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Als Doku gegen die Admira kickte: "Bumm, der ist sauschnell"

Der belgische Shootingstar Jeremy Doku war Manchester City 60 Millionen wert. Vor fünf Jahren gastierte er in der Südstadt. Sein Gegenspieler erinnert sich.

Als Doku gegen die Admira kickte: Foto: © getty

Vor knapp fünf Jahren, am 23. Oktober 2018, gastierte ein heutiger Star von Manchester City in der Südstadt.

Schon beim 0:0 im Hinspiel drei Wochen zuvor kickte Jeremy Doku im Rahmen der UEFA Youth League erstmals mit der U19 des RSC Anderlecht gegen die Alterskollegen der Admira.

In beiden Matches hieß sein Gegenspieler Filip Cucic, der sich im Gespräch mit LAOLA1 erinnert:

"Nach dem ersten Zweikampf habe ich mir gedacht: Bumm, der ist sauschnell, bumm, der ist saurobust und bumm, der hat was drauf mit dem Ball. Er hatte alles, was einen Flügelspieler ausmacht."

Danso: "Ab und zu ist er unberechenbar"

Nicht zuletzt wegen der EM-Quali-Partie im Juni haben inzwischen schon einige Österreicher ihre Erfahrungen mit dem belgischen Shootingstar gemacht, der Ende August um eine Ablöse von 60 Millionen Euro von Stade Rennes nach Manchester übersiedelt ist.

Besonders gut kennt ihn natürlich Lens-Legionär Kevin Danso aus den Duellen in der Ligue 1.

Doku im Juni im Duell mit ÖFB-Star Arnautovic
Foto: © GEPA

"Seine Stärke liegt vor allem im Dribbling eins gegen eins. Ab und zu ist er unberechenbar", erklärt der ÖFB-Innenverteidiger vor dem Wiedersehen im EM-Quali-Gruppen-Gipfel (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker).

Konkret hieße das: "Er hat keine Angst. Er nimmt sich den Ball und will immer fünf Spieler ausspielen. Er hat extremen Zug zum Tor und jetzt mit Manchester City einen Verein, bei dem er wahrscheinlich noch viel mehr dazulernt. Ich freue mich auf das Duell. Mein Ziel war es immer, mich mit den besten Spielern der Welt zu messen."

Ein besserer Dribbler als Neymar und Mbappe?

Es ist anzunehmen, dass der 21-Jährige beim amtierenden Champions-League-Sieger vor allem in Sachen Effizienz dazulernen wird. Denn die Ausbeute in Sachen Scorer-Punkte war bisher immer wieder ein Kritik-Punkt.

Seine sechs Liga-Tore aus der Vorsaison für Rennes sind persönlicher Rekord. Auch in Sachen Assists geht wesentlich mehr, als er bislang gezeigt hat. Für City hat er zumindest bereits sowohl in der Premier League als auch in der Champions League mit je einem Tor angeschrieben.

Daraus, dass er sich sehr über seine Dribbel-Stärke definiert, hat Doku nie ein Geheimnis gemacht. Im Alter von 18 meinte er im Frühjahr 2021 bei "Het Laatste Nieuws": "Ich habe zuletzt die Statistik gesehen, dass ich der beste Dribbler der Ligue 1 bin. Nicht schlecht in einer Liga mit Neymar und Mbappe, oder?"

In der vergangenen Spielzeit führte Doku die Ligue 1 mit im Schnitt 3,3 Dribblings pro Spiel an. Zweiter wurde ein gewisser Lionel Messi (3,2).

Ihm sei in jungen Jahren gesagt worden, dass er zu viel dribbeln würde, er habe jedoch nicht darauf gehört: "Der eine Ratschlag, den ich jungen Dribblern geben kann: Macht weiter! Auch wenn ihr es nicht auf Anhieb hinbekommt. Versteckt euch nicht. Viel hängt vom Selbstvertrauen ab. Wenn ich dribble, weiß ich, dass ich bei der Hälfte meiner Versuche an meinem Gegenspieler vorbeikomme."

Danso mit guter Bilanz gegen Doku

Der Gedankengang, diese Stärke auch gegen Widerstände zu forcieren, hat etwas für sich. ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick monierte nach seinem Amtsantritt wohl nicht umsonst mehrmals, dass Österreich nicht gerade mit vielen schnellen und dribbelstarken Flügelspielern gesegnet ist.

"Ich war damals 19, er war 16. In diesem Alter merkst du den Altersunterschied normal schon noch, also war ich überrascht. Denn vom Athletischen her war das der fitteste Spieler, gegen den ich gespielt habe."

Filip Cucic

Bei City stehen die Chancen nicht schlecht, dass Doku seine Vorzüge auch öfter in Zählbares ummünzen kann.

Vorerst kann Danso jedoch noch behaupten: "Ich habe öfters gegen ihn gespielt und bis jetzt habe ich eigentlich immer ein gutes Ergebnis gegen ihn gehabt. Ich hoffe, dass es auch am Freitag so ist."

