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Wien-Köln: Das ist Philipp Wydra

Von Rapid zu Köln, Feuertaufe gegen Bayern - Wydra bei Geißböcken vor Durchbruch.

Wien-Köln: Das ist Philipp Wydra Foto: © GEPA

Der 1. FC Köln war schon immer als Destination namhafter Österreicher bekannt.

Allen voran schnürte sich Toni Polster in den 90er Jahren die Fußballschuhe für die Geißböcke, auch Ralph Hasenhüttl stürmte für den "Effzeh". Stefan Maierhofer war ebenso dort wie Kevin Wimmer, Daniel Royer und Trainer Peter Stöger.

Auch aktuell tummeln sich rot-weiß-rote Vertreter am Rhein. Florian Kainz ist bereits seit Jänner 2019 ein Kölner, Louis Schaub ist nach Leihe (vorerst) wieder zurück, dazu gesellte sich vor kurzem Ex-Rapid-Kapitän Dejan Ljubicic, der sich erst ein Stammleiberl verdienen muss. Nun drängt ein weiteres Österreich-Talent bei den Profis nach: Philipp Wydra.

Der erst 18-Jährige ist schon seit zwei Jahren ein "Kölsche Jung", stieg von der U17 in die U19 auf und schnuppert nun als Bestandteil des Trainingslager-Kaders der Profis am Durchbruch. Dass die Karten unter Neo-Trainer Steffen Baumgart neu gemischt werden, dürfte dabei kein Nachteil sein.

Vorläufiges Highlight als Top-Talent gegen FC Bayern

Wer beim Namen des Top-Talents ins Grübeln gerät – ja, Philipp ist der jüngere Bruder von Ex-ÖFB-U21-Kapitän und Ex-Rapidler Dominik Wydra, der nach Stationen bei Paderborn, Bochum, Aue und Braunschweig seit einigen Tagen vereinslos ist, sich aber die letzten sechs Jahre einen guten Ruf in Deutschland erarbeitete.

Der große Bruder hat den Weg vorgezeichnet, wie er durchlief auch Philipp den Rapid-Nachwuchs, ehe er 2019 mit nur 16 Jahren in die Domstadt übersiedelte.

Das bisherige Highlight erlebte der Wiener wohl am vergangenen Samstag: Wydra durfte im Testspiel der Kölner gegen den deutschen Rekordmeister FC Bayern München sein Können zeigen. Ab der 62. Minute beackerte er seine Position im zentralen Mittelfeld, kam damit genau so lange zum Einsatz wie der gestandene Neuzugang Ljubicic und durfte auch in Abwesenheit einiger Bayern-Stars nach der EM gegen namhafte Gegenspieler ran.

Das zweite große Ausrufezeichen folgte einen Tag später: Wydra erzielte beim 2:0-Testsieg gegen Schaffhausen den Treffer zum Endstand - sein erster Profi-Treffer überhaupt, noch dazu sehenswert. Diesmal kam der Teenager die gesamte zweite Halbzeit zum Einsatz. Beim Tor ließ er am Strafraum zwei Gegenspieler stehen und schloss aus der Drehung flach ins rechte Eck ab. Auch sonst lieferte er einen auffälligen Auftritt ab.

Mit dem ehemaligen Paderborn-Erfolgscoach Baumgart hat er einen Cheftrainer, der seine ganz eigene Strategie verfolgt, oft gegen den Mainstream, dadurch erreichte er schon als Spieler und nun auch als Trainer Kultstatus.

Wydra steht unter genauer Beobachtung

Dieser dürfte auch große Pläne mit aufstrebenden jungen Talenten haben – und als dieses gilt Wydra auf alle Fälle. Dementsprechend wurde er auch im Köln-Nachwuchs forciert.

Wydra ist einer von mehreren Jungen, die sich im Trainingslager in Donaueschingen empfehlen dürfen. Laut "Express" wolle Trainer Baumgart den offensiv variabel einsetzbaren Linksfuß "genauestens unter die Lupe" nehmen.

Schon im ersten Test gegen Fortuna Köln wurde Wydra in der 60. Minute eingewechselt, gegen Bayern wieder, gegen Schaffhausen dann sein erstes Profi-Tor – das spricht für Vertrauen.

Alles geht sehr schnell. Erst vor knapp einem Jahr schnupperte der Youngster am Sprung in die U19, Trainer Stefan Ruthenbeck wollte "Philipp den nächsten Schritt ermöglichen", den gewaltigen Schritt in Richtung Erwachsenenfußball, den er nun endgültig schaffen könnte.

Ähnlich wie Robben - Wydra als rot-weiß-roter Rohdiamant

Nach einzelnen Trainingsteilnahmen ist die Nominierung für das Teamcamp ein großes Ausrufezeichen. Auch Georg Strauch (20) und Justin Diehl (16) sind aus der eigenen Talenteschmiede dabei.

Mit seinen Leistungen in der U17 hatte sich Wydra schnell einen guten Ruf erarbeitet. In 16 Meisterschaftsspielen konnte der Wiener sensationelle 17 Treffer erzielen und drängte sich für die U19 auf. Schon damals meinte Ex-U17-Teamchef Martin Scherb (aktuell U18) bei LAOLA1: "Für Wydra passt es in Köln gerade richtig gut. Er schießt viele Tore, bereitet viele Tore vor und ist einer unserer prägenden Spieler in der Offensive."

Wydra gilt als Instinktfußballer, ein rarer Linksfuß, der seine Stärken gerne über die rechte Seite mit Zug nach innen zum Tragen bringt – erinnert von der Art her ein wenig an Arjen Robben. Gutes Dribbling, Antrittsschnelligkeit und auch der nötige Zug zum Tor zeichnen den bei der Admira gestarteten Youngster aus. Eine schwere Handverletzung stahl ihm zwar fast ein Jahr seiner Entwicklung, doch das ist längst vergessen und hat den Mittelfeld-Akteur nur noch abgehärtet.

Der "Express" stuft Wydra als eines der größten Talente des 1. FC Köln ein. Marvin Obuz (18) und Tim Lemperle (19) sind bereits etablierte Eigengewächse. Mit Justin Diehl (16) gilt Wydra als größte interne Hoffnung, die nach dem Corona-Abbruch der A-Jugend-Saison im Oktober immer näher an die Profis ranrückte, beim Training schnuppern und auch in der Reserve ran durfte.

Keine Wirtz-Causa – Wydra soll bei Köln Durchbruch schaffen

Er soll den Durchburch unbedingt bei den Geißböcken schaffen. Denn nicht noch einmal will der deutsche Bundesligist eine Causa wie jene um Florian Wirtz erleben.

Das 18-jährige Ausnahmetalent übersiedelte im Jänner 2020 nach der Ausbildung in Köln um einen geringen sechsstelligen Betrag zu Bayer Leverkusen, Köln schaute durch die Finger – vor allem wenn man bedenkt, dass Wirtz mittlerweile 50 Millionen Euro wert ist.

Der Grat zwischen behutsam an die erste Mannschaft heranführen und den Spieler auf der anderen Seite mit wenig Einsatzzeit zu vergraulen, ist ein schmaler.

 

Die Bühne ist nach dem geschafften Klassenerhalt eine große, trotzdem soll eine neue Generation dem Verein auf Jahre gesehen Freude bereiten. Wydra scharrt bereits in den Startlöchern und könnte auch Österreich noch viel Freude bereiten.

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