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Schöpf und Burgstaller: ÖFB-"Erlöser" auf Schalke

So erlebten Schöpf und Burgstaller den Horror-Start und die Trendwende:

Schöpf und Burgstaller: ÖFB- Foto: © GEPA

Die Gedankenspiele von Martin Hinteregger zum Thema Druck sind durchaus interessant. Auch Alessandro Schöpf kann ein Lied davon singen, wie sich der Druck bei einem Profi bemerkbar machen kann - auch wenn er abfällt.

In der 6. Runde schoss er den FC Schalke 04 zu einem 1:0-Heimerfolg gegen Mainz - der erste Sieg nach fünf Auftakt-Pleiten. Die beiden Spiele danach versäumte der Matchwinner krankheitsbedingt.

"Keine Ahnung, vielleicht ist nach dem Spiel etwas an Druck oder Ballast abgefallen. Mir ist es schon vor dem Spiel nicht so gut gegangen, danach noch schlechter. Ich habe direkt nach der Partie Fieber gekriegt und ein paar Tage gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen", erklärt der Tiroler.

Dennoch darf er sich genau wie Landsmann Guido Burgstaller, der am Wochenende beim 2:0-Sieg in Düsseldorf scorte, dafür feiern lassen, wesentlichen Anteil an der Trendwende nach dem Horror-Start zu haben.

Schöpf als Erlöser

"Grundsätzlich ist es natürlich super, dass ich uns mehr oder weniger ein bisschen erlöst habe", betont Schöpf, "die Fans mussten lange auf den ersten Sieg warten, wir als Mannschaft sowieso. Nach dem ersten Sieg ist vielen Leuten ein Stein vom Herzen gefallen. Hoffentlich ist die Wende eingetreten, jetzt haben wir schon drei Siege in Folge gefeiert und hoffen natürlich, dass die Serie weiter anhält."

Zwischen den beiden Siegen in der Liga blieben die "Königsblauen" auch in der Champions League bei Lok Moskau siegreich. Schalke hat sich als Vizemeister für die Königsklasse qualifiziert. Entsprechend hat man für die neue Spielzeit mit vielem gerechnet, nur nicht damit die ersten fünf Spiele zu verlieren.

Konkret muss es eigentlich heißen: Dass man - schon wieder - die ersten fünf Spiele verliert. Dasselbe ist den "Knappen" bereits in der Saison 2016/17 passiert.

"Damals war ich beim Saisonstart nicht dabei, ich bin erst im Winter gekommen. Aber es ist schon brutal, dass es jetzt wieder passiert ist", findet Burgstaller, "wenn man fünf Spiele in der Bundesliga verliert, ist es nicht einfach, dass man aus diesem Negativstrudel wieder herauskommt."

Der immense Druck

Schöpf erlebte bereits den Fehlstart vor zwei Jahren mit und versichert, dass besagter Druck auch diesmal wieder groß geworden sei: "Gerade wenn du die letzte Saison als Zweiter beendet hast, erwartet jeder wieder eine ähnlich gute Saison. Wenn du dann von den ersten fünf Spielen alle verlierst, wird der Druck natürlich schon enorm. Vor allem bei einem Traditionsverein wie Schalke, wo die Erwartungen immer riesig sind. Umso wichtiger waren die drei Siege in einer Woche, damit wieder ein bisschen Ruhe einkehrt."

"Sogar James Rodriguez, der kleinste Spieler von Bayern München, köpfelt uns ein Tor. Das hätte es so letztes Jahr nicht gegeben."

Guido Burgstaller

Über die Gründe können die beiden ÖFB-Legionäre nur rätseln. "Es waren so Kleinigkeiten wie das erste Spiel in Wolfsburg, wo wir eigentlich 1:1 spielen, mit einem Mann weniger unbedingt das 2:1 schießen wollen, was uns letztes Jahr ausgezeichnet hat. Diesmal haben wir im Konter das 1:2 gekriegt. Da haben wir uns dumm angestellt. Dann kommst du in einen Negativstrudel rein, denn du hattest andere Ziele, es geht aber nicht mehr so leicht von der Hand wie in der vergangenen Saison. Das eine hat zum anderen geführt, überall waren es vielleicht ein paar Prozent weniger", erläutert Burgstaller.