In fünf Duellen mit Lens gegen Doku und Rennes feierte der ÖFB-Legionär drei Siege, zwei Matches endeten mit einem Unentschieden.

Eine in die Gosch'n

Auch die Admira verlor damals nicht gegen Anderlecht mit Doku und ging dennoch als Verlierer vom Platz - und zwar auf hochdramatische Art und Weise.

Nach einer Nullnummer in Brüssel sahen im Rückspiel 1.400 Zuschauer die Niederösterreicher dank eines Treffers von Daniel Weber bis kurz vor Schluss in Führung liegen, ehe Sieben Dewaele in Minute 89 noch das den Aufstieg sicherstellende Auswärtstor für die Belgier gelang.

"Das war so richtig eine in die Gosch'n", erinnert sich Cucic, "denn im Endeffekt waren wir nicht schlechter. Es war einfach nur bitter, weil wir mit einem Torverhältnis von 1:1 aufgrund dieser dummen Regel ausgeschieden sind."

Entsprechend viele Tränen sind nach dem Schlusspfiff geflossen. "Solch eine Chance hat man bei der Admira nicht so oft und die haben wir vergeigt. Im Endeffekt realisiert man das und dann bist du halt am Boden zerstört."

Doku im Griff gehabt

Doku holte sich damals im Rückspiel in der Nachspielzeit eine Gelbe Karte ab, am Treffer war er nicht beteiligt. In Erinnerung blieb er dennoch.

Filip Cucic hielt mit der Admira bestens gegen Anderlecht mit
Foto: © GEPA

"Ich war damals 19, er war 16. In diesem Alter merkst du den Altersunterschied normal schon noch, also war ich überrascht. Denn vom Athletischen her war das der fitteste Spieler, gegen den ich gespielt habe."

Trotzdem: "Am Ende des Tages haben Julian Turi und ich ihn sehr gut in den Griff bekommen, sodass er zwar als super Spieler auffiel, aber vor dem Tor nicht gefährlich wurde. Wir haben nichts zugelassen."

Innenverteidiger Turi spielt inzwischen in der Admiral 2. Liga beim DSV Leoben, Cucic in Wiener Neudorf - der Rechtsverteidiger musste sich erst vor wenigen Tagen einer Kreuzband-OP unterziehen.

Der auffälligste Gegenspieler

Ob Doku dennoch der beste Kicker bei Anderlecht gewesen sei? "Der Auffälligste", sagt Cucic, "ich war sein direkter Gegenspieler, also ist es schwer für mich, das objektiv zu beurteilen. Aber was seine Athletik und das Dribbling angeht, war er auf jeden Fall der Auffälligste."

Gute Kicker gab es bei Anderlecht jedoch auch weitere: "Sie hatten Spieler, die eher einen Sergio Busquets runtergespielt haben. Die haben ohne viel Athletik den Ball angenommen, sich gedreht und weitergespielt - und das mit einer Routine, obwohl sie erst 16 oder 17 waren."

"Ich sehe es immer in Wahrscheinlichkeiten, und Jeremy Doku war ein Fall, bei dem ich mir gedacht habe, die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass er oben spielen wird."

Filip Cucic

Doku debütierte rund einen Monat später für den RSC Anderlecht in der Jupiler Pro League. Zwei Jahre später ging es im Herbst 2020 um 26 Millionen Euro zu Stade Rennes, wo er drei Saisonen lang zu einem Schüler von Pep Guardiola reifte.

Ein Karriere-Weg, den natürlich auch Cucic mitbekommen hat. Ob für ihn rückblickend damals schon erkennbar war, dass Doku eine größere Laufbahn bevorstehen könnte?

Die Wahrscheinlichkeit bei Doku

"Das ist im Fußball immer ungewiss", erläutert der heute 24-Jährige, "ich hatte Mitspieler, bei denen ich mir nicht gedacht hätte, dass sie Profis werden. Ich hatte jedoch auch welche, von denen ich hätte schwören können, dass sie Profis werden, die es jedoch nicht geworden sind."

Hierfür sei das Top-Beispiel Florian Fischerauer, der großes Verletzungspech hatte und mittlerweile beim SV Horn spielt ("Er war vor allem vom Kopf her ein absolutes Top-Talent, hatte aber auch spielerisch alles").

Dass die Rechnung für Doku jedoch aufgehen könnte, war absehbar:

"Ich sehe es immer in Wahrscheinlichkeiten, und Jeremy Doku war ein Fall, bei dem ich mir gedacht habe, die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass er oben spielen wird."

Die damalige Aufstellung der Admira-U19 im Rückspiel: Köstenbauer; Cucic, Turi, Kotzegger, Puster (54., Vastic); Aiwu, Fischerauer; Aussenegg (92., Linhart), Kadlec, Zdichynec (76., Lederer); Weber

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