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Hyballa kritisiert Talente-Förderung im DFB

Ex-Sturm-Trainer findet klare Worte zur Arbeit im deutschen Nachwuchs.

Hyballa kritisiert Talente-Förderung im DFB Foto: © getty

Peter Hyballa ist dafür bekannt, dass er sich kein Blatt vor den Mund nimmt.

Der früherer Trainer des SK Sturm Graz beschäftigt sich als langjähriger Nachwuchscoach Zeit seiner Trainerkarriere mit der Förderung von Talenten. Im Mai heuerte er als Trainerausbilder beim DFB an, ehe er im Juli den slowakischen Erstligisten Dunajska Streda übernahm.

Angesprochen auf das frühe Scheitern der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland und die Probleme im DFB-Nachwuchs findet der 42-Jährige deutliche Worte.

"Es wird stromlinienförmig ausgebildet. Individualisten und Persönlichkeiten, mutige Spieler, die kreativ sind, oder gar Querdenker sind nicht gefragt", kritisiert Hyballa gegenüber "Sportbuzzer".

Jugendarbeit "wahnsinnig und krank"

Jeder 16-Jährige würde zwar über taktische Grundformen Bescheid wissen, könne aber keine zehn Tricks vormachen, mit denen er sich im Dribbling durchsetzen würde. "Und er wird vor allen Dingen nicht dazu angehalten, in diese Duelle zu gehen. Dazu müsste er ermuntert und ermutigt werden, denn dazu ist Mut und Risikobereitschaft erforderlich", so Hyballa.

Warum in Deutschland kein Klub dieses nötige Risiko eingeht? "Die Jugendarbeit bei den Bundesligisten ist ergebnisorientiert, nicht ausbildungsorientiert. Es ist ein Mini-Profifußball, kein Jugendfußball mehr. Die Nachwuchstrainer stehen unter Strom und Stress. Wenn eine U19 eines Bundesligisten unten steht, wurde in den vergangenen Jahren der Trainer beurlaubt oder es wurde im Winter auf dem Transfermarkt im In- und Ausland noch mal zugeschlagen. Die Resultate müssen stimmen. Alles wie im Profifußball – irgendwie wahnsinnig und krank, jedenfalls gegen jede Entwicklungspädagogik."

Trainer-Zuarbeiter haben zu viel Macht

Auch die Entwicklung des Trainerberufs sieht Hyballa kritisch: "Heutzutage ist es zu der schlimmen Entwicklung gekommen, dass die Zuarbeiter wie beispielsweise der Videoanalyst die wichtigsten Leute sind. Sie haben zu viel Macht erhalten. Das ist der falsche Ansatz. Der wichtigste Mann ist immer noch der Trainer."

Der ist im deutschen Nationalteam auch nach dem blamablen Gruppen-Aus in der WM nicht ausgetauscht worden. Was unter Joachim Löw in Russland falsch lief? "Wir haben eine Kopie versucht: Holland und Spanien im Quadrat. Immer nur nach vorn, brutales Offensivspiel, mitunter so extrem, dass nur zwei Mann verteidigt haben. Die schlechte Variante eines am Ballbesitz orientierten Fußballs ohne echten zentralen Stürmer, sodass der Ball ins Tor getragen werden sollte."


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