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Scherb: "Mentalität schlägt Talent"

Der neue Nachwuchs-Teamchef im ersten Interview:

Scherb: Foto: © GEPA

2017 war ein ereignisreiches Jahr für Martin Scherb.

Der 48-Jährige ging als neuer Chefcoach des SCR Altach ins Frühjahr, doch noch vor Saisonende musste er seinen Trainerstuhl bei den Vorarlbergern räumen. Jetzt ist der Niederösterreicher zurück im Geschäft - als U19- und U15-Teamchef des ÖFB, sein Amt hat er offiziell heute, am 2. Jänner 2018 angetreten.

"Irgendwie passt das zu mir, weil ich im Fußball schon so viel gemacht habe", sagt Scherb.

In seinem ersten Interview als ÖFB-Coach erklärt er seine Ansätze und spricht über seine Aufgabe in den LAZs.

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LAOLA1: Sie sind zurück im Geschäft! Wie fühlt sich das an?

Martin Scherb: Richtig gut! Ich freue mich auf diese tolle Herausforderung. Teamchef zu sein ist ein neues Aufgabengebiet, das ich noch nicht kenne. Aber irgendwie passt das zu mir, weil ich im Fußball schon so viel gemacht habe – vom Nachwuchstrainer bei einem kleinen Verein über Landes-Auswahltrainer und Spezialtrainer im Akademiebereich bis hin zum Profi-Trainer.

LAOLA1: Wie ist es zu Ihrem Engagement beim ÖFB gekommen?

Scherb: Sportdirektor Peter Schöttel hat mich im Herbst kontaktiert. Wir haben uns dann drei Mal getroffen, es gab ja mehrere Kandidaten. Wir kennen uns schon seit zehn Jahren, haben uns zwar nicht oft gesehen, aber wenn wir uns getroffen haben, haben wir gemerkt, dass wir im Fußball ziemlich gleich denken. Mir taugt das Aufgabengebiet – Nachwuchs-Teamchef, die LAZs und die konzeptionelle Überarbeitung des österreichischen Weges. Ich musste nicht lange überlegen, es ist eine große Ehre, Nachwuchs-Teamchef zu sein.

VIDEO: Marcel Koller im etwas anderen Wordrap!

(Interview wird unter dem Video fortgesetzt)


LAOLA1: Wie haben Sie den letzten Monat vor Ihrem offiziellen Dienstantritt genutzt?

Scherb: Ich war schon einige Male beim ÖFB, habe alle Leute kennengelernt, hatte Kontakt mit meinem neuen Trainerteam, habe mir mittels Videos ein Bild von den Spielern, die ich noch nicht so gut kenne, gemacht und Rücksprache mit Trainerkollegen sowie Verantwortlichen bei Vereinen gehalten. Im Februar stehen ja schon die ersten Lehrgänge an und wir sind darauf angewiesen, dass die Burschen freigestellt werden.

LAOLA1: U15-Teamchef, U19-Teamchef und sportlicher Leiter der Landesverbands Ausbildungszentren (LAZ) Ost/Süd. Da ist wohl gutes Zeitmanagement gefragt, oder?

Scherb: Die Nationalteams sind zehn bis zwölf Fixtermine, dazu kommen Vor- und Nachbereitung der Lehrgänge. Bei den LAZs möchte ich wirklich einen sehr intensiven Kontakt und Austausch aufbauen. Das LAZ ist die Grundlage für die Akademien, für die Nachwuchs-Nationalteams und in Folge für den gesamten Fußball. Mir ist es sehr wichtig, da nicht nur eine Controlling-Funktion im sportlichen Bereich inne zu haben, sondern auch für Vorschläge offen zu sein und diese in die entsprechenden Gremien weiterzutragen.

"Ich werde das aber nicht im Sinne einer Chef-Untergebenen-Rolle interpretieren, sondern ein Miteinander forcieren"

LAOLA1: Was haben Sie da konkret zu tun?

Scherb: Der ÖFB finanziert die LAZs zu einem Großteil und hat dadurch eine Controlling-Funktion – im wirtschaftlichen und im sportlichen Bereich. Ich fahre also zu den LAZs und schaue, ob die Vorgaben umgesetzt werden, ob von den Inhalten so trainiert wird, wie es sein soll, ob die Schwerpunkte eingehalten werden, ob die Trainer die notwendige Ausbildung haben, usw. Ich werde das aber nicht im Sinne einer Chef-Untergebenen-Rolle interpretieren, sondern ein Miteinander forcieren.

