Alonso hat Leverkusen ein neues Selbstverständnis gegeben. Der von ihm propagierte Spielstil ist so simpel wie brillant, Ballsicherung steht im Mittelpunkt. In der Offensive sollen schrittweise Raumgewinne erzielt werden, ohne zu viel Risiko zu gehen. Es ist eine Philosophie, die er schon als Spieler verfolgt hatte. "Zuerst müssen die Basics stimmen: Ein angekommener Pass, ein gelungener Lauf - darauf kommt es im Fußball an", meinte Alonso.
So ist auch sein Kader zusammengestellt. Dabei kommt Leverkusen ohne die ganz großen Weltstars aus. Wichtiger ist Alonso, dass ein Rädchen in das andere greift. Selbst vor dem Meisterjahr war die Mannschaft nur punktuell verstärkt worden, etwa mit Taktgeber Granit Xhaka.
Bei allem kontrollierten Spielaufbau: In der Offensive schwört Alonso auf individuelle Qualität, die er in Form von DFB-Jungstar Florian Wirtz oder seines Landsmannes Alejandro Grimaldo zur Verfügung hat.
San Sebastian als Wiege der Trainer-Superstars
Alonso stammt aus einer Fußballer-Familie. Sein Vater Periko Alonso war selbst spanischer Nationalspieler und mit Real Sociedad zweimal Meister, mit seinem älteren Bruder Mikel Alonso spielte er gemeinsam für den Club aus San Sebastian. Am berühmten Playa de la Concha, dem Stadtstrand der baskischen Provinzhauptstadt, schloss Xabi zudem schon im Volksschulalter Freundschaft mit einem anderen hochtalentierten Kicker und mittlerweile angesehenen Fußball-Fachmann: Arsenal-Trainer Mikel Arteta.
Das Duo wohnte in derselben Straße, der Calle Matia, und spielte beim selben Jugendclub. Obwohl Arteta noch mehr Talent bescheinigt war, machte Alonso als Profi die etwas bessere Karriere. Nach einem mit Everton verlorenen Stadtderby gegen Liverpool klopfte Alonso einmal bei ihm an die Tür, um ihn zu trösten, erinnerte sich der Arsenal-Coach. "Ich habe gewusst, dass er ein Spitzentrainer werden wird", sagte Arteta über seinen langjährigen Freund, aber auch Rivalen.
Alonso als prädestinierter Ancelotti-Nachfolger
Wie lange dieser noch in Leverkusen tätig sein wird, ist Gegenstand anhaltender Spekulationen. Alonsos Vertrag läuft wie jener von Carlo Ancelotti bei Real Madrid bis 2026. Die jüngsten sportlichen Probleme bei den Madrilenen befeuern allerdings die Gerüchteküche.
"Ich kann nichts sagen. Wir sind früh in der Saison", wiegelte der Leverkusen-Coach zuletzt ab. Dieser gelte sein voller Fokus. Ein Wechsel während der Saison scheint nicht sein Stil. In Madrid scheint man aber gewillt, auf den Wunschkandidaten zu warten.
Im vergangenen Frühjahr hatte Alonso den Lockrufen seiner Ex-Klubs Liverpool und Bayern München widerstanden. Mit den Bayern war er als Spieler dreimal Meister, mit Liverpool gewann er 2005 wie neun Jahre später mit Real die Champions League. Bei allen drei Großclubs hat er sich im Mittelfeld einen Namen gemacht.
Als Trainer übertraf sich der besonnene Baske in Leverkusen aber selbst. Der Fluch von "Vizekusen", der dem Verein seit Anfang der 2000er-Jahre angehaftet war, ist längst Geschichte. In der Deutschen Bundesliga liegt die Werkself derzeit auf Rang vier.