Gerhard Struber ist nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Nach 36 Spielen wurde der 48-Jährige des Amtes enthoben (hier nachlesen>>>).
Neben ihm muss sein Co-Trainer und langjähriger Vertrauter Bernd Eibler gehen. Der zweite Co-Trainer, Thomas Hickersberger, bleibt hingegen im Amt und wird Friedhelm Funkel zur Seite stehen.
Zweifel gab es an Struber zuletzt immer wieder, sein Aus kommt aber dennoch ein wenig überraschend. Schließlich ist der "Effzeh" als Zweiter weiterhin voll im Rennen um den direkten Sprung ins Oberhaus.
Keller schloss Strubers Entlassung (eigentlich) aus
Noch am Samstag nach dem 1:1 gegen Schlusslicht Regensburg stärkte Sport-Geschäftsführer Christian Keller seinem Coach den Rücken, er stehe "zu 100 Prozent" hinter ihm, eine Entlassung sei auszuschließen. Nun muss Keller aber genauso wie Struber den Sessel räumen.
Eigentlich war davon auszugehen, dass Struber - trotz der Wankelmütigkeit in den Leistungen seines Teams - die Saison zu Ende bringen darf und sich der "Effzeh" gegebenenfalls nach geglücktem Aufstieg einen neuen Trainer sucht.
Das Remis gegen den Fixabsteiger kostete ihm und Keller nun aber zwei Runden vor Schluss den Job. Doch wie kamen die Entscheidungen zustande und was waren die Gründe dafür?
Funkel: "Nicht mehr für möglich gehalten"
Tatsache ist: Beim 1. FC Köln wurde die komplette sportliche Führung freigestellt.
"Ich habe es nicht mehr für möglich gehalten, nochmals den 1. FC Köln zu betreuten. Aber im Fußball passieren immer wieder Dinge, die wir alle nicht für möglich halten."
Schnelles Handeln war also gefragt und man wählte eine naheliegende, aber erprobte Lösung als Feuerwehrmann auf der Trainerbank: Friedhelm Funkel soll den direkten Aufstieg über die Ziellinie bringen.
Bereits zum dritten Mal wird der Trainer-Haudegen die "Geißböcke" coachen. "Ich habe es nicht mehr für möglich gehalten, nochmals den 1. FC Köln zu betreuten. Aber im Fußball passieren immer wieder Dinge, die wir alle nicht für möglich halten", sagte der 71-Jährige im Zuge seiner Antritts-Pressekonferenz.
Statt Keller übernimmt Lizenzbereichs-Leiter Thomas Kessler dessen Agenden und wird Interims- Sportdirektor. Er habe "vom ersten Augenblick gespürt, dass Friedhelm der optimale Partner für diese Aufgabe ist".
Funktionäre proben den Aufstand
Wie der "Kölner Express" berichtet, habe es noch am Samstagabend umfassende Unmutsäußerungen hochrangiger Vereinsfunktionäre gegeben, die ihre "Fassungslosigkeit kundgetan" hätten.
Am Sonntagnachmittag trafen sich laut "Bild" Präsident Werner Wolf und der Vorstand mit Struber und Keller, um die Lage zu analysieren.
Indem Keller Struber derart demonstrativ und medienwirksam den Rücken stärkte, stellte er sich letztlich selbst ein Bein.

Denn die Führungsgremien wollten sich eigentlich die Möglichkeit offenlassen, im Saisonendspurt noch den Trainer zu wechseln. Damit wurde klar, dass im Falle einer Entlassung Strubers auch er gehen muss.
Auch im Gespräch mit Präsident Wolf untermauerte Keller nochmals seine Haltung: Für ihn sei klar, dass man an Struber festhalten müsse. "Insofern war es für uns deswegen nur konsequent, uns auch von ihm zu trennen", erklärte Wolf dazu.
(K)eine klare Sache
So klar, wie die Entscheidung zur Ablöse des Duos scheint, war sie zunächst aber ganz und gar nicht.
