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Salzburgs 1. Finale wider Willen - im San Paolo

Für RBS steht bei Napoli unverhofft bereits viel auf dem Spiel. Die Szenarien:

Salzburgs 1. Finale wider Willen - im San Paolo Foto: © GEPA

RB Salzburg hat Österreich in der Champions League bisher eindrucksvoll vertreten.

Der Kantersieg gegen KRC Genk zum Auftakt, die Geburtsstunde von "Wunderkind" Erling Haaland, der sensationelle Auftritt an der Anfield Road bei Titelverteidiger FC Liverpool und die starke Performance gegen Serie-A-Vizemeister SSC Napoli.

Auf der einen Seite ist die Werbung für den rot-weiß-roten Fußball unbezahlbar, auf der anderen Seite geht es im Sport nunmal auch um Zählbares - und davon hat Salzburg bisher zu wenig auf dem Konto.

Lediglich drei Punkte zieren das Konto der Bullen nach den ersten drei Spielen in der Gruppenphase, die imponierenden Leistungen gegen Liverpool und Napoli blieben hingegen unbelohnt.

Somit wird die Luft für das Team von Jesse Marsch schon langsam dünn. Denn beim Auswärtsspiel beim SSC Napoli erwartet die Mozartstädter bereits ein 1. Finale im Stadio San Paolo - denn will man weiterhin realistische Chancen auf ein Überwintern in der Königsklasse haben, ist verlieren verboten.

Team Spiele Siege Remis Niederlagen Tordifferenz Punkte
  1. SSC Napoli
3 2 1 0 5:2 7
  1. FC Liverpool
3 2 0 1 8:6 6
  1. FC Salzburg
3 1 0 2 11:9 3
  1. KRC Genk
3 0 1 2 3:10 1

VARIANTE 1: Ein Sieg lässt alle Chancen leben

Mit einem Sieg zieht man sich wohl immer am besten aus der Affäre. Auch in diesem Fall würde sich Salzburg wohl mit drei Punkten alle Türen offen halten und weiter vom Aufstieg ins Achtelfinale träumen dürfen.

Wie schwer dieses Unterfangen wird, zeigt ein Blick auf die Heimstatistik der Neapolitaner. Das Team von Carlo Ancelotti musste in dieser Spielzeit erst eine Pflichtspielniederlage vor eigenem Publikum hinnehmen. In sechs Spielen im San Paolo konnte nur das Überraschungsteam Cagliari Calcio einen 1:0-Sieg einfahren, gegen Atalanta Bergamo wurden die Punkte beim 2:2 geteilt.

Dafür konnte auf heimischem Terrain unter anderem der FC Liverpool geschlagen werden. Deutlicher wird die Heimstärke der Azzurri bei einem Blick auf die Vorsaison in der Serie A: 13 Siegen standen nur 4 Remis und 2 Niederlagen gegenüber.

Auch Salzburg weiß aus eigener Erfahrung, dass der Ausflug nach Süditalien kein Zuckerschlecken wird. Am 7. März diesen Jahres mussten sich die Bullen im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League in Neapel klar mit 0:3 geschlagen geben - damit war der Aufstieg schlussendlich nicht mehr drin (in Salzburg reichte ein 3:1-Heimsieg nicht).

Sollte diesmal jedoch der ersehnte Sieg gelingen, wäre RBS in der Tabelle der Gruppe E nur einen Punkt hinter den favorisierten Italienern und könnte mit dem dementsprechenden Torverhältnis auch das direkte Duell mit Napoli für sich entscheiden - kein unwichtiger Aspekt im Hinblick auf Punktegleichheit.

Geht man davon aus, dass sich Liverpool gegen Genk durchsetzt, wären die Reds mit zehn Punkten der klare Favorit auf den Gruppensieg, Genk aus dem Rennen und Napoli und Salzburg würden mit 7 bzw. 6 Punkten um Rang zwei rittern. An den letzten zwei Spieltagen wäre somit noch einiges möglich.

VARIANTE 2: Ein Remis könnte nur Mini-Chance bedeuten

Ein Unentschieden in Neapel? Klingt prinzipiell nicht so schlecht, doch aufgrund der zwei Niederlagen in den ersten drei Spielen könnte ein Punkt in Italien zu wenig für die Aufstiegsambitionen der Salzburger sein.

