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Wichtiges Signal an die ÖFB-Fans: "Erfahren, was sie denken"

Nachdem es viele Jahre kaum einen Austausch gab, treffen sich nun das Nationalteam und Fan-Vertreter. Die ÖFB-Kicker sind angetan von der Initiative.

Wichtiges Signal an die ÖFB-Fans: Foto: © GEPA

Am Sonntag findet ein wichtiger ÖFB-Termin statt.

Für die breite Öffentlichkeit hat er vielleicht erst auf Umwegen in Form eines Stadion-Besuchs bei einem Länderspiel Relevanz, dennoch sollte man die Bedeutung nicht unterschätzen.

Zwei Tage vor dem Deutschland-Spiel kommt es nämlich zum Treffen zwischen Vertretern der Fanklubs des Nationalteams und den ÖFB-Spielern.

Das klingt normaler, als es ist. Denn allzu viel Austausch zwischen der Mannschaft und ihren Anhängern hat es über die Jahre nicht gegeben, was von Seiten der Fans auch immer wieder kritisiert wurde.

Alaba: Erfahren, wie die Fans denken

"Das hat es tatsächlich noch nicht so oft gegeben", betont David Alaba nach dem Schlusspfiff des Gastspiels in Estland im Hinblick auf solche Treffen. Der Kapitän ist inzwischen auch schon seit knapp eineinhalb Jahrzehnten Teil des Nationalteams.

"Ich denke, dass es sehr wichtig ist. Nicht nur für uns, sondern auch für die Fans. Es geht darum, zu erfahren, wie sie denken, wie sie die Dinge sehen, was wir vielleicht besser machen können."

David Alaba

Der Real-Legionär unterstreicht daher die Bedeutung dieses Termins: "Ich denke, dass es sehr wichtig ist. Nicht nur für uns, sondern auch für die Fans. Es geht darum, zu erfahren, wie sie denken, wie sie die Dinge sehen, was wir vielleicht besser machen können."

Die Initiative, dass man sich zusammensetzt, ist erstens lobenswert und hat zweitens die eine oder andere Vorgeschichte.

Blicken wir etwa zurück in den März. Vor dem Start der EM-Qualifikation haben wir bei LAOLA1 in einer Reportage versucht, diverse Facetten der Fan-Problematik rund um das Nationalteam aufzuzeigen.

Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans

Der Hintergrund dieser Story war ganz klar: Damals standen erstmals Länderspiele im neuen Linzer Stadion an, atmosphärisch hatte der ÖFB schon bessere Zeiten erlebt - der Tiefpunkt des Tests gegen Italien war noch gut im Gedächtnis.

Dabei war klar: Ohne "Zusammenarbeit" in den Heimspielen zwischen Mannschaft und Tribüne wäre eine erfolgreiche Quali ungleich schwieriger.

In dieser Hinsicht haben beide Seiten 2023 einen sehr guten Job gemacht. Es ist erfreulich, wenn Michael Gregoritsch in Tallinn verkünden konnte: "Das Heimspiel gegen Schweden war der letztendliche Schulterschluss mit den Fans."

Nun gilt es alles denkbar Mögliche dafür zu tun, dass dies auch so bleibt.

Ein letzter großer Auftritt vor dem Abschied

Das gilt einerseits natürlich für die breite Masse der Besucher, die in welches Stadion auch immer gelockt werden soll. Andererseits aber natürlich auch für jene, die ein bisserl mehr als "normale" Fans sind und bei Heimspielen im Idealfall eine gute Stimmung erzeugen.

Und hier gibt es schon das eine oder andere Fragezeichen.

In den Heimspielen gegen Schweden und Belgien haben noch einmal die "Hurricanes Österreich" die Stimmung federführend in die Hand genommen. Gegen Belgien im Oktober verabschiedete sich der über lange Jahre führende Fanklub des ÖFB-Teams mit einem letzten großen Auftritt samt dazugehörender Choreo von der vordersten Front.

In einer ausführlichen Stellungnahme zum Abschied begründeten sie im Oktober diesen Entschluss und haben dabei herausgearbeitet, dass es nicht nur - wie oft kolportiert - an der fehlenden Wertschätzung des Fußball-Bundes lag. Aber eben schon auch.

"Für Franco Foda waren wir Luft"

Der fehlende Austausch zwischen Team und Fans wurde von Seiten der "Hurricanes" über Jahre bemängelt und hier auch noch einmal mit Beispielen belegt.

