Estland Estland EST
Österreich Österreich AUT
Endstand
0:2
0:2, 0:0
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Alaba stolz: "Man hat uns wachsen gesehen"

Der ÖFB-Kapitän zieht ein sehr zufriedenes Fazit der EM-Qualifikation. Nach dem Sieg in Estland bleibt jedoch auch Zeit für ein Spaß-Thema.

Alaba stolz: Foto: © GEPA

Starten wir mit dem "wichtigsten" Thema des Länderspiel-Abends.

"Das ist schon ein bisschen witzig", muss David Alaba grinsen, als er erfährt, dass Toni Polster einen Anwalt eingeschaltet hat, um seine Länderspiel-Bilanz um drei Tore aus inoffiziellen Länderspielen aufzubessern.

Derzeit führt Österreichs Rekordtorschütze die ewige Torjägerliste mit 44 Treffern an, Marko Arnautovic (36) liegt jedoch nur mehr acht Tore zurück.

"Ich weiß nicht, wie die Sache ausgehen wird, aber wir sind froh, dass wir einen Toni Polster hatten und jetzt Marko haben. Wir drücken natürlich Marko die Daumen, dass er diesen Rekord erreichen wird. Wir versuchen, ihm zu helfen, aber es ist natürlich eine enorme Benchmark, die Toni mit 44 Toren gesetzt hat", übt sich Alaba in Diplomatie.

Kälte, Platz oder Gegner?

Es ist ein sehr gelöster David Alaba, der sich in den Katakomben der A. Le Coq Arena in Tallinn den mitgereisten Medienvertretern stellte. Da konnte man sich auch einmal einem Spaß-Thema wie Polster vs. Arnautovic widmen.

An guter Stimmung mangelt es derzeit ohnehin nicht im ÖFB-Team, das die gelungene EM-Qualifikation mit einem 2:0-Erfolg in Estland ausklingen ließ.

Etwas flapsig gefragt: Was war am schwierigsten - die Eiseskälte, die Platzbedingungen oder doch der Gegner?

"Der Platz war nicht super zu bespielen, aber ich würden sagen auf jeden Fall der Gegner", betont der ÖFB-Kapitän, "wir wussten im Vorhinein, dass es in Estland nicht einfach wird, weil es eine Mannschaft ist, die sehr tief und kompakt steht, mit einer Fünferkette agiert und auf Konter lauert. Deshalb sind wir sehr zufrieden mit unserer Leistung."

Ein Blick nach Schottland und Belgien

Man habe vielleicht ein, zwei Chancen zu viel zugelassen, aber auch selbst immer wieder Möglichkeiten herausgespielt. Davon hätte Österreich im Kampf um den besten Gruppen-Zweiten vielleicht die eine oder andere mehr nützen sollen, denn so reicht Schottland ein Sieg mit zwei Toren Differenz gegen Norwegen.

"Wir wollten natürlich mehr Tore erzielen. Das kann man uns auch vielleicht irgendwo vorwerfen, dass wir ein, zwei Chancen liegen gelassen haben. Aber im Großen und Ganzen sind wir zufrieden. Jetzt müssen wir abwarten, was im Schottland-Spiel und bei den Belgiern passiert."

Sollte Belgien am Sonntag überraschend das Heimspiel gegen Aserbaidschan nicht gewinnen, wäre Österreich sogar noch Gruppensieger.

"Topf zwei wäre nicht verkehrt", hofft Alaba auf eine verbesserte Ausgangposition bei der EURO-Auslosung. Aber egal, wie es noch kommt, das Fazit der EM-Qualifikation ist logischerweise ein positives.

Ein spezielles Spiel

"Man hat uns wachsen gesehen", resümiert der Real-Legionär, "man hat eine klare Entwicklung nach oben gesehen. Man hat eine Mannschaft gesehen, die einen gewissen Charakter entwickelt hat und zusammengerückt ist. Das ist schon etwas Spezielles. Wenn man sich das erste Spiel in der Qualifikation anschaut bis hierhin zum letzten, können wir sehr zufrieden sein."

Quasi als Belohnung wartet nun am Dienstag das Prestige-Duell mit Deutschland.

Ein Sieg würde laut Alaba natürlich schmecken: "Gegen Deutschland ist für uns alle ein sehr spezielles Spiel. Wir haben viele Spiele, die dort leben und spielen. Ich habe selbst 13 Jahre lang dort gelebt und gespielt. Für den Trainer und sein Team ist es auch etwas Spezielles. Deshalb ist die Vorfreude riesig."

Sprüche von den Ex-Kollegen wie Thomas Müller musste sich der langjährige Bayern-Legionär bislang noch nicht anhören.

Nicht mehr in der WhatsApp-Gruppe der Bayern

"Ich bin nicht mehr in der Bayern-WhatsApp-Gruppe", schmunzelt Alaba, "aber ich habe regelmäßigen Kontakt zu den Jungs nach München. Ich habe eine lange Zeit dort verbracht und dementsprechend auch Freundschaften geschlossen. Deshalb freue ich mich auf das Wiedersehen."

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Duelle mit dem nördlichen Nachbarland sind für Rot-Weiß-Rot bekanntlich stets besonders prestigeträchtig. Der 31-Jährige sieht dies jedoch auch umgekehrt so:

"Sie werden genauso motiviert sein, gegen uns zu spielen. Gegen Österreich in Wien vor ausverkauftem Haus ist immer etwas Spezielles. Wenn wir gegeneinander gespielt haben, war die Vorfreude bei ihnen auch immer groß", erinnert sich Alaba.

Abseits all der Emotionen und der Rivalität ist Deutschland nüchtern betrachtet ein sehr guter Gradmesser.

In erster Linie hat Deutschland Qualität

"In erster Linie hat Deutschland Qualität. Wenn man durch die Liste geht, haben sie eine Mannschaft mit Spielern, die enorme Qualität haben. Sie haben das Potenzial, so ein Turnier zu gewinnen", findet Alaba, der das DFB-Team auch nicht mehr in der Krise sieht:

"Natürlich habe sie Monate oder ein paar Jahre hinter sich, in denen es nicht so einfach war. Aber wenn man sich ihre Amerika-Tour angeschaut hat, ging es schon bergauf. Mal schauen, wie es bei ihnen weiter geht. Jetzt spielen wir gegen sie, und dann werden wir eh sehen, wie weit sie sind. Aber wir konzentrieren uns nur auf uns."

Für den Wiener wird es das 105. Länderspiel. In Tallinn hat er Andreas Herzog (103) überholt. In dieser ÖFB-Bestenliste ist Arnautovic (111 Länderspiele) nicht der Jäger, sondern der von seinem Kumpel Gejagte.

"Mich macht jedes einzelne Länderspiel stolz", meint Alaba, aber ein gemeinsames Thema mit Arnautovic sei dies keines - nicht einmal im Schmäh.


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