Bauch und fährt nie aggressiv oder schießt jemanden raus, das haben wir - so denke ich - im letzten Jahrzehnt nie gesehen. Ein Fahrer kann nicht von einer Sekunde auf die andere Rot sehen und die anderen rausschießen, das sind andere Fahrer, die das tun."

Noch ist nicht einmal die Hälfte der Saison absolviert - und die Luft zwischen den beiden Spitzenteams brennt. Silverstone wird nicht das letzte Kapitel gewesen sein.

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