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These: Man hätte den USA die Klub-WM längst entziehen müssen

Machen die USA die Klub-WM "great again" oder sollte sie gar nicht erst dort stattfinden? Und was bedeutet sie für Red Bull Salzburg? LAOLA1 diskutiert:

These: Man hätte den USA die Klub-WM längst entziehen müssen Foto: © getty

In unserem Format "Ansichtssache" versuchen wir, Meinungen, Stimmungen, Überreaktionen oder sonstige Ansichten jeglicher Art in eine These zu packen und zu analysieren.

Das kann mal provokant sein, mal eine oft gehörte Meinung. Mal sehr strittig, mal weniger. Mal eine Prognose, mal eine simple Einordnung.

Diesmal geht es um die Klub-WM in den USA, die in wenigen Tagen für Red Bull Salzburg startet. Mittlerweile sorgt nicht nur das Turnier an sich, sondern auch der Austragungsort für Kontroversen.

LAOLA1 hat das anstehende Großereignis zum Anlass genommen, um im Rahmen einer Ansichtssache zum neugestalteten Turnier zu diskutieren. Die Redaktion hat die beiden Redakteure Jonas Pamperl und René Mersol mit den folgenden Thesen konfrontiert:

1.) Politische Lage zu instabil: Den USA hätte die Klub-WM schon lange entzogen gehört.

Die USA tragen nicht nur die Klub-WM 2025, sondern auch die FIFA WM 2026 aus
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René Mersol:

Eigentlich sollte man meinen, dass ein Land wie die USA - selbst mit einem Chaos-Präsidenten wie Trump - in der Lage ist, internationale Sportgroßveranstaltungen in einem sicheren, kontrollierten Rahmen auszutragen.

Doch spätestens seitdem vor wenigen Tagen zwei Journalist:innen von Polizisten angeschossen wurden, eine davon offenbar gezielt, muss man diese Annahme ernsthaft infrage stellen.

Selbst wenn der Vorfall im Rahmen einer Kundgebung geschah, offenbart er, wie angespannt die Lage und wie überfordert oder unberechenbar offenbar auch Teile der (Un)Sicherheitskräfte sind. Wie soll sich ein Fan noch sicher fühlen, wenn sich nicht ausschließen lässt, dass eine übermotivierte Einsatzkraft am Spielort einen nervösen Zeigefinger hat?

Die jüngsten Entwicklungen – und es ist nicht so, als wären sie aus heiterem Himmel gekommen – nähren berechtigte Zweifel daran, ob die USA aktuell ein verlässliches Umfeld für ein globales Turnier wie die Klub-WM bieten können.

Jonas Pamperl:

Ich gehe in dieser Hinsicht komplett mit meinem Kollegen d'accord. Ein gutes Gefühl habe ich im Vorfeld des Turniers auch nicht. Aber eine Frage darf erlaubt sein: Seit wann interessiert sich die FIFA dafür, ob die politische Lage in Austragungsorten ihrer Großereignisse stabil ist? 

Ein Blick auf die letzten vier WM-Austragungsorte (Südafrika, Brasilien, Russland und Katar) beantwortet diese Frage wohl recht deutlich. 

Selbst Kanadas Teamchef und Ex-Salzburg-Trainer Jesse Marsch äußerte sich kritisch und meinte: "Ich könnte mir vorstellen, dass jeder, der in die USA reisen möchte, angesichts des derzeitigen politischen Klimas verunsichert ist." Das gilt nicht nur für Reisende, sondern auch für Einwanderer in den USA. 

2.) Die fehlende Sommer-Pause wird sich negativ auf die Europacup- und Bundesliga-Ambitionen von Salzburg auswirken.

Auf Salzburg kommen herausfordernde Monate zu
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Jonas Pamperl:

Klar, die hohe Anzahl an Spielen sorgt offensichtlich für mehr Verletzungen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern der Klub-WM war der Spielplan der Salzburger fast schon 'angenehm'.

In der Champions League war nach der Ligaphase Schluss, im ÖFB-Cup schied man im Viertelfinale aus. Außerdem gibt es bei den Mozartstädtern nicht die Masse an Nationalspielern, wie sie u.a. ein FC Bayern hat. Die Belastung ist auch bei den "Bullen" groß, aber eben etwas geringer als bei vielen Top-Klubs. 

Hinzu kommt der Fakt, dass der einstige Serienmeister schon eine Vielzahl an Neuzugängen fixiert hat. Frans Krätzig und Co. können also schon während der Klub-WM ins Team integriert werden. Wenn das klappt, würde die Eingewöhnungsphase in der Liga und im Europacup so gut wie wegfallen. Salzburg wäre schon zu Saisonstart gefestigt - ein Vorteil, den zumindest in Österreich kein anderes Team hat. 

René Mersol:

Ich finde es irreführend, von einer "fehlenden Sommerpause" zu sprechen. Ja, die Belastung wird hoch sein - aber das war sie mit 48 Saisonspielen auch zuletzt schon. Die Klub-WM bringt (ich gehe nicht von einem Aufstieg aus) voraussichtlich drei zusätzliche Partien, das macht das viel zitierte Kraut dann auch nicht mehr fett.

Salzburg plant das Turnier ohnehin als Ersatz für klassische Vorbereitungsspiele. Der Rhythmus, die Eingespieltheit und der hohe Wettbewerbslevel könnten, da stimme ich Jonas zu, im Gegenteil sogar ein Vorteil sein.