Beim 1. FC Köln gibt es ein Gremium namens "Gemeinsamer Ausschuss". Diesem gehören Präsident Werner Wolf, die Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Carsten Wettich, der Vorsitzende des Mitgliederrates Fabian Schwab und Stellvertreterin Stacy Krott, Aufsichtsratsvorsitzender Lionel Souque und Dr. Klaus Behrenbeck (Vorsitzender des Beirats) an.
Der "Gemeinsame Ausschuss" tritt immer dann zusammen, wenn beim Klub Entscheidungen von größerer wirtschaftlicher Tragweite getroffen werden müssen. Der Vorstand benötigt dafür dessen Zustimmung - so auch in der Causa Struber und Keller.

Spannendes Detail: Es braucht eine einstimmige Entscheidung. Die Abstimmung am Sonntag soll aber "nur" mit 5:2 pro sofortiger Trennung von Struber und Keller ausgefallen sein.
Es habe dann im Laufe des Abends aber weitere intensive Gespräche gegeben, vor allem Aufsichtsratsvorsitzender Souque soll dabei laut "Bild" Druck gemacht haben, wodurch es schließlich doch noch zu einer Einstimmigkeit gekommen sei.
Glückt die "nahtlose Übernahme"?
Insbesondere Präsident Wolf soll lange gegen diesen Schritt gewesen sein. Der "Effzeh" stand zum Zeitpunkt der Entlassung auf einem direkten Aufstiegsplatz und der 68-Jährige wollte nicht komplett ohne sportliche Führung dastehen.
Alle Trainer des 1. FC Köln seit Peter Stöger
Speziell im Hinblick auf den anstehenden Transfersommer, in dem es den Klub im Aufstiegsfall auf die Bundesliga vorzubereiten gilt. Das obliegt von nun an Ex-Keeper Kessler. Nach der Entlassung Kellers sprach Wolf aber davon, dass Kessler "in sämtliche Abläufe der Kaderplanung eingebunden" gewesen sei und die Gespräche daher "nahtlos fortführen" könne.
Ob anstelle Kellers zukünftig ein neuer Geschäftsführer Sport bestellt wird, wollte Wolf bei der Vorstellung von Funkel allerdings nicht beantworten.
Bleibt Funkel, wenn der Aufstieg glückt?
Wie es auf der Trainerposition weitergeht, ließen Wolf und Kessler ebenfalls offen. Man wolle zunächst die kommenden beiden Spiele abwarten, erst dann werde man sich dazu Gedanken machen.
Gelingt der Aufstieg, läge eine Weiterbeschäftigung von Funkel freilich auf der Hand. Doch auch der will sich damit (noch) nicht befassen. "Für mich zählen nur diese zwei Spiele, alles andere spielt in meinem Kopf keine Rolle", bekräftigte er.
Kessler mit Lob für Hickersberger
Ein Verbleib von Funkel könnte auch einen Verbleib von Thomas Hickersberger bedeuten. Dass das langjährige Mitglied des Rapid-Betreuerstabes nach Strubers Aus nicht gehen muss, überraschte viele.
"Er ist ein sehr guter Fußballfachmann und kann in den nächsten Wochen noch unheimlich wertvoll sein."
Laut Neo-Sportdirektor Kessler gibt es dafür gute Gründe. "Er ist wichtig für Standards, wir haben eine sehr gute Standardquote", lobt er den 51-Jährigen. "Er ist ein sehr guter Fußballfachmann und kann in den nächsten Wochen noch unheimlich wertvoll sein", weshalb er Funkel gesagt habe, es sei "sinnvoll, ihn zu behalten" und dieser habe das ebenso gesehen.
Das Trainergespann komplettieren Torwarttrainer Peter Greiber und der von Funkel mitgebrachte Matthias Lust.
Schon am kommenden Freitag ist das Neo-Trainerteam beim Spiel gegen den 1. FC Nürnberg gefordert. Eine Niederlage beim "Club" könnte den Direktaufstieg nochmals in ernsthafte Gefahr und die Vereinsführung damit in Erklärungsnot bringen.