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ÖFB-Team: Franco Foda besiegt den Populismus

Strategie des Teamchefs geht auf. Was ihm nach Nordmazedonien säuerlich aufstößt.

ÖFB-Team: Franco Foda besiegt den Populismus Foto: © GEPA

Nach den beiden Niederlagen des Nationalteams im März-Lehrgang durfte sich Franco Foda einiges anhören.

Sogar zum ZIB2-Interview bei Armin Wolf musste er nach der Rückkehr aus Israel antanzen, wenngleich sich der begnadete Fragesteller angesichts seiner überschaubaren Fußball-Leidenschaft die Zähne an den oftmals inhaltsgleichen Phrasen des ÖFB-Teamchefs ausbiss.

Wie sehr er populistische Forderungen ablehnt, stellte der Deutsche bereits am Tag 1 nach der 2:4-Pleite in Tel Aviv vehement außer Streit - eine Linie, die er seither eisern durchzog, wenngleich es extern wie intern nicht an populistischen Ratschlägen mangelte.

Der Juni-Lehrgang mit den beiden Erfolgen gegen Slowenien (1:0) und Nordmazedonien (4:1) gab Foda und seiner Strategie fraglos recht.

"Ich bin kein Trainer, der nach einem Spiel, wenn gewisse Dinge nicht funktionieren, eine Mannschaft oder einzelne Spieler in Frage stellt. Das macht ja keinen Sinn! In Populismus zu verfallen, ist gerade in solchen Situationen nicht der richtige Ratgeber", rekapituliert der 53-Jährige nach der Rückkehr aus Skopje.

Foda: "Sie werden es nicht glauben..."

Wichtig sei gewesen, dass er nach den Niederlagen gegen Polen und Israel mit vielen Spielern das Gespräch gesucht habe: "Letztendlich habe ich ihnen einfach weiterhin das Vertrauen geschenkt."

Dazu kam sein Aufreten als Ruhepol. Schon vor seinem möglicherweise auch persönlichen "Finale" gegen Slowenien setzte er auf deeskalierende Rhetorik, danach sowieso.

"Ich war relativ entspannt. Klar, die Medien machen Druck. Aber auch diese negative Berichterstattung hat mich nicht belastet."

"Sie werden es mir nicht glauben, aber ich hatte keinen Druck", beharrt er auch nach Nordmazedonien darauf, dass sein auffällig entspanntes Auftreten authentisch war.

"Ich war relativ entspannt. Klar, die Medien machen Druck. Aber auch diese negative Berichterstattung hat mich nicht belastet, sondern ich glaube, wenn man lange im Trainer-Geschäft ist, hat man eine gewisse Erfahrung und geht mit diesen Dingen normal um. Das Entscheidende ist immer, dass man seinen Weg weiterverfolgt und sich nicht aus der Ruhe bringen und vor allen Dingen nicht vom Umfeld beeinflussen lässt. Das habe ich getan. Und ich habe versucht, diese Ruhe auch der Mannschaft zu vermitteln. Am Spielfeld hat sie gezeigt, dass es auch die Mannschaft in Wahrheit nicht belastet hat."

Medien und Trainer kommen auf keinen Nenner

Ob er erwartet hätte, dass die Mannschaft so reagiert und kühlen Kopf bewahrt? "Mit Reagieren habe ich sowieso immer mein Problem, denn unsere Niederlagen kannst du ohnehin nicht mehr wettmachen. Das ist mal Fakt. Auch wenn wir gegen Polen ein gutes Spiel gemacht haben und in Israel nur in der ersten Halbzeit unsere Möglichkeiten hätten nutzen müssen. Für mich wurde das viel zu negativ dargestellt! Aber das ist kein Problem! Medien und Trainer - wir kommen eh nie auf einen Nenner!", lacht Foda.

Letztlich liegt vieles im Auge des Betrachters. Betrachtet man hauptsächlich das Ergebnis? Wie stark betrachtet man die Leistung? Mit dem Wissen der sechs Punkte gegen Slowenien und Nordmazedonien erlaubt sich der ÖFB-Coach einen Vergleich mit den beiden Auftakt-Niederlagen, die dabei gar nicht mal so schlecht abschneiden.

