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Die Bestätigung, die Salzburg noch fehlte

Mega-Spiel in Anfield als letzte Bestätigung. RBS nun für jeden Gegner bereit?

Die Bestätigung, die Salzburg noch fehlte Foto: © GEPA

"Ein absolutes Highlight - das kann man schon sagen. Für die ganze Mannschaft war das bisher das beste Spiel im Leben", strahlte Dominik Szoboszlai.

Der 18-jährige Ungar steht sinnbildlich für die Generation der jungen Wilden beim FC Salzburg, der in einem spektakulären Champions-League-Spiel dem großen FC Liverpool ein 3:4 an der Anfield Road abtrotzen konnte.

Die 90 Minuten waren aber viel mehr als nur ein Spiel und eine Niederlage, es war viel mehr die endgültige Bestätigung, dass mit diesem Team alles möglich.

Die Devise: Wenn man dem amtierenden CL-Sieger im ehrwürdigen Anfield Stadium Paroli bieten kann, dann kann man es ohne Bedenken mit jedem aufnehmen.

"Ein Lerninput, dass wir auf diesem Niveau bestehen können"

Zwar hatten die Bullen ihre Talentproben schon in der glorreichen Europa-League-Saison 2017/18 gegen Teams wie Borussia Dortmund, Lazio Rom oder Olympique Marseille abgeliefert. Oder auch in der vergangenen Spielzeit gegen Teams wie RB Leipzig oder Napoli.

Schon unter Marco Rose wussten die Mozartstädter, dass man international mit Top-Teams mithalten kann. Und trotzdem war der Auftritt an der Merseyside so etwas wie eine Offenbarung, nun endlich on top angekommen zu sein.

Selbst Trainer Jesse Marsch gab sich nach dem Spiel nicht dem Understatement hin, sondern feierte die Feste wie sie fallen - trotz Niederlage nach unglaublicher moralischer Leistung.

"Am Ende ist es ein großer Lerninput, dass wir auf diesem Niveau, gegen solche Gegner, in diesen Stadien bestehen können, wenn wir unseren Fußball spielen. Dann haben wir immer eine Chance", tönte der US-Amerikaner. Konzentration, Selbstvertrauen, das eigene Spiel, Schnelligkeit und Intelligenz sind dabei für ihn die entscheidenden Schlagwörter.

Wöber: "Komme wer wolle - ich denke, wir sind bereit"

Trotzdem darf man sich nie zufrieden geben, sondern muss auch aus diesem Duell seine Lehren ziehen. "Wir müssen noch besser werden und die Erfahrung für die nächsten vier Spiele in diesem Turnier nützen", so Marsch.

Auch die Spieler waren von diesem Gefühl nach dem Showdown überwältigt und hätten wohl Bäume ausreißen können, nachdem sie sogar von den Liverpool-Fans mit Standing Ovations gewürdigt wurden und Jürgen Klopp sowie die Gegenspieler ihnen aufmunternde Worte zuflüsterten.

Der neue Abwehrchef Maximilian Wöber war stolz auf den Selbst-Beweis. "Auf alle Fälle! Wenn man an der Anfield Road gegen Liverpool zumindest 75 Minuten bestehen kann, dann kann man das gegen jeden. Das ist die beste Mannschaft der Welt, die hat letztes Jahr die Champions League gewonnen und dominiert im Moment die Premier League. Komme wer wolle – ich denke, wir sind bereit", schickt der 21-jährige Wiener eine Kampfansage an die Konkurrenz.

Andreas Ulmer stellt im Sinne des Kapitäns die Mannschaftsleistung in den Vordergrund und schwärmt vor allem von der vorherrschenden Mentalität im Team.

Lernbereitschaft spricht für Salzburgs Team und Entwicklung

Wäre diese nicht vorhanden gewesen, wäre Salzburg nach dem 0:3-Rückstand wohl eingebrochen. Doch wie schon Virgil van Dijk lobend erwähnte, war Liverpool darauf eingestellt, dass die Gäste - egal bei welchem Spielstand - nie aufgeben werden.

"Wenn man sich so zurückkämpft, dann spricht das für die Mannschaft. Da kann man nur sagen: Hut ab! Es hat nicht viel gefehlt, dann hätten wir was mitgenommen. Aber auf jeden Fall wird das Spiel lange Zeit im Kopf drinnen bleiben", war Ulmer noch von den Geschehnissen in der Kultstätte Anfield überwältigt.

Vor allem kann Salzburg auch aus der Niederlage unglaublich viel für die Zukunft mitnehmen. Hadern über die unglückliche Pleite war bei RBS noch nie vorrangig. Viel mehr überwiegt die Selbstkritik und der Wille, beim nächsten Mal noch stärker zu sein.

