news

ÖFB-Team: So erging es Fodas Debütanten

Die "Vorgänger" von Baumgartner und Grbic lassen sich in drei Gruppen unterteilen.

ÖFB-Team: So erging es Fodas Debütanten Foto: © GEPA

Christoph Baumgartner sorgte für Furore, für Adrian Grbic hat sich ein Traum erfüllt.

Man kann durchaus behaupten, dass zwei spannende ÖFB-Debütanten in Norwegen ihre ersten Spuren im Nationalteam hinterlassen haben.

Es ist recht wahrscheinlich, dass dieses Duo zur Kategorie jener Rookies zählt, die gekommen sind, um zu bleiben. Dieses Ziel verfolgt logischerweise jeder Debütant, ebenso logischerweise gelingt es jedoch keineswegs allen.

Schaut man sich die "Vorgänger" von Baumgartner und Grbic in der Teamchef-Ära von Franco Foda genauer an, lassen sich die Debütanten gut in drei Gruppen unterteilen:

Jene, die tatsächlich geblieben sind. Jene, die Stand jetzt eher unter die Kategorie ÖFB-Kurzarbeiter fallen. Und eine auffällig große Anzahl an Frischlingen auf der Torhüter-Position.

So erging es Fodas Debütanten konkret:

DIE STAMMKRÄFTE:

Zwei volle Jahre ist Foda bereits Teamchef, allzu viele ernsthafte Startelf-Kandidaten haben ihr Länderspiel-Debüt nicht unter seiner Anleitung gefeiert. Dies zeigt, dass es seine Aufgabe war und ist, eine Gruppe, die sich schon länger kennt, weiterzuentwickeln.

Was natürlich nicht heißt, dass frischer Wind zwischendurch nicht gut tut. Die beiden (Ex)-"Bullen" Xaver Schlager und Konrad Laimer verdienten sich spätestens 2019 den Status von ÖFB-Shootingstars. Während Schlager schon im Jahr 2018 über Kurzeinsätze langsam herangeführt wurde, musste sich Laimer lange, lange, lange gedulden.

Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seiner ersten Einberufung bekam der Leipzig-Legionär im Juni 2019 gegen Slowenien aufgrund des kurzfristigen Ausfalls von Kapitän Julian Baumgartlinger erstmals seine A-Team-Chance, nutzte sie eindrucksvoll und war danach - sofern fit - nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. Neben seinem Tor gegen Lettland half er am Weg zur EURO mit fünf Assists.

Apropos Hilfe auf dem Weg zur EURO: Mit seinem Siegtreffer in Slowenien ebnete Stefan Posch endgültig den Weg zur EURO. Aufgrund einer Verletzung von Aleksandar Dragovic debütierte er in Nordmazedonien in der zweiten Halbzeit. Martin Hintereggers Geburtstag ermöglichte ihm seine Startelf-Premiere beim Showdown in Polen.

Der Hoffenheim-Legionär schlug sich stets tapfer. Von Stammkraft zu sprechen ist angesichts des Konkurrenzkampfs gerade auf seiner Position schwierig, aber der Steirer hat binnen kurzer Zeit große Schritte in diese Richtung gemacht.

Ebenso große ÖFB-Schritte zurück hat 2019 Peter Zulj gemacht, weshalb es zugegeben grenzwertig ist, ihn aktuell in dieser Kategorie einzuordnen. Einerseits passt er angesichts seiner Position beziehungsweise seiner zehn Länderspiele in der Foda-Ära jedoch logischerweise nicht in die beiden folgenden Kategorien. Andererseits war er nach dem Jahr 2018 noch in der Rolle des Shootingstars, der kaum aus dem Aufgebot wegzudenken war.

Foda schätzt die Qualitäten seines früheren Sturm-Schützlings. Stimmt die Form bei Anderlecht, kann es auch schnell wieder in die andere Richtung gehen.

Dass die Hoffnung groß ist, dass sich vor allem Christoph Baumgartner, aber auch Adrian Grbic mittelfristig in dieser Gruppe einordnen, versteht sich von selbst.

