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Manchster Derby: Duell um mehr als die Stadt

United hofft den Abstand auf den Rivalen zu verkürzen:

Manchster Derby: Duell um mehr als die Stadt Foto: © getty

Ganz Manchester ist heiß auf das Derby. Wenn City am Sonntag im Old Trafford bei United gastiert, geht es um weit mehr als nur die Vorherschafft in der Arbeiterstadt.

Nach 15 Runden haben die Citizens bereits acht Punkte Vorsprung auf den nächsten Verfolger der ausgerechnet ManUnited heißt.

Sollten die "Skyblues", wie im letzten Premier-League-Duell im Old Trafford, als Sieger hervorgehen, glaubt wohl niemand mehr, dass dem ungeschlagenen Team von Pep Guardiola der Titel noch zu nehmen ist. Und das vor Weihnachten.

Duell um die Stadt

Das Manchester Derby erblickt 1881 beim Freundschaftsspiel zwischen St. Mark's (ab 1894 Manchester City) und Newton Heath (ab 1902 Manchester United) das Licht der Fußballwelt. Uniteds Vorgänger setzte sich mit 3:0 durch, bevor sie zehn Jahre später auch im ersten offiziellen Duell mit 5:1 triumphieren.

Das erste Aufeinandertreffen der beiden in der höchsten englischen Spielklasse, damals die "League First Devision", entschied City im Jahr 1906 vor 40.000 Zuschauern für sich. Die Rivalität erhärtete sich vor allem in den 70er Jahren, bevor die Citizens in den 80ern mit mehreren Abstiegen zu kämpfen hatten.

Seit 1992 die Premier League wie wir sie heute kennen ausgetragen wird, stand City meist im Schatten der "Red Devils". Während die Blauen zwischenzeitlich in die dritte Liga abrutschten, mauserte sich der rote Stadtrivale unter der Führung von Sir Alex Ferguson zum englischen Rekordmeister und gewann zwei Mal die Champions League.

Mit dem Kauf von Manchester City durch die Abu Dhabi United Group (ADUG) im Jahr 2008 drehte sich der langsam der Wind in der Stadt. Schon bald verzeichnete man erste Erfolge und gewann 2012 nach 44 Jahren, punktgleich vor United, wieder die englische Meisterschaft. Seither begegnet man sich sportlich auf Augenhöhe und belegt in dieser Saison wieder einmal gemeinsam die ersten beiden Plätze.

Die Frage nach der Nummer eins in der Stadt ist derweil ungeklärt: United ist zwar mit 13 Premier-League-Titeln historisch deutlich erfolgreicher, doch seit der Saison 2012/2013 stand City am Ende der Spielzeit immer vor den "Red Devils" in der Tabelle.

Duell der Trainer

Das Derby stellt seit letzter Saison auch den Rahmen für das Aufeinandertreffen zweier langjähriger Rivalen auf der Trainerbank. Jose Mourinho und Pep Guardiola.

Zur Zeit Mourinhos als Co-Trainer von Louis van Gaal bei Barca, war der damalige Kapitän Pep Guardiola ein großer Fürsprecher des jungen portugiesischen Coaches. "Was Fußball angeht, waren sie seelenverwandt", verrät Guillem Balague, Autor Guardiolas Biographie. Von der Zuneigung ist heute nicht mehr viel übrig.

Die Suche nach dem Ursprung der Rivalität führt ins Champions-League-Halbfinale 2010 zwischen Inter Mailand und dem FC Barcelona: Nach Inters 3:1-Heimsieg im Hinspiel warf der Portugiese seinem ehemaligen Kollegen vor, billige Ausreden für die Niederlage zu suchen. Dieser hatte sich beklagt, dass er mit seiner Mannschaft wegen des Vulkanausbruchs in Island nicht mit dem Flugzeug, sondern über 1000 Kilometer mit dem Bus anreisen musste.

