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Napoli? Lainer träumt weiter von Auslands-Transfer

Sein Umgang mit geplatztem Napoli-Deal. Transfer-Absprache mit Salzburg?

Es gibt viele Möglichkeiten, um zu ergründen, wie weit der FC Red Bull Salzburg der Bundesliga-Konkurrenz inzwischen enteilt ist. Letztlich reicht ein Blick auf die Tabelle.

Auch die Kluft im Bereich Transfers ist bekanntlich eine beachtliche. Wohl kein anderer Bundesligist hätte es sich im Sommer leisten können, ein Angebot wie jenes des SSC Napoli für Stefan Lainer auszuschlagen.

"13 bis 15 Millionen für einen rechten Verteidiger aus der österreichischen Bundesliga und dann nicht wegkommen - das ist eigentich schon sehr unwahrscheinlich. Aber es gibt nichts, was es im Fußball nicht schon gegeben hat", schmunzelt Lainer.

Mit einigen Monaten Abstand kann der 26-Jährige das Platzen seines Serie-A-Traums etwas gelassener kommentieren und einordnen. Noch im Juli ließ er ordentlich Frust wegen des gescheiterten Wechsels ab.

Der richtige Umgang mit dem geplatzten Napoli-Transfer

Vermutlich hilft auch der aktuelle Erfolgslauf mit den "Bullen" bei der Vergangenheitsbewältigung, erst am Sonntag köpfelte Lainer den Serienmeister mit seinem Siegtreffer zum 2:1 bei Sturm Graz zum zehnten Sieg im zehnten Liga-Spiel, auch in der Europa League ist die Bilanz makellos.

Dass der nicht zustande gekommene Transfer nach Neapel deswegen vergeben und vergessen ist, kann man jedoch auch nicht behaupten. Letztlich sei es darauf angekommen, den richtigen Umgang mit diesem geplatzten Deal zu finden:

"Es bringt nichts, dem ständig hinterherzuweinen und traurig zu sein, dass es nicht geklappt hat und zu sagen: 'Alles ist unfair und ungerecht und ich bin so arm!'"

Stefan Lainer

"Wenn man daran denkt oder sich ein bisschen etwas anschaut, ist es natürlich schon immer noch ärgerlich. Man muss es auch nicht abhaken, aber meiner Meinung nach ist es irgendwann das Gescheiteste, wenn du es mehr oder weniger abhakst und nach vorne schaust. Denn du musst dich wieder neu präsentieren, du musst Leistung abliefern - dann kann so eine Chance wieder kommen."

"Aber es bringt jetzt nichts, dem ständig hinterherzuweinen und traurig zu sein, dass es nicht geklappt hat und zu sagen: 'Alles ist unfair und ungerecht und ich bin so arm!' Es ist wichtig, dass du bereit bist, nicht aufgibst und sagst: 'Okay, wir haben eine super Mannschaft, wir haben die Mögichkeit, dass wir in der Europa League wieder weit kommen.' Es macht auch Spaß, mit dieser Mannschaft zu spielen. Ich werde alles reinhauen - und möglicherweise kommt noch einmal die Chance."

Absprache mit Salzburg?

Ob sich noch einmal die Chance bei Napoli ergibt, steht für Lainer indes in den Sternen: "Das wird man sehen. Napoli ist sicher eine überragende Mannschaft mit einem der weltbesten Trainer, von dem her wäre es ein Highlight in meiner Karriere gewesen, für so einen Verein spielen zu dürfen. Aber es gibt natürlich nicht nur Napoli. Fakt ist, dass Napoli dann einen anderen rechten Verteidiger geholt hat, deswegen haben sie zwei Rechtsverteidiger. Aber im Fußball ist nichts ausgeschlossen. Mein Fokus liegt jetzt aber nicht auf Napoli, sondern es gibt viele interessante Vereine. Wir werden sehen, was dann genau kommt."

Der neunfache ÖFB-Teamspieler ist jedenfalls zuversichtlich, dass Salzburg-Sportchef Christoph Freund nicht neuerlich sein Veto einlegen wird, sollte sich besagte Chance ergeben - selbst wenn sich an der Außenverteidiger-Situation bei RBS nichts ändern sollte.

"Wenn möglicherweise noch so eine Möglichkeit kommt, hoffe ich schon darauf, dass mir Salzburg dann keine Steine mehr in den Weg legt."

