Endstand
2:0
0:0 , 2:0
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Salzburger Erleichterung: "Gibt keinen besseren Boost"

Die "Bullen" haben in der Europa League endlich angeschrieben und ihre Krise fast endgültig hinter sich gelassen. Die Last, die von den Schultern fällt, ist groß:

Salzburger Erleichterung: "Gibt keinen besseren Boost" Foto: © GEPA
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Der FC Salzburg ist in der UEFA Europa League angekommen. Endlich.

An Spieltag vier reicht es für die "Bullen" für die ersten drei Punkte. Aus dem Duell gehen die Go Ahead Eagles gehen sie als mehr als verdienter Gewinner hervor (Spielbericht>>>).

Verdient deshalb, weil sie über große Teile der zweiten Halbzeit eine Leistung ablieferten, die an frühere europäische Gala-Nächte erinnerte. Halbzeit eins war hingegen einmal mehr ausbaufähig.

Schwache erste Halbzeit: "Die schicken ja auch elf Spieler auf den Platz"

"Wir hatten nicht wirklich Zugriff auf den Gegner. Mit dem Ball war es in Ordnung, oft hat nur der letzte Pass gefehlt, aber gegen den Ball haben wir uns schwer getan", weiß Coach Thomas Letsch.

"Sie haben das in der Aufbauphase gut gemacht, wir konnten nicht so richtig hoch pressen", sagt Innenverteidiger Jacob Rasmussen mit der Tatsache, dass Halbzeit eins zu wünschen übrig ließ, konfrontiert. Er gibt zu bedenken: "Die schicken ja auch elf Spieler auf den Platz."

Das Salzburger Glück am Donnerstag war auch, dass diese elf Spieler aus Deventer in Halbzeit eins sehr nachlässig agierten. Ein besserer Gegner hätte die "Bullen" für ihre erneut offenbarten Schwächen bei Flanken bestraft.

"Es fühlt sich eigentlich scheiße an, was wir machen"

"Dann stehen wir in den ersten fünf, sechs Minuten als Trainerteam draußen und sagen: 'Es fühlt sich eigentlich scheiße an, was wir machen"

Thomas Letsch:

Letsch reagierte noch in Halbzeit eins mit einer System-Umstellung von einem 4-3-3 auf ein 4-2-2-2, in der Pause wurde nochmal taktisch nachgeschärft. "Dann stehen wir in den ersten fünf, sechs Minuten als Trainerteam draußen und sagen: 'Es fühlt sich eigentlich scheiße an, was wir machen.'", gibt der Deutsche Einblick.

Er holte seine Spieler in einer Unterbrechung zur Seite, wies sie an, deutlich mutiger zu sein, und befahl den beiden Sechsern, Soumaila Diabate und Maurits Kjaergaard, den gegnerischen Sechser zu attackieren, um das Aufbauspiel der Niederländer zu stören. Diese Maßnahme fruchtete fast auf Anhieb.

"Ab der 50 Minute war es dann griffig. Wir haben den Gegner intensiver attackiert, hatten viele Ballgewinne und haben eine gute Energie drinnen gehabt", so ein stolzer Letsch.

Warum nicht immer so?

Nun stellt sich freilich folgende Frage: Warum nicht gleich immer so? "Weil es auch ein gewisses Risiko birgt. Wenn du den Gegner vorne sehr hoch attackierst, hat es hinten Konsequenzen. Wir hatten zuletzt Phasen, in denen wir hinten nicht so stabil waren", reflektiert Letsch.

Er habe aus der Partie am Donnerstag "sehr viel gelernt, weil wir viel verändern mussten. Es ist immer müßig darüber nachzudenken, ob wir es von Anfang an so machen müssen. Danach ist man immer schlauer", so der 57-Jährige.

Fakt ist, dass die Gäste mit dieser Salzburger Spielanlage große Probleme bekamen. Der niederländische Pokalsieger wurde in der Phase ab Minute 50 richtig passiv, zog sich weit zurück und ließ Salzburg fatalerweise gewähren.

"Wir haben mit Geduld gespielt und gewartet, dass die Räume entstehen", erklärt Rasmussen, der seine Beine in der Entstehung des 1:0 im Spiel hatte.

Terzic kündigte Tor an

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Aleksa Terzic versprach seinen Mitspielern vor der Partie ein Tor
Foto: ©GEPA

Yorbe Vertessen war es schließlich, der nach einem perfekten Stangler von Aleksa Terzic nur mehr den Fuß zum 1:0 hinhalten musste. Den Deckel drauf machte dann Terzic höchstpersönlich mit einem absoluten Traumtor in Minute 80.

"Wobei ich den Assist fast besser als das Tor fand. Da bin ich der Einzige, aber er war einfach wichtiger", grinst Letsch.

Und Rasmussen verrät: "Er hat schon vor dem Spiel angekündigt, dass er ein Tor schießt - Hut ab, das hat er nicht schlecht gemacht."

Die unwahrscheinlichen Salzburger Matchwinner

Rasmussen, Terzic und auch Vertessen - sie alle hatten in dieser Saison schon mit schwierigen Phasen zu kämpfen und sahen sich teils harscher Kritik ausgesetzt.

Kein Wunder also, dass speziell Letzterer von einer "großen Erleichterung" spricht. Letsch hingegen will dieses Wort nicht in den Mund nehmen, freilich merkt man aber auch dem schon als angezählt gegoltenen Übungsleiter die nach vier Siegen in Folge von den Schultern abgefallene Last an.

Auch Letsch darf durchatmen

"Es ist schon ein paar Tage her, dass wir ein Heimspiel im europäischen Wettbewerb gewonnen haben", spricht Letsch den Umstand an, dass die Salzburger seit einem 1:0 über Dinamo Zagreb im Oktober 2022 in einem UEFA-Hauptbewerb nicht mehr auf eigenem Boden siegen konnten.

Der Schwung aus diesem - speziell zu diesem Zeitpunkt - enorm wichtigen Erfolg werde freilich mitgenommen: "Du kannst dir immer Selbstvertrauen aus gelungenen Aktionen ziehen, aber es gibt keinen besseren Boost als einen Sieg."

Legen die "Bullen" am Sonntag auch noch den fünften Sieg in Serie hin, wenn es auswärts bei Meister aus Graz um die Verteidigung der Tabellenführung bzw. um den Ausbau derselbigen geht, können sie auf einen erfolgreichen Block vor der letzten Länderspielpause des Jahres zurückblicken; jegliche Trainerdiskussionen um Letsch wären endgültig verstummt.

"...dann interessiert uns nicht, was in der Europa League noch möglich ist"

Daran ändert auch wenig, dass die Salzburger Chancen auf ein Weiterkommen in der Europa League trotz des Dreiers am Donnerstag weiterhin gering sind.

"Jetzt steht ein Spiel beim amtierenden Meister an. Das ist das, was uns interessiert, und nicht das, was in der Europa League möglich ist", weiß Letsch um die Chance, die sich ihm und seiner Mannschaft in Graz bieten wird.

Und zwar jene, das Wort "Krise" vorerst wieder aus dem Salzburger Sprachgebrauch zu entfernen.

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