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Xaver Schlager und eine sehr einseitige Rivalität

Warum das Deutschland-Spiel ein ganz normaler Arbeitstag ist und wie er seinen Leipzig-Kollegen die Frage nach dem Happel-Stadion - sehr ehrlich - beantwortete.

Xaver Schlager und eine sehr einseitige Rivalität Foto: © GEPA

Frage: Xaver Schlager, ist das Spiel gegen Deutschland ein Höhepunkt deiner Nationalteam-Karriere, auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel ist?

Antwort: "Na!"

Frage: Xaver Schlager, der DFB hatte zuletzt Probleme, eure Entwicklung ist positiv. Liegt die Favoritenrolle inzwischen bei euch?

Antwort: "Wos?!?"

Es muss mit dem Lieblings-Rivalen Deutschland als Gegner zu tun haben, dass ein wenig in Extremem gedacht wird. Da hat man es als ÖFB-Teamspieler bei seinem Medientermin auch nicht immer ganz leicht.

Ein ganz normaler Arbeitstag

Xaver Schlager bemüht sich jedoch redlich, beim Hype um diese Partie nicht mitzuspielen, sondern die Dinge sachlich, korrekt und ohne übertriebene Emotion einzuordnen.

"Die Deutschen mögen uns Österreicher eigentlich, wir sind für sie völlig in Ordnung. Ich bin in Deutschland nie schlecht aufgenommen worden. Sie sagen, dass wir einen super Dialekt haben, den finden alle lustig."

Xaver Schlager

"Es ist ein ganz normaler Arbeitstag", lautet die Botschaft des Leipzig-Legionärs, der vor allem bemüht ist, die Rivalität einzuordnen.

Die wird in Österreich nämlich ein wenig intensiver gelebt als beim nördlichen Nachbarn. "Die Deutschen haben nicht einmal so eine Rivalität. Sie mögen uns Österreicher eigentlich, wir sind für sie völlig in Ordnung. Ich bin in Deutschland nie schlecht aufgenommen worden. Sie sagen, dass wir einen super Dialekt haben, den finden alle lustig", verdeutlicht der 26-Jährige, der weiters meint:

"Ich denke schon, dass die Rivalität eher auf unserer Seite ist. Aber natürlich finden sie es auch ganz angenehm, gegen Österreich zu spielen. Für sie geht es mehr um den Beweis, dass sie besser sind als wir."

"Wenn ich 15 Mal gewinne, wär's mir auch wurscht"

Diesen Beweis hat das DFB-Team in der Vergangenheit mehrheitlich erbracht. Das letzte (freundschaftliche) Aufeinandertreffen endete 2018 zwar mit einem 2:1-Sieg für das ÖFB-Team.

Ansonsten gab es seit dem 3:2-Erfolg bei der WM 1978 in irgendeiner argentinischen Stadt in 17 Duellen nur einen Sieg (4:1 im Jahr 1986, ebenfalls in einem Test), zwei Remis, aber 14 Niederlagen.

"Mir wär's auch wurscht, wenn ich 15 Mal gewinne und nur ein Mal verliere. Dann würde ich auch nicht auf das eine Mal schauen", versteht Schlager durchaus, dass auch die sportliche Rivalität von deutscher Seite her weniger gelebt wird.

Wobei: Es gibt natürlich einen guten Weg, eine sportliche Rivalität entstehen zu lassen.

Der Wunsch: Ein Duell bei einem Turnier

"Es ist jetzt das zweite Freundschaftsspiel gegeneinander. Eine Rivalität entsteht dann, wenn du Bewerbsspiele gegeneinander hast, und die haben wir einfach nicht. Es wäre schön, wenn wir bei einer Welt- oder Europameisterschaft auf Deutschland treffen würden. Dann wäre alles noch einmal viel größer", findet der zentrale Mittelfeldspieler.

Außerdem: "Die Deutschen sind meistens bei Turnieren dabei. Das würde bedeuten, dass wir auch bei einem großen Turnier dabei sind und wahrscheinlich weit gekommen sind. Das würde gut passen."

Schlager spielt seit 2019 in Deutschland. Nach drei Saisonen beim VfL Wolfsburg befindet er sich aktuell im zweiten Leipzig-Jahr.

Natürlich war das Kräftemessen zwischen Österreich und Deutschland dort auch Thema in der Kabine.

Ehrliche Antwort auf die Frage nach dem Happel-Stadion

"Ihr stellt euch da immer wahnsinnig spektakuläre Gespräche vor, aber es sind ganz alltägliche Gespräche, in denen man kurz zwei, drei Sätze darüber verliert und dann verläuft es sich wieder", schildert der 40-fache Internationale.

Letztlich sei es vor allem um Wien und konkret mit den Leipziger Teamspielern um den Ablauf der gemeinsamen Rückreise gegangen.

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"Außerdem fragen sie dich halt, wie das Stadion ist", schmunzelt Schlager, "ich habe ehrlich geantwortet und gemeint: 'Es ist nicht das Gelbe vom Ei.'"

So kann man den Zustand des Happel-Stadions druckreif formulieren.

Die Rede ist von Champions-League-Siegern

Bleiben noch die beiden eingangs gestellten Fragen etwas konkreter zu beantworten.

Frage eins: "Ich kann doch kein Freundschaftsspiel über ein Quali- oder Bewerbsspiel stellen. Das funktioniert nicht. Aber es ist mit das coolste Freundschaftsspiel, das wir hatten. Ich kann mich erinnern, Brasilien war auch cool."

"Es tut mir Leid, aber wenn wir vergleichen, in welchen Vereinen ihre Spieler spielen und in welchen unsere, ist da schon ein Riesen-Unterschied."

Xaver Schlager

Frage zwei behandelte die Favoritenrolle. Österreich hat in den vergangenen Jahren vermutlich aufgeholt, dennoch meint Schlager:

"Es tut mir leid, aber wenn wir vergleichen, in welchen Vereinen ihre Spieler spielen und in welchen unsere, ist da schon ein Riesen-Unterschied. Man muss nur die internationalen Spiele hernehmen, die sie am Buckel haben. Wir reden hier über etliche Champions-League-Sieger. Ich glaube schon, dass sie noch mal mehr erreicht und geleistet haben. Darum würde ich mich überhaupt nicht als Favorit sehen. Im Gegenteil."

"Hintis" Einschätzung

Gerade seit dem Teamchef-Wechsel zu Julian Nagelsmann sei die Tendenz bei Deutschland klar aufsteigend:

"Sie haben in den letzten Spielen mit einer bisschen anderen Taktik gespielt. Ich glaube schon, dass sie zu alter Stärke zurückfinden. Deutschland ist eine Turniermannschaft, jetzt geht es langsam in Richtung Turnier und mein Gefühl ist, dass sie immer besser werden."

Nachsatz: "Wer Deutschland nicht als Favorit sieht, hat eine Meinung, die ich nicht vertrete. Deutschland ist alleine durch ihre Spieler immer Mitfavorit.

Hintergrund der Favoriten-Diskussion ist übrigens eine Einschätzung des Zeitungs-Kolumnisten Martin Hinteregger (übrigens Torschütze beim 2:1 vor fünf Jahren), der das ÖFB-Team als Favorit sieht.

"Das sagt der 'Hinti'?", wundert sich Schlager, "gut, der spielt ja nimmer..."


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