Stefan Lainer

"Wie die Situation dann ausschauen kann, ist sicher schon ein wenig durchbesprochen worden", deutet Lainer an und verwehrt sich gegen den Eindruck, dass er mit mehr Vehemenz auf einen Wechsel hätte pochen können:

"Ich habe vielleicht nicht mit sehr viel Nachdruck agiert, aber ich habe schon meinen Wunsch geäußert, dass ich es gerne machen würde. Das haben sie auch gewusst. Es war jedoch die Konstellation so, dass im Sommer sehr viel zusammengekommen ist, sodass es einfach nicht gegangen ist. Deswegen haben einige gesagt, ich hätte mehr machen können. Aber es wäre nicht gegangen, das könnt ihr mir glauben! Daher musst du das dann eh irgendwann abhaken. Aber wenn möglicherweise noch so eine Möglichkeit kommt, hoffe ich schon darauf, dass mir Salzburg dann keine Steine mehr in den Weg legt."

Irgendwann heißt es Risiko nehmen

Fakt ist: Man muss nicht unbedingt zwischen den Zeilen lesen, um zu erkennen, dass Lainer den baldigen Sprung ins Ausland anvisiert. Das heißt jedoch nicht, dass er ihn mit aller Gewalt anstrebt:

"Wenn ich den Schritt mache, möchte ich natürlich irgendwohin wechseln, wo ich weiß, ich komme zu meinen Einsätzen und habe Möglichkeiten, dass ich spiele, sonst wäre es für mich kein nächster Step, wenn ich vielleicht in einer super Liga bin, aber ich spiele dort nicht. Das macht keinen Sinn für mich. Dann ist es gescheiter, du bringst weiterhin bei Salzburg deine Leistung, spielst möglicherweise in den nächsten Jahren das eine oder andere Mal sogar in der Champions League, als einfach nur zu wechseln, um zu wechseln."

Das Nationalteam hat der Salzburger dabei tendenziell doppelt im Hinterkopf. Ohne Spielpraxis im Ausland sei es schwierig, sich für das ÖFB-Team zu empfehlen, in dem er sich unter Teamchef Franco Foda einen Stammplatz auf der rechten Defensivseite erarbeitet hat.

Dennoch: "Irgendwann musst du das Risiko trotzdem auf dich nehmen. Als ich von Ried nach Salzburg gegangen bin, hat auch jeder gesagt: 'Dort bist du nur Backup, bleib noch ein Jahr.' Im Endeffekt kannst du das vorher nie wissen. Du weißt nie: Kannst du dich noch einmal entwickeln? Kannst du noch einmal einen Schritt machen? Deswegen musst du selbst versuchen, eine gute Entscheidung zu treffen, ob du es dir zutraust oder nicht. Das Risiko musst du selbst abschätzen."

Bundesliga vs. internationale Liga

Ein Legionär in einer guten Liga zu sein und dort auch zum Einsatz zu kommen, hat in der Vergangenheit im Nationalteam noch selten geschadet, wenngleich Bundesliga-Spieler bei Foda durchaus zum Zug kommen.

"Ich denke schon, dass man gesehen hat, dass zwischen der Bundesliga und internationalen Ligen keine Welten Unterschied sind. Wir haben mit Salzburg gezeigt, dass wir gegen international namhafte Mannschaften bestehen können, gleichzeitig hat Sturm Graz gezeigt, dass sie uns schlagen können, wenn wir nicht aufpassen. Ich sehe es wie der Teamchef, dass die österreichische Liga unterschätzt wird", verdeutlicht Lainer, meint jedoch gleichzeitig:

"Nichtsdestotrotz haben wir viele Legionäre mit extrem hoher Qualität. Da ist es dann natürlich schon so, dass es für einen Spieler aus der österreichischen Liga schwierig ist, sich gegen einen durchzusetzen, der in England oder Deutschland spielt. Das ist ganz klar."

Lainer kontert Hierländer-Spruch

Ganz klar ist für Lainer auch, dass er den Spruch seines ÖFB-Kollegen Stefan Hierländer nach dem Siegtor in Graz so nicht stehen lassen kann. Der Sturm-Kicker hatte - ein wenig mit Augenzwinkern - gemeint: "Wenn er das 100 Mal probiert, schafft er es zwei oder drei Mal - so gut kenne ich Stevie."

"Das stimmt so nicht", erhebt Lainer Einspruch, "wenn man sich die letzten zwei, drei Jahre anschaut, habe ich sicher schon vier, fünf Kopfball-Tore gemacht, die ähnlich waren oder zumindest ähnlich in dem Sinn, dass die Flanke auf die erste Stange geht. Mit einem guten Lauf-Timing kann dann auch ein Spieler wie ich, der nicht so groß ist, einmal ein Kopfball-Tor machen."

Aber zumindest gesteht er Hierländer zu, dass diesmal ein wenig Glück im Spiel war: "Das war schon auch schwer zu verteidigen, weil die Flanke weg vom Tor war - ich bin selbst nur noch schwer hingekommen, obwohl ich den näheren Weg hatte. Und dann ist natürlich ein bisschen Glück dabei, dass er als Bogenlampe genau ins lange Eck reinfällt. Da hat alles perfekt zusammengepasst."

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