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11 Fakten zu Andreas Ulmers 100. Europacupspiel

UEFA-Cup und CL-Durststrecke - Andreas Ulmer steht vor 100. Europacup-Spiel:

11 Fakten zu Andreas Ulmers 100. Europacupspiel Foto: © GEPA

Neapel soll für Österreichs Serien-Meister RB Salzburg eine Reise wert sein.

Im richtungsweisenden Gruppenspiel der Champions League gegen SSC Napoli (ab 21 Uhr im Stream auf DAZN und im LIVE-Ticker) steht für die Bullen bereits viel auf dem Spiel, verlieren ist in Süditalien quasi verboten.

Noch spezieller wird der Auftritt beim Serie-A-Vizemeister für Andreas Ulmer. Der Salzburg-Kapitän steht nämlich vor dem 100. Europacup-Spiel seiner Karriere - eine herausragende Marke.

Damit ist der mittlerweile 34-jährige Oberösterreichter der erste ÖFB-Spieler überhaupt, der den Hunderter voll macht. Auf längere Sicht gesehen könnte ihm vor allem der erst 27-jährige Bayern-Legionär David Alaba den Rekord streitig machen, dieser hält aktuell bei 80 Europacup-Partien. Momentan ist es jedoch noch alleine auf weiter Flur.

"In erster Linie ist es schon besonders für mich. Hundert Spiele im Europacup - das ist nicht so schlecht, glaube ich", schmunzelt Ulmer vor dem Spiel im San Paolo. An sein erstes Europacup-Spiel kann er sich noch erinnern, wenn auch nicht an alle Einzelheiten.

Hättet ihr es gewusst? Sein Debüt auf internationaler Bühne gab Ulmer vor über 13 Jahren einst für einen Wiener Verein. Der Startschuss einer eindrucksvollen Europacup-Reise. LAOLA1 hat 11 Fakten zu Andreas Ulmers 100er:

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  • Die jüngeren Fußball-Fans werden nicht mehr viel mit dem Namen "UEFA Cup" anfangen können. Vor der 2009 eingeführten Europa League war das der zweithöchste Europacup-Bewerb nach der Champions League. Andreas Ulmer war damals schon dabei. Sein Debüt gab er am 14. September 2006 - für die Wiener Austria. Als 20-Jähriger wurde der Abwehrspieler im Hinspiel der 1. Runde auswärts beim 1:1 gegen Legia Warschau in der 72. Minute eingewechselt und bekam 18 Minuten Spielpraxis.'

  • Die Austria-Startelf von damals liest sich heute durchaus mit einem Schmunzeln. Wer in Nostalgie schwelgen will, bitteschön: Szabolcs Safar; Johannes Ertl, Delano Hill, Florian Metz, Franz Schiemer, Fernando Troyansky; Markus Kiesenebner, Jocelyn Blanchard; Hannes Aigner (72. Andreas Ulmer), Roman Wallner (63. Thomas Pichlmann), Wolfgang Mair (46. Gerd Wimmer).

  • Als Andreas Ulmer erstmals im Europacup - sprich im UEFA-Cup - auflief, waren seine heutigen Teamkollegen Erling Haaland sechs und Dominik Szoboszlai sowie Sekou Koita gerade einmal fünf Jahre alt - 15 Jahre später ist der Routinier ihr Kapitän und ein absoluter Führungsspieler. 

  • 2009 startete für Ulmer eine vermeintliche Never-Ending-Story, die damals so nicht zu befürchten war und erst zehn Jahre später ein Happy-End fand. Ulmer absolvierte am 22. Juli 2009 gegen den Bohemian Football Club Dublin sein erstes Qualifikations-Spiel für die Champions League und gleichzeitig sein erstes Europacup-Spiel für die Bullen. Es sollten ingesamt 31 Spiele in der CL-Quali werden - allerdings qualifizierte sich Ulmer bekanntlich mit Red Bull Salzburg nie für die Gruppenphase. In der aktuellen Saison schaffte Salzburg den Sprung über die Bundesliga direkt in die Gruppenphase und benötigte keine Quali-Spiel.