Mourinhos wilde Jubelgeste 2010
Foto: © getty

Trotz einer 0:1-Niederlage im Rückspiel zog Inter ins Endspiel ein. Nach Abpfiff provozierte Mourinho Spieler und Fans der Katalanen, indem er wie wild mit erhobenem Zeigefinger durch das Camp Nou stürmte.

Nach dem Gewinn der Champions League wechselte "Mou" nach Madrid und intensivierte seine Rivalität zu Guardiola zwischen 2010 und 2012 in zahlreichen "Clásicos" auf sportlicher und in epischen Pressekonferenzen auf persönlicher Ebene.

Als Guardiola 2013 das Traineramt beim FC Bayern übernahm, meinte Mourinho bezeichnend für die Beziehung der beiden: "Wer weiß, vielleicht wollte er einfach in eine andere Liga als ich."

Sollte der Portugiese damit richtig gelegen haben, gelang dem Katalanen das Vorhaben aber nur temporär. Denn ihr Werdegang führte die beiden 2016 sogar in die gleiche Stadt. Seither trafen die beiden Granden in drei Pflichtspielen aufeinander und knapper könnten die Ergebnisse nicht sein - je ein Sieg und ein Remis bei ausgeglichener Tordifferenz.

Duell der Torhüter

Mit neun (ManU) und zehn (City) Gegentreffern, treffen am Sonntag die beiden besten Defensiven der Liga aufeinander.

Während bei United der spanischer Keeper David de Gea den Löwenanteil an der guten Bilanz für sich beanspruchen darf, ist es auf Seiten der Citizens der erdrückende Ballbesitzfußball, der nur wenige Schüsse aufs eigene Tor zulässt. Dennoch ist der junge Brasilianer Ederson im Tor von City ein starker Rückhalt und wird häufig in den Spielaufbau einbezogen.

Gegen Guardiolas Supersturm (46 Tore in 15 Spielen) wird der Spanier im Tor von der "Red Devils", wie schon beim 3:1-Sieg über den FC Arsenal, seine absolute Bestform abrufen müssen.

Kategorie David de Gea Ederson
Gegentore 9 10
Paraden 53 20
Abgewehrte Großchancen 13 10
Zu null gespielt 9 6
Aktion außerhalb der Box 6 21

Duell um die Meisterschaft?

Seitdem United und City zwischen 2011 und 2014 vier Mal in Folge abwechselnd die Meisterschaft nach Manchester holten, fand der Pokal nicht mehr den Weg in die 500.000-Einwohner-Stadt.

Angesichts der aktuellen Tabellensituation wird sich das sehr wahrscheinlich wieder ändern. Das Team von Pep Guardiola ist noch ungeschlagen und weist eine sagenhafte Tordifferenz auf (46 Tore/10 Gegentore). United hängt zwar schon acht Punkte hinterher, tritt aber ebenfalls mit einem extrem starken Kader an und hat es am Sonntag selbst in der Hand den Abstand auf fünf Punkte zu verkürzen. Das Titelrennen wäre wieder offen.

Unmöglich scheint es nicht, denn am Mittwoch kassierten die scheinbar unbesiegbaren Citizens - wenn auch nicht in absoluter Topbesetzung - gegen Shaktar Donetsk in der Champions League die erste Saisonniederlage.

Sollten die "Skyblues" jedoch ihren Lauf von 13 Premier-League-Siegen in Folge fortsetzen, ist schwer vorstellbar, dass sich das dermaßen konstante Team einen elf-Punkte-Vorsprung noch nehmen lassen würde.

Brisanz ist also allemal garantiert. Der gesperrte Paul Pogba feuert die Stimmung noch zusätzlich an: "Ich hoffe – auch wenn es nicht nett ist –, dass sich einige ihrer wichtigsten Spieler verletzen. So, wie es uns passiert ist."

So geht es im Manchester Derby am Sonntag neben der Vorherrschaft um die Stadt, der persönlichen Fehde zwischen den Coaches und dem interessanten Goalie-Duell mutmaßlich auch um die Spannung der gesamten restlichen Spielzeit.

TABELLE

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