Bei einem Sieg von Liverpool gegen Genk würde der CL-Titelverteidiger die Tabellenspitze mit 9 Punkten übernehmen und Napoli dahinter mit 8 Punkten lauern. Salzburg hätte 4 Zähler auf dem Konto, hätte aber durch ein Unentschieden dann schon fix das direkte Duell mit Neapel verloren. Also: Selbst wenn Salzburg die vier Zähler Rückstand auf Napoli in den dann verbleibenden zwei Spielen noch aufholen und die Gruppe punktegleich abschließen würde, könnte der österreichische Serienmeister an den "Partenopei" nicht mehr vorbeiziehen.

Da die Neapolitaner am letzten Spieltag daheim auf Genk treffen, hätten sie alles selbst in der Hand. Startet Liverpool hingegen eine Niederlagen-Serie - was aufgrund des starken Saisonstarts in der Premier League nicht zu erwarten ist -, würden sich jedoch womöglich neue Möglichkeiten auftun.

Realistisch gesehen, wäre jedoch ein Remis in Neapel bereits zu wenig für die Bullen. Die theoretische Mini-Chance würde weiterhin bestehen, allerdings will man in der Mozartstadt mehr als bis zum Ende zittern. Im Hinblick auf einen Umstieg in die Europa League wäre es jedoch ein gewonnener Punkt.

Und diese Möglichkeit darf man nicht aus den Augen verlieren. Schafft man es schlussendlich nicht unter die ersten Zwei in der Gruppe, ist nur der Champions-League-Traum vorüber, die Hintertür Europa League - wo man bereits mit dem Semifinal-Einzug gezeigt hat, was alles möglich ist - wäre jedoch trotzdem noch möglich.

VARIANTE 3: Eine Niederlage bedeutet wohl das Ende aller Träume

Der Druck war für die Salzburger bisher nicht sonderlich groß. Endlich wurde nach dem langen Warten erstmals in der Red-Bull-Ära die Champions League erreicht - wenn auch durch eine Direktqualifikation über die Bundesliga und ohne Quali-Runden in der CL überstehen zu müssen.

Sei's drum! Die erste Saison mit der Creme de la Creme Europas wollte man genießen und gleichzeitig RB Salzburg von seiner besten Seite präsentieren. Das Selbstvertrauen war von Anfang an da, auch durch die bereits zuvor gezeigten Leistungen in der Europa League.

RBS und Angst? Das passte nicht zusammen. So konnte man befreit aufspielen, Genk sensationell mit einem Kantersieg schlagen und Liverpool sowie Neapel vor Probleme stellen - wenn auch ohne Happy End.

So richtiger Druck herrscht nun erstmals vor dem "1. Finale" in Neapel - eine ungewohnte Situation für die erfolgsverwöhnten Bullen. Denn alle Beteiligten sind sich bewusst, dass der Traum vom Aufstieg ins Achtelfinale mit einer Niederlage wohl endgültig ausgeträumt wäre.

Dann nämlich würde Salzburg bei mageren 3 Punkten aus 4 Spielen stehen bleiben, während Napoli bereits 10 Punkte auf dem Konto und das direkte Duell mit den Bullen mit zwei Siegen für sich entschieden hätte. Dann kommt es darauf an, was Liverpool abliefert. Geht man von einem Sieg der Reds gegen die Belgier aus, wären Napoli mit eben 10 und Liverpool mit 9 Punkten enteilt.

Die Italiener wären für Salzburg damit in den verbleibenden zwei Spielen nicht mehr einzuholen, Liverpool nur, wenn die Engländer danach kein Spiel mehr gewinnen und Salzburg beide Spiele gewinnt - inklusive dem Heimspiel gegen Liverpool, in dem man noch das direkte Duell nach dem 3:4 an der Anfield Road für sich entscheiden müsste. Höchst unwahrscheinlich - aber natürlich könnte es auch sein, dass Liverpool gegen Genk schwächelt und sich dadurch noch eine Mini-Chance eröffnet.

Verlassen darf man sich darauf aber nicht. Und Salzburg wäre auch nicht Salzburg, wenn sie sich mit einer Niederlage schon im Vorfeld befassen würden. Sportchef Christoph Freund weiß genau: "Wir fahren mit großem Selbstvertrauen nach Italien, wissen aber auch gegen wen wir da spielen. Das ist die Champions League. Das Spiel wird sicher wieder ziemlich eng und intensiv. Aber wir haben einen guten Plan und freuen uns drauf. Wenn alles gut läuft und wir auch etwas Spielglück haben, dann bin ich überzeugt, dass wir dort etwas holen können." Ist dies der Fall, darf Salzburg weiter träumen - vor allem mit einem Sieg.

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