Der Kärntner führt beispielsweise Gegentore durch Standards an, deren Verhinderung in der letzten Spielzeit noch eine Stärke gewesen sei. "Ich glaube, letzte Saison haben wir kein Eckball-Tor kassiert und bis jetzt schon drei. Sogar James Rodriguez, der kleinste Spieler von Bayern München, köpfelt uns ein Tor. Das hätte es so letztes Jahr nicht gegeben. Das sind Konzentrationsfehler, wir waren im Vergleich zum Gegner immer einen Schritt zu spät. Aber jetzt haben wir uns wieder ein bisschen gefangen. Man hat in den letzten Spielen gemerkt, dass wir wieder spritziger sind - in den Beinen und auch im Kopf. Der Kopf ist sowieso das Wichtigste. Gott sei Dank hat es eine positive Entwicklung genommen."

So reagierte Tedesco

Für den in der Vorsaison noch so gefeierten Trainer-Jungstar Domenico Tedesco war es die erste große Krise auf Schalke. Der 33-Jährige scheint sie vorerst jedoch gemeistert zu haben.

"Wie Tedesco das gelöst hat, ist schon ein Wahnsinn, vor allem in dem Alter, weil er noch ein sehr junger Trainer ist."

"Er hat versucht ruhig zu bleiben und uns bestmöglich auf die Gegner vorzubereiten", schildert Schöpf den Umgang des Coaches, "wie er das gelöst hat, ist schon ein Wahnsinn, vor allem in dem Alter, weil er noch ein sehr junger Trainer ist."

Tedesco habe auch versucht, die Spieler auf andere Gedanken zu bringen, wie der Tiroler berichtet: "Er hat immer zu uns gesagt, es gibt viel wichtigere Dinge im Leben als nur Fußball - wir sollen nicht zu viel an die Situation denken. Aber das ist klarerweise schwierig, irgendwie ist es trotzdem immer im Hinterkopf. Man denkt sich, hoffentlich gewinnen wir am Wochenende, hoffentlich holen wir die ersten drei Punkte, irgendwann muss es ja hinhauen. Aber er hat es sehr ruhig und gelassen genommen und uns trotzdem immer bestmöglich vorbereitet."

Burgstaller kämpft sich aus Tief heraus

Seine beiden Österreicher haben es ihm zuletzt zurückgezahlt, dass sie wieder vermehrt von Beginn an ran durften. Für Burgstaller ist das erste Saisontor definitiv eine Erleichterung:

"Tore tun Stürmern immer gut. Ich habe das bis jetzt auf Schalke auch noch nicht erlebt, dass ich so lange für mein erstes Tor gebraucht habe. Aber es geht nicht immer nur nach oben, jetzt hatte ich eben mal eine schlechtere Phase. Aber wir haben uns nicht nur als Mannschaft, sondern auch ich persönlich habe mich rausgekämpft."

Auch Schöpf betrachtet sein Standing in Gelsenkirchen als gut. Dass er vor seiner krankheitsbedingten Pause nicht konstant in der Startelf gestanden sei, begründet er mit ganz normaler Rotation:

"Wir haben viele qualitativ hochwertige Spieler und vor allem auch viele Spiele. Deswegen ist es logisch, dass wir nicht jeden dritten Tag mit der gleichen Aufstellung spielen und ab und zu mal durchrotieren. Der Trainer versucht außerdem jedem Spieler zu vermitteln, dass er wichtig ist für die Mannschaft und gebraucht wird. So macht er das auch bei mir."

Schöpf fit für Länderspiele

Für das Gastspiel in Düsseldorf wurde der Allrounder nicht rechtzeitig fit, im Hinblick auf die Länderspiele gegen Nordirland und Dänemark gibt der 24-Jährige jedoch Entwarnung:

"Alles in Ordnung, ich bin wieder ganz normal im Mannschaftstraining. Auf Schalke haben die Blutwerte noch nicht so gepasst, deswegen war ich am Wochenende noch nicht im Kader. Nach so einem Infekt ist es immer schwierig, dass man nicht zu früh wieder anfängt. Daher sind wir lieber auf Nummer sicher gegangen."

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