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Lewis Hamilton krönt Aufholjagd mit Heimsieg

Der Weltmeister kämpft Leclerc trotz 10-Sekunden-Strafe nieder:

Lewis Hamilton krönt Aufholjagd mit Heimsieg Foto: © getty

Lewis Hamilton feiert beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone einen Heimsieg, der noch länger für Diskussionen sorgen wird!

Der Weltmeister fightet Charles Leclerc, der im Ferrari fast das ganze Rennen über führt, zwei Runden vor dem Ende ausgerechnet in Copse Corner nieder, wo sein Mercedes zuvor in Runde eins mit Max Verstappen kollidiert (HIER nachlesen>>>). Er krönt damit nach seiner ausgefassten Zehn-Sekunden-Strafe eine furiose Aufholjagd.

Valtteri Bottas, der Hamilton seine Position kampflos überlassen muss, wird Dritter. Die McLaren von Lando Norris und Daniel Ricciardo kommen auf den Rängen vier und fünf ins Ziel.

Die Top Ten werden von Carlos Sainz (Ferrari), Fernando Alonso (Alpine), Lance Stroll (Aston Martin), Esteban Ocon (Alpine) und Yuki Tsunoda (AlphaTauri) komplettiert. Red Bull geht gänzlich leer aus, Sergio Perez kommt nur auf Rang 16 ins Ziel.

Verstappen befindet sich zu weiteren Untersuchungen in einem nahegelegenen Krankenhaus, nachdem der Niederländer weiter über Schwindelgefühle klagt.

Der 23-Jährige behält trotz des "Nullers" die WM-Führung vor Hamilton, sie schmilzt allerdings auf acht Punkte zusammen. Der Abstand zwischen Red Bull Racing und Mercedes in der Konstrukteurs-WM beträgt nur mehr vier Punkte.

Verstappen habe "keinen Raum gelassen"

Es war der achte Sieg des 36-Jährigen in Silverstone. Er feierte mit seiner Mutter, seinem Vater und herzte Hollywood-Star Tom Cruise.

"Das ist ein Traum für mich heute, das vor euch allen zu tun", sagte Hamilton am Ende der bestbesuchten Sportveranstaltung in Großbritannien seit Beginn der Corona-Pandemie im Winter 2020. Allein am Sonntag waren an die 140.000 Menschen an die Strecke gekommen.

Zu dem Vorfall mit Verstappen befragt, meinte er, er wäge immer genau ab, wie er in Überholmanöver gehe. "Heute war ich komplett neben ihm, und er hat keinen Raum gelassen." Er habe die Strafe akzeptiert. "Ich habe mir gesagt, ich lasse nichts dazwischenkommen, dass am Schluss die Zuschauer jubeln und die Nationalhymne spielt und die britische Flagge zu sehen ist."

51G beim Unfall

Für Verstappen hatte der Grand Prix von Großbritannien hingegen ein jähes Ende. Der 23-Jährige, der am Samstag im Sprint-Qualifying die Pole Position herausgefahren hatte, drehte sich nach einer Runde, nach einer minimalen Berührung mit Hamilton, bei enorm hoher Geschwindigkeit von der Strecke. Das Rennen wurde daraufhin unterbrochen.

Verstappen stieg selbstständig aus seinem Boliden aus und wurde in der Folge ärztlich untersucht. Den Bildern zufolge wirkte er mitgenommen. "Die erste Meldung war, dass ihm anscheinend nichts Gravierendes passiert ist", sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko im ORF. Später folgten speziellere Untersuchungen im Krankenhaus.

"Er war immer bei Bewusstsein. Sein Vater ist bei ihm, der Team-Physio ist bei ihm. Mit denen habe ich gesprochen, und er ist okay", berichtete Teamchef Christian Horner. Laut Red Bull überlebte Verstappen einen Aufprall mit schier unglaublichen 51 G-Kräften.

Der Wagen des 23-Jährigen trug schweren Schaden davon, die gesamte rechtsseitige Aufhängung war komplett zerstört. Hamilton zog sich Schäden am Frontflügel zu, der wurde in der Pause ausgetauscht.

Horner sah "kriminelles Verhalten"

Um 16:46 Uhr wurde das Rennen durch einen stehenden Start wieder aufgenommen. Als Führenderer fuhr Leclerc von der Startaufstellung los. Hamilton kassierte eine beim Boxenstopp abzusitzende Zehn-Sekunden-Zeitstrafe, weil er aus Sicht der Stewards die Kollision verursacht hat.

"Die ganze Schuld liegt bei Hamilton", teilte Horner vor dieser Entscheidung FIA-Renndirektor Michael Masi über Funk mit. "Es war zu hundert Prozent die Kurve von Max." Marko bewertete das Manöver des Mercedes-Piloten als "fahrlässiges bis gefährliches Verhalten". Mit einer Zehn-Sekunden-Strafe sei die Angelegenheit für ihn nicht erledigt.

Horner meinte: "Die Strafe passt nicht zu dem kriminellen Verhalten, das er gezeigt hat. Es war an der gefährlichsten Stelle der Strecke." Red Bull prüfe alle weiteren Optionen, sagte er.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagte Masi, er habe ein E-Mail mit Diagrammen über die Positionen der Autos geschickt. "So ein Unfall sieht immer hässlich aus. Aber das gehört zum Rennfahren dazu, das ist hart", stellte er im ORF-Interview fest. "Lewis war über die Mitte des Autos hinaus, dann gehört die Kurve dir. Das ist einfach die Regel, das kann man nachlesen. Es gibt sogar Zeichnungen."

Strikt nach dem Regelbuch wäre "keine Strafe gerechtfertigt. Das mag vielleicht manchen ärgern, aber das ist einfach so." Hamilton sei jemand, "der nie aggressiv fährt und jemanden rausschießt".

Leclerc schwer enttäuscht

Hamilton jagte Leclerc nach dem Neustart zunächst erfolglos, nach der 27. Runde fuhr er in die Boxengasse. Danach folgten die Konkurrenten.

Der nun viertplatzierte Hamilton war dann der schnellste Mann im Feld und überholte zunächst McLaren-Pilot Lando Norris. In der 40. Runde lotste ihn die Mercedes-Führung an Teamkollege Bottas vorbei. Knapp sieben Sekunden musste der WM-Titelverteidiger in den übrigen zehn Runden auf Leclerc gutmachen - was ihm auch gelang.

"Ich habe nicht 100, sondern 200 Prozent gegeben, aber es war in den letzten zwei Runden nicht genug", rekapitulierte der Monegasse.

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