news

Robert Kubicas Rückkehr: Ein riskantes Märchen

Kampfgeist des Polen wird belohnt, aber Williams bereitet Sorgen.

Robert Kubicas Rückkehr: Ein riskantes Märchen Foto: © getty

Die Rückkehr des Robert Kubica in die Formel 1 ist Wagnis und Sportmärchen zugleich.

Nach mehr als acht Jahren wird der Pole beim Saisonstart wieder einen Grand Prix fahren. Begleitet wird er bei seinem Comeback im Williams von Zweifeln. Seine rechte Hand ist nach einem Rallye-Unfall massiv beeinträchtigt.

Das war etwa bei den Testfahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ersichtlich, als Kubica ein blindes Mädchen bei der Hand nahm.

An zwei Dingen werde ihn die blinde Julia immer erkennen, sagte Kubica, und ließ sich von dem jungen Fan betasten. "Ich habe eine große Nase", meinte Kubica. Und seine rechte Hand, die er ihr reichte, "die ist leider ein bisschen anders nach dem Unfall".

Williams: "Wir brauchen seinen Kampfgeist"

Um eben diesen rechten Arm rankt sich die emotionale Geschichte des Williams-Piloten, der am Sonntag in Melbourne zum ersten Mal seit dem 14. November 2010 in Abu Dhabi wieder einen Grand Prix fahren wird.

Lange schien eine Rückkehr des schlaksigen Mannes aus Krakau in die Formel 1 wegen seiner Behinderung höchst unwahrscheinlich. Zweifel werden Kubica auch in den kommenden Monaten begleiten.

"Wir brauchen jetzt seinen Kampfgeist", sagte Vize-Teamchefin Claire Williams, als sie im vergangenen Herbst die Beförderung des Routiniers zum Stammpiloten verkündete. Sein enormer Wille hat Kubica nach jenem schrecklichen Crash vom 6. Februar 2011 zurück in die Königsklasse gebracht.

Abmachung mit Ferrari, dann fataler Crash

Damals galt der Pole als kommender Weltmeister. Im BMW-Sauber hatte er 2008 in Montreal für den einzigen Formel-1-Rennsieg des Teams gesorgt, später im Renault ebenfalls überzeugt. Für 2012 hatte er dem Vernehmen nach schon eine Abmachung mit Ferrari.

Dann verunglückte er schwer bei einem Rallye-Gaststart in Italien. Eine Leitplanke bohrte sich in sein Auto, in Notoperationen konnte sein rechter Arm noch gerettet werden. Bis heute ist der Arm von Narben gezeichnet, Kubica hat dort wohl bestenfalls noch die Hälfte der Kraft von früher.

Doch der Motorsport lässt ihn nicht los. Bald fährt er wieder im Rallye-Auto und zeigt, welch außergewöhnliches Talent er hat. 2017 dann darf er ein Formel-1-Auto von Lotus testen, seine Leistung überzeugt.

Williams holt ihn für die folgende Saison als Testfahrer und macht ihn nun wieder zur Stammkraft. "Er ist einer der talentiertesten Fahrer, gegen die ich je angetreten bin. Es ist toll für den Sport, dass er zurück ist", sagte Weltmeister Lewis Hamilton.

Konkurrenz ist auch skeptisch

Es gibt aber auch andere Stimmen. Der Deutsche Nico Hülkenberg ist skeptisch, dass Kubica trotz seiner körperlichen Einschränkungen sportlich mithalten kann. Andere verweisen auf die Risiken, falls Kubica im Notfall schnell reagieren muss - und dies mit rechts nicht kann.

Dafür allerdings gibt es Tests des Weltverbands, die Kubica bestanden haben muss - sonst hätte er die Rennlizenz nicht erhalten.

Sein Auto wurde für ihn speziell angepasst, die Schaltung ist links. Zudem hilft Kubica ein kraftschonender Fahrstil. Bei den Tests im Februar allerdings irritierte er auch mit einigen gefährlichen Aktionen. Fehlende Praxis lässt sich schwer wegdiskutieren.

"Du kannst im Fitnessstudio so viel trainieren, wie du willst, aber das echte Fahren im Formel-1-Auto ist etwas ganz anderes. Der Körper stellt sich auf die Kräfte ein, deine Reaktionen auch", erklärte Kubica.

Wiliams macht Probleme: "Es gibt so viele Fragezeichen"

Erschwert wird ihm die Rückkehr auch durch den desolaten Zustand des Williams-Teams. 114 Grand Prix gewann der Rennstall in seiner Historie, sieben Mal stellte das Team den Weltmeister. Doch der Lack ist schon länger ab. Bereits im Vorjahr war Williams chancenlos.

Diesmal wurde das Auto nicht rechtzeitig zum Beginn der Testfahrten fertig. Kubica konnte nicht einmal halb so viele Runden fahren wie Mercedes-Star Hamilton und war der Langsamste im Feld.

Am Ende fehlten auch noch die Ersatzteile. Zudem waren einige Elemente des Autos nicht regelkonform, nun muss eilig umgebaut werden. Technik-Direktor Paddy Lowe wurde wenige Tage vor der Reise nach Australien beurlaubt.

Kubica ahnt bereits, dass die märchenhafte Story seiner Rückkehr bald im Alltagsfrust verblassen könnte. "Es gibt so viele Fragezeichen", sagte Kubica. "Ich weiß vielleicht 20 Prozent der Dinge, die ich vor Australien wissen sollte."

Kommentare