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Salzburg vorm Tor "nicht gut genug"

"Bullen" scheitern erneut an sich selbst. Hat Atletico Schiri beeinflusst?

Salzburg vorm Tor Foto: © GEPA

Vor dem Duell des FC Salzburg gegen Atletico Madrid um den Aufstieg ins Champions-League-Achtelfinale warf LAOLA1 die Frage auf, ob die "Bullen" die "erwarteten Tore" erzielen und die "unerwarteten" verhindern können.

Die Mozartstädter antworteten mit einem klaren Nein. Beim 0:2 gegen die "Rojiblancos" (Spielbericht>>>) ließ Salzburg zahlreiche Top-Chancen aus, während es der La-Liga-Spitzenreiter quasi aus dem Nichts zwei Mal im Kasten von Cican Stankovic klingeln ließ.

"Wir waren nicht gut genug vorm Tor auf beiden Seiten", lautet das treffende Resümee von Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen gegenüber "Sky" nach dem Aus in der "Königsklasse".

Salzburg hat die Chancen, Atletico trifft

Besonders im ersten Durchgang kam Salzburg gegen die Weltklasse-Verteidigung von Atletico Madrid zu einigen Hochkarätern. Mergim Berisha scheiterte schon nach zwei Minuten an der Stange, Dominik Szoboszlai kurz darauf an Jan Oblak im spanischen Kasten und Patson Daka vergab eine ausgezeichnete Situation im Konter.

Atletico hingegen igelte sich quasi mit Anpfiff hinten ein, wurde kaum gefährlich und traf dennoch nach einem Carrasco-Freistoß durch Mario Hermoso, der als erster spanischer Verteidiger überhaupt einen Treffer für die Madrilenen in der Champions League erzielen konnte.

"In der ersten Halbzeit haben wir vier, fünf große Chancen, Atletico nur einen Standard und sie machen das Tor", ärgert sich Kristensen über einen ersten Durchgang, in dem mehr drinnen gewesen wäre. Unmittelbar nach Seitenwechsel hätte der Däne selbst Salzburg zum Ausgleich schießen können, der Rechtsverteidiger scheiterte mit seinem schwierigen Versuch aus der Drehung aber ebenso wie Szoboszlai, der sich wenige Minuten später wunderschön vor das Tor der Madrilenen kombinierte, nur um aus kurzer Distanz daneben zu hauen.

Klarer "Bullen"-Sieg in der xG-Wertung

Auch Zlatko Junuzovic, der nach der Gelb-Sperre von Mohamed Camara als Solo-Sechser in der Raute agierte, weiß, dass gegen Atletico mehr möglich gewesen wäre: "Man hat gesehen, sie haben Respekt gehabt. Sie sind hinten dringestanden, wir haben Möglichkeiten gehabt. Als Fazit bleibt, wir haben zu viele Torchancen vergeben. Natürlich hat uns auch das Quäntchen Glück gefehlt."

Am Ende bleibt den Salzburgern nur die Gewissheit, dass sie den spanischen Tabellenführer laut der Expected-Goal-Wertung schlagen hätten müssen. Mit einem xG-Ergebnis von 1,21:0,56 beendeten die Mozartstädter die Partie gegen die Madrilenen mit einer deutlich höheren Anzahl an "erwarteten Toren" - wieder einmal. Bereits beim 2:2 gegen Lok Moskau zum Auftakt sowie beim 1:3 auswärts bei den Bayern wiesen die "Bullen" einen deutlich besseren xG-Wert als ihr Gegner auf, beim 3:1 in Moskau sowieso. Hätten sie diesen auch auf dem Feld umsetzen können, hätte Salzburg nun acht Punkte mehr auf dem Konto und stünde im Achtelfinale.

Marsch ärgert verpasstes erstes Tor

In der Realität darf der österreichische Serienmeister "nur" im Sechzehntelfinale der Europa League weitermachen und kann sich an der Tatsache erfreuen, erneut mit einem Weltklasse-Gegner mitgehalten haben zu können. "Wir verabschieden uns von der Champions League mit erhobenem Haupt", erklärt Junuzovic nach dem Aus. Und sein Coach Jesse Marsch holt zu einer Lobrede auf sein junges Team aus:

"Wir haben richtig gut gespielt. Wir haben unseren Fußball repräsentiert, die Jungs haben für alles gekämpft, wir haben gegen Top-Gegner gespielt und immer unsere Qualität gezeigt. Leider ist das am Ende gegen einen solchen Gegner nicht genug. Es ist eine Enttäuschung, aber auch ein stolzer Moment, dass wir so gut gespielt haben."

Für den US-Amerikaner war der Führungstreffer für Atletico der Knackpunkt des Spiels. Danach konnten die Madrilenen ihren davor schon enorm defensiv ausgelegten Matchplan noch effizienter verwirklichen. Marsch analysiert: "Ich habe vor dem Spiel gesagt, das erste Tor ist wichtig. Sie haben ihr Art und wir haben unseren Fußball gespielt. Am Ende haben sie mit dieser Strategie gewonnen. Das ist schwierig für uns, weil das Spiel vielleicht ganz anders läuft, wenn wir das erste Tor machen."

An den Chancen dafür mangelte es gegen Atletico, das als La-Liga-Spitzenreiter erst zwei Gegentreffer in zehn Meisterschaftsspielen einstecken musste, jedenfalls nicht, das weiß auch Marsch. "In der ersten Phase des Spiels hatten wir viele Chancen, Mergim hat den Pfosten getroffen. Gegen eine solche Mannschaft, die so gut und stark verteidigt und einen unglaublich guten Torwart hat, ist es nicht einfach, ein Tor zu erzielen", verlässt der US-Amerikaner die Red Bull Arena unzufrieden.

Hat Atletico den Schiri beeinflusst?

Seinen Teil zu Marschs Gemütslage trägt auch das Verhalten von einigen Atletico-Kickern bei Zweikämpfen bei. Immer wieder gingen die Madrilenen auch nach leichten Berührungen unter lautem Geschrei zu Boden, vor allem Joao Felix packte alle Tricks aus und holte auch den Freistoß vor dem 0:1 heraus, nachdem er leicht von Zlatko Junuzovic getroffen wurde. Marsch hätte diese Situation anders bewertet als Schiedsrichter Anthony Taylor, er sagt: "Ich glaube, es war kein Foul von 'Zladdi' an Joao Felix. Ich muss sagen, der Gegner ist immer gefallen, wenn es Kontakt gab. Und die Bank und alle vom Gegner haben immer geschrien und das hat einen Effekt auf den Schiri."

"Übeltäter" Junuzovic sieht die Sache etwas gelassener: "Ich berühre den Ball ein bisschen. Solche Situationen hat es viele im Spiel gegeben. Dass das mit einem Tor bestraft wird, ist so", will der Routinier keine Fehlentscheidung vom englischen Schiedsrichter-Gespann erkannt haben.

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