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Dänemark-Wechsel für Windbichler "Übergangslösung"

Nach Südkorea-Abenteuer ist der Ex-Austrianer nun für Viborg aktiv.

Dänemark-Wechsel für Windbichler

Richard Windbichler hat also einen neuen Verein gefunden. Nach seinem freiwilligen Abschied aus Südkorea am Ende des vergangenen Jahres, kickt er nun für den Tabellenführer der zweiten dänischen Liga Viborg FF.

Nach drei Monaten ohne Verein greift der Verteidiger in Dänemark neu an und stand umgehend zweimal in der Startelf. Auch, wenn der ehemalige Admira- und Austria-Profi zugibt, dass er diesen Wechsel so nicht geplant hatte.

Im Gespräch mit LAOLA1 erklärt er, warum er trotzdem nach Viborg gegangen ist, warum der Vertrag bis Saisonende eine Win-Win-Situation ist und wie ihn die vertragslose Zeit verändert hat.

LAOLA1: Richard, nach deinem freiwilligen Abschied aus Südkorea warst du erstmals in deiner Karriere vereinslos. Kein schönes Gefühl, oder?

Windbichler: Das ist natürlich schon schwierig, weil ich die Situation auch nicht kannte. Aber alles ist für etwas gut und ich habe jetzt die Gewissheit, wie es um meine Person auf dem Transfermarkt bestellt ist.

LAOLA1: Die Situation auf dem Transfermarkt hat jetzt also Viborg in der zweiten dänischen Liga ergeben. Warum hast du dich für diesen Wechsel entschlossen?

Windbichler: Das hat sich eigentlich von alleine ergeben. Ich muss zugeben, dass mein eigentlicher Plan nicht aufgegangen ist. Der Wechsel jetzt ist nicht das, was ich eigentlich im Sinn hatte. Aber bei Viborg entstand kurzfristig Bedarf in der Innenverteidigung, weil sie Verletzungssorgen haben, aber aufsteigen müssen. Mein Vertrag läuft bis Saisonende und anschließend schaue ich weiter.

LAOLA1: Auch selten, dass ein Verein so klar sagt, dass der Aufstieg ein Muss ist.

Windbichler: Naja, Viborg ist ja eigentlich ein Erstligaverein. Sie sind unglücklich abgestiegen und sehen sich halt von ihrem Selbstverständnis nicht als Zweitligist. Aber so einfach wie sie sich das vielleicht vorgestellt haben, geht es eh nicht, sie haben einen Sieben-Punkte-Vorsprung fast verspielt, haben nun nur noch einen Zähler auf die Konkurrenz. Aber es kommt hinzu, dass sich nächstes Jahr etwas bei den Aufstiegsmodalitäten ändert. Ich will jetzt nicht lügen, weil ich es gerade nicht genau weiß, aber eines ist sicher - der Aufstieg wird dann schwerer werden.



"Sie waren sich auch nicht sicher, weil ich aus Asien komme. Das schreckt europäische Vereine immer ab, wenn jemand aus Asien zurückkehrt. Das kommt irgendwie nicht gut an."

Warum Asien ein "Handicap" sein kann

LAOLA1: Du hast gesagt, dass der Verein Bedarf hatte. Wie schnell musst du dann funktionieren?

Windbichler: Eigentlich sofort, ich habe gleich am Wochenende nach meiner Verpflichtung mein erstes Match bestritten.

LAOLA1: Nach der langen Zeit ohne Spielpraxis sicher nicht so einfach.

Windbichler: Ich habe mich gefreut, dass ich spielen durfte und hatte richtig Spaß auf dem Platz. Aber klar, ich habe drei Monate nicht mehr gespielt, das spürt man. Vor allem jetzt, ein paar Tage später, spüre ich die Müdigkeit. Aber da brauche ich vielleicht noch ein, zwei Matches, dann habe ich mich wieder daran gewöhnt. Wir spielen auch nur am Wochenende, also keine Doppelbelastung, so habe ich genug Zeit zur Regeneration.

LAOLA1: Wie hast du dich in der Zeit ohne Verein eigentlich fit gehalten?

Windbichler: So gut es gegangen ist mit Individualtrainern und ich habe auch ein wenig bei einem Verein mittrainiert. Die Spielfitness geht halt verloren, aber wie gesagt, noch ein, zwei Spiele und ich bin wieder voll im Saft.

LAOLA1: Dein Vertrag läuft nur bis Saisonende. Eine kurze Zeit um sich einzuleben, oder siehst du die Station in Dänemark nur als Übergangslösung?

Windbichler: Es ist nur eine Übergangslösung. Für mich war jetzt wichtig, dass ich wieder auf dem Platz stehen kann. Im Sommer schaue ich dann weiter.

LAOLA1: Und das ist auch mit dem Verein so abgesprochen?