  • Auf sein erstes Tor im Europacup musste Ulmer lange warten. 2010/11 war es soweit. Ulmer traf in der CL-Quali beim 5:0-Heimsieg gegen HB Torshavn im Hinspiel der 2. Runde.
  • Der gebürtige Linzer ist nicht der geborene Torjäger. Insgesamt kommt er in seiner Karriere auf 24 Treffer, 15 davon in der Bundesliga, eines in der 2. Liga, 2 im ÖFB-Cup und 2 in der Regionalliga Ost. Im Europacup summieren sich seine Treffer bis heute auf vier Tore (1x Champions League, 2x CL-Quali, 1x Europa League).

  • Ulmer - mittlerweile Familienvater - ist eine treue Seele und hat bei Red Bull Salzburg bereits einiges erlebt und so manchen Coach "verschlissen". Im Europacup spielte der Linksverteidiger immerhin unter neun Trainern. Bei der Wiener Austria warf ihn einst Frenkie Schinkels ins kalte Wasser. Bei Salzburg wurde er seit seinem Engagement im Jänner 2009 von Huub Stevens, Ricardo Moniz, Roger Schmid, Adi Hütter, Peter Zeidler, Oscar Garcia, Marco Rose und Jesse Marsch aufgestellt.

  • Fairness hat sich Ulmer über all die Jahre auf seine Fahnen geheftet. Im Europacup steht bekanntlich immer viel auf dem Spiel, man will sich beweisen. Trotzdem wurde der Außenverteidiger in seinen bislang 99 Einsätzen im internationalen Geschäft noch nie ausgeschlossen. Ulmer hat somit weder eine Gelb-Rote noch eine Rote Karte gesehen. Lediglich neun Gelbe Karten ließ er im Europacup zu - ein sehr "braver Wert" für einen Defensivspieler.

  • Der ÖFB-Teamspieler hat im Europacup auch immer wieder ein Wiedersehen gefeiert. So spielte Ulmer insgesamt sechs Mal gegen die Kroaten von Dinamo Zagreb. Vier Mal duellierte er sich mit Olympique Marseille, unter anderem im Europa-League-Semifinale 2017/18 - der bilsnag größte Europacup-Erfolg des Defensiv-Akteurs. Auch gegen Villarreal, Standard Lüttich und Lazio Rom stand er vier Mal auf dem Platz.

  • Andreas Ulmers Vater Gerhard Ulmer war selbst erfolgreicher Fußballer. Er schnürte einst für den SK VÖEST Linz die Fußballschuhe und brachte es auf 299 Bundesliga-Spiele. In dieser Hinsicht hat ihn sein Sohn mit 310 Liga-Partien bereits übertroffen. Papa Gerhard war ebenfalls im Europacup tätig, kam aber anders als sein Sohnemann "nur" in fünf Spielen zum Einsatz. 1974 duellierte er sich mit VÖEST Linz  immerhin zwei Mal im Pokal der Landesmeister mit dem großen FC Barcelona. Auf der Gugl schafften die Linzer ein 0:0, auswärts kassierten die Oberösterreicher dann eine 0:5-Schlappe. Dazu kamen für Gerhard Ulmer noch drei Einsätze im UEFA-Cup.

  • 2019 wurde Ulmer endlich mit der Champions League belohnt. Am 17. September 2019 durfte er im Heimspiel gegen Belgiens Meister Genk zum ersten Mal der Champions-League-Hymne auf dem Platz lauschen, der Rest ist mit dem 6:2-Auftakt-Erfolg bereits salzburger Fußball-Geschichte. Trotz seiner 34 Jahre ist er aus der Youngster-Truppe der Bullen nicht wegzudenken. In allen drei CL-Spielen stand er über die komplette Spielzeit als Kapitän auf dem Feld. Gegen Genk gelang ihm sogar sein erstes Champions-League-Treffer. Nach Vorlage von Zlatko Junuzovic traf Andreas Ulmer zum 6:2-Endstand.

"Auch junge Spieler bei uns haben schon Europacup-Erfahrung"

Ulmer ist bei RB Salzburg seit Jahren der Kapitän, der vorangeht. Aber nicht lautstark sondern mit viel Ruhe und Routine.

Diese Routine bringen auch die hundert Europacup-Einsätze mit sich. Trotzdem will er dieser Bestmarke nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken, denn er wähnt auch die jungen Spieler auf einem guten Weg.

