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Red Bull: Porsche-Deal ist endgültig geplatzt

Jetzt ist es offiziell: Aus beinahe schon sicher geglaubten Partnerschaft wird nichts.

Red Bull: Porsche-Deal ist endgültig geplatzt Foto: © GEPA

Max Verstappen geht mit 109 Punkten Vorsprung auf Teamkollege Sergio Pérez und den "schärfsten" Rivalen Charles Leclerc am Sonntag in den 92. Italien-Grand Prix (15 Uhr im LIVE-Ticker).

In der Konstrukteurs-WM hat Red Bull Racing vor dem 16. von 22 WM-Läufen gar 135 Zähler Abstand zu Ferrari herausgefahren. Der WM-Zug ist also auf Schiene. Nicht aber das große Projekt Porsche mit Red Bull – oder Red Bull mit Porsche - in der F1 ab 2026. Je nach Sichtweise. 

Gerade diese aber hat den Zug nun endgültig entgleisen lassen. "Partnerschaft zwischen Porsche AG und Red Bull GmbH. kommt nicht zustande", ist der Titel der Pressemitteilung von Freitagvormittag, die die Stuttgarter nach langer Funkstille aussandten.

Der Wortlaut: "Im Zuge eines möglichen Formel-1-Einstiegs von Porsche haben die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG und die Red Bull GmbH in den vergangenen Monaten Gespräche geführt. Beide Unternehmen sind gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Gespräche nicht weitergeführt werden. Prämisse war immer eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die neben einer Motoren-Partnerschaft auch das Team umfasst. Dies konnte nicht realisiert werden. Mit den beschlossenen Reglementänderungen bleibt die Rennserie für Porsche jedoch ein attraktives Umfeld, das weiterhin beobachtet wird."

Droht Red Bull nun eine Klage?

Droht Red Bull nun eine Klage?

Wer nach dem "Leak" aus Marokko zu einer angeblichen kartellrechtlichen Vereinbarung zu einer Beteiligung von Porsche an Red Bull wirklich dachte, es handle sich um das Team, war blauäugig.

Red-Bull-Eigner Dietrich Mateschitz, der ja von den mit 51 Prozent mehrheitlichen Teilhabern aus Thailand (Yoovidha-Familie) mit alleiniger Handlungsvollmacht ausgestattet ist, und sein "Berater" Helmut Marko haben aus einer "Niederlage" 2001 gelernt. Damals hielt Mateschitz zwei Drittel der Anteile an Red Bull Sauber, doch die sportlichen und geschäftlichen Entscheidungen lagen allein bei Teamgründer Peter Sauber. Vor der Fahrerwahl für die Saison 2001 wäre die seit 1995 bestehende Partnerschaft fast zerbrochen, denn Marko wollte den Red-Bull-Zögling Enrique Bernoldi bei Sauber neben Nick Heidfeld sehen, während der Schweizer Teamchef auf das Ausnahmetalent Kimi Räikkönen bestand – und sich durchsetzte. Die Karrieren der beiden sind bekannt, Bernoldi kam dank Red-Bull-Geldern doch in die Formel 1 als Arrows-Pilot – mit Teamkollegen Verstappen übrigens. Jos Verstappen, Max‘ Vater.   

Mit dem Kauf von Jaguar Racing Ende 2004 etablierten Mateschitz und Marko mit dem in Red Bull Racing umbenannten Team ihren eigenen Rennstall. Ohne auf mitredende Partner Rücksicht nehmen zu müssen.

Eine 50:50-Partnerschaft mit Porsche hätte durchaus Sinn machen können – wenn es mit Red Bull Powertrains nur eine der drei in Milton Keynes etablierten Red-Bull-Firmen betroffen hätte. Dem Vernehmen nach wollte Porsche aber mehr, und das goutierten Mateschitz und Marko gar nicht. Im Fahrerlager kursiert das Gerücht, es gäbe eine schriftliche Vereinbarung zu einem Joint Venture, die Porsche nun einklagen will, während die Red-Bull-Seite diese bestreiten soll.  

Wie geht es nun mit Porsche weiter?

Bei Porsche steht indes eine weitaus weitreichendere Aktion an: Der Volkswagen-Konzernvorstand gab diese Woche Grünes Licht für den lang erwarteten Börsengang der Porsche AG in Frankfurt. Das Unternehmen, seit Jahren hoch profitabel und scheinbar durch keine Krise zu stoppen, wird mit 60 bis 85 Milliarden Euro bewertet. Das IPO soll nun Ende September oder in der ersten Oktoberwoche erfolgen. Ob und welche Auswirkung dies auf ein F1-Engagament hat, ist (noch) offen.

Zum Beispiel McLaren. Doch davon hat schon Konzernschwester Audi die Finger gelassen. Und auch Williams ist vielleicht keine so gute Idee, wenn man an die nicht immer friktionsfreie Ehe mit BMW zurückdenkt. Doch bei beiden britischen Traditionsteams sind jetzt andere Führungspersönlichkeiten (und Eigentümer) am Ruder – und die Teamchefs sind Deutsche: Andreas Seidl bzw. Jost Capito. Beide sind Porsche-affin: Seidl war jahrelang Einsatzleiter des LMP1-Projekts von Porsche in der Langstrecken-WM, Capito war Manager im Porsche Supercup und Sportchef bei VW, als die Rallye-WM beherrscht wurde.

Der neue Volkswagen-Konzern-CEO Oliver Blume, der auch noch Vorstandschef von Porsche ist, soll von der Konstellation eines Duells der zwei Konzern-Premiummarken in der Formel 1 nicht (mehr) begeistert sein. Audi hat jedoch bereits seinen Einstieg ab 2026 kürzlich kundgetan (aber die Übernahme von 75 Prozent von Sauber Motorsport noch nicht bestätigt). Ob Porsche sich nun wirklich weiter für die Formel 1 interessiert, ist trotz „der weiteren Beobachtung“ fraglich.

Porsche war mit eigenem Team/Auto von 1957 bis 1964 unregelmäßig in der Formel 1 dabei (ein Sieg mit Dan Gurney 1962 in Rouen). Als Hersteller der TAG-Turbos trieb Porsche-Technik McLaren von 1983 bis 1986 an (mit drei WM-Titeln für Lauda/1 und Prost/2). Das halbherzige Motoren-Engagement mit Footwork-Arrows endete 1991 frühzeitig in einem Desaster.

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