Windbichler: Ja, für den Verein ist das in Ordnung. Sie haben ja eigentlich vier Innenverteidiger, nur fallen eben zwei bis Saisonende verletzt aus, im letzten Match war dann sogar noch einer gesperrt. Dem Klub ist diese Lösung also auch ganz recht. Sie waren sich auch nicht sicher, weil ich aus Asien komme. Das schreckt europäische Vereine immer ab, wenn jemand aus Asien zurückkehrt. Das kommt irgendwie nicht gut an.



LAOLA1: Aber ist es für dich nicht schwierig, wenn du im Kopf hast, dass in ein paar Wochen möglicherweise noch einmal so eine Zeit ohne Verein droht?

Windbichler: An so etwas denke ich gar nicht. Mit Halbgas werde ich hier nicht auftreten und das würde auch nicht funktionieren. Dann stellen sie jemand anderen auf und ich sitze draußen. Ich bin schon hergekommen mit dem Ziel, dass ich dem Team helfe und eine Verstärkung bin. Außerdem ist es für mich auch die Möglichkeit, mich in Europa wieder in das Schaufenster zu spielen.

LAOLA1: Und wenn du dich mit dem Aufstieg verabschieden könntest, wäre das sicher auch ein tolles Erlebnis.

Windbichler: Ich bin jetzt froh, hier zu sein. Ich lerne wieder ein neues Land und neue Menschen kennen. Wenn es mit dem Aufstieg klappen würde, wäre das sicher cool. Aber es ist wirklich alles ganz eng in der Liga. Das wird kein Spaziergang.

LAOLA1: Kommen wir noch einmal kurz zurück: Was würdest du Leuten sagen, die meinen, dass es ein Fehler war, nicht in Südkorea zu verlängern?

Windbichler: Dann hätte ich mich wohl immer gefragt, was gewesen wäre, wenn ich eben nicht verlängert hätte. Klar, Südkorea war ein tolles Erlebnis für mich, aber es hat auch Tage gegeben an denen ich mich gefragt habe, ob das wirklich alles ist. Auch wenn ich jetzt durch eine schwierige Phase gegangen bin, es ist alles für etwas gut.

LAOLA1: Du persönlich hast also nicht bereut, dass du deinen Vertrag dort nicht verlängert hast?

Windbichler: Was heißt bereut? Wenn ich in die Zukunft hätte schauen können, hätte ich vermutlich schon verlängert, mir ging es in Ulsan sehr gut. Aber das kann ich halt leider nicht, deshalb habe ich mich damals so entschlossen, weil ich noch andere Ziele habe. Aber klar ist auch, dass ich mir durchaus vorstellen kann, eines Tages nach Korea zurückzugehen.

LAOLA1: Dein Ziel waren ja eigentlich die USA, ist das immer noch so?

Windbichler: Die USA und die MLS bleiben ein großer Traum. Aber ich muss zugeben, dass sich das etwas neutralisiert hat. Einfach weil ich gesehen habe, dass es nicht so einfach ist, dorthin zu kommen. Vielleicht muss ich meine Ziele ein wenig umschreiben.



"Wie gesagt, man sollte eigentlich nie etwas ausschließen, es ist immer alles möglich, auch eine Rückkehr nach Österreich."

Über eine mögliche Bundesliga-Rückkehr

LAOLA1: Wie sieht dann dein umgeschriebenes Ziel aus?

Windbichler: Es sieht so aus, dass ich jetzt weiß, dass man es sich nicht immer aussuchen kann. Das ist etwas, was ich gelernt habe. Ich spiele jetzt in Viborg und werde alles dafür geben, mit dem Klub in die erste Liga aufzusteigen. Dann werde ich sehen, was kommt. Vielleicht hilft es mir, dass ich jetzt wieder in Europa spiele.

LAOLA1: Eines hast du nach dem Korea-Abschied ausgeschlossen, eine Rückkehr nach Österreich. Bleibt das so?

Windbichler: Wie gesagt, man sollte eigentlich nie etwas ausschließen, es ist immer alles möglich, auch eine Rückkehr nach Österreich. Ich weiß nicht, was irgendwann einmal sein wird. Spekulieren werde ich aber jetzt nicht.

LAOLA1: Als du jetzt ohne Klub warst, hast du dich ja in Österreich aufgehalten. Hast du es genossen wieder mehr von der Bundesliga mitzubekommen?

Windbichler: Ich habe immer gleich viel mitbekommen. Ich bin Österreicher und habe viele Freunde, die in der Bundesliga kicken. Ich verfolge die Liga also, ganz egal wo ich bin.

LAOLA1: Gefällt dir denn das neue Ligaformat?

Windbichler: Ich muss sagen, dass ich es nicht schlecht finde. Ich bin ein Freund von Spannung und in der Liga ist ordentlich Spannung drin. Egal, ob es gegen den Abstieg, oder um die Europa-League-Plätze geht. Es können noch fünf Teams absteigen, das ist schon ein Wahnsinn - und für die Zuschauer sicher interessant.

LAOLA1: Wenn du schon sozusagen den Assist lieferst: Wird die Admira in der Bundesliga bleiben?

Windbichler: Ja, sicher. Die machen das schon.


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