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Klopp nach Sieg gegen RBS: Lektion für die "Reds"

Salzburgs Leistung überraschte Superstar Van Dijk nicht. Klopp zieht Lehren.

Klopp nach Sieg gegen RBS: Lektion für die Foto: © getty

Was muss passieren, dass das sonst stets laute Stadion an der Anfield Road verstummt?

Stimmt, FC Salzburg muss den großen FC Liverpool an den Rande einer Niederlage treiben. Ausgerechnet in ihrer Festung, ausgerechnet kurz nach dem Gewinn der Champions League, ausgerechnet nach einer 3:0-Führung.

Die Bullen haben sich trotz Lobeshymnen von den Reds im Vorfeld teuer verkauft und bewiesen, dass sie auch mit den ganz großen Kalibern mithalten können.

Auch Trainer Jürgen Klopp war bei der Pressekonferenz nach dem Spiel die Erleichterung über den 4:3-Sieg (Spielbericht >>>) anzumerken, betont aber, dass RB Salzburg den "Reds" Rätsel aufgegeben hat, aus diesen man in den nächsten Spielen lernen will.

"Ein anderes Team bricht bei O:3 auseinander, aber Salzburg hat dann gebrannt", zollt der deutsche Erfolgstrainer RBS den größten Respekt.

Klopp: "War eine sehr wichtig Lektion für uns"

"Wir haben ihnen die Türen geöffnet. Dann machen sie noch das Tor vor der Halbzeit. Wir haben alles versucht, aber hatten unseren Weg verloren. Bei allen Toren von ihnen haben wir leichtfertig den Ball verloren, das waren alles Konter. Das macht nicht viel Sinn, aber es passiert. Es war eine sehr wichtige Lektion für uns heute! Wir haben zum Glück gewonnen und lernen hoffentlich daraus. Wir haben es intensiver gemacht, als notwendig. Aber nur das Resultat zählt, jetzt geht es weiter."

Bis zum Anschlusstreffer hatte nur Liverpool gespielt und vor allem mit dem Trio an vorderster Front - Mo Salah, Roberto Firmino und Sadio Mane - Salzburg vor anfangs unlösbare Aufgaben gestellt.

Ausgerechnet der Ex-Salzburger Mane eröffnete den Torreigen, das 2:0 durch Robertson war ein One-Touch-Football-Goal der Extraklasse und Salah sorgte mit dem 3:0 für klare Verhältnisse.

"Es war offensichtlich, dass wir den sehr erfolgreichen Weg verlassen haben. Wir waren sehr gut organisiert, mit einer klaren Idee und Identität und haben all das gespielt, was sie nicht wollen - mit High-Speed. Wir haben drei Tore erzielt und hätten noch mehr schießen können, analysierte der Welttrainer des Jahres.

Lob für Salzburgs Antwort nach dem 0:3

Doch der schnellen Reaktion und dem taktischen Geniestreich von Jesse Marsch war es zuzuschreiben, dass Liverpool danach nicht mehr so zur Entfaltung kam.

"Sie haben dann das System geändert – das ist erlaubt. Das war heute ein Problem, weil wir aus irgendeinem Grund unser Spiel verändert haben, wir waren zu hektisch. Das Hauptproblem war, dass wir verrsucht haben, unsere Angriffe über die Mitte abzuschließen. Sie gingen dann weniger Risiko, hatten den Zehner zwischen den Linien. Wir haben aber noch immer probiert durchs Zentrum zu spielen, haben dort die Bälle verloren und Konter erhalten. Das hat das Momentum des Spiels verändert."

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Auch der möglicherweise derzeit beste Verteidiger der Welt, Virgil van Dijk, konnte nicht ganz begreifen, wie Liverpool das Spiel so aus der Hand geben konnte.

"Es waren viele Tore! Ich denke, wir sind sehr gut gestartet, nach dem Tor, das wir kassiert haben, haben sie offensichtlich an mehr geglaubt und waren besser. Die ersten 20 Minuten nach der Pause haben sie sehr gut gespielt", lobte der niederländische Nationalspieler. "Man muss ihnen Anerkennung zollen – viel Pressing, gute Momente und wir konnten die zweiten Bälle nicht gewinnen. Aber: Wir sollten keine drei Gegentore zu Hause kassieren."