DIE BISHERIGEN DEBÜTANTEN DER FODA-ÄRA:

Name Position Gegner beim Debüt Datum Länderspiele/Tore
Deni Alar Angriff Uruguay 14.11.2017 2/0
Stefan Schwab Mittelfeld Uruguay 14.11.2017 1/0
Xaver Schlager Mittelfeld Slowenien 23.3.2018 12/1
Jörg Siebenhandl Tor Luxemburg 27.3.2018 2/0
Stefan Hierländer Mittelfeld Luxemburg 27.3.2018 3/0
Peter Zulj Mittelfeld Luxemburg 27.3.2018 10/0
Richard Strebinger Tor Dänemark 16.10.2018 1/0
Gernot Trauner Abwehr Dänemark 16.10.2018 1/0
Konrad Laimer Mittelfeld Slowenien 7.6.2019 7/1
Stefan Posch Abwehr Nordmazedonien 10.6.2019 6/1
Cican Stankovic Tor Lettland 6.9.2019 4/0
Alexander Schlager Tor Nordmazedonien 16.11.2019 2/0
Pavao Pervan Tor Lettland 19.11.2019 1/0
Thomas Goiginger Mittelfeld Lettland 19.11.2019 1/0
Reinhold Ranftl Abwehr Lettland 19.11.2019 1/0
Christoph Baumgartner Mittelfeld Norwegen 4.9.2020 1/0
Adrian Grbic Angriff Norwegen 4.9.2020 1/0

DIE GOALIES:

Flapsig gesagt ist es derzeit auf kaum einer Position einfacher in die ÖFB-Stammelf zu kommen als auf jener des Torhüters.

Oder auch nicht.

Denn nachhaltig etabliert hat sich in Abwesenheit von Heinz Lindner (noch) keiner der Kandidaten. Probieren durften sich indes einige, und das ist sehr wohl eine Auffälligkeit der bisherigen Foda-Ära. Gleich fünf Goalies wurden vom Deutschen erstmals im ÖFB-Dress aufs Feld geschickt.

Als erstes durfte sich Fodas früherer Sturm-Goalie Jörg Siebenhandl versuchen. Ein Fehler gegen Deutschland und eine schwächere Phase im Sommer 2018 beförderten ihn jedoch wieder aus dem Kader. Rapid-Schlussmann Richard Strebinger durfte sich in Dänemark probieren, war dann jedoch im Verlauf des Länderspiel-Jahres 2019 nicht mehr gefragt.

Aktuell matchen sich drei Keeper, die im Herbst 2019 ihr Debüt gefeiert haben, um die Rolle der Nummer eins. Salzburg-Keeper Cican Stankovic schien diesbezüglich auf bestem Wege, ehe er sich nach vier Länderspielen verletzte.

LASK-Shootingstar Alexander Schlager vertrat ihn danach ebenso ein Mal wie Wolfsburg-Legionär Pavao Pervan.

Dass Schlager nun in Norwegen aus diesem Trio den Vorzug bekam, ist ein Indiz dafür, dass er aus der Pole-Position in den Kampf ums Einser-Leiberl startet.

DIE KURZARBEITER:

Dass ein langjähriger und geschätzter Rapid-Kapitän mit österreichischem Reisepass genau eine Länderspiel-Minute im Lebenslauf stehen hat, zeigt, wie sehr sich die rot-weiß-rote Fußball-Welt im vergangenen Jahrzehnt geändert hat.

Aber immerhin darf Stefan Schwab sich Nationalspieler nennen, und zwar seit dem Einstand von Foda gegen Uruguay im Herbst 2017. In der Nachspielzeit löste er damals Marcel Sabitzer ab.

Einige Minuten davor kam Deni Alar für Marko Arnautovic aufs Feld und avancierte somit zum ersten Debütanten der Ära Foda. Mehr als ein weiterer Kurzeinsatz gegen Russland war dem Stürmer nicht mehr vergönnt, auch diesbezüglich war der Wechsel von Sturm zu Rapid nicht gerade förderlich.

Mit Stefan Hierländer bekam ein weiterer sehr verdienter Bundesliga-Kicker der vergangenen Jahre drei Länderspiele, Gernot Trauner wurde ein Mal ausprobiert.

Auch dieses Duo zeigt, dass es Führungskräfte aus dem heimischen Oberhaus nicht leicht haben, sich im ÖFB-Kader zu etablieren. Beim gefühlten Freundschaftsspiel in Lettland durften im Herbst 2019 schließlich die LASK-Kicker Thomas Goiginger und Reinhold Ranftl ihre Premiere feiern.

Beim laufenden Lehrgang ist mit dem Austrianer Christoph Monschein ein weiterer potenzieller Debütant aus der Bundesliga mit dabei.

Auszuschließen ist gar nichts, aber man darf zumindest gespannt sein, ob sich die Spieler aus diesem Kreis zu vielfachen Nationalspielern entwickeln.

Kommentare