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Ein Desaster-Jahr für die Scuderia Ferrari?

Es geht schon fast gegen den Status als Mittelfeld-Team:

Ein Desaster-Jahr für die Scuderia Ferrari? Foto: © GEPA

Vom größten Herausforderer der Mercedes-Dominanz zur - zwischenzeitlichen? - Lachnummer der Formel 1 ist es nur ein schmaler Grat.

Mit großen Hoffnungen wollte Ferrari in die Saison 2020 starten. Nach eineinhalb Wochenenden dürfte sich anbahnen: Es wird eine Saison gegen die Krise.

Rang zehn für Sebastian Vettel, vorläufig elf für Charles Leclerc, nicht einmal der Einzug ins Q3 - das Ergebnis im zweiten Spielberg-Qualifying zum Grand Prix der Steiermark (ab 15:10 Uhr im LIVE-Ticker) war ein Desaster für die Scuderia. Zu allem Überfluss kassiert der Monegasse eine Strafe und muss von Position 14 in das Rennen gehen (Alle Infos >>>).

Platz zwei für Leclerc im ersten Rennen vor einer Woche hin oder her.

Sogar Updates wurden vom stolzen Rennstall vorgezogen, um nach dem verkorksten Abschneiden beim Grand Prix von Österreich für einen Schub zu sorgen. Wohl vergebens. Nicht einmal die nassen Bedingungen konnten die fehlende Pace wettmachen, eher im Gegenteil. Ferrari ist auch unter Mithilfe der äußeren Bedingungen nicht konkurrenzfähig.

Ferrari-Piloten: Gefasst und ratlos

Vettel und Leclerc nahmen das Abschneiden nach der Quali fast schon konsterniert zur Kenntnis: "Insgesamt war der Speed einfach nicht da. Wir hatten viel Aquaplaning, ich habe das Auto oft verloren. Wir haben uns wahrscheinlich genauso schwer getan im Nassen wie im Trockenen", so Vettel im ORF.

"Wir waren einfach nicht schnell genug, ganz einfach", hakte es der Teamkollege ab. "Ich war von den Rundenzeiten nah an Seb dran, da ist klar: Da musst du einfach arbeiten."

Und nicht nur das Werksteam kämpft. Alfa Romeo brachte erneut keinen Fahrer raus aus Q1, auch Haas schnitt ähnlich schlecht ab. Der Ferrari-Motor scheint 2020 nicht konkurrenzfähig zu sein.

Vielleicht ein Indiz dafür, dass die Diskussionen um technisch nicht astreine Lösungen im Vorjahr viel Substanz hatten.

Auch der Teamchef sieht es ein

Nicht einmal der Teamchef kann die Gegenwart beschönigen.

"Wir müssen akzeptieren, dass die Stoppuhr nicht lügt. In zwei Qualifyings unter völlig unterschiedlichen Bedingungen waren wir nicht konkurrenzfähig, nicht nur gegenüber jenen, die wir in den letzten Jahren als unsere schärfsten Kontrahenten betrachtet haben", gestand sich Mattia Binotto ein.

"Wir haben wirklich hart gearbeitet, um die Updates früher an unser Auto zu bringen, aber ihren Wert haben sie auf der Strecke nicht gezeigt. Wir müssen schnell ausarbeiten, wie wir den gegenwärtigen Zustand ändern, der einfach nicht genug für ein Team wie Ferrari ist. Wir dürfen uns davon nicht ins Bockshorn jagen lassen, aber dürfen die Fakten nicht mehr ignorieren."

Wird es ein Jubiläum ohne Jubel?

Mit Mercedes, Red Bull, McLaren, Renault und AlphaTauri hatten gleich fünf Teams mindestens einen, wenn nicht zwei ihrer Fahrer im Steiermark-Qualifying vor dem Ferrari-Duo. So lässt sich nur feststellen: Ferrari ist beim verspäteten Saison-Beginn bestenfalls ein Team im vorderen Mittelfeld.

Fraglich, ob die Kräfteverhältnisse vom Red Bull Ring auf anderen Strecken anders ausfallen. Die Berg- und Talfahrt beansprucht zwar den Motor, das kurze Layout spricht aber nicht für die große Tempo-Jagd, wie sie auf noch kommenden Kursen folgen wird.

Etwa in Mugello, wo die Scuderia ihren 1000. Grand Prix ausgerechnet auf der Hausstrecke zelebrieren darf. Der Knopf muss aber wesentlich früher aufgehen, um die Saison nicht vorzeitig in den Wind schreiben zu können.

Für Sebastian Vettel wäre es ein unwürdiger Abschied, sollte 2020 sein letztes Jahr in der Königsklasse werden.

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