Klopp konnte bei 3:3 nichts ausschließen

In der Premier League eilt das Team von der Merseyside von Sieg zu Sieg, in der Champions League stand man nach der Auftaktniederlage in Neapel aber sofort unter Druck.

Dass dann noch die Mentalitätsmonster aus Salzburg kamen, hinterließ scheinbar Spuren. Van Dijk nennt auf trockene Art und Weise Gründe, warum man drei Gegentore bekommen hat:

"Salzburg ist ein sehr gutes Team, das ist ein großer Grund. Ein anderer ist, dass wir es besser machen müssen", nimmt der Abwehr-Hüne aber schon auch seine Teamkollegen in die Pflicht.

Denn selbst Klopp war sich nach dem 3:3-Ausgleich nicht ganz sicher, in welche Richtung die Partie kippen wird und möglicherweise Salzburg das 4:3 macht. "Angst habe ich beim Fußball relativ selten. Aber ausschließen konnte ich es auch nicht."

Van Dijk: "Wir wussten, dass sie nie aufgeben"

Das Tor zum 3:3 habe ihn selbst weniger gestört als die Entstehung, wo die Positionierung danebenging und man trotz Führung den Gegner dazu einlud, seine Stärken auszuspielen. An der Abstimmung müsse man arbeiten, am besten noch vor dem Wochenend-Duell mit Leicester.

Wurde Liverpool trotz aller Vorwarnungen schlussendlich doch von Salzburg überrascht? Van Dijk verneint klar und deutlich: "Nein, wir haben sie sehr gut analysiert und wussten, dass sie nie aufgeben werden, egal was passiert. Sie spielen auch ein bisschen ähnlich wie wir, spielen auch mit sehr viel Energie, Pressing und Läufen in die Räume. Wir dürfen nicht vergessen, dass Salzburg auch ein gutes Team ist. Ich will aber auch nicht sagen, dass wir sehr schlecht gespielt haben, aber in gewissen Momenten hätten wir es besser machen können und in anderen Momenten waren sie einfach sehr gut."

"Wenn wer einen Beweis gebraucht hat, Salzburg hat es heute gezeigt"

Auch Klopp fühlte sich nur bestätigt: "Salzburg hat das einfach toll gemacht, ich habe es vorher schon gesagt. Wenn wer einen Beweis gebraucht hat, sie haben es heute gezeigt."

Dabei gibt er zu, nichts Neues gelernt zu haben, was er nicht ohnehin schon wusste.

"Ich habe gewusst, dass wir Salzburg Probleme bereiten können und auch, dass Salzburg uns Probleme bereiten kann - wenn wir es zulassen. Das ist das Thema. Das Schöne bei so einer jungen Mannschaft ist, dass das keine negativen Erfahrungen sind. Sie sind hergekommen mit 20 gewonnenen Liga-Spielen, haben das erste CL-Spiel 6:2 gewonnen. Dann kriegen sie eine halbe Stunde eine richtige Lektion, aber dann lassen wir sie wieder schnuppern. Da können sehr viele Spieler etwas mitnehmen. Bei Salzburg war keiner unglücklich. Sie waren nicht froh, dass sie verloren haben, aber sie waren froh, weil sie das dann noch so offen gestalten konnten. Aber auch ich habe sehr viele positive Dinge von uns gesehen. Man kann nicht hier sitzen und glauben, dass wir Salzburg 5:0 oder 6:0 aus dem Stadion schießen – auch wenn es anfangs so aussah. Ich wusste aber, dass es nicht so kommen wird."

Großes Lob also von Liverpools Trainer und Spielern, und auch die Fans quittierten die Leistung der Gäste mit Standing Ovations und Szenenapplaus. Ein klares Zeichen, dass in Salzburg sehr viel richtig gemacht wird.

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