"International wird es immer so sein, dass sich der Gegner Torchancen erarbeitet, aber wir können ihnen nicht immer Tausender schenken"
"International wird es immer so sein, dass sich der Gegner Torchancen erarbeitet, aber wir können ihnen nicht immer Tausender schenken", bringt Alexander Schlager gegenüber "ServusTV" die Salzburger Hauptproblematik in der bisherigen europäischen Saison auf den Punkt.
Der ÖFB-Goalie avancierte in Halbzeit eins noch zum Helden, als er einen Elfmeter von Ex-Mattersburg-Stürmer Barnabas Varga parierte und den "Bullen" damit zu einer 1:0-Pausenführung verhalf. Edmund Baidoo schoss die Salzburger schon nach 13 Minuten voran.
In der Folge gelang es Österreichs Vizemeister nicht, das Momentum aus dem frühen Führungstor und dem gehaltenen Strafstoß mitzunehmen, stattdessen zog Ferencvaros gegen Ende der ersten Halbzeit das Spielgeschehen an sich.
Alajbegovic: "Wie ein Überfall"
Zu Reden gibt aber freilich, was unmittelbar nach der Pause passierte.
Salzburg kam noch passiver aus der Kabine als vor dem Seitenwechsel, Ferencvaros traf zwei Mal nach einer Flanke von links und einmal nach einem eigentlich als Befreiungsschlag gedachten weiten Ball in die Spitze. Alle drei Treffer wären zu vermeiden gewesen.
"Es war wie ein Überfall auf uns, wir waren plötzlich einfach nicht mehr da", ist Youngster Kerim Alajbegovic entsetzt. "Solche Fehler können wir auf diesem Niveau einfach nicht machen."
Warum bei hohen Bällen immer "höchste Alarmstufe" herrscht
Thomas Letschs nüchternes Fazit lautet: "Wir haben das Spiel hergeschenkt."
Hergeschenkt deshalb, weil speziell das Muster der ersten beiden Gegentore ein mittlerweile bekanntes ist.
"Bei uns ist es im Moment ein Thema, dass immer höchste Alarmstufe herrscht, wenn wir im tiefen Block stehen und die Bälle reinsegeln. Da sind wir nicht stabil, da sind wir nicht gut", seufzt Letsch.
Und zum dritten Tor sagt er: "Ein langer Ball darf nicht reichen."
Schlager: "Geht um die Art und Weise"
In gewisser Weise herrscht Ratlosigkeit in Salzburg vor, gleichzeitig ist man sich bewusst, dass die (enorm dünn besetzte) Defensive momentan die große Achillesferse einer insgesamt nicht sonderlich stabilen Mannschaft ist.
"Wir wissen, woran es liegt, das ist das Positive", versucht sich Schlager mit Galgenhumor.
Gleichzeitig fordert er von seinen Mitspielern: "Jeder Mensch macht Fehler, um das geht es überhaupt nicht, sondern um die Art und Weise, wie man Torchancen hergibt. Das müssen wir minimieren."
Salzburger wachten erst auf, als es zu spät war
Erst nach dem 1:3 fand Salzburg wieder halbwegs zu sich.
"Es kann ja nicht sein, dass wir erst drei Gegentore brauchen, um mutig zu sein"
Speziell die Einwechslungen von Sota Kitano und Yorbe Vertessen brachten frischen Wind. Die beiden waren es auch, die in Co-Produktion auf 2:3 stellten und damit immerhin eine Schlussoffensive entfachten.
"Dann kommt wieder Energie rein und es wirkt so, als würden wir insgesamt mehr laufen. Das war gut, aber halt zu spät", ist Letsch sauer.
Sein dringlicher Appell: "Es kann ja nicht sein, dass wir erst drei Gegentore brauchen, um mutig zu sein."
K.o.-Phase in weiter Ferne
Vor der Partie gab sich der Deutsche betont zurückhaltend und sprach vom Ziel, gegen Ferencvaros anschreiben zu wollen. Danach gibt er zu: "Eigentlich war das ganz klare Ziel, heute drei Punkte zu holen."
Nimmt man die vorherige Saison als Referenz her, brauchen die "Bullen" aus den fünf verbleibenden, mit einigen schweren Auswärtsfahrten gespickten Europa-League-Runden noch zehn Punkte, um zumindest Rang 24 und damit die Zwischenrunde zu erreichen. Dieses klar erklärte Ziel rückte am Donnerstag in weite Ferne.
"Die Ausgangsposition ist natürlich alles andere als besser geworden", weiß Letsch.
Alajbegovic baut auf das Prinzip Hoffnung: "Es wird schwierig, aber wir dürfen nicht aufgeben. Wir haben nichts mehr zu verlieren, vielleicht passiert noch was daraus."
Die Strohhalme, an die sich die Salzburg klammert, sind momentan so dünn wie selten zuvor.