Während bei den Männern die Klub-WM in die heiße Phase geht, startet am Mittwoch in der Schweiz die 14. Auflage der Frauen-Fußball-EM.
Zum dritten Mal kämpfen 16 Teams um den Titel, erstmals in dieser Zeitspanne ist Österreich nach verpasster Qualifikation nur Zuschauer. Spanien ist als Weltmeister der große Favorit, auch EM-Titelverteidiger England und Rekord-Europameister Deutschland dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, am Ende ganz oben zu stehen.
Die Spanierinnen, die in Pool B auf Portugal, Belgien und Italien treffen, könnten ihren dritten Premieren-Triumph in Folge fixieren.
Bei der WM 2023 durften sie dank eines 1:0 am 20. August in Sydney gegen England erstmals den Thron besteigen. Ende Februar 2024 folgte mit einem 2:0 gegen Frankreich in Sevilla der Triumph in der Nations League. In diesem Bewerb steht Spanien aktuell wieder im Halbfinale.
Auf EM-Ebene war das Halbfinale 1997 das beste Abschneiden, zuletzt kam dreimal im Viertelfinale das Aus, darunter 2017 im Elferschießen gegen die ÖFB-Auswahl. Diese Serie soll unbedingt enden.
Bonmati als Taktgeberin
Das wäre auch für Teamchefin Montse Tome wichtig, die nach einem enttäuschenden Olympia-Turnier 2024 nicht unumstritten ist. Vorangehen soll mit Aitana Bonmati die Gewinnerin des Ballon d'Or. Die 27-Jährige ist die Taktgeberin im Ballbesitzfußball der Ibererinnen.
Den praktiziert auch der FC Barcelona, der im Finale der Champions League überraschend gegen Arsenal den Kürzeren zog. Ob das eine zusätzliche Motivation darstellt oder vielleicht für einen kleinen Knick bei der einen oder anderen Spielerin gesorgt hat, wird sich zeigen. Für die Konkurrenz war es jedenfalls ein ermutigendes Zeichen.
Vor allem für die Engländerinnen, die fast alle in der heimischen Women's Super League tätig sind. In der Nations League in diesem Frühjahr besiegte England Gruppensieger Spanien 1:0, verlor im Juni das Rückspiel aber 1:2. Während wichtige Akteurinnen wie Millie Bright oder Mary Earps fehlen, stehen vom EM-Triumph 2022 noch immer 13 Spielerinnen im Kader.
Erfolgsgarant könnte Sarina Wiegman sein, die 2017 mit den Niederlanden und 2022 mit England den Titel geholt hat. Schon zu Beginn warten allerdings große Steine, geht es in der Horror-Gruppe D doch gegen Frankreich und die "Orange Leeuwinnen".
Wiegman rechnet mit "hartem Stück Arbeit"
"Jeder schaut auf diese Gruppe, es ist eine extrem starke, von Beginn an wird es ein hartes Stück Arbeit", sagte Wiegman. Am 5. Juli wartet in Zürich gleich der erste Schlager gegen Frankreich. Die Französinnen werden immer wieder als Mitfavorit gehandelt, konnten die hohen Erwartungen bisher aber nicht erfüllen.
"Wir haben die letzten zwei Europameister in unserer Gruppe. Aller guten Dinge sind immer drei, also hoffentlich gibt es nach dem Turnier einen dritten Europameister aus dieser Gruppe und das sind dann wir", gab Trainer Laurent Bonadei zu Protokoll.
Er sorgte für einen Umbruch, indem er die Langzeit-Kapitänin Wendie Renard und Rekordtorschützin Eugenie Le Sommer nicht nominierte.
Bei den Niederländerinnen könnte es diesen nach dem Turnier geben, da der Vertrag von Teamchef Andries Jonker nicht verlängert wird, er durch Arjan Veurink ersetzt wird. Keine idealen Voraussetzungen vor einem Turnierstart. Ein Fragezeichen steht zudem hinter der Fitness von Topstürmerin Vivianne Miedema. EM-Debütant Wales ist als viertes Team in der Gruppe nicht zu beneiden.
DFB-Team hofft auf Ende von Titel-Durststrecke
EM-Finalist Deutschland ist der Kopf der Gruppe C, in der sich auch Außenseiter Schweden, Dänemark sowie Österreichs Play-off-Bezwinger und Debütant Polen befinden. Es ist das erste Turnier nach dem Karriereende von Alexandra Popp.
Giulia Gwinn ist zur Kapitänin aufgestiegen, Lea Schüller soll für die nötigen Tore sorgen. "Ich habe nicht irgendwelche persönlichen Ziele. Ich möchte einfach mit der Mannschaft am Ende den Titel holen", betonte die Bayern-Stürmerin, die in 75 Länderspielen 52 Mal getroffen hat.
Der achtfache Europameister und zweifache Weltmeister wartet seit dem EM-Gewinn 2013 auf einen großen Titel. Norwegens Durststrecke besteht länger, 1987 und 1993 gelangen die beiden Europameistertitel. Dank der geballten Offensivkraft von Ada Hegerberg, Caroline Graham Hansen und Guro Reiten besteht Hoffnung, die mangelnde Defensivstärke könnte aber wie 2022 zum Problem werden.
Gegner in der Gruppe A sind Island, Finnland und Gastgeber Schweiz, der keine realistische Chance hat, ein ähnliches Veranstalter-Kunststück wie die Niederlande und England zuletzt hinzulegen.
Erhöhtes Preisgeld
Der Europameister wird am 27. Juli im St. Jakob-Park in Basel gekürt, weitere Spielorte sind Bern, Genf, Zürich, St. Gallen, Luzern, Thun und Sion.
Der bisherige EM-Zuschauerrekord von England (574.864) wird geknackt. Gesteigert hat sich auch das Preisgeld auf 41 Millionen Euro. "Das ist wichtig, weil es mit Wertschätzung zu tun hat", sagte ÖFB-Teamchef Alexander Schriebl. "Es ist gut, dass das alles mitwächst."