LAOLA1: Kommen wir zur U19. Die Eliterunde der EM-Quali steht an. Wie stehen die Chancen?

Scherb: Ich habe schon Videos von Dänemark und Bosnien-Herzegowina gesehen, an der Türkei arbeiten wir noch, aber auch da bekommen wir rechtzeitig Material. Wir haben die Dänen aus Topf 1 bekommen, da wären natürlich ganz andere Kaliber möglich gewesen, etwa Deutschland oder Spanien. Doch die Dänen haben auch eine sehr gute Mannschaft. Es besteht absolut die Chance, die Quali zu schaffen, das werden sich die anderen aber auch denken. Entscheidend wird sein, dass wir die besten Spieler des Jahrgangs bekommen.

LAOLA1: Sie haben nur wenig Zeit, um mit den Nachwuchs-Nationalmannschaften zu arbeiten. Wird das eine große Umstellung für Sie sein?

Scherb: Es ist etwas Neues. Ich kenne es so noch nicht, bin es gewohnt, tagtäglich mit meinen Mannschaften zu arbeiten. Aber ich habe ein sehr gutes Trainerteam, das Peter Schöttel zusammengestellt hat. Gemeinsam mit meinem Co-Trainer Mohamed Sahli plane ich die Trainingseinheiten im Detail durch – unabhängig von der personellen Situation. Man hat natürlich weniger Zeit mit der Mannschaft, dafür aber viel mehr Zeit, um sich auf die Lehrgänge vorzubereiten – das wiegt es wieder auf.

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LAOLA1: Die U15 hat erst ein Spiel bestritten.

Scherb: Genau. Im Oktober gab es einen Lehrgang, da war Schöttel schon nicht mehr dabei, Hermann Stadler ist eingesprungen. Sie haben Liechtenstein 20:0 besiegt. Dieses Jahr dient dazu, so viele Spieler wie möglich kennenzulernen, ab Herbst 2019 fangen dann die ersten Quali-Runden an. Jetzt ist mal wichtig, einen Stamm und einen erweiterten Kader zu finden. Es ist sehr spannend, eine Mannschaft neu zusammenzustellen, zu sehen, wie sich die Spieler entwickeln, welche Mentalität sie mitbringen. Auf Mentalität lege ich grundsätzlich sehr viel Wert. Mentalität schlägt immer Talent.

LAOLA1: Sie haben vor ungefähr zehn Jahren zum letzten Mal als Nachwuchstrainer gearbeitet. Wie sehr hat sich da etwas geändert seither?

Scherb: In Österreich ist es in dieser Zeit viel professioneller geworden, in den Akademien und in den LAZs ist ein richtiger Sprung passiert. Die vielen Legionäre sind zum Großteil auf diese positive Entwicklung zurückzuführen. Die Spieler sind in jungen Jahren schon sehr professionell, nicht nur die Arbeit auf dem Platz betreffend, sondern auch in ihrer Lebensweise, in ihrer Zielorientierung.

LAOLA1: Haben Sie damit gerechnet, nach dem Ende in Altach so bald wieder einen Job zu haben? Kann man überhaupt „bald“ sagen?

Scherb: Ja, kann man eigentlich schon. Ich habe das Kapitel Altach reflektiert und dann für mich abgeschlossen. Als ich dann begonnen habe, in die Zukunft zu denken, kam die Anfrage von Peter Schöttel und es gab auch noch zwei andere Dinge, die sehr interessant waren. Da habe ich mir gedacht: „Okay, passt, so schlecht kann das alles nicht gewesen sein.“ Ich war weder überrascht noch habe ich es als selbstverständlich hingenommen.

LAOLA1: War es das ereignisreichste Jahr Ihrer bisherigen Trainerkarriere?

Scherb: Jein. Ich habe schon einiges erlebt, aber es war ein sehr spannendes, intensives Jahr. Leider war es nicht so erfolgreich wie Altach und ich uns das vorgestellt haben, aber das ist jetzt erledigt.

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