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Wende? Vettel verrät seine WM-Taktik

"Alles ist möglich!" So legt Sebastian Vettel den WM-Kampf gegen Hamilton an:

Wende? Vettel verrät seine WM-Taktik Foto: © getty

"Es ist ganz einfach: Wenn wir ab jetzt jedes Rennen gewinnen, sind wir auf der sicheren Seite."

Mit einem lockeren Spruch macht Sebastian Vettel deutlich, dass er die Hoffnung auf die WM noch nicht aufgegeben hat. So einfach die Rechnung, so kompliziert ist die Umsetzung.

Der Rückstand des Deutschen auf WM-Leader Lewis Hamilton beträgt nach diversen Patzern in den letzten Rennen bereits 40 Punkte (WM-Stand). Nur noch sechs Rennen sind zu fahren.

Dennoch wird Vettel nicht müde zu betonen, dass noch nichts verloren sei. "Ich glaube noch immer daran", sagt der Ferrari-Pilot vor dem GP von Russland (Sonntag, 13:10 Uhr im LIVE-Ticker) zu seinen Titelchancen. "Natürlich müssen wir an diesem Punkt jetzt versuchen, alles zu geben, was wir haben. Ich denke, dass wir dann noch eine ordentliche Chance haben. Man weiß nie. Alles ist möglich."

Vettel: "Nicht mehr ganz in unserer Hand"

Theoretisch hat es der vierfache Weltmeister noch in der eigenen Hand, 2018 seinen fünften WM-Titel zu gewinnen. Gewinnt er jedes der sechs noch ausstehenden Rennen, während Hamilton jeweils Zweiter wird, macht er 42 Punkte auf den Briten gut und läge damit am Ende zwei Punkte vor dem Titelverteidiger.

Wird Vettel hingegen nur einmal Zweiter und Hamilton gewinnt dieses Rennen, ist der Deutsche auf Schützenhilfe angewiesen.

"In unserer Position müssen wir auf uns schauen. Es liegt nicht mehr ganz in unserer Hand", räumt Vettel vor dem 16. Saisonrennen im Olympia-Park von Sotschi ein.

Vettel: "Der Plan ändert sich nicht"

Die Ausgangsposition für den 31-Jährigen und Ferrari ist also klar: "Da, wo wir jetzt stehen, ist es recht einfach. Wir liegen ein paar Punkte hinten und müssen aufholen und idealerweise geht das, indem du vor allen anderen ins Ziel kommst. Das versuchen wir generell, weshalb sich der Plan nicht ändert. Ich denke, du bist besser dran, wenn du bei dem Moment bleibst, der direkt vor dir liegt."

Das ist aktuell Sotschi. Am Schwarzen Meer konnte Vettel allerdings noch nie gewinnen. 2015 und 2017 wurde Vettel jeweils Zweiter, im Vorjahr musste er sich nach Pole Position Mercedes-Pilot Valtteri Bottas um nur 0,6 Sekunden geschlagen geben.

2018 steht Vettel in Russland quasi vor einem Pflichtsieg, will er im Kampf um die WM nicht weiter an Boden verlieren. Der Deutsche will sich aber nicht zu sehr unter Druck setzen lassen.

"Ich setze mir nicht als Ziel, alle sechs Rennen zu gewinnen, sondern in erster Linie setze ich mir als Ziel, das nächste zu gewinnen."

"Ich setze mir nicht als Ziel, alle sechs Rennen zu gewinnen, sondern in erster Linie setze ich mir als Ziel, das nächste hier zu gewinnen. Wenn das erledigt ist, fahren wir zum nächsten und dann schauen wir auf das nächste. Es macht keinen Sinn, fünf oder sechs Rennen vorauszuschauen", erklärt Vettel.

"Es ist wichtig, dass man vom fertigen Puzzle träumt und das als Ziel hat, aber man darf sich nicht davon ablenken lassen, erst einmal die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen – also das Beste aus jedem Rennen rauszuholen", führt er seine Herangehensweise weiter aus. "Das ist maximal förderlich für die WM."

Ferrari das beste Auto? "Das mag von außen so aussehen"

Weniger förderlich für Vettels WM-Vorhaben ist hingegen der aktuelle Erfolgslauf von WM-Leader Lewis Hamilton, der von den vergangenen fünf Rennen vier gewinnen konnte. Vettel hingegen nur eines.

Der 31-Jährige könnte ein Deja-vu erleben. Im Vorjahr ging er als WM-Führender in die Sommerpause, gewann danach aber nur mehr einen Grand Prix. Hamilton hingegen fünf und wurde Weltmeister.

Dass Vettel und Ferrari in diesem Jahr das beste Auto im Feld und damit so große Titelchancen wie lange nicht hätten, will der Deutsche nicht behaupten. "Das mag von außen so aussehen, dass unser Auto so überlegen ist, aber da muss man auch sehen, dass wir weder die Fahrer- noch die Konstrukteursmeisterschaft anführen (WM-Stand). Das geht also ein bisschen auseinander."

Das liegt nicht zuletzt daran, dass Ferrari und Vettel im Gegensatz zu Mercedes und Hamilton in der entscheidenden Phase immer wieder Fehler unterlaufen. "Der Abstand ist da und Ausfälle können wir uns nicht mehr leisten", weiß Vettel. "Wir dürfen uns aber nicht von den Resultaten ablenken lassen, sondern müssen weiter unsere Arbeit machen."

Vettel: Team als Rückhalt in schwierigen Zeiten

Trotz des jüngsten Einbruchs sei die Stimmung bei der Scuderia gut, berichtet der vierfache Weltmeister. Aufmunternde Worte in Richtung seines Teams hätte es gar nicht gebraucht.

"Ganz im Gegenteil", sagt Vettel. "Ein paar Rennen sind nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Es ist schon spät im Jahr, alle hatten eine anstrengende Saison. Aber es hat mich immer aufgemuntert, nach enttäuschenden Rennen wieder in die Box zu kommen und zu sehen, wie motiviert alle sind. Das hilft mir, diese Rückschläge wegzustecken."

Ebenfalls nicht entmutigen lassen will sich Vettel von der bisherigen Mercedes-Dominanz in Russland. Die Silberpfeile gewannen seit der Premiere im Jahr 2014 jedes Rennen.

"Im Vorjahr war es eine Überraschung, dass wir hier in Sotschi so konkurrenzfähig waren", spricht Vettel seine Pole Position und den knappen Rückstand auf Sieger Bottas an. "Dieses Jahr erwarten wir, dass wir stark sind. Wir peilen den Sieg an."

Der Grand Prix von Russland am Sonntag, 13:10 Uhr im LIVE-Ticker >>>

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