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William Saliba: Ein "Gunner" als Frankreichs Juwel

William Saliba: Arsenal, nun Nummer 1, parkte ihn 3 Jahre. Und Frankreich jubelt.

William Saliba: Ein

Laurent Blanc, Marcel Desailly, Lilian Thuram - nur ein paar französische Verteidiger, die Weltruhm erlangten.

Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, mit welch offensiven Superstars die Auswahlen der "Equipe Tricolore" über viele Jahre bestückt waren, mit Zinedine Zidane stellte die Grande Nation zudem einen, wenn nicht den besten Spieler aller Zeiten.

So stehen im akuellen Nationalteam der Franzosen auch Spieler wie Kylian Mbappe, Karim Benzema, Antoine Griezmann oder Paul Pogba im Blickpunkt. Doch der regelmäßig forcierte Generationenwechsel sorgt auch bei den Innenverteidigern für eine illustre Auswahl, von Man Uniteds Raphael Varane, über Bayerns Dayot Upamecano bis hin zu Barcelonas Jules Kounde.

Aktuell befindet sich mit William Saliba jedoch ein weiteres Top-Talent auf der absoluten Überholspur. Der 21-Jährige steht nicht nur mit dem FC Arsenal aufgrund absoluter Top-Leistungen völlig überraschend an der Spitze der Premier League, sondern wird auch in Frankreichs Team als heiße Aktie der Zukunft gehandelt, was der 1,92-Meter-Hüne wie schon in Wien auch im Nations-League-Duell in Paris unter Beweis stellen will.

Seit 2019 bei Arsenal, aber bis August kein einziger Einsatz

Dass Saliba bei vielen Fußball-Fans bis vor kurzem noch unter dem Radar lief, unterstreicht die Tatsache, dass er bereits seit drei Jahren beim FC Arsenal unter Vertrag steht, jedoch nie spielte. Die "Gunners" ließen sich die Dienste des damals erst 18-Jährigen 30 Millionen Euro kosten - Geld, das dieser bisher noch nicht einspielen konnte.

Vom AS St. Etienne kommend, wo ihm der Durchbruch gelang, wurde er gleich nach seiner Verpflichtung durch den Premier-League-Klub wieder zurückverliehen, dann spielte Saliba leihweise ein halbes Jahr bei OGC Nizza. Und da aller guten Dinge drei sind, folgte auch noch eine dritte Leihe innerhalb Frankreichs zu Olympique Marseille.

Zumindest in seiner Heimat war der in Bondy geborene Defensivspieler stets gesetzt, bei OM in 52 Pflichtspielen fast immer erste Wahl. Als in einem Vorort von Paris geborener Sohn einer Kamerunerin und eines Libanesen entschied er sich jedoch, für Frankreich zu spielen und stieg in seiner Marseille-Zeit ins U21-Nationalteam auf, die er am Ende auch als Kapitän anführte.

Der einzige Wermutstropfen beim Aufstieg Salibas? In drei Jahren absolvierte er kein einziges Pflichtspiel für die Arsenal-Profis (nur 8 in der U21 der Gunners), ehe in diesem Sommer kein Weg mehr an ihm vorbeiführte. Dieses neu gewonnene Vertrauen zahlt der Youngster nun zurück - und wie. Denn plötzlich ist die Rede davon, dass Saliba einer der besten französischen Verteidiger aller Zeiten werden könnte.

Rio Ferdinand nennt "nur" vier Verteidiger, die mit 21 Jahren besser waren

Und das nach gerade einmal sieben Auftritten unter Mikel Arteta. Der Hype um seine Person und der damit verbundene Erfolgslauf der Gunners zum Saisonstart der Premier League nimmt ungeahnte Formen an und lässt Fußball-Kenner mit der Zunge schnalzen.

Ex-Manchester-United-Abwehrchef Rio Ferdinand, der mit seinen TV-Expertisen Millionen von Premier-League-Fans beeinflusst, bremst zwar die Euphorie um Saliba, nennt aber nur vier ehemalige Weggefährten aus der Premier League, die im Alter von 21 Jahren schon weiter und besser waren als jener junger Mann, der durchaus von seiner Eleganz und seinem Selbstverständnis am Ball mit Ferdinand verglichen wird.

"Jonathan Woodgate, Sol Campbell, John Terry, vertraut mir. Woodgate zu hundert Prozent, ohne zu zögern", gesteht Ferdinand gegenüber "Vibe". "Wes Brown mit 21. Er hat die Champions League gewonnen. Er war im Team, welches das Trible gewonnen hat und hat damals schon Spiele gespielt."

Kritik erntete er vom gestandenen Ex-Verteidiger für Fehler im verlorenen Arsenal-Spiel gegen Manchester United - doch wer ist in diesem Alter schon perfekt. Ferdinand ist sich deshalb trotzdem sicher, dass Saliba ein Innenverteidiger der Extraklasse werden kann, wenn man ihn nicht mit den Besten aller Zeiten vergleicht und unter Druck setzt. "Aktuell denke ich, dass Saliba eine richtig gute Chance hat, ein wirklich, wirklich guter Spieler zu werden. Er braucht nur Zeit."

