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Hamilton über Mercedes-Vorsprung "schockiert"

Der Polesetter hat nicht mit dem Qualifying-Ergebnis gerechnet.

Hamilton über Mercedes-Vorsprung Foto: © getty

Führt der Weg zu den WM-Titel der Formel 1 auch 2019 über Mercedes?

Nach dem ersten Kräftemessen der Saison im Qualfying zum Grand Prix von Australien (So., ab 6:10 Uhr im LIVE-Ticker) wären solche Ansagen vorschnell. Die Dominanz, mit der die Silberpfeile die erste Startreihe in ihre Farbe hüllten, war jedoch erstaunlich.

Lewis Hamilton wurde bei seiner Melbourne-Rekordrunde in 1:20,486 Minuten nur von Teamkollege Valtteri Bottas (+0,112) annähernd gefordert. Mit Sebastian Vettel hat der erste Ferrari-Verfolger mächtige 0,704 Sekunden Rückstand auf die Spitzenzeit aufgerissen.

Hamilton holt Senna und Schumacher ein

"Das ist ein echter Schock", lautete die Reaktion auf den Klassenunterschied - allerdings nicht von Seiten Ferraris kommend, sondern von Hamilton ausgesprochen.

"Nach den Wintertests haben wir nicht gewusst, wo wir stehen. Danach wurde so viel in der Fabrik gearbeitet, und auch im Laufe des Wochenendes haben wir uns ständig verbessert. Wir haben alles analysiert und Korrekturen vorgenommen, aber mit so einem Sprung haben wir nicht gerechnet. Mit dieser Perfektion im Team kann ich so einen Job machen", freute sich Hamilton, der mit der sechsten Pole in Australien en suite auch einen Rekord egalisierte.

Denn außer Ayrton Senna (in Imola) und Michael Schumacher (in Suzuka) und jetzt eben Hamilton gelang es noch keinem Piloten, achtmal auf der gleichen Rennstrecke die schnellste Qualifying-Zeit zu erzielen.

"Ich habe schon gespürt, dass wir ein gutes Paket haben, aber ich dachte, wir werden etwas zurück sein", sagt Hamilton.

"Überwältigt" und "umgehauen"

Eine Fehleinschätzung, denn wirklich herausgefordert wurde der Weltmeister nur von seinem finnischen Teamkollegen, der im zweiten Sektor noch die Nase vorn hatte. Am Ende entschied etwas mehr als eine Zehntelsekunde zugunsten des Briten. Zu Beginn von Q3 hatte Hamilton noch etwas mit seinen Bremsen zu kämpfen und kam nicht an die Zeiten seines Mitstreiters heran.

Auch Bottas sprach von "guten Fortschritten" und einem "super Qualifying", in dem er seinem Teamkollegen alles abverlangt hatte. Die Leistung seines Teams habe ihn "umgehauen". "Der erste Sektor war zu schwach", analysierte der 29-Jährige entgegen des Zeiten-Monitors, wo er die Zehntelsekunde auf Startplatz eins liegen gelassen hatte. Sein Teamchef Toto Wolff lobte ihn dennoch: "Das war ist genau der Valtteri Bottas, den ich kenne."

Und zu Hamiltons Leistung meinte der 47-jährige Wiener hochachtungsvoll: "Das war Weltmeister-würdig. Er war super schnell, so einen Start haben wir uns nach den Testfahrten nicht erträumt, wir sind alle überglücklich. Ich bin wirklich überwältigt."

Kopfschmerzen bei Ferrari

Denn Ende Februar in Barcelona war Hamilton noch knapp hinter Vettel gelegen und hatte geglaubt, dass Mercedes "rund eine halbe Sekunde" auf Ferrari fehlte. Doch nun liegt die "Sternenflotte" wieder klar vor dem Traditionsteam aus Maranello, das seit 2007 auf einen Fahrertitel in der Formel 1 wartet.

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"Ich bin wirklich erstaunt, wir haben einige Hausaufgaben zu erledigen", kommentierte Vettel den großen Rückstand auf Mercedes. "Damit haben wir nicht gerechnet, als wir angereist sind. Sieben Zehntel sind eine Menge."

Bei Ferrari habe man nun "Kopfschmerzen", Mercedes sei mit so einem Vorsprung natürlich Favorit. Am Sonntag könne die Scuderia nur noch versuchen, das Beste aus den - nicht so schlechten - Voraussetzungen zu holen. Mit Charles Leclerc ist der zweite "Maranello-Renner" auf Startplatz fünf zu finden.

Vielfältige Fehlersuche bei der Scuderia

Im Vergleich zu den freien Trainings, in denen sich dieser Rückstand teilweise schon ankündigte, hätte sich das Auto im Qualifying eigentlich besser angefühlt. Das Ergebnis sei aber ähnlich. "Uns fehlt einfach ein bisschen von allem, nur beim Top-Speed nicht, da sehen wir gut aus. Aber in den Kurven verlieren wir", analysierte der Deutsche.

Das Problem würde vor allem in den langsamen und mittelschnellen Kurven liegen, auch aus den Reifen würde nicht das Maximum herausgeholt werden. Da sei der Temperatur-Unterschied zwischen Barcelona im Februar und Melbourne im März - zwischen 10 und 15 Grad - kein unerheblicher Faktor.

Vettel, der im Vorjahr von Startplatz drei in Melbourne siegte, merkte aber auch an, dass er ein "gutes Auto fürs Rennen" habe. "Diese Strecke ist sehr speziell, da kann man nichts vorhersagen. Ich denke, wir können morgen gewinnen, man weiß nie, was passiert. Letztes Jahr haben wir auch ein bisschen Glück gehabt, aber Mercedes ist natürlich klarer Favorit", meinte der Vize-Weltmeister zu den Chancen auf seinen dritten Australien-Triumph en suite.

Freud bei Haas, Leid bei Renault, Red Bull so lala

Für Ex-Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly verlief indes sein Red-Bull-Debüt alles andere als wunschgemäß. "Das ist wirklich enttäuschend", ärgerte sich der 23-Jährige nach seinem vorzeitigen Out aufgrund einer Fehleinschätzung seines Teams Red Bull Racing. Ihm bleibt nur der 17. Startplatz übrig, während Max Verstappen als Vierter bewies, dass die Umstellung auf Honda kein Ausschlussgrund für anhaltend gute Ergebnisse sein sollte. "Mehr ging nicht. Wir werden morgen im Rennen herausfinden, wie gut wir wirklich sind", so der Niederländer.

Lange Gesichter gab es auch bei Renault, nachdem sowohl der Deutsche Nico Hülkenberg als auch Lokalmatador Daniel Ricciardo als Elfter bzw. Zwölfter den Kampf um die Pole Position der Top Ten verpasst hatten.

Besser ist die Laune unter Garantie bei Haas. Die US-Amerikaner sind mit den Rängen sechs und sieben für Romain Grosjean und Kevin Magnussen klar vierte Kraft nach dem ersten Qualifying. Auch der 19-jährige Debütant Lando Norris bewies als Achter in seiner ersten "richtigen" Session gleich, dass einiges im neuen McLaren stecken könnte - in ihm selbst auf jeden Fall.

Grund, den Kopf wirklich in den Sand zu stecken, hat aber noch kein Team. Am Sonntag steigt gerade einmal das erste von insgesamt 21 Rennen. Und in den letzten drei Jahren startete Hamilton zwar stets von der Pole, gewinnen konnte er den Grand Prix von Australien in diesem Zeitraum aber nie.

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