Klar: Belastungssteuerung wird ein zentrales Thema, doch Salzburg wird im Gegensatz zum Vorjahr einen Kader haben, der nicht nur breit, sondern auch qualitativ stark genug ist, um das abzufangen. Zwischen dem Klub-WM-Aus und der Champions-League-Quali liegt zudem ein ganzes Monat. Es bleibt also dennoch Zeit für eine knappe Woche Urlaub. Also: Herausforderung ja, Nachteil per se – eher nicht.

3.) Ungerechte Startgeld-Verteilung: Die Fußballwelt braucht keinen weiteren Bewerb, in welchem die Schere zwischen Reich und Arm noch weiter auseinandergeht.

Bei der FIFA geht es, wie immer, ums Geld
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René Mersol:

Grundsätzlich finde ich die Idee einer Klub-WM in diesem Format gut. Ich erwarte ein unterhaltsames Turnier, da nicht nur die "Big Player" teilnehmen, sondern auch unscheinbare Teams - wie Auckland City, Esperance Tunis oder Urawa Red Diamonds.

Das wirkt auf den ersten Blick begrüßenswert. Die FIFA will den Anschein erwecken, dass die ganze Welt mitspielen darf. Doch das ändert nichts daran, dass die FIFA mit dem Turnier vor allem eines will: Noch mehr Geld verdienen.

Dass davon auch ein Außenseiter wie Auckland profitiert, ist eher Zufall als Absicht. Statt Solidarität herrscht Selbsterhaltungsdrang. Die Klub-WM ist letztlich nur ein weiteres Vehikel im endlosen Kreislauf: Mehr Spiele, mehr Geld, immer für dieselben.

Jonas Pamperl:

Ja, es sind einige spannende Teams und Konstellationen dabei. Aber das ändert nichts an der Grundidee der "neuen" Klub-WM: Die FIFA will auch etwas vom lukrativen Kuchen des Klubfußballs abhaben. Dafür ist man bereit, Massen an Preisgeldern auszuschütten, das nicht nur innerhalb der Teilnehmer unfair verteilt wird. 

Die Klub-WM befeuert damit auch das Ungleichgewicht innerhalb Europas (Top-)Ligen. Salzburg erhält beispielsweise mehr Geld für den Antritt (12,8 Millionen Euro) als der SK Rapid überhaupt für das Erreichen des Conference-League-Viertelfinals bekam. 

Genauso unerklärlich auf den ersten Blick: Der Meister aus den letzten beiden Bundesliga-Spielzeiten, Sturm Graz, ist im Gegensatz zu Salzburg nicht fürs Turnier qualifiziert.

Sportlich wird das Turnier ziemlich sicher überraschen können. Das täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass die Klub-WM dem Fußball im Ganzen mehr schaden wird, als helfen. 

4.) Salzburg kann in den USA noch so groß aufgeigen, leider wird es sich in Österreich niemand ansehen.

Wer wird Salzburg in den USA beim Jubeln zusehen?
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Jonas Pamperl:

Egal, wie weit die "Bullen" kommen, es wird nicht zu einer (echten) Europacup-Euphorie kommen, wie es sie zum Beispiel 2017/2018 beim Halbfinaleinzug in der Europa League gab. Daran ist jedoch nicht nur der Austragungsort samt unvorteilhafter Anstoßzeiten schuld. 

Der Klub-WM fehlt es in Europa einfach an Prestige. Daran ändern auch die gewaltigen Preisgelder nichts, mit denen die FIFA versucht, den Bewerb in die Relevanz zu hieven. Aber ein Viertelfinale bei der Klub-WM wird für europäische und auch österreichische Fans einfach nicht so viel wert sein, wie selbiges in der Champions oder Europa League. 

Den Rest geben schließlich die Anstoßzeiten (zwei Mal 0:00 Uhr, ein Mal 3:00 Uhr in der Gruppenphase), sowie die TV-Ausstrahlung. Übertragen wird das Turnier nämlich exklusiv von DAZN. Der Streaming-Dienst bietet alle 63 Partien zwar kostenlos an, die Massen wird man damit aber sicherlich nicht anlocken. 

René Mersol:

Natürlich wird sich nicht halb Österreich nachts vor den Bildschirm setzen, nur weil Salzburg bei der Klub-WM spielt. Aber der Fußball lebt von Geschichten und sportlicher Erfolg kann sehr wohl einen Hype auslösen.

Man stelle sich vor, die "Bullen" gewinnen die ersten beiden Spiele. Ein mögliches "Finalspiel" gegen Real Madrid würde ganz automatisch Aufmerksamkeit erzeugen - da braucht es kein Prestige-Label, sondern einfach Spannung. Gerade dann wäre das Interesse unter den heimischen Fußballfans gegeben.

Die größte Hürde sehe ich nicht im mangelnden Interesse, sondern in den Anstoßzeiten. Wer mitten in der Nacht spielt, darf sich nicht wundern, wenn die Quote nicht stimmt. Die Preisgelder sehe ich für die Relevanz bei den Fans hingegen als vernachlässigbar an. Wenn guter Fußball geboten wird, dürfte es den meisten Zuschauern egal sein, wer am Ende wie viel Kohle einsteckt.


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