Arteta schwärmt: "Er war exzellent"

Zeit ist ein gutes Stichwort, denn auf Premier-League-Niveau agiert er erst seit ein paar Wochen. Sieben Mal in sieben Spielen über die volle Distanz mit bereits zwei Saisontreffern gegen Bournemouth und am vergangenen Wochenende gegen Brentford sowie einem Assist gegen Fulham.

Seine Präsenz, Defensivstärke und Torgefahr hatten auch großen Einfluss auf Arsenals perfekten Saisonstart mit fünf Siegen in Folge und nun sechs vollen Erfolgen an sieben Spieltagen. Zuletzt gegen Brentford verblüffte Saliba sogar seinen Coach Mikel Arteta.

"Er war exzellent. Er hatte zehn Tage nicht trainiert, weil er leichte Beschwerden hatte, aber er kommt rein und tritt so auf. Nicht nur wegen dem Tor und seinem Verteidigen., aber er macht auch den hässlichen Teil des Spiels, den Leute nicht mitbekommen. Er verdient Anerkennung."

Der Weg stimmt, doch Salibas Vertrag läuft nur noch bis 2024, deshalb kamen bereits Befürchtungen auf, dass der Innenverteidiger eine Verlängerung seines Arbeitspapiers verweigern könnte. Doch der Youngster stellte bei "Sky Sports", auf die Frage, ob er sich heimisch fühle, klar: "Ja, natürlich. Ich bin hier zu Hause. Ich liebe London, den Klub, alles hier. Ich fühle mich hier daheim."

Wiedersehen mit dem ÖFB-Team für "Les Bleus"

Vorerst tritt die Zukunftshoffnung der Gunners aber fern der "Heimat" an. Denn trotz seiner 21 Jahre ist er nicht nur in der Premier League einer der wenigen Youngster, die in der Innenverteidigung das Vertrauen bekommen, sondern auch im französischen Nationalteam - und das ist immerhin amtierender Weltmeister und Nations-League-Sieger.

Das Debüt liegt erst ein halbes Jahr zurück, damals noch in Leihdiensten bei Marseille, im März 2022. Damals meinte der aufstrebende Verteidiger. "Ich habe null Spiele für Arsenal gemacht, ich will ihnen mein wahres Gesicht zeigen und die Chance haben, für diese Fans und diesen großen Klub zu spielen."

Dass er früher für die "Equipe Tricolore" auflaufen durfte als für seinen Stammverein, darf dabei schon als Kuriosität eingestuft werden. Saliba spielte in fünf von sechs Spielen in diesem Jahr, in drei davon über die gesamte Dauer - und das meist mit unterschiedlichen Nebenspielern.

Teamchef Didier Deschamps scheut nicht davor zurück, den 21-Jährigen auf der großen Bühne glänzen zu lassen, so war er auch beim 1:1 in Wien gegen Österreich gesetzt und könnte auch in Paris wieder in der Startelf aufscheinen, auch wenn ihm beim letzten Auftritt im Juni - bei vier Spielen in zehn Tagen - gegen Kroatien eine Pause gegönnt wurde.

Konkurrenz hat es in sich, doch Deschamps setzt auf Saliba

Bemerkenswert ist dies auch, weil es die Konkurrenz in der Innenverteidigung in sich hat.

Alleine im aktuellen Kader mit einigen Ausfällen tauchen Raphael Varane, Dayot Upamecano, Benjamin Pavard, Joules Kounde auf. Ibrahima Konate, Presnel Kimpembe oder Lucas Hernandez, der innen und außen spielen kann, kommen da normalerweise noch dazu.

Deschamps meinte während des letzten Lehrgangs bei "Telefoot" über seinen neuen Abwehr-Star: "Er ist ein richtiger Verteidiger. Er hat diese Fähigkeit in Duellen, er ist schnell und ein guter Kopfballspieler. Er ist einer derjenigen, die ruhig, unbeeindruckt und eine sehr große Reife haben."

"Mein Traum ist es, mit meinem Land bei der WM zu spielen"

Das bekam zuletzt auch Brentford zu spüren, Head Coach Thomas Frank kam nach dem Schlusspfiff ins Schwärmen und prophezeite Saliba eine große Zukunft: "Saliba...Oooof! Er wird ein vollwertiger Nationalspieler für Frankreich werden, da bin ich mir sicher. Er wird schon bald fix in der Startelf stehen und das ist ein wirklich starkes Nationalteam."

Der Spieler selbst lebt derzeit seinen Traum. Platz 1 mit Arsenal in der Premier League, in Frankreichs Auswahl am Weg nach oben. Ein junger Profi wie er hat aber auch in dieser Hinsicht noch große Träume. "Wenn du dein Land repräsentieren kannst, ist das herausragend", meinte Saliba bei "Sky Sports".

"Mein Traum ist es, mit meinem Land bei der Weltmeisterschaft zu spielen und ich hoffe, dass ich im Kader stehen werde", so das Top-Talent. Bei der aktuellen Form braucht er sich keine Sorgen machen, dass er im November in Katar auflaufen darf. Und Arsenal hat nach drei Jahren endlich jenen Spieler, den man durch Leihen und mehr Spielpraxis zu einer der heißesten Aktien Europas wachsen ließ.

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