Es geht in der folgenden Passage nicht darum, jemanden besonders gut oder schlecht aussehen zu lassen, aber der über Jahre gewonnene Eindruck des führenden Fanklubs ist in dieser Causa ein relevanter Blickwinkel. Im Schreiben heißt es nämlich mit Blick in die Vergangenheit:

"In den vergangenen 13 Jahren gab es zwischen unserem Fanklub, der über viele Jahre den Hauptsupport bei jedem einzelnen Spiel leitete, egal ob zuhause in Wien oder auswärts im letzten Winkel Europas, praktisch keine Berührungspunkte zum Team, Betreuer- oder Führungsstab. Der einzige Kontakt zum Team war in der Regel der Abschiedsapplaus vor der Kurve nach einem Match. Damit hatten wir so viel Kontakt wie alle anderen Fanklubs bzw. alle anderen Fans in der Kurve. Selbst dieser Abschiedsapplaus der Fans war nicht immer gegeben, was unsererseits oftmals an den ÖFB kommuniziert wurde. Kleine Gesten wie Spielertrikots waren sowieso nicht vorhanden."

"Ausnahmen waren zu Beginn Teamchef Marcel Koller, der zumindest das Gefühl vermittelte, dass ihm die Fans etwas bedeuten, sowie Julian Baumgartlinger, der kurz vor seinem Teamende proaktiv Kontakt zu unseren Capos suchte und sogar ein Treffen in die Wege leitete. Die größten Enttäuschungen waren der damalige Kapitän Christian Fuchs, für den wir eine eigene Choreo anfertigten und dafür keinerlei Rückmeldung in irgendeiner Form bekamen, sowie Teamchef Franco Foda, der als Ex-Trainer von Sturm Graz eigentlich um die Bedeutung von Fans wissen musste, aber für den wir Luft waren."

Ein Signal

Dies ist die Sicht der Dinge einer Fan-Gruppierung, die vermutlich nicht von allen Fanklubs oder generell allen Stadion-Besuchern so geteilt wird. Auch diese "internen" Herausforderungen in einer Nationalteam-Kurve arbeiten die "Hurricanes" in ihrem Text durchaus lesenswert heraus.

Quali-Zeugnis! Die Noten für die ÖFB-Kicker


Unterm Strich geht es jedoch darum: Österreich startet 2024 in ein EURO-Jahr. In der Folge geht es um die erste WM-Teilnahme seit mehr als einem Vierteljahrhundert.

Dafür braucht das Nationalteam einen möglichst guten Support von Fan-Seite, die sich wiederum definitiv nicht beschweren wird, wenn sie vor allem mit Erfolg, aber auch mit entsprechender Wertschätzung belohnt wird.

Dass dies bei diesem Lehrgang in Form dieses Meetings geschieht, ist ein entsprechendes Signal - logischerweise auch von Teamchef Ralf Rangnick, ohne dessen Zutun solch ein Treffen zwei Tage vor einem Prestige-Duell mit dem DFB-Team ausgeschlossen wäre.

Auch am "nicht gerade wärmsten Ort" mit dabei

Es wird sich weisen, wie sich der organisierte Support bei ÖFB-Heimspielen entwickelt. Auswärts mangelt es schon seit langer Zeit nicht an Unterstützung durch diverse reisefreudige Fanklubs.

Selbst beim vermeintlich bedeutungslosen Gastspiel in Tallinn saßen 500 rot-weiß-rote Anhänger auf der Tribüne, was die ÖFB-Kicker durchaus beeindruckte.

"Es ist von Seiten des ÖFB richtig gut, dass man sich zusammensetzt und den Fans jene Wertschätzung gibt, die sie verdient haben. Daher ist das auch sehr sinnvoll."

Alexander Schlager

"Wir spielen wegen den Fans Fußball, das macht alles noch einmal spezieller. Hut ab vor all jenen, die mitgereist sind - das ist auch nicht gerade der wärmste Ort. Es war wirklich sehr kalt, trotzdem waren viele Fans hier. Danke für diese Unterstützung an alle, die hier waren und auch an jene, die uns vor dem Fernseher unterstützt haben", meint Sasa Kalajdzic, der im Hinblick auf das Fanklub-Treffen betont:

"Es gehört dazu, dass man die Bindung hält und versucht, das zusammenzuschweißen und für die Zukunft zu mobilisieren."

Schlager: "Richtig gut, dass man sich zusammensetzt"

Dies unterstreicht auch Alaba, der sowohl die Unterstützung bei den Heimspielen in Linz und im Happel-Stadion, als auch auswärts hervorstreicht:

"Das ist auch das, was wir brauchen. Wir wollen diese Euphorie mitnehmen. Wir brauchen diesen Rückenwind von unseren Fans. Dann können wir auch sehr Großes erreichen. Deshalb bin ich sehr dankbar dafür."

Dafür kann man mitunter auch persönlich Danke sagen. Entsprechend wichtig ist dieser Sonntags-Termin. Vielleicht stellt er sogar ein weiteres Puzzle-Teil für 2024 dar.

Alexander Schlager: "Die Fans machen den Fußball für uns Kicker so, wie er ist, nämlich speziell und besonders. Es ist von Seiten des ÖFB richtig gut, dass man sich zusammensetzt und den Fans jene Wertschätzung gibt, die sie verdient haben. Daher ist das auch sehr sinnvoll."


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