"Unser junges Team ist so gewachsen und hat so viel gelernt. Das ist die erste Niederlage diese Saison – wir haben auf jeden Fall ein starkes Team, aber werden viel mitnehmen, lernen viel dazu und werden besser - das ist das Ziel", bestätigt auch Marsch diese Sichtweise.

"Haben uns selbst bewiesen, wie weit wir eigentlich schon sind"

Und der Neo-Trainer schafft es, dass die Mannschaft auf derselben Welle schwimmt, seine Sichtweise teilt und auch umzusetzen vermag.

"Wir haben uns vor allem als Mannschaft selbst bewiesen, wie weit wir eigentlich sind und was wir draufhaben. Ich glaube, das war vielen noch nicht bewusst, dass wir so stark sein können. Aber jetzt wissen wir es", lächelt Wöber, der einer der wenigen Spieler ist, die bereits Champions-League-Erfahrungen mit Ajax Amsterdam sammeln durfte.

Das Comeback nach dem 0:3-Rückstand war ebenso eindrucksvoll wie die Tatsache, drei Tore in der Festung Anfield erzielt zu haben, was davor nur Barcelona, Real Madrid und Chelsea gelungen war.

Deshalb meint auch Ulmer: "Ich glaube, dass wir sehr viel mitnehmen können. Positives, wie auch was wir besser machen können. Hier drei Tore zu schießen, gelingt nicht jedem."

Alles offen in der Gruppe? Stankovic gibt Versprechen ab

Die nächsten großen Herausforderungen lassen nicht lange auf sich warten, schon in drei Wochen geht es gegen den SSC Napoli darum, die gezeigte Leistung zu bestätigen.

Respekt war auch vor den "Reds" vorhanden und wird auch bei den anderen Gruppengegnern vorhanden sein. Angst scheint für die jungen Salzburger jedoch ein Fremdwort zu sein.

"Jetzt haben wir den Doubleheader gegen Napoli. Ich finde, dass Liverpool die beste Mannschaft der Welt ist und gegen Napoli haben wir schon letztes Jahr gespielt und auch gewonnen. Vor allem zu Hause werden wir ganz anders auftreten wie hier in der ersten Halbzeit – das kann ich versprechen", kündigt Torhüter Cican Stankovic bereits an.

Auch Szoboszlai sieht in der Gruppe noch keinerlei Vorentscheidung: "Es ist gar nichts verloren. Wir haben noch Napoli zwei Mal und Liverpool zu Hause. Wir müssen einfach so spielen, wie hier in der zweiten Halbzeit. Dann kann alles passieren."

Revanche an Liverpool? "Dann geht die Post ab"

Es ist diese positive Energie, die den österreichischen Doublesieger auch immer wieder pusht, der stetige Hunger nach mehr - auch wenn man schon so viel erreicht hat.

In der Bundesliga ungeschlagen zu bleiben, reicht schon lange nicht mehr. Nun heißt es, in der Champions League ernsthaft um den Aufstieg in die K.o.-Phase mitzuspielen.

"Wir haben heute gezeigt, dass wir gegen jeden Punkte mitnehmen können, von dem her wollen wir das jetzt auch gegen Napoli im Hin- und Rückspiel machen und dann schauen wir, was rauskommt", ist Wöber in Gedanken schon bei der nächsten internationalen Herausforderung.

Und auch mit Liverpool hat man noch ein Hühnchen zu rupfen. Denn im Rückspiel in Salzburg wollen sich die "Bullen" von Anfang an anders präsentieren und zurückschlagen. Eine ähnliche Erfolgsserie, die Liverpool im eigenen Stadion hat, hat nämlich auch RBS vor eigenem Publikum.

Deshalb kündigt Stankovic an: "Ja, klar. Man hat gesehen, was zweite Halbzeit möglich ist, wenn wir so spielen wie in der Bundesliga - immer mit viel mehr Selbstvertrauen, viel besser mit dem Ball, ohne Angst vor dem Gegner. Wir sind jetzt keine Mannschaft, die mit hohen Bällen operieren kann, das können wir einfach nicht, das sind wir nicht. Wenn wir so spielen, geht es nach hinten los - so wie in der ersten Halbzeit. Aber wenn wir den Ball flach halten mit unseren schnellen, technisch guten Spielern, dann geht die Post ab."

In puncto Entwicklung ist bei Salzburg schon die vergangenen Jahre ordentlich die Post abgegangen. Diese letzte Bestätigung, wie in Liverpool, war jedoch noch ausständig.

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