"Von der Routine her: Wir haben junge Spieler, aber die haben auch schon eingie internationale Spiele in den Beinen. Patson (Anm.: Daka) oder Enock (Anm.: Mwepu) haben auch schon einige Spiele auf internationalem Niveau gesammelt, sind sehr gut in Form, vom Kopf her richtig klar und fokussiert. Ich glaube, dass sie  nicht nervös sondern sehr fokussiert auf das Spiel sind", will Ulmer seine Erfahrung nicht überbewerten.

Trotzdem will er helfen, wo seine Hilfe gewünscht und gefordert wird.

Ulmer nennt Sohn nach Ex-Teamkollege Jonatan Soriano

Dauerbrenner, Evergreen, Musterprofi: Am Wochenende in der Bundesliga geschont, wird der 34-Jährige im Champions-League-Hit beim SSC Napoli sein Jubiläum feiern und als erster Österreicher die 100er-Marke erreichen. "Es ist schon besonders für mich", sagt Ulmer gegen Ende eines bemerkenswerten Jahres.

Denn der Hunderter ist für ihn nur einer von etlichen Highlights 2019. Im ÖFB-Team gehört der Linzer - von Marcel Koller noch ignoriert - unter Teamchef Franco Foda seit 2017 zum Stamm, die erfolgreiche EM-Qualifikation ist nur noch zwei Spiele bzw. wenige Wochen entfernt. Und im Sommer brachte Ehefrau Sarah den Erstgeborenen Jonathan zur Welt. Der Name sei übrigens durchaus als Reverenz an Salzburgs Ex-Goalgetter Jonatan Soriano zu verstehen, der einst ein sehr guter Teamkollege gewesen sei: "Da hat man ein Bild vor Augen, es hat einfach gepasst."

In Salzburg passt es für Ulmer seit fast elf Jahren, getrost darf der Absolvent der Stronach-Akademie, Ex-Ried- und Austria-Kicker als Urgestein der "Bullen" bezeichnet werden. Quasi seit Anbeginn gehört er zum Stamm, kein Trainer, der nicht auf seine Dienste setzte. Mit neun Meistertiteln (zehn, wenn man die reine "Ersatzbank"-Saison 2005/06 bei der Austria hinzurechnet) ist Ulmer gemeinsam mit Robert Sara und Christoph Leitgeb Rekordhalter in der Bundesliga. Dazu kommen sechs Cuptitel und nicht zuletzt die Halb- und Achtelfinal-Spiele in der Europa-League 2018 und 2019.

Freund: "Ein absoluter Musterprofi und Vorbild für viele Spieler"

"Auch die Jahre davor waren besonders. Aber 2019 mit der Geburt meines Sohnes ist schon noch einmal sehr, sehr speziell. Das sind ganz neue Sachen für mich", meint Ulmer. Für Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund ist Ulmer ein "absoluter Musterprofi und Vorbild für viele unserer Spieler".

Es ist wohl nicht zuletzt diese Hingabe zum Beruf, mit der Ulmer auch im Reich des Hochgeschwindigkeits-Fußballs von Red Bull seinen Status stets behauptet hat. "Alles, was Salzburg mir bietet, versuche ich anzunehmen: Trainings- und Regenerationsmöglichkeiten, Ernährung. Dann ist das kein großes Geheimnis", meint er lapidar. "Vielleicht bin ich ein bisschen disziplinierter als andere. Das ständige Weiterentwickeln und Weiterbilden trägt zum Erfolg bei."

100 Europacup-Einsätze erst der Anfang

Altern nach Art von Ulmer macht Spaß. "Ich gehe anders in die Spiele hinein als zu Beginn. Ich war in gewissen Sachen immer abgeklärter, aber ich bin jetzt schon weniger nervös und möchte die Spiele genießen", berichtete der Kapitän, der 2018 die Schleife von Alexander Walke übernahm.

Kein Wunder, dass Ulmer zumindest öffentlich noch nicht über die Zeit nach der aktiven Karriere reden will: "Ich möchte mich auf den Fußball konzentrieren, weil ich noch gut in Form bin."

Erst im Frühjahr verlängerte der Klub seinen Vertrag bis 2022, es dürften also noch einige internationale Partien hinzukommen. "Ich bin sicher, dass ich noch einige Jahre auf diesem Niveau spielen kann", betont Ulmer.

Seinen österreichischen Rekord wird ihm vorerst keiner streitig machen, David Alaba ist in absehbarer Zeit allerdings ein heißer Kandidat. Der 27-jährige Bayern-Legionär hält wie erwähnt aktuell bei 80 Europacup-Partien.

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