Eine immense Steigerung gegenüber dem März sieht der Teamchef nämlich nicht: "Nein, denn wir haben in der ersten Halbzeit gegen Polen auch super gespielt. Der Unterschied ist, dass wir in Nordmazedonien 90 Minuten kontinuierlich gut gespielt haben. In den ersten beiden Spielen war das nicht der Fall, da hatten wir immer nur gute Phasen. Und: Wir haben in Skopje mal wieder einen Rückstand gedreht - das sind Situationen, die eine Mannschaft im Unterbewusstsein für die Zukunft stärken. Davon bin ich überzeugt."

Gegner so schlecht? "Nein! Wir waren gut!"

Dafür, dass am Freitag in Klagenfurt vermutlich Fodas Job auf dem Spiel stand, sitzt er nun wieder recht fest im Sattel. Nach dem Gewitter der letzten Wochen und Monate hätte der frühere Sturm-Coach wohl ein Anrecht, dies als persönlichen Sieg für sich zu verbuchen.

"Ich weiß ja, wie wir sind in Österreich. Wir glauben ja, dass wir uns für jede Weltmeisterschaft und Europameisterschaft qualifizieren müssen. Aber wenn man die letzten 50 Jahre zurückschaut: Wie oft haben wir uns qualifiziert? DAS ist die Realität!"

Dies will er nicht, er stellt bevorzugt seine Schützlinge in den Mittelpunkt: "Diese zwei Spiele mit Final-Charakter haben wir bestanden, beziehungsweise haben es die Spieler getan, denn sie sind ja die Protagonisten auf dem Platz, und dort haben sie tolle Leistungen abgerufen. In der Tabelle sieht es dadurch wieder etwas besser aus. Wir sind jetzt mittendrin und wieder voll dabei. Die Gruppe wird bis zum letzten Spieltag eng bleiben, aber wir haben es nach wie vor in der eigenen Hand und das ist extrem wichtig."

Etwas säuerlich stößt Foda die Wahrnehmung des 4:1-Triumphs vom Montag mancherorts auf. "Ich habe gelesen, wir haben gewonnen, weil der Gegner so schlecht war. Nein! Wir waren gut!", wird der Deutsche doch einmal ein wenig emotionaler:

"Wir haben defensiv gut gearbeitet und zügig nach vorne gespielt. Die Spieler hatten Spielfreude, haben kombiniert, Eins-gegen-Eins-Situationen gesucht. Bei uns wird dann immer gesagt: Naja, der Gegner war schlecht... Am Freitag gegen Polen hätte Nordmazedonien normal X spielen müssen. Wir haben dafür wenig zugelassen gegen eine super Kontermannschaft - deshalb habe ich Stefan Ilsanker eingebaut, weil ich wusste, wir wollen nach vorne spielen, brauchen aber eine Absicherung im Zentrum. Und das hat er gut gemacht."

Wie oft qualifiziert?

Dass Trainer und Öffentlichkeit zwar ein und dasselbe Spiel sehen, aber durchaus unterschiedliche Schlüsse daraus ziehen, soll vorkommen. Foda versucht, Interpretations-Unterschiede mit einem Schmunzeln zu nehmen:

"Ich weiß ja, wie wir sind in Österreich. Wir glauben ja, dass wir uns für jede Weltmeisterschaft und Europameisterschaft qualifizieren müssen. Aber wenn man die letzten 50 Jahre zurückschaut: Wie oft haben wir uns qualifiziert? DAS ist die Realität! Aber wir leben vielleicht manchmal nicht in dieser Realität."

Vieleicht auch, um dem entgegenzusteuern, analysiert Foda sowohl in der Stunde des Sieges als auch in der Stunde der Niederlage ähnlich nüchtern. Bei all den positiven Dingen, die er in Skopje sah, ärgerte ihn - wie auch so ziemlich jeden Spieler - vor allem ein altbekanntes Manko.

Die mangelnde Effizienz: "Das Einzige, was wir noch besser machen müssen: Wir müssen die Torchancen, die wir in jedem Spiel vorfinden, einfach noch besser verwerten!"

Nie am Sieg gezweifelt

Aber auch hier schnellte der Ruhepuls trotz zwischenzeitlichem Rückstand nicht in die Höhe, da das ÖFB-Team gut im Spiel gewesen sei. Seine Ansage: "Ich habe nie an einem Sieg gezweifelt."

Der gelang auch, der zweite in Folge. Eine erneute Einladung in die ZIB2 erscheint daher aktuell eher unwahrscheinlich.

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