Endstand
2:3
0:1, 2:2
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Nicolas Seiwald: Plötzlich Rechtsverteidiger

Mit dieser Lösung musste man nicht unbedingt rechnen. Warum die Wahl auf den Leipzig-Legionär fiel, der erst ein Mal Außenverteidiger spielte - und das links.

Nicolas Seiwald: Plötzlich Rechtsverteidiger Foto: © GEPA

Im ÖFB-Lager übertrumpfte man sich nach dem Schlusspfiff beinahe in originellen Beschreibungen für den Speed von Jeremy Doku.

Keine Frage: Der Flügelflitzer machte sich beim 3:2-Sieg seiner Belgier im Happel-Stadion mit seiner auffälligen Darbietung zu einem der Gesprächsthemen.

Dies bedeutete wiederum Schwerstarbeit für einen ÖFB-Kicker, der auch ganz ohne hochkarätigen Gegenspieler ein Gesprächsthema gewesen wäre.

Das Rätselraten in Sachen Rechtsverteidiger beantwortete Teamchef Ralf Rangnick nämlich ein wenig überraschend mit Nicolas Seiwald.

Ein Mal Linksverteidiger in der Youth League

@laola1 Bei Österreichs 2:3-Niederlage gegen Belgien ist ein Spieler besonders herausgestochen. 🤯🔥 Die Rede ist von Belgiens Manchester City Legionär Jérémy Doku, der die 🇦🇹-Defensive mit seiner Geschwindigkeit und Technik vor einige Problem gestellt hat. 😵‍💫⚽️ Ist der Belgier ab sofort ein Muss für jedes Ultimate Team in EA Sports FC 24? 😜 #laola1 #l1 #wirlebensport #öfb #österreich #belgien #emqualifikation #euro2024 #fussball #autbel #jeremydoku #fifa24 ♬ Originalton - Laola1.at das Sportportal

Auch der Auserwählte selbst hatte nicht unbedingt damit gerechnet, als er ins ÖFB-Camp eingerückt ist, hat jedoch logischerweise schon sehr frühzeitig davon erfahren.

"Wir haben am Anfang der Woche geredet, ob ich es mir vorstellen kann. Dann habe ich es trainiert, und es hat gut geklappt", berichtet der Leipzig-Legionär.

Pflichtspiel-Erfahrung als Außenverteidiger brachte Seiwald so gut wie keine mit: "Auf so einem Niveau habe ich es noch nie gespielt."

In Salzburg sei er mitunter in Testspielen rechts hinten zum Einsatz gekommen. "Und in der Youth League habe ich es ein Mal gespielt, da aber als linker Verteidiger", erinnert sich der 22-Jährige.

Das Motiv des Teamchefs

Konkret war dies im September 2019 gegen die U19 des KRC Genk, als er gemeinsam mit Dominik Oroz, David Affengruber und Amar Dedic die Viererkette der "Jungbullen" gebildet hat.

"Doku ist eine zündende Rakete auf zwei Beinen. Manchester City hat diesen Spieler nicht umsonst verpflichtet. Den komplett auszuschalten, hätte wahrscheinlich keiner geschafft."

Ralf Rangnick

Was war also das Motiv des Teamchefs, ihn auf der ungewohnten Position aufzubieten, und nicht etwa Konrad Laimer, der selbige beim FC Bayern München zuletzt immer wieder eingenommen hat?

"Die Frage war, was wir rechts hinten machen und uns trotzdem noch Waffen bewahren, wenn wir selbst in Ballbesitz sind. Ich glaube nicht, dass Konni defensiv seine Sache gegen Doku viel besser hätte machen können", glaubt Rangnick, der weiters ausführt:

"Aber dann hätten wir einen schnellen und durchaus immer wieder mal für Torgefahr sorgenden Spieler weniger gehabt. Er hat ja auch nicht umsonst das 1:3 geschossen. Deswegen war für mich die Frage: Welche Alternative gibt es zu Konni?"

Rangnick: "Nici hat das gut gemacht"

Und hier konnte es für den 65-Jährigen nur einen geben: "Für mich war eigentlich klar, dass die einzige tatsächliche Alternative dann Nici Seiwald ist, dem ich von der Geschwindigkeit, aber auch von der Ausdauerfähigkeit zutraue, sich immer wieder selbst ins Spiel einzuschalten."

Da Seiwald ansonsten in der Mittelfeldzentrale an der Seite von Xaver Schlager gesetzt ist, brachte dies zudem die Gelegenheit mit sich, den zuletzt aufzeigenden Florian Grillitsch "als kreativen Aufbauspieler" in die Startelf zu bringen.

Rangnick war jedenfalls zufrieden mit Seiwald, auch wenn Doku eine überaus auffällige Performance abgeliefert hat:

"Ich finde, Nici hat das gut gemacht. Doku ist eine zündende Rakete auf zwei Beinen. Manchester City hat diesen Spieler nicht umsonst verpflichtet. Den komplett auszuschalten, hätte wahrscheinlich keiner geschafft."

So gut wie möglich auf Doku vorbereitet

Vorsichtig formuliert gibt es generell dankbarere Aufgaben als den Dribbelkünstler, selbst wenn man wesentlich mehr Routine als Außenverteidiger hat.

"Wenn man es gleich mit Jeremy Doku zu tun hat, ist es sicher nicht einfach, aber ich habe mein Bestes versucht", sagt Seiwald und meint weiter:

"Ich habe versucht, mich so gut wie möglich auf ihn vorzubereiten, aber diesen Außenstürmer kann man nicht 90 Minuten verteidigen. Er ist einfach überragend."

Ob er am Montag in Aserbaidschan auch wieder als Rechtsverteidiger auflaufen werde? "Ich weiß noch nicht, wie der Plan ist."

Laimer wäre bereit gewesen

Allzu viele Alternativen hat Rangnick nicht. Und ob er diesmal auf die Power von Laimer im Mittelfeld verzichten möchte, erscheint sehr fraglich.

Der Bayern-Legionär hatte ursprünglich übrigens vermutet, dass die Wahl auf ihn fallen wird.

"Am Anfang der Woche habe ich mir gedacht: Okay, so viele sind es nicht, die rechts hinten spielen können. Da hätte es gut sein können, dass ich es bin. Im Laufe der Woche war aber schon relativ klar, dass ich nicht da spiele. Ich wäre jedoch auch genauso bereit gewesen, hinten zu spielen. Ich glaube, Nici hat das beim ersten Mal gut gemacht. Wir haben uns auf der rechten Seite gut ergänzt."

Diese Partie war jedenfalls wieder ein Beweis dafür, wie ungern Rangnick auf Laimer auf dessen 1A-Position verzichtet.

DIASHOW: Österreich - Belgien



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