"Bullen"-Verteidiger Jacob Rasmussen musste zwei Mal entscheidend vor der Linie klären. Sein linker Nebenmann, Frans Krätzig, entschied sich auf der Gegenseite aus aussichtsreicher Position gegen einen Abschluss und damit falsch.
"Wenn ich es nicht versuche, kann er auch nicht reingehen. Ich hätte noch eine Idee gehabt, nach innen zu spielen, weil ich gesehen habe, dass noch jemand mitgelaufen ist, dann war aber schon zu wenig Zeit. Das muss ich besser machen, das muss ich mir ankreiden", gibt sich der Deutsche selbstkritisch.
Letsch fügt an: "Man darf den letzten Ball schon auch mal aufs Tor schießen. Man muss nicht immer nochmal eine bessere Lösung suchen."
"Irgendwann wird er reinfallen"
Das Prinzip Hoffnung
Von genau solchen Fast-Chancen wie von Krätzig hatte Salzburg auch im zweiten Durchgang einige, die Entscheidungsfindung im letzten Drittel ging aber so gut wie immer daneben. Zudem erwischte Ex-Liverpool-Keeper Simon Mignolet im Brügger Tor einen guten Tag und kratzte unter anderem einen Kopfball von Dorgeles Nene gerade noch vor der Linie weg.
Die mangelnde Salzburger Effizienz in den gefährlichen Zonen ist kein neues Thema, eine wirkliche Lösung dafür ist zurzeit nicht in Sicht. Keeper Alex Schlager baut auf das Prinzip Hoffnung:
"Wir müssen im letzten Drittel die ein oder andere Entscheidung noch besser treffen und das konstant über 90 Minuten. Dann kriegen wir noch mehr Torchancen und irgendwann wird er reinfallen. So kommt die Selbstverständlichkeit, dann ist vieles möglich."
Gleichzeitig betont der 29-Jährige: "Es war kein Spiel, in dem man unbedingt ein Gegentor kriegen muss. Es liegt nicht nur am Offensivbereich."
Was beim Gegentor schief lief
Damit hat Schlager freilich recht. Die durchaus qualitativ besetzte Offensive der Brügger hatten die Salzburger nämlich über weite Strecken gut im Griff. Die meisten Chancen der Belgier resultierten aus Eigenfehlern und das Tor aus einer Phase, in der im Pressing der letzte Nachdruck fehlte.
"Wenn man gegen eine Mannschaft spielt, die fußballerische Qualität hat, geht es darum, jegliche Intensität gegen den Ball an den Tag zu legen. Das haben wir in dieser Phase nicht geschafft. Der ein oder andere ist müde geworden, darauf haben wir reagiert und gewechselt", erklärt Letsch.
Womöglich wurde gerade um die eine Spielunterbrechung zu spät auf diese Müdigkeit reagiert. Ausgerechnet Sota Kitano war es nämlich, der nach einer intensiven Laufleistung in den 74 Minuten davor nicht mehr genügend Kraft aufbringen konnte, um in der letzten Aktion vor seiner Auswechslung Bjorn Meijer am linken Flügel anzusprinten.
Das Resultat war eine perfekt geschlagene Flanke des unbedrängten Niederländers an den Fünfer, wo Romeo Vermant einlief und den Ball ins Tor spitzelte.
Das waren Salzburgs bisherige CL-Quali-Anläufe
Gut, aber gut genug für die Champions League?
Die Salzburger Fitness sei trotz der vielen bereits absolvierten Spiele in diesem Sommer kein generelles Thema, Situationen wie jene vor dem 0:1 seien schlicht der eigenen pressingorientierten Spielanlage geschuldet, so Letsch: "Wenn unsere Offensivreihe das richtig durchzieht, sind sie nach 60, 70 Minuten platt. Dann kommen andere nach."
Insgesamt habe seine Mannschaft ein gutes Spiel abgeliefert, "aber gut reicht nicht, um in die Champions League zu kommen. Das war auch die Botschaft an die Mannschaft", gibt Letsch Einblicke in seine Kabinen-Ansprache. Es gehe darum, "in allen Phasen die letzten fünf, zehn Prozent herauszuholen".
Schlager: "Ich glaube dran"
Die Chancen auf die "Königsklasse" sind damit ordentlich gesunken, und das schon vor einem etwaigen Playoff. Um dieses doch noch zu erreichen, muss beim Rückspiel auswärts in sechs Tagen all das besser werden, was vor dem gegnerischen Tor passiert.
"Jeder hat heute gemerkt, dass es durchaus möglich ist, gegen die zwei Tore zu schießen. Genau so werden wir dort von der ersten Sekunde antreten. Dann werden wir sehen, wozu es am Ende reicht. Aber ich glaube dran", gibt sich Schlager kämpferisch.