Endstand
6:1
2:1 , 4:0
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Das ÖFB-Team braucht Grautöne

Das ÖFB-Team braucht Grautöne

Es war ein Sprung mit Anlauf auf die Euphoriebremse, den Xaver Schlager nach dem Spiel hinlegte.

Der Mann kam nach dem 6:1-Heimsieg im Test gegen die Türkei mit einer klaren Agenda in die Interview-Zone, wo so mancher Journalist schon auf großspurige Kampfansagen in Richtung EURO-Gegner gehofft hat.

"Das Resultat ist überragend, aber zu gut. Man muss genau aufpassen. Das Ergebnis spiegelt nicht das Spiel wider", hob der Deutschland-Legionär verbal den Zeigefinger.

Sein Kollege Christoph Baumgartner stieß ins selbe Horn: "Es war nicht alles perfekt heute!"

Einzelkritik: Die Noten für Gregoritsch und Co. >>>

Es sind zwei Kicker Mitte 20, bei weitem noch keine Routiniers, die solch reflektierte Aussagen treffen. Michael Gregoritsch ist nicht überrascht: "Das ist diese talentierte Generation. Die sind damit aufgewachsen, dass sie sich immer verbessern wollen. Davon leben wir im Nationalteam."

Nicht wie einst vor Italien 90

Es gab auch schon andere Zeiten. Als das ÖFB-Team vor der WM 1990 gegen Maradonas Argentinien ein 1:1 holte und dann auch noch die Holländer mit 3:2 besiegte, wurde der Legende nach der damalige Chef des "Kurier" nur mit großer Mühe davon abgebracht "Österreich WM-Favorit" aufs Titelblatt zu drucken.

Toni Polster, Andi Herzog und Co. verabschiedeten sich aus Italien bekanntlich ziemlich glanzlos nach der Vorrunde.

Typisch Österreich halt, findet Schlager: "Wir glauben immer, wir sind die Größten, und dann fallen wir ganz tief. Das zeigt die Geschichte. Es ist oft sehr schwer, in Österreich sachlich zu bleiben. Im Endeffekt gibt es für ein 2:1 oder ein 6:1 immer nur drei Punkte."

Deshalb plädiert Baumgartner für Zurückhaltung: "Das Allerwichtigste ist, dass wir als Mannschaft, als Staff, als Medien und als Fans alle am Boden bleiben. Wir müssen alle wissen, wo wir herkommen."

Und auch, wo wir aktuell sind. Das ÖFB-Team hat die ersten beiden Tests im EURO-Jahr 2024 gewonnen. Das ist höchst erfreulich. Doch darf nicht verschwiegen werden, dass da noch lange nicht alles Gold war, was vom Resultat her zu glänzen vermag.

Die Schwächen des ÖFB-Teams wurden offenbart

Nach dem Weltrekordtor Baumgartners ging in der ersten Hälfte gegen die Slowakei wenig bis gar nichts. Und auch die erste Hälfte gegen die Türkei war über weite Strecken wenig berauschend.

Wenn die ÖFB-Defensive aggressiv angepresst wird, tut sie sich mitunter schwer, das Spiel aufzubauen – das war in Bratislava zu erkennen. Und wenn eine technisch versierte, ballsichere Mannschaft die ersten ein, zwei Pressingreihen der Österreicher überspielt, wird es brandgefährlich – das hat die Türkei demonstriert.

Die Truppe von Teamchef Ralf Rangnick hat noch ihre Schwächen. Um diese zu erkennen und dann in weiterer Folge auszumerzen, sind Testspiele da.


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